Lebensdaten
1704 – 1730
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Küstrin
Beruf/Funktion
preußischer Offizier ; Freund Friedrichs des Großen
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 11856062X | OGND | VIAF: 803985
Namensvarianten
  • Katte, Hans Hermann von
  • Catte, Johann Hermann von
  • Katte, Hans H. von
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Zitierweise

Katte, Hans Hermann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856062X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Hans Heinrich Gf. (preuß. Gf. 1740, 1681-1741), auf Wust usw., preuß. GFM (s. ADB 15; Priesdorff I, S. 118 f., P), S d. Hans (1633–84), magdeburg. Hof- u. Kammerrat, sachsen-coburg. GR u. Hofmarschall, Landrat u. Amtshauptm. zu Jerichow u. Sandau, u. d. Eva Auguste v. Stammer;
    M Dorothee Sophie (1684–1707), T d. preuß. GFM Alexander Hermann Gf. v. Wartensleben|(1650-1734) u. d. Sophie Dorothee v. May; Verwandte Matthias Joh. Gf. v. d. Schulenburg (1661 1747), kursächs. GFM (s. ADB 32); Melusine Gfn. v. d. Schulenburg (1667–1743), Hzgn. v. Kendal, Mätresse Kg. Georgs I. v. England (s. ADB 32);
    Vt Hans Frdr. (1698–1764), preuß. Gen. (s. ADB 15; Priesdorff I, S. 337 f.); - ledig.

  • Biographie

    Nach dem Tod der Mutter lebte K. auf Doorth bei Deventer, in Berlin und auf Wust bei verschiedenen Familienmitgliedern. 1717-21 besuchte er das Hallesche Pädagogium, studierte anschließend in Königsberg und Utrecht, reiste nach England, Frankreich und Venedig. In England besuchte er wohl seine mütterliche Gönnerin und Tante Melusine Gräfin von der Schulenburg, Herzogin von Kendal, die allmächtige Dame Englands. 1724 trat K. mit Rücksicht auf den König in das Kürassierregiment Gens d'armes ein, avancierte 1729 zum Leutnant und 1730 zum Premierleutnant. 1728 wurde er zusammen mit seinem Vater zum Johanniterritter geschlagen. Im Regiment wurde Kronprinz Friedrich auf K. aufmerksam, der Flöte spielte, dichtete und ein wenig komponierte, der belesen und weltgewandt war. Aus Interesse für die Mathematik und Mechanik nahm K. an dem Unterricht teil, den Senning dem Kronprinzen erteilte. In Ansichten und Sitten unterschied sich K. kaum von anderen gebildeten jungen Militärs seiner Zeit. Sein Verhältnis zum Kronprinzen entwickelte sich zu einer recht engen Freundschaft. K. besorgte Aufträge für Friedrich und trat wohl auch in nähere Beziehung zur Prinzessin Wilhelmine. Im Frühjahr 1730 vertraute ihm Friedrich – sicherlich in Kenntnis von K.s Beziehungen zu Melusine von der Schulenburg – seine Fluchtpläne an und bat um Hilfe, die K. zusicherte. K. gehörte zur englischen Partei am Hofe. Nach dem gescheiterten Fluchtversuch wurde K., der nach seinen Aussagen die Flucht mehr verhindern als fördern wollte, am 16.8.1730 in Berlin verhaftet. Das Kriegsgericht erkannte auf ewiges Gefängnis und bestätigte diesen Spruch auch auf Einspruch des Königs. Rasend vor Wut, in seinem absolutistischen Selbstverständnis gekränkt, ließ Friedrich Wilhelm I. für die Opposition bei Hofe und für den renitenten Adel im Lande – die Kattes gehörten zu den immer wieder frondierenden Adelsfamilien im Erzstift Magdeburg und der Altmark, die Friedrich Wilhelm auch in seinem Testament 1722 als „schlimme ungehorsame“ Leute charakterisierte – ein Exempel statuieren. Er verwandelte das „lebenslänglich“ des Kriegsgerichts durch Machtspruch aus dem Kabinett in ein Todesurteil (1.11.1730). Nur aus Rücksicht auf die Familie sollte K. ohne vorheriges Reißen mit glühenden Zangen enthauptet werden. Der königliche Machtspruch wurde auf der Festung Küstrin vor den Augen des Kronprinzen, den der König zum Zuschauen zwingen ließ, vollzogen.

  • Literatur

    ADB 15;
    Wahre Nachr. v. d. scharffen Execution d. Lieutnants v. K. …, 1731, Neudr. 1907;
    F. K. Frhr. v. Moser, Kgl. Kab.-Justiz-Mord v. 1730, in: Patriot. Archiv f. Dtld. III, 1785, IV, 1786;
    Dokumente z. Gesch. d. Enthauptung d. Gf. v. K. im J. 1730, in: Eklekt. Mschr. H. 2, Nr. 3, 1785;
    R. Koser, Gesch. Friedrichs d. Gr., 4 Bde., ⁵1914;
    E. Lavisse, Die Jugend Friedrichs d. Gr. 1712–40, 1919;
    W. Hegemann, Das Jugendbuch v. großen König od. Kronprinz Friedrichs Kampf um d. Freiheit, 1930;
    C. Hinrichs, Der Kronprinzen-Prozeß, Friedrich u. K., 1936;
    T. Fontane, Wanderungen durch d. Mark Brandenburg II u. III 1971. - Literar. Bearbb.:
    J. G. Schlumberger, Lieutnant v. K. od. d. Kronprinzen Flucht, Drama, 1834;
    A. Lewald, K., Roman, 1840;
    T. Posthumus, Friedrich d. Gr. Jugendj., 1840;
    P. Wilcken, K. od. d. Prüfungstage Friedrich d. Gr., Hist. Charaktergem. in 3 Aufzügen, 1842;
    J. Mosen, K., Drama, 1842;
    C. Wilberg, H. H. v. K. (6.11.1730) (Gedicht 2. H. 19 Jh.);
    Ferd. Schmidt. Friedrich d. Gr. b. z. s. Thronbesteigung, o. J.;
    A. Jordan, K., Epos, 1854;
    G. zu Putlitz, Kronprinz Friedrich d. Gr. u. H. H. v. K., 1857, auch in: Brandenburg. Geschichten, 1862;
    C. v. Bolanden, Der Gefangene v. Küstrin, in: Hist. Novellen üb. Friedrich II. v. Preußen u. s. Zeit I, 1865;
    A. C. Strahl, Friedrich d. Gr. in volkstüml. Gedichten, 1905;
    A. Schaeffer, K. (Tragödie), 1912;
    H. Burte (d. i. H. Strübe), K., Schauspiel in 5 Aufzügen, 1914;
    P. Sommer, Erll. zu Hermann Burtes K., o. J.;
    P. Ernst, Preußengeist, Drama, 1915;
    J. v. d. Goltz, Vater u. Sohn. Drama, 1919;
    P. Schulze Berghof, K.s letzte Stunden. 1925;
    Rud. v. Katte, K.s Tod, 1930;
    G. v. Brockdorff, K., die Gesch. e. Freundschaft, 1934;
    H. Rehberg, Friedrich Wilhelm I., Schauspiel, 1935;
    W. May, Friedrich u. K., 1942.

  • Porträts

    Gem. v. G. Lisiewsky, 1730 (Heidelberg, Prof. Gisbert zu Putlitz), Abb. in: GHdA, Gfl. Häuser A VI;
    vgl. Martin v. Katte, H. H. v. K. im Bildnis, 1974 (Typoskript).

  • Autor/in

    Gerhard Knoll
  • Zitierweise

    Knoll, Gerhard, "Katte, Hans Hermann von" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 329-330 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856062X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Katte: Hans Hermann v. K., geb. am 28. Februar 1704, am 6. November 1730, Sohn des 1741 als preußischer Feldmarschall verstorbenen Hans Heinrich v. K. Nach einer sorgfältigen Ausbildung, welche ursprünglich die Vorbereitung zu der juristischen Laufbahn bezweckt hatte, widmete sich K., wie es heißt gegen seine Neigung, dem Soldatenstande. Als Lieutenant im Regiment der Gensd'armes zu Berlin bald in enge persönliche Beziehungen zu dem Kronprinzen Friedrich getreten, wurde K. der Vertraute der Entweichungspläne, mit denen der Prinz seit Ende 1729 sich trug. Nach der Entdeckung des vereitelten Fluchtversuchs vom 4. August 1730 wurde K., der trotz einer Warnung seine Rettung versäumt hatte, zu Berlin verhaftet. Dasselbe Kriegsgericht, das sich zur Urtheilsprechung über den Thronfolger für incompetent erklärt hatte, verdammte K. zu ewiger Festungsstrafe, indem bei Stimmengleichheit die für den Tod abgegebenen Stimmen als Minorität angesehen wurden. Als bei einer von Friedrich Wilhelm I. angeordneten nochmaligen Aufnahme des kriegsrechtlichen Verfahrens die Abstimmung zu demselben Ergebniß führte, verwandelte der König das Erkenntniß in ein Todesurtheil. Am 6. November 1730 wurde K. zu Küstrin auf den Richtplatz geführt, vor dem Gefängniß des Kronprinzen wechselte er Abschiedsworte mit dem am Fenster stehenden Freunde, der ohnmächtig zusammenbrach. Ob der Sandhaufen, vor dem knieend K. den Todesstreich empfing, von dem Fenster des Kronprinzen gesehen werden konnte, vermag mit Sicherheit nicht gesagt zu werden.

    • Literatur

      Informatio ex actis, bei Preuß, Lebensgeschichte Friedrichs des Großen, Bd. IV., 470. — [Danneil,] Vollständige Protokolle des Köpenicker Kriegsgerichts. Berlin 1861. — Hoffbauer, Die Hinrichtung des H. H. v. Katte (Mittheilungen des historisch-statistischen Vereins zu Frankfurt a. O. VI. VII).

  • Autor/in

    Koser.
  • Zitierweise

    Koser, "Katte, Hans Hermann von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 455-456 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11856062X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA