Lebensdaten
1851 – 1943
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
preußischer Handelsminister ; Staatssekretär des Reichsschatzamts
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117390992 | OGND | VIAF: 112885433
Namensvarianten
  • Sydow, Reinhold von
  • Sydow, R.
  • Sydow, Reinhold

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Zitierweise

Sydow, Reinhold von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117390992.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Hermann S. (1824–1900, Jur., Präs. d. Appellationsger. in Münster, 1873 Unterstaatssekr. im preuß. Kultusmin., 1879–92 Präs. d. Hauptverw. d. Staatsschulden, Dr. iur. h. c. et theol. h. c., S d. Friedrich Wilhelm Martin († 1861), Tischlermeister, u. d. Charlotte Hööker (?) ( 1862);
    M Bertha Siecke ( 1900);
    4 Geschw (alle früh †);
    1877 Juliane,T d. Adolf Leonhardt (1815–80, Jur., 1865 hann. Justizmin., 1867–79 preuß. Justizmin. (s. NDB 14), u. d. Emilie Kahle;
    1 S Friedrich (1891–n. 1950), Major, 3 T u. a. Hedwig (1880–1945, Hildegard (1882–1945 Freitod, Konrad [Kurt] v. Monbart, 1881–1945 Freitod, Reg.assessor im preuß. Handelsmin., Landrat in Züllichau, 1933 Reg.präs. in Kassel, s. Wi. 1935).

  • Biographie

    S. besuchte das Graue Kloster (seit 1859) und das Wilhelms-Gymnasium in Berlin und begann dann hier und in Heidelberg ein jur. Studium, das er 1870 abschloß. Nach seiner Kriegsteilnahme wurde er Referendar in Münster, 1875 Assessor beim preuß. Kammergericht und Protokollführer der Justizkommission des Reichstags. Seit 1876 als Richter in Halle/Saale tätig, kam er 1879 als Justititiar im Nebenamt in Kontakt zur Reichspost. Als begabter Jurist machte er durch mehrere Gesetzsammlungen, die zahlreiche Auflagen erlebten, auf sich aufmerksam. 1883 folgte die Ernennung zum Oberpostrat und ständigen Hilfsarbeiter am Reichspostamt. Er wurde hier 1897 Direktor der Telegraphenabteilung, zu deren Hauptaufgaben der Ausbau des nationalen und internationalen Fernsprech-, Telegraphen- und Funkwesens gehörte, sowie zusätzlich 1901 Unterstaatssekretär. Während der Auseinandersetzungen um die Neuordnung der v. a. wegen steigender Rüstungs- und Kolonialausgaben stark defizitären Reichsfinanzen wurde S. 1908 überraschend die Leitung des Reichsschatzamtes angetragen. Die gleichzeitige Ernennung zum preuß. Staatsminister ohne Ressort verschaffte ihm stärkere politische Durchsetzungskraft als seinen Vorgängern. Obwohl an der von S. geleiteten Finanzreform, die die Agrarier bevorzugte und breite Schichten der Bevölkerung mit erhöhten oder neuen Verbrauchssteuern belastete, der Bülow’sche Block zerbrach, wurde der konservative S. 1909 preuß. Handelsminister unter Ministerpräsident Bethmann Hollweg. S. folgte dessen schwankendem Kurs zwischen Förderung von Großindustrie und Großgrundbesitz auf der einen sowie Ausbau der Sozialpolitik auf der anderen Seite bis zum Kriegsausbruch und setzte sich danach für die Realisierung auch expansiver wirtschaftlicher Kriegsziele und Abwehr der alliierten Handelsblockade ein.

    Seine Leidenschaft für das Bergsteigen führte ihn 1912–28 an die Spitze des Dt.-Österr. Alpenvereins (Mitgl. seit 1889), dessen Leitung für S., der im Okt. 1918 aus dem Staatsdienst auschied, zur Hauptbeschäftigung wurde. In dieser Funktion verweigerte er sich frühen antisemitischen Strömungen.

  • Auszeichnungen

    A E. K. 1. Kl. (1870), 2. Kl. am weißen Bd.;
    ksl. WGR u. Exzellenz (1905);
    Vors. (1905/06) u. Ehrenvors. d. Elektrotechn. Ver. (1907);
    Roter Adler-Orden 1. Kl. mit Eichenlaub (1909);
    Landwehrdienstauszeichnung 2. Kl. (1909);
    Großkreuz d. bayer. Verdienstordens v. Hl. Michael (1909);
    Gr.kreuz d. sächs. Albrechts-Ordens;
    preuß. 1. Kl.;
    Gr.komtur d. oldenburg. Haus- u. Verdienstordens d. Hzg. Peter Friedrich Ludwig;
    Dr. iur. h. c. (Königsberg 1911);
    Schwarzer Adler-Orden (1918);
    Ehrenvors. d. Dt.-Österr. Alpenver. (1928);
    S.-Str. in Bottrop u. Buer (seit 1928 Gelsenkirchen-Buer), sowie in Friedrichsfelde b. Berlin (um 1910–61 .

  • Werke

    zahlr. Reden in d. Stenograph. Berr. d. RT, d. preuß. Abg.hauses u. d. Herrenhauses;
    Die Reichsfinanzreform, RTrede 19. 11. 1908, 1908 (Sonderdr.);
    Bearbeiter mehrerer Gesetzslgg. u. Gesetzeskommentare seit 1877 (seit etwa 1899 meist mit Louis Busch, seit etwa 1905 meist v. diesem unter Weiternennung v. S. fortgeführt): u. a. Zivilprozeßordnung 1877, 221941–43;
    Konkursordnung f. d. Dt.Reich, 1878, 151929;
    Ger.vfg.gesetz, 1878, 101925;
    Ger.kostengesetz, 1879, 101920;
    Gebührenordnungf. Rechtsanwälte, 1880, 131929;
    Öff. Post- u. Telegraphenrecht im Grundriß, ²1914 bearb. v. Franz Scholz;
    Der Montagsklub in Berlin in d. J. 1899 bis 1924, 1924 (Neudr. u. Forts. bis 1935, 1936);
    Der Kampf um d. Reichsjustizreform vor 50 J., Erinnerungen, in: Dt. Rdsch. 221, 1929, S. 204–09, ebd. 222, 1930, S. 44–52;
    Fürst Bülow u. d. Reichsfinanzreform 1908/09 in: Front wider Bülow, Staatsmänner, Diplomaten u. Forscher zu seinen Denkwürdigkeiten, hg. v. F. Thimme, 1931, S. 105–35;
    zahlr. Btrr. in jur. Zss.

  • Quellen

    Qu Teilnachlaß: Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin (VI. HA, Fam.archiv Sydow; I. HA, Rep. 89, Nr. 3698, Entlassung als Staatssekr. u. Ernennung z. Handelsmin.; Nr. 29852–29853, Reichspostamt; Rep. 90A, Nr. 2092, Schwarzer Adler-Orden; Rep. 176, Nr. 9603, Nobilitierung; BA, R 43, Reichskanzlei; Nr. 2202, Entlassung als Handelsmin.).

  • Literatur

    Voss. Ztg. Nr. 558 v. 28. 11. 1897 (M), Nr. 476 v. 10. 10. 1901 (A), Nr. 87 v. 21. 2. 1908 (M);
    Norddt. Allg. Ztg. Nr. 45 v. 22. 2. 1908;
    Zs. f. Schwachstromtechnik 2 1908, S. 95;
    W. Schmidkunz, Der Ehrenvors. d. Dt. u. Österr. Alpenver., in: Mitt. d. Dt. u. Österr. Alpenver. 44 (= 54), 1928, S. 205–08 (P);
    H.-H. Borchard, 50 J. preuß. Min. f. Handel u. Gewerbe 1879–1929, 1929, S. 64–75 (P);
    Elektrotechn. Zs. 52, 1931, S. 33 (P);
    A. Schmidt, ebd. 62, 1941, S. 25 (P);
    ebd. 64, 1943, S. 88;
    E. Flemming, Staatsmin. Dr. R. v. S. z. 90. Geb.tag, in: Kali 35, 1941, S. 1 f.;
    M. Frhr. v. Braun, Von Ostpreußen n. Texas, ²1955, S. 85;
    P.-C. Witt, Die Finanzpol. d. Dt. Reiches v. 1903 bis 1913, 1970;
    K. H. Jarausch, The enigmatic chancellor, Bethmann Hollweg, 1982;
    R. Kroboth, Die Finanzpol. d. Dt. Reiches (…) 1909–1913/14, 1986;
    R. Zilch (Bearb.), Die Protokolle d. Preuß. Staatsmin., IX, 23. Okt. 1900 bis 13. Juli 1909, 2001;
    dass., X, 14. Juli 1909 bis 11. Nov. 1918, 1999;
    Degener 1914–1935;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1931;
    Wi. 1935;
    Biogr. Lex. Sozialpolitik;
    Biogr. Lex. Burschenschaft (P)

  • Porträts

    | Zeichnung v. E. Platz, Abb. in: Mitt. d. Dt. u. Österr. Alpenver. 44 (54), 1928, S. 205–08;
    Berliner Morgenpost (Pressezeichnung) Nr. 44 v. 21. 2. 1908;
    Ill. Ztg. Nr. 3374 v. 27. 2. 1908;
    Dt. Warte Nr. 52 v. 22. 2. 1908;
    Der Tag Nr. 101 v. 25. 2. 1908;
    The American review of reviews 37, 1908, S. 535;
    Die Woche 1909, I, S. 399 u. 1182;
    Karikatur v. Th. Th. Heine „Fiskus u. Kohlensyndikat“;
    „Nicht bei uns!“, Simplicissimus Bd. 13, 1908/09, S. 840;
    H. Görges, 50 J. Elektrotechn. Ver., FS, 1929;
    Von d. Reichsschatzkammer z. Bundesfinanzmin., 1969, S. 244;
    W. Hubatsch, Grundriß z. dt. Verw.gesch., XII, Abb. 146;
    Büste v. S. Zebhauser, 1994 (Alpines Mus. München).

  • Autor/in

    Reinhold Zilch
  • Zitierweise

    Zilch, Reinhold, "Sydow, Reinhold von" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 736-737 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117390992.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA