Lebensdaten
1899 – 1975
Geburtsort
Lauterbach (Hessen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
kommunistischer Wirtschaftspolitiker ; Schriftsteller
Konfession
-
Normdaten
GND: 118612999 | OGND | VIAF: 23759548
Namensvarianten
  • Selbmann, Friedrich Wilhelm
  • Skowronek (Pseudonym)
  • Selbmann, Fritz
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Zitierweise

Selbmann, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118612999.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N. (1872–1928), Kupferschmied in L., in mehreren örtl. Vereinen als Schriftführer aktiv, 1914–18 Mil.dienst, lokale Parteiarbeit als SPDMitgl., S e. Webereibes. aus Meerane (Sachsen);
    M N. N., aus L., Näherin, KPDMitgl., während d. 2. Weltkriegs Buchführung in e. Metzgerei, lebte nach 1945 b. S.;
    1924 oder 1925 N. N. ( 1939), T e. Bergmanns;
    1 S Erich (1926–2006), 1953 Chefredakteur d. Dtld.senders, 1958 Intendant d. Berliner Rundfunks, 1966 Chefredakteur d. DDR-Nachrr.sendung „Aktuelle Kamera“, 1978–89 stellv. Vors. d. Staatl. Komitees f. Fernsehen u. Leiter d. Bereichs Dramat. Kunst (s. Wer war wer DDR; Biogr. Hdb. SBZ/DDR; W), 1 T.

  • Biographie

    Nach Abschluß der Volksschule in Lauterbach war S. 1915–17 als Bergmann in Werne (b. Bochum) tätig. Während des Militärdienstes 1917–20 wurde er 1918 Mitglied des Arbeiter- u. Soldatenrats in Naumburg. 1920–24 fand er in verschiedenen Tätigkeiten sein Auskommen, u. a. als Bergmann. 1920 trat er der USPD und 1922 der KPD bei. 1924 wurde er Organisationsleiter der KPD in Bottrop und 1925–28 Gauführer des Roten Frontkämpferbundes (RFB) Ruhrgebiet, zugleich auch Mitglied der RFB-Bundesführung sowie der KPD-Bezirksleitung Ruhrgebiet. 1928/29 nahm er auf Weisung der KPD an einem Kurs der Internat. Lenin-Schule in Moskau teil (Ps. Skowronek). Nach seiner Rückkehr übernahm S. die Funktion des für Gewerkschaftsarbeit zuständigen Sekretärs der KPD-Bezirksleitung Ruhrgebiet. 1929/30 war S. als Redakteur der Zeitung „Ruhrecho“ in Essen sowie als Abgeordneter der KPD im Rhein. Provinziallandtag tätig. Während er 1930–32 als Abgeordneter dem Preuß. Landtag angehörte, leitete er die KPD-Bezirke Oberschlesien (1930/31) und Sachsen (1931–33). 1932 in den Reichstag gewählt, setzte er seine politische Arbeit nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten illegal in Leipzig bis zu seiner Verhaftung im April 1933 fort. Nach zweijähriger Untersuchungshaft verurteilte ihn der 1. Senat des Volksgerichtshofes „wegen Vorbereitung zum Hochverrat“ zu sieben Jahren Zuchthaus. Im Anschluß an die Einzelhaft im Zuchthaus Waldheim (1935–40) wurde er in den Konzentrationslagern Sachsenhausen (1940–42), Flossenbürg (1942–45) und Dachau (1945) inhaftiert.

    Nach Leipzig zurückgekehrt, übernahm S. die Leitung des „Provisorischen Zentralausschusses des Antifaschistischen Blocks“. 1945/46 wirkte er als Präsident des Landesarbeitsamts und Vizepräsident der Landesverwaltung Sachsen für Wirtschaft und Arbeit. Nach der Vereinigung von KPD und SPD zur SED im April 1946 gehörte S. zu deren politischer Führungsspitze. Zunächst blieb er als Minister für Wirtschaft und Wirtschaftsplanung (1946–48) in Sachsen, dann ging er als stellv. Vorsitzender der Dt. Wirtschaftskommission (DWK) und Leiter der|Hauptverwaltung Industrie (1948/49) nach Berlin (Ost). 1949 wurde S. Mitglied des Dt. Volksrates. Nach der Gründung der DDR im Okt. 1949 stand er an der Spitze der Ministerien für Industrie (1949/50, 1953–55), Schwerindustrie (1950/51) sowie Hüttenwesen und Erzbergbau (1951–53). 1953 leitete er die dt. Seite der Kommission zur Übernahme der letzten SAG-Betriebe durch die DDR. Am 17. Juni 1953 stellte sich S., der als umgänglich galt, vor dem Haus der Ministerien der Diskussion mit den Streikenden. 1949–63 war er Abgeordneter der Volkskammer, 1954–58 Mitglied des ZK der SED, 1955–58 Stellv. Vorsitzender des Ministerrates sowie Vorsitzender der Kommission für Industrie und Verkehr beim Präsidium des Ministerrates, 1957/58 Vorsitzender der „Kommission für den technischen Fortschritt“ im Fachapparat des ZK. Dieser Ämter ging S., der Ulbricht kritisch gegenüberstand, verlustig, nachdem er im Febr. 1958 in der Parteiführung der SED wegen „Managertums“ und Unterstützung der „revisionistischen“ Fraktion Schirdewan-Wollweber-Ziller angegriffen worden war. Die Rückversetzung in den Stand eines Kandidaten des ZK war mit einer strengen Rüge verbunden.

    Nachdem S. auf den Posten des stellv. Vorsitzenden der Staatlichen Plankommission und jenen des Leiters der Abteilung Bilanzierung und Verteilung der Produktionsmittel (1958–61) abgeschoben worden war, übte er 1959 Selbstkritik. 1960 mit dem Orden „Banner der Arbeit“ ausgezeichnet, übernahm er noch die Funktionen des stellv. Vorsitzenden des Volkswirtschaftsrats (1961–64) und des Leiters der Kommission für Wissenschaftlich-technische Dienste (1963/64). Seit 1964 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin (Ost) und bekleidete 1969–75 die Funktion eines Vizepräsidenten des DDR-Schriftstellerverbandes. Seine Erinnerungen wurden wegen der Passagen über den 17. Juni 1953 erst nach Ende der DDR publiziert.

  • Auszeichnungen

    Held d. Arbeit (1953);
    VVO (1964);
    Karl-Marx-Orden (1969);
    Nat.preis II. Kl. (1969);
    Gedenktafel am Geburtshaus in Lauterbach.

  • Werke

    Wahrheit u. Wirklichkeit, Krit. Essays über Fragen d. Philos. u. Geistesgesch., 1947;
    Die neue Epoche d. techn. Entwicklung, 1956 (mit G. Ziller);
    Ein Za. stellt sich vor, 1957;
    Die lange Nacht, 1961;
    Die Söhne d. Wölfe, 1965;
    Alternative, Bilanz, Credo, Versuch e. Selbstdarst., 1969;
    Der Mitläufer, 1972;
    Ausgew. Reden u. Art. 1945–1957, 1974 (Bibliogr.);
    Acht Jahre u. e. Tag, Bilder aus d. Gründerjahren d. DDR, Mit e. Nachwort v. Erich Selbmann, 1999.

  • Literatur

    M. Reso (Hg.), Kumpel u. Min., Erinnerungen an F. S., 1979;
    F. Pergande, Blick auf Faschisten, in: FAZ v. 29. 7. 1999;
    Biogr. Hdb. SBZ/DDR;
    Munzinger;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Biogr. Hdb. Kommunisten (P).

  • Autor/in

    Peter Hübner
  • Zitierweise

    Hübner, Peter, "Selbmann, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 211-212 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118612999.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA