Lebensdaten
1884 – 1962
Geburtsort
Böhmisch Kamnitz
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Maler ; Zeichner ; Illustrierter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118547755 | OGND | VIAF: 18013848
Namensvarianten
  • Hegenbarth, Josef Franz
  • Hegenbarth, Josef
  • Hegenbarth, Josef Franz
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Zitierweise

Hegenbarth, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118547755.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jos. Ignaz (1846–1916), Glasfabr. u. -raffineur, S d. Franz (s. Gen. 1);
    M Joh. Maria (1860–1929), T d. Lüsterfabr. Elias Palme in Steinschönau u. d. Glashändlers-T Johanna Günther;
    Vt Emanuel (s. 1) - ⚭ Johanna (* 1897), T d. Architekten Gg. Aster (* 1849, s. ThB) u. d. Camilla Olga Schauer; kinderlos.

  • Biographie

    Die zeichnerische Begabung H.s zeigte sich schon im jugendlichen Alter. 1905 siedelte er nach Dresden über, um sich bei seinem Vetter Emanuel als Künstler auszubilden. 1908 bezog er die Dresdener Kunstakademie. Als sein eigentlicher Lehrer ist G. Kuehl anzusprechen. Hier lernte H., im Gegensatz zur eigenen Veranlagung, aus der Phantasie zu gestalten, sich mit der Natur auseinanderzusetzen. 1916 war er in Prag Schüler August Brömses und wurde Mitbegründer der Prager Sezession. 1919 kehrte er nach Dresden zurück und blieb hier mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tode als freier Künstler ansässig. 1946-49 wirkte er als Professor und Leiter einer Graphikklasse an der Hochschule für Bildende Künste.

    Das Jahrfünft nach der Rückkehr aus Prag gehörte den Zeichnungen zu zyklischen Gestaltungen von Werken der Weltliteratur in den verschiedensten Techniken, die H. in Radierungen übersetzte und in Mappenwerken zusammenfaßte. 1925 wendete er sich mit der Darstellung des Aktuellen, wo es zu treffen war, der „freien“ Zeichnung zu. Er fand es vor allem in den Vergnügungsstätten, in Theater und Zirkus, auf den Sport- und Rummelplätzen, später vor allem auch im Zoo. Als Mitarbeiter der Münchener „Jugend“ und des „Simplizissimus“ wurde H. einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Daneben entstand bis 1941 ein umfangreiches Malwerk mit gleicher Thematik, pastos in einer Mischtechnik aus Eitempera und Öl bei Erhalt einer stumpfen Oberfläche vorgetragen. Standen bis 1933 Kompositionen im Vordergrunde, so herrschte später die Tierdarstellung vor.

    Unter den Nationalsozialisten wurde H. als „entartet“ verfolgt. Er zog sich seit etwa 1939 völlig zurück und begann zu illustrieren. Am Anfang dieser Tätigkeit stehen die deutschen Volks- und Kunstmärchen der Brüder Grimm, des J. K. A. Musäus und E. T. A. Hoffmanns. Es gehört zu den besonderen Merkmalen von H.s Schaffen, daß er im Laufe der Jahrzehnte die gleichen Werke weiter verbesserte und dem gewandelten Stile anglich. Feder- und Pinselzeichnung|stehen zunächst gleichwertig nebeneinander, doch wird die Federzeichnung später als leichter reproduzierbar bevorzugt. Die Feder- und Pinselzeichnungen im Frühwerk sind bestimmt, „schwebend“ im Text zu erscheinen, während in dem Spätwerk die ganzseitige Illustration überwiegt. Diese kleinformatigen Federzeichnungen werden in dünnen Strichen in leichter Lineatur zart in den Raum gesetzt. Dagegen sind die Pinselzeichnungen auf Belebung von Flächen und auf Schwarz-Weiß-Kontraste angelegt.

    Nach Rückkehr aus Böhmisch-Kamnitz, wo er die letzten Kriegsjahre verbrachte, gelangten die ersten Bände beider Stilarten zum Druck. Befreit von der Angst vor Verfolgung, begann H. jetzt die Werke der Weltliteratur zu illustrieren, in denen das groteske Element vorherrschte. Als Hauptwerk des Illustrationsstiles dieser Jahre ist die Gestaltung der 1. Fassung von Cervantes „Don Quijote von La Mancha“ mit 268 Pinselzeichnungen zu nennen (1951). Ihr folgte 1952 die erste Fassung von Gogols „Tote Seelen“ mit 320 schwebenden kleinformatigen Federzeichnungen des ersten Stiles.

    Ein dritter Stil unterscheidet sich von dem ersten durch die Verwendung der breiten Feder anstelle der spitzen. H. erreichte damit eine feste, ungebrochene Kontur, die eine monumentalere Gesinnung ausdrücken will und der Zeichnung im Druck einen den graphischen Gesetzen gehorchenden Charakter verleiht. Das erste Hauptwerk, das diese größere Strenge zeigt, ist die 2. Fassung des „Don Quijote“ von 1954, der im gleichen Jahre die Illustrationen zu Dickens' sozialkritischem Roman „Dombey und Sohn“ folgen. Dieser Stil, der versucht, sich der Konstruktion der Buchstaben, ihren Vertikalen, Horizontalen und Runden anzupassen, umfaßt die überaus fruchtbaren Jahre bis etwa 1956, darunter die „Zeichnungen zu fünf Dramen Shakespeares“. Als Hauptwerk dieses Stils bezeichnete H. selbst G. Basiles „Pentameron“ (1958).

    Von 1956 an wandelt sich die Technik erneut. In ihr begann H. nach und nach einen Stil auszubauen, in dem die tragenden Linien und Schraffuren verstärkt, das heißt in tieferem Schwarz vorgetragen werden, um ein Gerüst herauszuschälen, neben dem die zarte Zeichnung zurückgelagert stehen bleibt. Damit gelang es H., die seit seiner Jugend angestrebte realistische Welt mit der ins Abstrakte getriebenen, geistig erschauten Welt auf einem Blatte zu vereinigen. Am Anfang dieses Stiles entstanden 1957 die Federzeichnungen zu J. Gays „Die Bettleroper“. Als Hauptwerk sind unter anderem die Illustrationen zu Grimmelshausens „Simplizissimus“ (1958/59), zu „Faust I“ (1959/60) und „Faust II“ (1960/61) zu nennen.

    Neben dem Illustrationswerk liefen die sogenannten „freien“ Blätter in schwarz-weiß und farbig einher. Aus dem Themenkreis wären hier besonders die Zeichnungen zum Alten und Neuen Testament hervorzuheben. Doch ging der entscheidende Prozeß der Entwicklung in den späteren Jahren immer von den zweckgebundenen Illustrationen aus. Während aller Phasen des Schaffens setzte sich H. mit der Natur auseinander. „Die Realität und die Magie des Unwirklichen halten mich gleichermaßen in Bann“. Seine Zeichenkunst entwickelte sich selbständig und ohne Vorbild.|

  • Auszeichnungen

    Nationalpreis d. DDR (1954).

  • Literatur

    J. Reichelt, J. H., 1925 (mit 26 Tafeln);
    W. Grohmann, J. H., 1948 (mit 58 Abb.);
    ders., J. H., 1959 (mit 30 Tafeln u. 8 Federzeichnungen);
    S. Taubert, Der Buchillustrator J. H. (mit 15 Abb.), in: Das Werck d. bucher, 1957;
    F. Löffler, J. H. (mit 182 Abb., darunter 12 farbige Tafeln, 17 Abb. im Text; W, L) ;
    ders., J. H. als Illustrator (mit 20 Abb.), in: Philobiblon 7, 1963 (mit Bibliogr. d. Illustrationswerke);
    ThB;
    Vollmer. |

  • Nachlass

    Nachlaß bei Frau Johanna Hegenbarth in Dresden.

  • Porträts

    Bildnisbüste v. H. Volwahsen;
    Phot. in: Ak. d. Künste, Die Mitglieder u. ihr Werk, 19602 Lith. v. O. Dix, 1961, Abb. in: O. Dix, Das graph. Werk, 1970, Nr. 279 f..

  • Autor/in

    Fritz Löffler
  • Zitierweise

    Löffler, Fritz, "Hegenbarth, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 226-227 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118547755.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA