Lebensdaten
1898 – 1985
Geburtsort
Riga
Sterbeort
Wintermoor bei Schneverdingen (Lüneburger Heide)
Beruf/Funktion
Züchtungsforscher
Konfession
-
Normdaten
GND: 117473545 | OGND | VIAF: 54926669
Namensvarianten
  • Sengbusch, Reinhold Oscar Kurt von
  • Sengbusch, Reinhold von
  • Sengbusch, Reinhold Oscar Kurt von
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Zitierweise

Sengbusch, Reinhold von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117473545.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus meckl. Fam., d. seit 1653 nachweisbar ist, zu d. auch Alexander Gottschalk (1738–1800, Reichsadel 1796), Kaufm., 1790–96 Stadthaupt in R., Alexander (1796–1882), Pastor in Pühhalep (Dagö), u. Johannes (1828–1907), Gymn.dir., russ. Wirkl. Staatsrat (alle s. Dt.balt. Biogr. Lex.), gehören;
    V Reinhold Alexander (1869–1944), Dr. med., Arzt, Röntgenol. u. Orthopäde in R., Numismatiker, S d. Oskar (1838–1900), Kaufm. in R., 1888–99 Präses d. Börsenkomitees, schwed. u. norweg. Vizekonsul, u. d. Anna Elisabeth Pychlau (1847–96);
    M Johanna (1873–1908), T d. Bernhard Max Julius Becker;
    Ur-Gvv Wilhelm (1802–80), schwed. u. norweg. Gen.konsul;
    Gr-Ov Gustav (1843–1924), beide Inh. d. Korkenfabrik A. G. Sengbusch in R., Förderer d. Dommus. ebd. (s. Dt.balt. Biogr. Lex.);
    1) 1930 Charlotte Pieske, aus Stettin, 2) Berlin 1935 Ursula (1914–82), aus Berlin, T d. Karl Johann Max Klein (1867–1930);
    3 S aus 2) Kurt (* 1935), Dr. rer. nat., Physiker in München, Werner (* 1937), Architekt in Frankfurt/M., Günter (* 1940), Physiker in Geesthacht, 1 T aus 2) Karin Riede (* 1944), Math. in Mannheim.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Riga begann S. eine Landwirtschaftslehre in Strehlitz (Prov. Posen), die er in Schildberg bei Soldin abschloß. 1920–24 studierte er Landwirtschaft an der Univ. Halle und wurde dort 1924 bei Theodor Roemer (1883–1951) mit einer Arbeit über den Wachstumsrhythmus von Zuckerrübenformen promoviert. Die Dissertation führte zu einer Anstellung in der Forschungsabteilung der Zuckerfabrik Kleinwanzleben, von wo S. 1926 an das Institut für Vererbungsforschung in Berlin-Dahlem wechselte. Seit Okt. 1927 schloß sich eine überaus erfolgreiche Tätigkeit am neu gegründeten KWI für Züchtungsforschung in Müncheberg (Mark Brandenburg) an. Forschungsschwerpunkt waren die alkaloidhaltigen, nur zur Gründüngung einsetzbaren Lupinenarten. Das Auffinden der ersten alkaloidarmen und damit als Futterpflanzen nutzbaren Formen („Süßlupine“) 1927/28 bei Lupinus luteus (Gelbe Lupine) stellte einen Durchbruch dar.

    1937 verließ S. das Institut, arbeitete als Berater für mehrere Pflanzenzuchtbetriebe und gründete im selben Jahr in Luckenwalde die private „Forschungsstelle v. Sengbusch“. Die Ergebnisse seiner Arbeiten über die neuen Lupinensorten veröffentlichte er erst 1942 (Süßlupinen u. Öllupinen, Die Enstehungsgesch. einiger neuer Kulturpflanzen). Nach der Verstaatlichung der Forschungsstelle 1945 übersiedelte S. 1948 nach Göttingen, dann nach Hamburg-Volksdorf. Seine Forschungsstelle wurde als Abteilung für Kulturpflanzenzüchtung in das MPI für Züchtungsforschung eingegliedert und erlangte 1959 den Status eines selbständigen MPI. Nach S.s Emeritierung 1968 wurde das Institut in eine Bundeseinrichtung überführt. Um einige seiner Arbeiten fortsetzen zu können, gründete er die gemeinnützige, durch institutionelle Förderer finanzierte „Forschungsstelle v. Sengbusch GmbH“.

    Die am Anfang von S.s Forscherleben stehenden alkaloidarmen Lupinenformen gelten als klassisches Beispiel für die Umwandlung einer Wildpflanze zu einer Kulturpflanze auf der Grundlage einfacher Mendelspaltungen. Die dafür entwickelten Untersuchungsmethoden waren für Jahrzehnte Vorbild für Schnelltests in der Pflanzenzüchtung. 1931 gelang es ihm, nikotinfreie tabak- und THC-freie Hanfformen zu selektieren. Grundlegende Erkenntnisse über die Geschlechtsvererbung erlangte S. bei der Züchtung monözischer (einhäusiger) faserreicher Hanfsorten, monözischen Spinats und eines rein männlichen Spargels. Mit Erfolg setzte er das an der Süßlupine demonstrierte Selektionsprinzip auch bei der Züchtung eines perennierenden Roggens mit wenig 5-Alkyl-Resorcinol ein. Nach dem 2. Weltkrieg war es v. a. die Kulturerdbeere, die S. zu neuer Bedeutung führte. Seine Erdbeerzüchtung fand bis zur Gründung der „Sengana GmbH“ 1954 Aufnahme bei der „Hanseatischen Pflanzenzüchtung“ in Ahrensburg-Wulfsdorf. Die von S. gezüchtete Sorte „Senga Sengana“ entwickelte sich wegen ihrer Ertragsleistung, besonderer Ackerfestigkeit und vielseitiger Verwendbarkeit zu der jahrzehntelang bedeutendsten europ. Sorte. 1958 kam der Kulturchampignon als Objekt vielfältiger Untersuchungen hinzu. Auch auf anderen Gebieten, so bei der Chemolyse von Oxalatsteinen in der menschlichen Niere oder bei Versuchen zur Züchtung zwischenmuskelgrätenfreier Süßwasserfische erprobte S. seine pflanzenzüchterischen Methoden, konnte diese aber wegen seiner Emeritierung nicht mehr abschließen.

  • Auszeichnungen

    Hon.prof. (Hamburg 1948);
    korr. Mitgl. d. Dt. Ak. d. Landwirtsch.wiss. Berlin (1958) u. d. Ac. Nacionale di Agricoltura Bologna (1964);
    Dr. agr. h. c. Gießen (1983).

  • Werke

    Theorie u. Praxis d. Pflanzenzüchtung, 1939;
    Neuzeitl. Erdbeeranbau, 1952 (mit E. Schuppe u. J. Luckan);
    Bitterstoffarme Lupinen I u. II, in: Der Züchter 2, 1930, S. 1 f., ebd. 3, 1931, S. 93–109;
    Die Geschlechtsvererbung b. Hanf u. d. Züchtung e. monöz. Hanfes, ebd. 15, 1943, S. 49–62;
    Auf d. Weg z. grätenlosen Karpfen, ebd. 37, 1967, S. 12–15 (mit Ch. Meske);
    Erdbeersorte Senga Sengana, ein neuer robuster Massenträger, in: Obstbau 73, 1957, S. 7;
    Das kristalline Calciumoxalat im menschl. Harn u. seine Bedeutung z. Oxalatstein-Bildung, in: Urologia Internat. 4, 1957, S. 76–95 (mit A. Timmermann);
    Klumpenförmige Champignonfruchtkörper, in: Die Naturwiss. 56, 1969, S. 30–33 (mit G. Fritsche);
    Von d. Wildpflanze z. Kulturpflanze, Eine Dok. meiner Arbb., o. J.

  • Literatur

    H. Stubbe, in: Der Züchter 28, 1958, S. 1–3;
    R. Schick, in: Theoretical and Applied Genetics (vorher: Der Züchter) 38, 1968, S. 1 (P);
    W. Hondelmann, in: Angew. Botanik 59, 1985, S. 161 f. (P);
    ders., in: Biogr. Lex. Pflanzenzüchtung II (Qu, W, L, P);
    R. Reimann-Philipp, in: MPG, Berr. u. Mitt. 5, 1986, S. 101–03 (P);
    Biogr. Hdb. Pflanzenbau.

  • Autor/in

    Walter Hondelmann
  • Zitierweise

    Hondelmann, Walter, "Sengbusch, Reinhold von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 256-257 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117473545.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA