Lebensdaten
1905 – 1982
Geburtsort
Stargard (Pommern)
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Politiker der DP und der CDU
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118581112 | OGND | VIAF: 8179857
Namensvarianten
  • Merkatz, Hans-Joachim von
  • Merkatz, Hans Joachim von
  • Merkatz, Hans J. von

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Zitierweise

Merkatz, Hans-Joachim von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581112.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus preuß. Offiziers- u. Beamtenfam.;
    V Benno (1879–1915), Hauptm., S d. Majors Benno (1840–92) u. d. Eva v. Lessel (1846–1910);
    M Amély (1884–1961), T d. Hermann Schneider, Grubenbes. u. Bgm. in Wetzlar, dann in Wiesbaden, u. d. Agathe Meyer;
    Wusterwitz (Neumark) 1937 Margarethe (1910–78), T d. Bernhard Müller, Gutsbes. zu Wusterwitz, u. d. Marie-Luise Heine;
    3 T (1 früh †), u. a. Monika ( Eckhard v. Hinüber, * 1935, Kieferchirurg).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Staatl. Bildungsanstalt in Naumburg/Saale und einer landwirtschaftlichen Ausbildung studierte M. 1928-31 Jura und Nationalökonomie in Jena und München und promovierte 1934, zwischen dem Referendar- und Assessorexamen (1931 bzw. 1935), zum Dr. iur. Berufliche Anstellung fand er zunächst als Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches Öffentliches Recht und Völkerrecht (1935), dann am Ibero-Amerikanischen Institut in Berlin (1938), dessen Generalsekretariat er bis 1945 leitete. Aus zweijährigem Kriegsdienst wurde er 1941 wegen schwerer Erkrankung entlassen aus jenen Jahren datiert seine Freundschaft mit Ernst Jünger, dem er zeitlebens eng verbunden blieb.

    1945 floh er mit seiner Familie vor Sowjet. Truppen nach Niedersachsen. Dort schloß sich M., der aus seiner Sympathie für die Monarchie auch in späteren Jahren kein Hehl machte, der von Heinrich Hellwege gegründeten Niedersächs. Landespartei – der späteren Deutschen Partei (DP) – an und wirkte als Rechtsberater ihres Direktoriums. Rasch erfolgte nun der Aufstieg zu hohen Partei- und Staatsämtern: 1947 vertrat M. die DP als Fraktionssekretär im Niedersächs. Landtag, 1948/49 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Parlamentarischen Rat, 1949-60 als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. 1952 wurde er Direktoriumsmitglied, 1953 Fraktionsvorsitzender der DP, 1955 schließlich deren stellvertretender Bundesvorsitzender. Im selben Jahr trat er als Bundesminister für Angelegenheiten des Bundesrats in das zweite Kabinett Adenauer ein. Diese Funktion bekleidete er bis 1962. Zugleich übernahm er zeitweise auch das Bundesjustizministerium (1956/57) und das Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte (1960/61).

    M. gilt als Vater von Artikel 102 des Grundgesetzes, der die Todesstrafe abschaffte; der Antrag war von seinem Parteifreund Hans-Christoph Seebohm im Parlamentarischen Rat gestellt worden, doch formuliert hatte ihn M. Er blieb seiner Überzeugung treu, auch als seine Fraktion bereits in der 1. Legislaturperiode die Wiedereinführung der Todesstrafe forderte. Er unterstützte die Europapolitik von Konrad Adenauer, forderte aber bereits 1956, diplomatische Beziehungen zu Polen aufzunehmen.

    Am 1.7.1960 gab M. – gemeinsam mit acht weiteren Bundestagsabgeordneten – seinen Austritt aus der DP bekannt und beschleunigte dadurch den von ihm später bedauerten Niedergang dieser prot.-konservativen, im bäuerlichen und bürgerlichen Mittelstand Norddeutschlands verankerten Partei. Nach seinem Austritt aus der DP wechselte M. zur CDU und blieb bis 1969 Mitglied des Bundestages. Er widmete sich jetzt verstärkt kultur- und europapolitischen Aufgaben. Von seinen zahlreichen diesbezüglichen Ämtern ragen besonders die des Präsidenten des Ostdeutschen Kulturrats (1958–79), des deutschen Vertreters im Exekutivrat der UNESCO (1964–68) und des Vorsitzenden der Paneuropa-Union (1967–79) hervor. Daneben war M. seit 1951 Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarats, seit 1952 Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Montanunion und 1952/53 zugleich Mitglied der Ad-hoc-Versammlung zur Schaffung der Statuten der Europäischen Gemeinschaft. Zwischen 1959 und 1972 wirkte er auch als Lehrbeauftragter (seit 1966 als Honorarprofessor) für staats- und völkerrechtliche Probleme der europ. Integration an der Univ. Bonn.

    M. gehörte zu den profiliertesten konservativen Politikern in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit. Sein Konservativismus-Verständnis gründete in der christlich-abendländischen Tradition und in einem von humanistischer Universalität geprägten Menschenbild. Nationalstaatliches Handeln bemühte er sich stets vor dem Hintergrund gesamteuropäischer Verantwortung zu sehen. Als wichtigste Aufgabe seines auf Ausgleich und Verständigung bedachten Wirkens empfand M. die Wahrung des gesamteurop. Geistes- und Kulturerbes.

  • Auszeichnungen

    Bayerischer Verdienstorden (1972).

  • Werke

    Pol. Entwicklung u. rechtl. Gestaltung d. Ministerverantwortlichkeit, Eine vgl. Studie, Diss. Jena 1934, 1935;
    Die Umgestaltung d. dt. Kohlenbergbaues sowie d. dt. Stahl- u. Eisenindustrie u. d. Zuständigkeit d. Besatzungsmächte, Ein Rechtsgutachten (masch.). 1951;
    Vier J. DP-Politik im Bundestag, Ber. d. Bundestagsfraktion d. Deutschen Partei anläßlich d. Hamburger Parteitages im Mai 1953, 1953;
    Die konservative Funktion, Ein Btr. z. Gesch. d. pol. Denkens, 1957;
    Pol. im Widerstreit, 1957;
    Unser Weg in d. Union, o. J.;
    Die pol. Pflichten u. Rechte d. dt. Beamten, 1962 (mit U. Scheuner);
    In d. Mitte d. Jh., Pol. Lebensfragen unserer Zeit, 1963. – Hrsg.: Deutschland-Taschenbuch, Tatsachen u. Zahlen, 1954 (mit W. Metzner);
    Besinnung auf Preußen, 1964 (mit H. v. Koenigswald);
    Völkerwanderung heute, Zum 70. Geb.tag v. P. P. Nahm, 1971;
    Fremd in Deutschland? Hörspiele-Funkerzählungen-Essays, 1973;
    Aus Trümmern wurden Fundamente, Vertriebene-Flüchtlinge-Aussiedler, Drei J.zehnte Integration, 1979. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Archiv f. Christl. Demokrat. Pol. d. Konrad-Adenauer-Stiftung, St. Augustin.

  • Literatur

    R. Holzgräber, Die DP, Partei e. neuen Konservativismus?, in: Parteien in d. Bundesrepublik, Stud. z. Entwicklung d. dt. Parteien bis z. Bundestagswahl 1953, 1955, S. 407-49;
    H. Meyn, Die Deutsche Partei, Entwicklung u. Problematik e. nat.-konservativen Rechtspartei nach 1945, 1965;
    Amtl. Hdb. d. Dt. Bundestages, 5. Wahlperiode, 1965, S. 307;
    M. Jenke, Die nat. Rechte, Parteien, Politiker, Publizisten, 1967;
    P. P. Nahm (Hrsg.), Kultur u. Pol. im Spannungsfeld d. Gesch., H.-J. v. M. z. 70. Geb.tag, 1975;
    Wi. 1981.

  • Porträts

    in: G. Mundt u. J.-L. Dortans (Bearb.), Die Deutsche Partei (Deutsche Partei/Freie Volkspartei), 1957.

  • Autor/in

    Frank-Lothar Kroll
  • Zitierweise

    Kroll, Frank-Lothar, "Merkatz, Hans-Joachim von" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 142-143 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118581112.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA