Lebensdaten
1836 – 1906
Geburtsort
Kirchheim unter Teck (Württemberg)
Sterbeort
Ulm/Donau
Beruf/Funktion
Techniker ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118531603 | OGND | VIAF: 77107466
Namensvarianten
  • Eyth, Eduard Friedrich Maximilian von
  • Eyth, Eduard Friedrich Maximilian (bis 1896)
  • Eyth, Max (bis 1896)
  • mehr

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Eyth, Max von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118531603.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus alter württ. Fam.;
    V Eduard (1809–84), Dr. phil., Ephorus (Vorstand) des ev.-theol. Seminars in Schöntal, dann in Blaubeuren, Übersetzer u. Dichter (s. ADB 48), S des Frdr. Gottlieb (1785–1864), GymnasialProf. in Heilbronn, aus Handwerkerfamilie;
    M Julie (1816–1904), Schriftst., T des Oberzollverwalters Max Christoph Capoll in Heilbronn u. der Hofsilberschmiedstochter Sick; ledig.

  • Biographie

    E.s Elternhaus war bestimmt von pietistischer Christlichkeit und humanistischem Geist. Frühe Begabung für Zeichnen und Mathematik drängten ihn zur Laufbahn eines Ingenieurs. Mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet verließ er nach 4 Jahren 1856 das Polytechnikum als Maschineningenieur. Auf eine Praxis bei der Maschinenfabrik von G. Kuhn in Stuttgart-Berg und die ersten Erfindungen und konstruktiven Verbesserungen sowie wissenschaftlich-literarische Arbeiten folgte eine Reise durch das Ruhrgebiet und Belgien nach England, wo E. 1861 in der Dampfpflugfabrik von John Fowler in Leeds eine Anstellung fand, ein Aufgabengebiet, das E. als technische Aufgabe und als Mission für die Landwirtschaft gleichermaßen fesselte und dem er mehr als 20 Jahre hingegeben blieb. Eine erste Auslandsreise für Fowler hielt ihn über 3 Jahre als Chefingenieur des Prinzen Halim Pascha in Ägypten fest. Dabei entwickelte er ein ungemein vielseitiges Wirken als praktischer Landwirtschaftsingenieur, mit Fowlers Dampfpflügen, mit Bewässerungspumpen und vielen anderen zum Teil selbsterfundenen Maschinen auf den Ländereien des Prinzen um die Baumwollkultur bemüht, für die der amerikanische Bürgerkrieg eine freilich kurze Hochkonjunktur für Ägypten heraufgeführt hatte. Deren Zusammenbruch gab E. wieder frei für Fowler und dessen inzwischen bedeutend vergrößertes Werk. Fast 1½ Jahrzehnte widmete sich nun E. in ununterbrochenen Reisen hin und her auf allen Kontinenten der Einführung der Dampfkultur in der Landwirtschaft.

    1882 schied E. bei Fowler aus und beschloß spontan und entgegen allen Bedenken der Fachleute, in Deutschland einen Verein zu gründen, der, nach allen Seiten unabhängig und repräsentativ, wie er es in der englischen Agricultural Society kennengelernt hatte, die ganze deutsche Landwirtschaft umfassen und ihre Förderung in freier Selbstverantwortung sich zur Aufgabe machen sollte. So wurde E. zum ideellen Schöpfer und praktischen Begründer der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. 1885 trat sie ins Leben; E. diente ihr noch 11 Jahre in Berlin als geschäftsführender Direktor, besonders ihre jährlichen großen Wanderausstellungen – E.s eigenste Idee – organisierend und sich|um die Verbindung von Landwirtschaft und Technik bemühend, überzeugt, daß engste Zusammenarbeit beider im Zeitalter der Industrialisierung Deutschlands unerläßlich sei.

    1896 zog sich E. aus Berlin zurück nach Ulm zur verwitweten Mutter, wo er noch ein äußerlich stilles Jahrzehnt verbrachte, angefüllt mit schriftstellerischen Arbeiten. Schon als Student hatte er gedichtet und geschriftstellert. Im Berufsleben war dann mehr der Ingenieur zum Wort gekommen, teils in technisch-wissenschaftlichen Untersuchungen, wie zum Beispiel E. in seiner historisch-wichtigen Veröffentlichung über den Lenoir-Motor 1861, teils in Darstellungen seiner technischen Umwelt in England, Ägypten oder USA. Seit er die Heimat verlassen hatte, hatte er fortlaufend in ausführlichen Briefen seine Erlebnisse den Eltern berichtet, Briefe, die dann der Vater gekürzt und bearbeitet seit 1871 als „Wanderbuch eines Ingenieurs“ herausgab. Nun in Ulm gab E. diese Selbstbiographie in Briefen mit Kürzungen und Zusätzen neu heraus („Im Strom unserer Zeit“), vermehrt um einen Band, der (1905) auch die Briefe aus der Zeit seiner Arbeit für die Landwirtschaftsgesellschaft an die Öffentlichkeit brachte. Weiter entstanden jetzt die Erzählungen aus der Technik „Hinter Pflug und Schraubstock“ (1899), und die großen Romane „Der Kampf um die Cheopspyramide“ (1902) und „Der Schneider von Ulm“ (postum 1906) – dichterische Verarbeitung der Technik, die, wenn auch ohne höheren literaturgeschichtlichen Rang, noch heute lebendig sind. Auch widmete sich E. nun in Vorträgen und Abhandlungen der historischen und philosophischen Vertiefung der Technik.

    In E. vereinigte sich hohe Intelligenz und ausgebreitete Bildung auf humanistischer Grundlage mit vielseitigem Künstlertum und einer natürlichen Meisterschaft im Umgang mit Menschen jeder Art und Schicht. Dabei war E. von reinster Lauterkeit des Charakters – bei aller Geschäftstüchtigkeit, und voll Geist und Humor – bei aller Schärfe seiner Beobachtungsgabe und seines Urteils. Ein wahrhaft urbaner Mensch voll Tatkraft, war er im Grunde zarten und frommen Gemütes und allezeit am liebsten still bei sich selbst zu Hause. So war er auch, ohne unharmonisch zu werden, unvermählt geblieben.

    E.s spezifisch technisches Schaffen ist noch wenig untersucht. Es lag, abgesehen von einer kurzen Befassung mit dem LenoirMotor, vorwiegend auf dem Gebiet der Dampfmaschine, der Lokomobile, des Dampfpflugs und ihrer Zubehöre. Zahlreiche Erfindungen von ihm waren patentiert, zum Teil in aller Welt, wenn sich auch keine wahrhaft umwälzenden Erfindungen an seinen Namen knüpfen. Seit 1866 beschäftigte ihn auch die Technik des Drahtseilzuges in der Binnenschiffahrt und dessen praktische Einführung in Amerika und Europa, in Deutschland namentlich auf dem Rhein seit 1873, – Erfindungen und Ingenieur-Leistungen, mit denen E. zum technischen Schöpfer der seinerzeit weit verbreiteten Seil-Schleppschiffahrt geworden ist. Sie brachten ihn auch in nahe Verbindung zu Friedrich von Holstein. E.s technische Leistungen sind von der Entwicklung überholt worden, zum Teil noch zu seinen Lebzeiten. Die bleibende Bedeutung und neue Wendung, die er sowohl vom Dampfpflug wie von der Seilschiffahrt erhoffte, sind nicht ihm, sondern den Motoren-Erfindern beschieden gewesen. Auch sein Schaffen als Erzähler und Dichter, Zeichner und Maler tritt an Bedeutung zurück hinter seiner großartigen doppelten Lebensleistung – der als Auslands-Ingenieur, wie er in seinen Briefen weiterlebt, und mit der er zugleich Wesentliches beigetragen hat zur Gestaltung und zum Ansehen des Ingenieur-Berufs überhaupt –, und der als Gründer der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, in der sein Geist weiterlebt und mit der er zugleich die Richtung wies für eine Zusammenarbeit von Technik und Landwirtschaft. – Preußischer Geheimer Hofrat (1892), Max-Eyth-Gedenkmünze in Gold (1896, ihm zu Ehren von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft gestiftet), Dr.-Ingenieur Ehren halber (Stuttgart 1905), Grashof-Denkmünze (1905).

  • Werke

    Weitere W s. Bibliogr. in: Schwäb. Lb. III, 1942, S. 175-80;
    ferner: Notice sur le touage … Système O. de Mesnil, Brüssel 1869.

  • Literatur

    M. Schefold, M. E., d. Techniker, Poet u. Zeichner, in: Westermanns Mhh 71, 1926/27, S. 390-96 (mit 8 Aquarellen); P. Gehring, in: Schwäb. Lb. III, 1942, S. 156-81 (W-Verz., L, P);
    ders., M. E. heute, in: VDI-Zs. 93, 1951, S. 2-4;
    Th. Heuss, Dt. Gestalten, 1951, S. 238-46;
    C. Weihe, M. E., e. Lb., ³1951;
    H. Rogge, Frdr. v. Holstein, M. E. u. d. Tau-Schleppschiffahrt, in: Bll. f. dt. Landesgesch. 89, 1952, S. 169-246;
    C. Matschoß, in: Große Ingenieure, ⁴1954, S. 255-65 (P);
    Bibliogr. d. württ. Gesch. VIII, 1916-1945, 1956, S. 348 ff. (L);
    Württ. Gesch.lit. d. J. 1946 ff. (Bibliogr.); Kosch, Lit.-Lex. (L). – Zur Fam.: G. Kittel, M. E. u. s. Sippe, 1937 (P).

  • Autor/in

    Paul Gehring
  • Zitierweise

    Gehring, Paul, "Eyth, Max von" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 714-715 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118531603.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA