Lebensdaten
1657 – 1726
Geburtsort
München
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Mystikerin ; Karmelitin
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118573233 | OGND | VIAF: 14811531
Namensvarianten
  • Lindtmair, Maria Anna Josepha
  • Lindmayr, Maria Anna Josepha a Jesu
  • Lindtmair, Maria Anna Josepha a Jesu
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Zitierweise

Lindmayr, Maria Anna Josepha, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118573233.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz ( 1690), Kammerdiener d. Hzg. Maximilian Philipp v. Bayern;
    M Maria Eva, T d. Gastgebs u. Weinwirts Hans Prämer in M.;
    B Philipp Franz ( 1750), Dr. theol., Germaniker, Kanonikus v. St. Andre in Freising, Geistl. Rat u. Gen.visitator d. Bistums Freising, Gründer d. „Petriner“-Priesterhäuser in Dorfen, Miesbach, Lenggries u. München.

  • Biographie

    L. zählt zu den markanten Vertreterinnen einer Barockmystik, wie sie unter dem Einfluß span.-mystischer Literatur seit dem 17. Jh. in Altbayern, Schwaben und Österreich in Erscheinung trat. Sie wuchs ohne besondere schulische Bildung in einer Atmosphäre strenger Religiosität heran. Daß von ihren 11 überlebenden Geschwistern alle vier Brüder nach Absolvierung des Münchener Jesuitengymnasiums den geistlichen Stand wählten und eine Schwester in den Prager Karmel eintrat, mag die prägende Kraft dieser Atmosphäre veranschaulichen. Auch in L. regte sich frühzeitig „ein lust … zu den geistlichen sachen“ und zum klösterlichen Beruf, zumal seit jenem inneren Erlebnis in ihrem 16. Lebensjahr, das sie in ihren autobiographischen Aufzeichnungen rückschauend ihre „bekehrung“ zu nennen pflegte. Damals vertraute sie sich der Leitung von Jesuiten an, die sie durch härteste Kasteiung auf den „Weg der Vollkommenheit“ zu führen suchten. Sich häufende nervöse Krankheitszustände vereitelten indes wiederholt ihre Aufnahme in ein Kloster. Da ihre Eltern schließlich auf eine eheliche Versorgung drängten, legte sie 1684 in die Hände ihres damaligen Beichtvaters P. Ludwig Bilbis die Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab und kleidete sich fortan in dunkle Gewänder. Drei Jahre später schloß sie sich wenigstens als Tertiarin dem Karmelitenorden an und lud dessen ganze Bußstrenge auf sich. Karmeliten übernahmen nun auch ihre Seelenführung und verwiesen sie in ihrem mehr und mehr von ekstaseähnlichen Vorgängen begleiteten beschaulich-mystischen Streben auf das Vorbild Theresias von Avila. Gleich dieser erlitt sie 1699, auf einem Höhepunkt ihrer inneren Entwicklung, die „transverberatio“.

    Ihre Mystik, merkwürdig der „Welt“ der Armen Seelen geöffnet, erfuhr durch den Ausbruch des Span. Erbfolgekrieges eine Wendung zum Prophetischen. Apokalyptisch anmutende Visionen ließen L. die Bayern drohende Katastrophe als göttliches Strafgericht ankündigen. Ihre Bilder und Einsprechungen lösten zuerst erbitterten Widerspruch aus; unter dem Eindruck der Schlacht am Schellenberg b. Donauwörth (2.7.1704) aber beugten sich die Bayer. Landstände und die Münchener Bürgerschaft ihrem Mahnruf. Sie gelobten am 17. Juli, knapp einen Monat vor der vernichtenden Niederlage des Kf. Max Emanuel in der Schlacht bei Höchstädt und Blindheim (13.8.), feierlich die Stiftung einer Votivkirche zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, deren Bau noch während des Krieges (1711) nach Plänen von Viscardi begonnen wurde (1718 von Fürstbischof Eckher geweiht). Auf L.s Betreiben wurde der Kirche ein Karmelitinnenkloster angegliedert und von Nonnen aus dem Prager Karmel|(darunter ihre leibliche Schwester) besiedelt. 1712 trat sie selber, bereits 55jährig, als Novizin diesem Konvent bei. Ihm diente sie die letzten 14 Jahre ihres Lebens als Krankenschwester, Priorin und Novizenmeisterin.

    Seit dem Eintritt ins Kloster wurde es merklich ruhiger um ihre Person. Die fromme Aufmerksamkeit begann eine andere visionäre Mystikerin auf sich zu lenken: die Franziskanerin Maria Crescentia Höß (1682–1744) im Kaufbeurer Maierhof-Kloster. Ihre Bekanntheit übertraf bald bei weitem jene der L. – dank der Vermittlung des neuen Superiors im Kaufbeurer Jesuitenkolleg P. Caspar Mändl, der einst L. geistlich betreut hatte.

    Unmittelbar nach dem Tod von L. leitete Fürstbischof Eckher von Freising den Informativprozeß für ihre Seligsprechung ein, doch kam dieser zum Erliegen, als Eckher starb (1727). Während der Säkularisation von 1802/03 wurde das Dreifaltigkeitskloster aufgehoben und die Grablege L.s in der Klostergruft zerstört. Erhalten aber blieb bis heute die Kirche mit der durch ihre Visionen inspirierten Dreifaltigkeitsdarstellung auf dem Hochaltar, in der der Hl. Geist als Jüngling erscheint (Altarblatt v. J. A. Wolff).

  • Literatur

    F. J. Nock, Leben u. Wirken d. Dienerin Gottes M. A. J. a Jesu L., unbeschuhte Carmelitin im Dreifaltigkeitskloster zu München, ²1887;
    H. Graßl, M. A. J. à Jesu L. u. d. Entwicklung d. span. Mystik in Altbayern, in: Der Zwiebelturm 10, 1952, S. 237-39;
    B. Hubensteiner, Die geistl. Stadt, Welt u. Leben d. Johann Franz Eckher v. Kapfing u. Liechteneck, Fürstbischofs v. Freising, 1954, S. 207-18;
    ders., Das span. Jh., in: ders., Land vor d. Bergen, Essays, 1970, S. 43-63;
    ders., Vom Geist d. Barock, Kultur u. Frömmigkeit im alten Bayern, ²1978, S. 187-203;
    K. L. Lippert, Giovanni Antonio Viscardi 1645-1713, Stud. z. Entwicklung d. barocken Kirchenbaukunst in Bayern, 1969, S. 29-58;
    K. Pfeffer, M. A. J. a Jesu L., in: G. Schwaiger (Hrsg.), Bavaria Sancta, Zeugen christl. Glaubens in Bayern, II, 1971, S. 226-41;
    M. Weitlauff, Die selige Maria Crescentia Höß v. Kaufbeuren, ebd., S. 242-82;
    M. Heinrichsperger, Nachrr. aus Briefen vor 250 J. üb. Crescentia Höß u. M. A. J. L., 1971;
    H. Glaser (Hrsg.), KL Max Emanuel, Bayern u. Europa um 1700, I-II, 1976 (Ausst.kat.). |

  • Nachlass

    Nachlaß: München, Archiv d. Provinzialates d. Unbeschuhten Karmeliten (autobiogr. Aufzeichnungen, Briefe aus d. Maierhof-Kloster in Kaufbeuren).

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Lindmayr, Maria Anna Josepha" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 607-608 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118573233.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA