Lebensdaten
1459 – 1506 oder 1507
Geburtsort
Nürnberg
Sterbeort
Lissabon
Beruf/Funktion
Seefahrer ; Kaufmann ; Kosmograph ; Mathematiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118654829 | OGND | VIAF: 34537786
Namensvarianten
  • Behaim, Martin
  • Behaim von Schwarzbach, Martin
  • Behaim, Martino
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Zitierweise

Behaim, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118654829.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Martin Behaim (1430–74), Tuchhändler, S des Michael Behaim s. (3);
    M Agnes Schopper von Schoppershof ( 1487);
    1486 Johanna, T des Jobst Hurter von Mauerkirchen, portugiesischer Statthalter auf Fayal (Azoren), und der Brigitta von Macedo;
    S Martin Behaim

  • Biographie

    B. arbeitete als junger Kaufmann auf Handelsreisen für sein väterliches Haus, vor allem in Flandern, und erwarb sich gute astronomische Kenntnisse, ob als Schüler des Regiomontanus, der 1471-75 in Nürnberg weilte, ist etwas zweifelhaft. Nach verschiedenen Reisen nach Lissabon (1479, 1481, 1484) an den Hof König Johanns II. von Portugal wurde er in dessen Junta für die nautischen Entdeckungen gezogen und nahm als Kosmograph 1484-85 an der Expedition des Diego Cão teil, bei der die Westküste Afrikas an der Kongomündung sowie bis zum Kap Negro und zur Walfischbai nach Süden aufgeklärt wurde. Nach glücklicher Rückkehr hochgeehrt, wurde B. Ritter des Christusordens und ließ sich auf den Azoren nieder. Weitere Fahrtversuche scheiterten. Bei einem Besuch aus Familiengründen in Nürnberg 1491-93 schuf er 1492 nach einer verlorengegangenen Weltkarte den berühmt gewordenen ersten Erdglobus, den er selbst Erdapfel nannte (jetzt im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg), unterrichtete andere in der Konstruktion solcher Globen und gab damit der mathematischen Geographie und Kartographie des Entdeckungszeitalters einen wichtigen Anstoß. Seine Karte und ähnliche Globen beeinflußten viele folgende große Entdeckungsfahrten. Doch hat man früher die Bedeutung B.s überschätzt. Der Karteninhalt des Erdapfels ist unsicher und vielfach ungenau, die geographischen Kenntnisse der Zeitgenossen wurden nicht übertroffen, eine reale Vorstellung von einem westlichen Kontinent hat B. vor den Fahrten des Kolumbus nicht besitzen können. Der Erdapfel ist eher ein Zeitdokument als eine überragende persönliche Leistung. Doch ist B. einer der wenigen mitteleuropäischen Vertreter in der frühen Entdeckungsgeschichte.

  • Werke

    Der Behaim-Globus zu Nürnberg, Faksimile-Wiedergabe in: Ibero-Amerikan. Archiv 17, 1943.

  • Literatur

    ADB II;
    S. Günther, M. B., 1890 (P);
    E. G. Ravenstein, M. B., his life and his globe, London 1908;
    M. A. H. Fitzler, M. B., d. erste Deutsche i. d. Walfischbucht, in: Koloniale Rdsch., 1936;
    R. Hennig, Terrae incognitae, Leiden 1936–39;
    H. Kohlhausen, Der „Erdapfel“ M. B.s v. J. 1492, in: Atlantis 10, 1938;
    N. Jacques, M. B., Seefahrer u. Sternenrechner, 1942;
    ders., Der Sternenrechner B., 1947;
    W. Schultheiß, M. B., in: Nürnberger Gestalten aus neun Jhh., 1950;
    ders., Des Seefahrers M. B. Geburts- u. Todestag, in: Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 42, 1951.

  • Autor/in

    Carl Rathjens
  • Zitierweise

    Rathjens, Carl, "Behaim, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 2 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118654829.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Behaim: Martin B., (s. o. S. 274). Verfertiger des ersten Erdglobus, geb. zu Nürnberg um 1459, 29. Juli 1506. Nürnberg war damals die|Werkstatt vieler schöner Künste, insbesondere astronomischer und nautischer Instrumente, seitdem hier der Astronom Regiomontanus von 1471—1475 die Verfertigung derselben zu hoher Vollkommenheit erhoben hatte. Ob B. schon sein Schüler gewesen, ist zweifelhaft, gewiß aber, daß er, nach mehreren Handelsreisen in Italien, Oesterreich, Flandern, am Hofe Johanns II. von Portugal als gelehrte Autorität galt, zur Junta für die nautischen Entdeckungen gehörte, ein Astrolab verfertigte und Declinationstafeln berechnete, und mit Diego Cão, 1484—86, eine 19 Monate währende Entdeckungsreise längs der Westküste Afrikas ausführte, wofür er zum Ritter des Christusordens erhoben wurde. Schon 1486 ging er nach Fayal, einer der Azoren, heirathete die Tochter des Stadthalters Jobst v. Hurter, besuchte 1491—93 seine Vaterstadt Nürnberg, verfertigte hier für dieselbe „aus Fürbitt und Begehr“ den ersten, noch vorhandenen Erdglobus, und starb nach mannigfachen Fährlichkeiten auf Gesandtschaftsreisen in portugiesischen Diensten in Lissabon am 29. Juli 1506. — Der Deutsche Behaim ist mit den großen iberischen Entdeckern in einflußreicher Verbindung gewesen, nur ist dieselbe, wie überhaupt seine nautischen und geographischen Verdienste, mehrfach überschätzt worden. Neuere Untersuchungen haben unwidersprechlich dargethan, daß der weit westlich im Ocean lebende Deutsche den Columbus in seinem Plane, nach Westen zu segeln, bestärkt und ermuntert und so zur Entdeckung Amerikas beigetragen hat, aber es ist übertrieben, daß er schon Kenntniß von Amerika gehabt habe. In gleicher Weise mag er auch Vespucci, Gama bei ihren Seereisen förderlich gewesen sein. Auch Magalhaens mag schon, wie Pigafetta berichtet, eine Seekarte Behaim's gesehen haben, welche an der Ostküste Südamerikas unter höheren Breiten eine Straße nach der Südsee verhieß, — ist doch eine solche Straße unter 45° s. Br. auch schon auf Schöner's Globus vom J. 1520, nach Ruysch' Karte zum Ptolemaeus vom J. 1507, angegeben. Wenn wir aber seine Kenntnisse nach seinem Globus bemessen, auf dem sich bei Breitenbestimmungen an Küstenpunkten, die er selbst besucht haben will, Fehler bis zu 16 Grad finden, während die damaligen iberischen Lootsen bei Beobachtungen auf dem festen Lande selten Fehler über 1 Grad, und andere Schüler Regiomontan's nur Fehler von einigen Bogenminuten machten, so reduciren sich dieselben sehr wesentlich. — Behaim's „Apfel“ oder Globus ist wiederholentlich in der Größe des Originals herausgegeben und beschrieben worden: von Doppelmayr 1730, von v. Murr 1778, 1801, französisch von J. Jansen; am besten von Ghillany 1853, mit einer Einleitung A. v. Humboldt's „Ueber die ältesten Karten des Neuen Continents und den Namen Amerika“. Am gründlichsten ist B. gewürdigt von Humboldt im Examen critique, von Peschel, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen, 1853, S. 91, 616; Geschichte der Erdkunde, 1865, S. 215, 226, 251; von Ziegler, Columbus und Martin Behaim, in Petermann's Mitteilungen, 1858, S. 429.

  • Autor/in

    Löwenberg.
  • Zitierweise

    , "Behaim, Martin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 2 (1875), S. 276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118654829.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA