Lebensdaten
1712 – 1773
Geburtsort
Heilbronn
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
pietistischer Theologe ; Erbauungsschriftsteller ; Liederdichter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117304565 | OGND | VIAF: 54922553
Namensvarianten
  • Storr, Johann Christian der Ältere
  • Storr, Johann Christian
  • Storr, Johann Christian der Ältere
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Zitierweise

Storr, Johann Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117304565.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Fam. in Memmingen, d. seit d. 16. Jh. e. Storren (alter Baum) mit einem Pfeil als Wappen führte u. zuerst mit Melchior ( Agatha Schalck), Prädikant unter d. Gf. v. Dhaun zu Falckenstein nachweisbar ist; dessen 4 S wanderten u. a. nach Venedig aus; Melchiors Bruder Balthasar stand in Diensten Ks. Karls V.;
    V Johann Philipp (1665–1720, s. Heyd II; W. Diehl, Bad.-Württ. Pfarrerbuch I/2, 1988; M. Brecht u. a., Der Pietismus im 18. Jh., 1995, S. 231 f.), Pfarrer in Grünstadt, Insp. d. Gft. Leiningen-Westerburg u. d. Herrschaft Oberbronn, Pfarrer in Homburg v. d. H., Stadtpfarrer u. Scholarch in H.;
    M Augusta Catharina (1684–1725), T d. Michael Förtsch (1654–1724, Prof. d. Theol. in Tübingen u. Jena (s. NDB V), u. d. Sophia Barbara Laiblin;
    8 Geschw u. a. B Johann Adam (1704–39), Pfarrer in Großaspach (Württ.), Schw Maria Dorothea Margareta (* 1705, Gottfried Schwarz, Hofjuwelier in Karlsruhe);
    Backnang 1744 Euphrosina Margaretha (1719–84), T d. Conrad Melchior Rößle (* 1682), Amtmann in Plüderhausen, Rat u. Stiftsverw. in Backnang u. Esslingen, u. d. Euphrosina Dentzel (1681–1726;
    7 K (3 früh †) u. a. S Gottlob Christian (s. 2; L), Gottlieb Conrad (s. 3), Wilhelm Ludwig Friedrich (1752–1804, HR, Oberamtmann in Nürtingen, T Regina Catharina ( Georg Ernst Göz, 1737–1807, Stadtpfarrer in St.).

  • Biographie

    Der früh verwaiste und zeitlebens von Augenleiden heimgesuchte S. besuchte das Heilbronner Gymnasium sowie seit 1726 die ev. Klosterschulen in Denkendorf (Württ.), wo Johann Albrecht Bengel (1687–1752) sein Lehrer war, und seit 1729 in Maulbronn. 1731 nahm er das Studium der Philosophie und danach der ev. Theologie in Tübingen auf, wozu er das dortige Ev. Stift bezog. Fortan schloß er sich dem Pietismus an, den sein Vater noch bekämpft hatte. Seit 1735 war S. Vikar in Nagold, Gültstein, Ludwigsburg, Sulz/Neckar und Großaspach, seit 1737 Hauslehrer beim späteren Regierungsrat Reinhard Frhr. v. Gemmingen-Guttenberg (1698–1773) und seit 1739 Hofvikar bei Hzgn. Johanna Elisabetha (1680–1757) in Kirchheim unter Teck. 1743 wurde er Pfarrer in Hirsau, 1744 Diakonus an St. Leonhard in Stuttgart und noch im selben Jahr Hofkaplan beim kath. Hzg. Karl Eugen, wobei ihm 1748 wegen einer scharfen Predigt gegen den Karneval die Absetzung drohte. 1757 ging er als Archidiakonus an die Stuttgarter Stiftskirche und im selben Jahr als Stadtpfarrer an die Leonhardskirche, bevor er 1759 zum Stiftsprediger und Konsistorialrat sowie 1765 zugleich zum designierten Abt von Herrenalb (mit Sitz u. Stimme im Landtag) avancierte. Die Konsistorialstelle noch behaltend, legte er 1772 das Predigtamt nieder und vertauschte die Herrenalber Prälatur mit der zu Alpirsbach. Rufe als Theologieprofessor nach Halle, Rostock und Frankfurt/M. lehnte er ab.

    Der Bengel-Schule angehörend, zählt der skrupulöse S. zu den einflußreichen Vertretern des württ. (bes. des Stuttgarter) Pietismus im 18. Jh. Im Unterschied zu Bengels universalgeschichtlichen Spekulationen deutete S. die Apokalypse allerdings endgeschichtlich. Bekanntheit erlangte er v. a. als wirkmächtiger Prediger; in seiner Stuttgarter Zeit soll er etwa 4500 Reden gehalten haben. Überdies wirkte er als Seelsorger und Initiator von „Privaterbauungsstunden“. Schließlich trat er als Verfasser geistlicher Lieder (bes. „Es ist etwas des Heilands seyn“, 1756) und von Erbauungsschriften hervor, in denen er auch mittelalterlich-mystische und prot. Frömmigkeitstraditionen (J. Habermann, J. Arndt, G. Arnold) aufnahm. Diese Werke wurden bis in das 19. Jh. über Württemberg hinaus gelesen.

  • Werke

    u. a. Predigten über d. Sonn- u. Festtägl. Episteln u. Festtägl. Evangelien, Mit e. Vorrede v. J. A. Bengel, 3 T., 1750, ²1752 in 2 T u. d. T. Armen-Postill, ³1776 in 1 Bd. (darin: Gottlob Christian-Storr, Biogr. v. J. C. S.);
    Gottgeheiligte Flämmlein auf d. Bet-Altar d. Herzens, 1754, ³1769;
    Lautere-Milch d. Worts, 1755, um⁹1820;
    Beicht- u. Communion-Buch, 1755, 101838;
    Christl. Hausbuch, 2 Bde., 1756, ⁴1846;
    Die Bibel oder ganze hl. Schr.(…) nach d. Uebers. D. Martin Luthers (mit Vorr. über d. bibl. Bücher), 1758 (Hg.);
    Bibliogr.:
    Meusel, Bd. 13, 1813, S. 434–36;
    G. Mälzer, Die Werke d. württ. Pietisten, 1972, S. 358–66.

  • Literatur

    ADB 36;
    Gottlob Christian Storr, in: Armen-Postill, ³1776 (s. W);
    E. E. Koch, Gesch. d. Kirchenlieds, Bd. 5, ³1868, S. 99–107, Bd. 8, ³1876, S. 261–63;
    W. Claus, Württ. Väter, Bd. 1, ³1926, S. 241–66;
    M. Brecht u. a., Gesch. d. Pietismus, Bd. 2, 1995, S. 259–69;
    Ev. Lex. f. Theol. u. Gde.;
    RGG2–4;
    BBKLX (W);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W);
    – zur Fam.: E. Georgii-Georgenau, Biogr.-Geneal. Bll. aus u. über Schwaben 2, 1879, S. 993–99;
    B. Pfeiffer, Der Hoppenlaufriedhof in Stuttgart, 1912, S. 39 u. 61;
    K. Klöpping, Hist. Friedhöfe Alt-Stuttgarts, 1991, S. 119, 270 f. u. 293;
    U. Dickenberger u. a., Der Stuttgarter Hoppenlau-Friedhof als lit. Denkmal, in: Marbacher Mag. 59, 1991, 140 f. u. 180 f.;
    BBKL X (W);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W);
    – zur Fam.: E. Georgii-Georgenau, Biogr.-Geneal. Bll. aus u. über Schwaben 2, 1879, S. 993–99;
    B. Pfeiffer, Der Hoppenlaufriedhof in Stuttgart, 1912, S. 39 u. 61;
    K. Klöpping, Hist. Friedhöfe Alt-Stuttgarts, 1991, S. 119, 270 f. u. 293;
    U. Dickenberger u. a., Der Stuttgarter Hoppenlau-Friedhof als lit. Denkmal, in: Marbacher Mag. 59, 1991, 140 f. u. 180 f.

  • Porträts

    Kopfbildnis, Stuck (Stuttgart, Altes Schloß, Schloßkirche, Empore), hierzu s. G. Wais, Stuttgarts Kunst- u. Kulturdenkmale, 1954, S. 44 f.;
    Epitaph aus d. Hospitalkirche (beschädigt, Porträt nicht erhalten) (Stuttgart, Städt. Lapidarium), hierzu s. G. Wais, Alt-Stuttgarts Bauten im Bild, 1951, S. 75, u. ders., Stuttgarts Kunst- u. Kulturdenkmale, 1954, S. 121 f.

  • Autor/in

    Werner Raupp
  • Zitierweise

    Raupp, Werner, "Storr, Johann Christian" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 446-447 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117304565.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Storr: Johann Christian St. d. Aelt., evangelischer Theologe, geboren am 3. Juni 1712 zu Heilbronn, zu Stuttgart am 8. Mai 1773, war der Sohn des Joh. Philipp St. in Heilbronn und der Marg. Förtsch. Schon im J. 1720 verlor er seinen Vater, 1725 seine Mutter, aber Bürgermeister Wachs von Heilbronn und Kreisrath Richter in Stuttgart nahmen sich des Verwaisten an und brachten es dahin, daß der begabte Knabe, der große Neigung zum Studium der Theologie zeigte, obgleich Nichtwürttemberger, durch herzogliche Gnade mit 14 Jahren in das Seminar zu Denkendorf ausgenommen wurde, wo J. A. Bengel sein Lehrer war, welcher den wohlthätigsten Einfluß auf ihn ausübte und an dem er zeitlebens mit großer Verehrung hing; 1729 kam er nach Maulbronn, 1731 nach Tübingen, „den Ort des Segens und Lebens zu seiner zeitlichen und ewigen Glückseligkeit.“ Der von Herzen fromme Student wurde von dem in Württemberg weit verbreiteten Pietismus aufs lebhafteste ergriffen (in seiner Selbstbiographie erzählt er genau die einzelnen Abschnitte seiner Bekehrung 1731—37) und wandte sich ganz dieser Richtung zu. Der liebenswürdige, eifrige Mann, auch ein tüchtiger Prediger, stand bald in großem Ansehen bei den Gemeinden, an welchen er wirkte (1735 Nagold, 1737 Gültlingen, 1739 Kirchheim u. T.), im J. 1743 wurde er ohne sein Zuthun zum Pfarrer in Hirsau ernannt; einige Monate nachher, Februar 1744, kam er als Diakonus an die Leonhardskirche nach Stuttgart, und im November desselben Jahres wurde er Hofcaplan bei dem (katholischen) Herzog Karl Eugen. Die Stellung bei dem genußsüchtigen und despotischen jungen Herzog war eine sehr schwierige; als bei dem Carneval von 1748 St. gegen das üppige Treiben predigte, verlangte der Herzog seine Absetzung; dem besonnenen Consistorialpräsidenten G. B. Bilfinger gelang es, den Herzog umzustimmen, ebenso vereint mit Bengel, dessen Brief vom 9. Septbr. ein Muster christlicher Weisheit ist, den in seinem Gewissen aufgeregten Hofcaplan zu beruhigen. Im J. 1757 wurde er durch seine Ernennung zum Diakonus an der Stiftskirche „von seiner bisherigen Angst und Furcht bei Hofe befreit“, noch in demselben Jahr rückte er zum Stadtpfarrer an St. Leonhard vor, 1759 wurde er Stiftsprediger und Consistorialrath und 1765 zugleich Prälat in Herrenalb. Seine große Seelsorge, seine vielen Amtsgeschäfte, welchen er noch private Erbauungsstunden hinzufügte, nöthigten den nicht kräftigen, öfters auch von Augenleiden und Brustbeschwerden heimgesuchten Mann im J. 1772 sein Predigtamt niederzulegen, die Consistorialstelle behielt er, die Prälatur Herrenalb vertauschte er mit der von Alpirsbach. Aber schon am 8. Mai 1773 starb er an der Wassersucht. Am 2. Juni 1744 hatte er sich verheirathet mit Euphrosyne Margarethe Röslin aus Backnang, „einer Gattin, wie sie Gott seinen Freunden gibt“ ( 1784); vier Kinder überlebten den Vater, „dessen Namen sie würdig waren"; zu erwähnen sind außer dem Sohn Gottlob Christian (s. den vorhergehenden Art.) der zweite Gottlieb Konrad Christian, Professor der Medicin in Tübingen. — Storr's Bedeutung lag auf dem praktischen Gebiete; den segensreichen Einfluß, welchen er durch Person, Leben und Predigten, sowie als Dichter religiöser Lieder auf die Kreise seiner Zeitgenossen ausübte, mehrten seine Schriften, welche sämmtlich erbaulicher Art|waren; die wichtigsten sind seine „Predigten" (1750, 1777), sein „Beicht- und Communionbuch" (1755), sein „Christliches Hausbuch zur Uebung des Gebets“ (1756). „Lautere Milch des Worts“ (1755), noch bis in die Gegenwart viel gelesen und öfters ausgelegt. Noch ist zu bemerken, daß er nach dem Vorbilde Bengel's sich längere Zeit mit der Erklärung der Offenbarung beschäftigte, aber auf andere Resultate kam als sein Lehrer.

    • Literatur

      Claus, Württemb. Väter, Bd. I, 1887. — Württemb. Kirchengeschichte 1893, S. 495.

  • Autor/in

    Theodor Schott.
  • Zitierweise

    Schott, Theodor, "Storr, Johann Christian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 458-459 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117304565.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA