Lebensdaten
1901 – 1984
Geburtsort
Stettin
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Journalist ; Politiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118604791 | OGND | VIAF: 62022804
Namensvarianten
  • Sänger, Fritz Paul
  • Friebe, Günther (Pseudonym)
  • Monten, Matthias (Pseudonym)
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Zitierweise

Sänger, Fritz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118604791.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul ( 1908), Großhandels-Exportkaufm.;
    M Ida Kempe ( 1945);
    3 Geschw;
    1) 1922 Charlotte Hintze (1900–70), 2) 1936 Susanne Kühne ( 1981), 3) 1984 Irmgard Schäfer, Dolmetscherin in M.;
    1 S aus 1) Siegfried (1923–94), 2 T aus 2) Gisela (* 1938), Christiane (* 1940).

  • Biographie

    Während seiner Stipendiatenzeit am Lehrerseminar in Pyritz (bis 1921) trat der aus bürgerlichem, nach dem frühen Tod des Vaters verarmtem Hause stammende S. im Frühjahr 1920 der SPD bei. Wenige Monate später wurde er Redakteur der vom Preuß. Lehrerverein herausgegebenen Halbmonatsschrift „Der Ruf“. Nach dem Lehrerexamen volontierte er beim „General-Anzeiger für Stettin und die Provinz Pommern“. Danach machte S. eine Verbandskarriere im Dt. Beamtenbund, seit 1927 in Berlin als dessen Verbindungsmann zum Reichstag und zum Preuß. Landtag, um im April 1927 als Redakteur der „Preuß. Lehrerzeitung“ nach Magdeburg zu gehen. Seit 1928 zugleich Sekretär des Preuß. Lehrervereins in Berlin, wurde er nach der nationalsozialistischen Machtübernahme zunächst beurlaubt, dann entlassen. Mit seiner Abfindung als Startkapital gründeten S. und einige Gleichgesinnte 1934 ein Pressebüro, dessen Schwierigkeiten ihn veranlaßten, 1935 eine Aushilfsstelle als Pressestenograph beim Dt. Nachrichtenbüro (DNB) anzunehmen. Als ihm nach wenigen Wochen wegen seiner sozialdemokratischen Vergangenheit gekündigt wurde, ergab sich die Möglichkeit, in die Berliner Redaktion der „Frankfurter Zeitung“ einzutreten, für die er|an den Reichspressekonferenzen teilnahm. Heimlich sammelte und sicherte er dabei jahrelang Presseanweisungen der NS-Führung, die er später dem Bundesarchiv übergab. 1975 verfaßte S. auf der Basis dieses umfangreichen Materials eine Monographie über den „Mißbrauch der Presse im Dritten Reich“. Als die Frankfurter Zeitung im Herbst 1943 geschlossen wurde, gelang es ihm, als Berliner Korrespondent des „Neuen Wiener Tagblatts“ und der „Kieler Zeitung“ unterzukommen und den Kontakt zum sozialdemokratischen Widerstand zu halten, wo er für die Zeit nach Hitlers Sturz als Chef des DNB vorgesehen war.

    Tatsächlich wurde S. im Juli 1947, nach einer ersten Phase als Chefredakteur der brit. Militärzeitung „Braunschweiger Neue Presse“, der „Braunschweiger Zeitung“ und des Sozialdemokratischen Pressedienstes in Hannover, Geschäftsführer des „Dt. Pressedienstes“ (Hamburg). Bei der Fusion der Nachrichtenagenturen in den westlichen Besatzungszonen wurde er am 1.9.1949 Chefredakteur der „Dt. Presse-Agentur“; das Jahrzehnt bis zu seiner Entlassung 1959 war geprägt vom Dauerkonflikt mit Adenauer und der Bundesregierung. Danach arbeitete er verstärkt für die SPD, zunächst als Redakteur des „Godesberger Programms“ (1959), dann 1961-69 als Bundestagsabgeordneter. Anläßlich seines 80. Geburtstags stiftete seine Partei 1982 einen Preis für mutigen Journalismus, dessen Annahme bei der geplanten 4. Verleihung 1989 von den Preisträgern mit Hinweis auf S.s journalistische Tätigkeit im „Dritten Reich“ verweigert wurde.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Presserats, d. Rundfunkrats v. NWDR, NDR u. d. Dtld.funks, d. Beirats d. Dt. Wochenschau sowie d. Kuratoriums d. Stiftung „Hilfswerk 20. Juli 1944“ (1969-71 Vors.);
    Ehrenmitgl. d. Sektion f. diplomat. u. internal Fragen d. Inst. f. soziolog. Forsch. d. Univ. Tel Aviv (1971);
    ital. Verdienstorden (1957);
    Verdienstkreuz I. Kl. d. niedersächs. Verdienstordens (1967);
    Gr. BVK (1969);
    Alexander-Zinn-Preis, Hamburg (1979).

  • Werke

    Soz. Demokratie, Bemerkungen z. Grundsatzprogramm d. SPD, 1960;
    Pol. d. Täuschungen, Mißbrauch d. Presse im Dritten Reich, Weisungen, Informationen, Notizen 1933-1939, 1975;
    Verborgene Fäden, Erinnerungen u. Bemerkungen e. Journalisten, 1978;
    Der Freiheit dienen, Krit. Kommentare z. Zeitgeschehen, Vorwort v. Willy Brandt, 1985;
    Hg.:
    Hdb. d. Dt. BT 1949, 1952, 1954, 1957;
    Wahlhdb., 1965 (mit K. Liepelt).

  • Literatur

    A. Stentebjerg, Der Fall F. S., Chronol. e. Auseinandersetzung um d. Neutralität d. Dt. Presse-Agentur u. ihren Ghefredakteur, Mag.arb. Berlin 1976;
    Das Parl. Nr. 52 v. 26.12.1981 (P);
    K. Pokatzky, in: Die Zeit v. 18.12.1981 (P);
    O. Köhler, Wir Schreibmaschinentäter, 1989, S. 254-59;
    N. Frei, Ein Mutiger, kein Held, Der „Fall Sänger“ u. d. journalist. Ethik in totalitären Systemen, in: FAZ, Wochenendbeil. v. 31.3.1990;
    B. C. Hesslein (Hg.), F. S., Ein Mutiger – kein Held, Darst. e. Kontroverse, 1991;
    J. Unger-Bruckmann, F. S. u. d. Presse im „Dritten Reich“, Dipl.arb. Hamburg 1991;
    A. Martin, F. S., Journalist d. „Frankfurter Ztg. in d. J. 1935-1943, Mag.arb. München 1997;
    Klimesch (P);
    Munzinger;
    Biogr. Hdb. MdB; |

  • Nachlass

    Nachlaß: Slg. Sänger im BA (Zsg. 102), im Archiv d. soz. Demokratie, im IfZ München u. im Inst. f. Ztg.forsch. Dortmund.

  • Autor/in

    Norbert Frei
  • Zitierweise

    Frei, Norbert, "Sänger, Fritz" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 350-351 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118604791.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA