Lebensdaten
1694 – 1776
Geburtsort
Frankfurt/Main
Sterbeort
Lingen (Emsland)
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Frankfurter Staatsmann ; Gelehrter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117154202 | OGND | VIAF: 34511994
Namensvarianten
  • Loen, Johann Michael von
  • Loën, Johann Michael von
  • Loen, Johann Michael von
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Zitierweise

Loën, Johann Michael von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117154202.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus e. 1623 aus d. Niederlanden eingewanderten Kaufm.fam.;
    V Michael (1663–1736), Handelsmann in F., S d. Handelsmanns Johann u. d. Anna Jordis;
    M Marie (1669–97), T d. Handelsmanns Rudolf Emanuel Passavant ( 1718) in F. u. d. Jeanne de Bassompierre;
    1729 Katharina Sibylla (1702–76), T d. Cornelius Lindheimer (1671–1722), Dr. iur., Advokat, Prokurator am Reichskammergericht, u. d. Catharina Seipp;
    7 K, u. a. Joh. Wolfgang (1732–83), Hofkammerrat d. Gf. Solms-Laubach, Joh. Jost (1737–1803), anhalt-dessau. Hofmarschall;
    Groß-N Joh. Wolfgang v. Goethe ( 1832, s. NDB VI).

  • Biographie

    L. erhielt seine höhere Schulbildung auf dem Landinternat Birstein b. Gelnhausen. 1711 begann er in Marburg das Studium der Rechtswissenschaften, das er 1713 in Halle fortsetzte, wo Christian Thomasius sein philosophisches Denken so maßgeblich prägte, daß L. seine ganze künftige Schriftstellerei im Sinne der Aufklärung als praktische Weltweisheit und Glückseligkeitslehre betrieben hat. Seine Dissertation behandelte das Thema „De iure quod iniuria exiit“. 1715/16 praktizierte er ein halbes Jahr am Reichskammergericht in Wetzlar. Auf anschließenden Reisen nutzte er jede sich bietende Gelegenheit, das Hofleben kennenzulernen, u. a. in Berlin, Dresden und Wien, entzog sich jedoch der ihm von Friedrich Wilhelm I. angetragenen Ernennung zum Hofrat, die ihn an den Hof gebunden hätte. Ein beträchtliches, von seinem Großvater Passavant geerbtes Vermögen erlaubte ihm Auslandsreisen nach der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden, Oberitalien und seit 1724 ein unabhängiges Leben als Privatgelehrter und Schriftsteller in Frankfurt. Mit dem Tod seines Bruders 1729 ging das Meriansche Landhaus am Mainufer unterhalb der Stadt in seinen alleinigen Besitz über. Zuerst bewohnte er es nur während der Sommermonate, seit 1745 ganzjährig. Dort fand am 20.8.1748 die Privattrauung und Hochzeitsfeier der Eltern Goethes statt. Zur Verwunderung, teilweise auch zum Mißfallen seines Frankfurter Familien- und Freundeskreises trat er 1752 als Regierungspräsident der Grafschaften Lingen und Tecklenburg in die Dienste Friedrichs II. Im Siebenjährigen Krieg wurde er von franz. Truppen verhaftet, als Geisel nach Wesel verbracht und erst vier Jahre später gegen einen seiner Söhne ausgetauscht. Danach versah er noch bis 1765 sein Amt.

    Mit Reisebildern, „Moralischen Schildereien“ und popularphilosophischen Essays entfaltete L. umfangreiche literarische Tätigkeit. Goethe hob in einer Charakteristik seines Großoheims („Dichtung und Wahrheit“ I, 2) hervor, daß L. „in die verschiedenen Regungen, welche in Kirche und Staat zum Vorschein kamen, einzugreifen den Mut hatte“; er erläuterte dies kurz an den beiden Hauptwerken „Der Redliche Mann am Hofe“ und „Die einzige wahre Religion“, von denen das erste L. „Beifall und Ansehen“ eingebracht habe, „weil es auch von den Höfen, wo sonst nur Klugheit zu Hause ist, Sittlichkeit verlangte“, das andere hingegen „desto gefährlicher für ihn werden sollte“. „Der Redliche Mann am Hofe“ ist ein nach Maßgabe des aufgeklärten Absolutismus realpolitisch-reformerisch argumentierender Staatsroman mit empfindsamen und pietistischen Zügen. Im äußeren Schema der Handlung blieb L. zwar dem höfisch-heroischen Liebesroman des Barock verpflichtet, die Sprache jedoch, der Wirklichkeitsanspruch des Dargestellton und die Bewertung höfischen Verhaltens nach dem Leitbild des bürgerlichen Tugendbegriffs gehören ganz der Aufklärung an. Die „Begebenheiten“ des Romans dienen dazu, das Exemplarische vorbildlichen und verwerflichen Verhaltens im Hinblick auf eine zu schaffende natur- und vernunftgemäße Gesellschaftsordnung anschaulich zu machen. Um dieser Aufgabe erzählerisch gerecht zu werden, fügte L. fünf selbständige Lebensläufe in die Haupthandlung ein, ebenso die Schilderung der Gründung und Entfaltung von „Christianopolis“, einer idealen christlichen Siedlungsgemeinschaft im Geist der böhmischen Brüderunität und der Herrnhuter. Bewußt tendenziös ist die Schilderung höfischer Korruption gehalten, ihr wird der Charakter des Grafen von Rivera als „Muster der Unschuld und der Redlichkeit“ entgegengestellt. L. vertritt im Unterschied zu der vorangegangenen resignierenden Hofkritik das optimistische Postulat, daß es möglich sei, diese Tugenden in einer erfolgreichen Karriere zu bewahren, durch die Verbindung der bürgerlichen Pflichtauffassung mit politischer Klugheit verändernd auf die höfischen Verhältnisse einzuwirken und in den Herrschenden das Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit zu wecken.

    In seiner Religionsphilosophie ging es L. darum, Aufklärung und Empfindsamkeit synkretistisch miteinander zu verschmelzen. Von dem engl. Deismus übernahm er die Forderung der Zurückführung aller positiven Glaubenslehren auf deren ursprünglichen Kern, „die einzige wahre Religion“, als die ihm wie den Deisten die „natürliche Religion“ galt, da die Natur dem Menschen Gewißheit über Dasein, Allmacht und Weisheit eines höchsten Wesens gebe. Indem sie ihn lehrt, den Schöpfer in den Werken der Schöpfung zu erkennen, ist diese natürliche Religion zugleich eine Religion der Vernunft. Ihre Grundwahrheiten sind einfach, für jeden verständlich, immer und überall die gleichen. Die Autorität der biblischen Verkündigung blieb für L. unantastbar. Seine Kritik richtet sich nur gegen Dogmen, die aus der Bibel nicht zu begründen und deshalb bloße „Menschen-Satzungen“ sind, gegen theologische Lehrsysteme, konfessionelle Streitigkeiten und weltliche Machtansprüche der Geistlichkeit. Der Geringschätzung aller äußeren Zeremonien, zu denen er auch das Abendmahl rechnet, steht bei L. die aus innerer Erfahrung erwachsende Frömmigkeit gegenüber, deren Inhalte der Glaube an Christus, Christusliebe und Nächstenliebe sind. Diese pietistische Komponente seiner Religiosität zeigt sich am deutlichsten in der ein Jahr später erschienenen Schrift „Jesus, der einzige Lehrer des Glaubens und der Seligkeit“. Was L. erreichte, war genau das Gegenteil des von ihm Erstrebten. Sein Versuch der Entmythologisierung des Christentums durch Ausdehnung des Begriffs der Adiaphora auf alle kultischen Vorschriften, seine Kritik am konfessionellen Hader zielten auf Toleranz und Wiedervereinigung. Statt dessen sah er sich heftigen Angriffen von Seiten der Orthodoxie ausgesetzt, und als er sich nach anfänglichem Widerstreben zu Entgegnungen entschloß, wurde aus dem Streit um „Die einzige wahre Religion“ ein Vorspiel zu Lessings theologischen Kämpfen.

  • Werke

    Ev. Friedenstempel nach Art d. ersten Kirchen, entworfen v. Christian Gottlob v. Friedensheim, 1725;
    Sylvanders v. Edelleben zufällige Betrachtungen von der Glückseligkeit der Tugend, 1726;
    Der Redliche Mann am Hofe, Oder d. Begebenheiten d. Grafens v. Rivera, In einer auf d. Zustand d. heutigen Welt gerichteten Lehr- u. Staatsgesch., 1740 (Faks.dr. n. d. Ausg. v. 1742, mit e. Nachwort v. K. Reichert, 1966, W, L);
    Lettres curieuses d'un Gentilhomme allemand touchant les moeurs et les affaires du temps, 1741 f.;
    Der Kaufm.-Adel, 1742;
    Le Soldat ou le métier de la guerre, 1743;
    Das Bild e. weisen Mannes u. e. Christen am Hofe, aufgestellet in d. Leben d. … Fénelon, 1743;
    Freye Gedanken z. Verbesserung d. menschl. Gesellschaft, 1746/47, 1750 (u. „Von d. Nutzen u. d. Einrichtung e. Bibl.“);
    Entwurf e. Staatskunst, worin d. natürlichsten Mittel entdecket werden, ein Land mächtig, reich u. glückl. zu machen, 1747;
    Les rejouissances des Hollandois, Epitre gratulatoire par Chrisocosmophylax, 1749;
    Gesammelte Kl. Schrr., 4 Bde., hrsg. v. J. C. Schneider u. J. B. Müller, 1749/52 (Neudr. 1972);
    Die einzige wahre Religion, allg. in ihren Grund-Sätzen, verwirrt durch d. Zänkereien d. Schriftgelehrten, zertheilet in allerhand Secten, vereiniget in Christo, 2 T., 1750 f.;
    Jesus, d. einzige Lehrer d. Glaubens u. d. Seligkeit, 1751;
    Moral. Gedichte, 1751;
    Der Adel, 1752 (Nachdr. 1982, P);
    Freye Gedanken v. d. Hofe, d. Adel, d. Gerichtshöfen, v. d. Policey, v. d. gel., bürgerl. u. Baurenstande, v. d. Rel. u. e. ewigen Frieden in Europa, 1760. -
    Überss.: Die Güldene Bulle Kaiser Carls IV., 1741 (mit Anm.);
    Des Hrn. … Fénelon geistl. Schrr., 2 T., 1737/43;
    Fénelons Gespräche d. Todten d. alten u. neuen Welt, 1745 (mit Anm.);
    Fénelons kurze Lebens-Beschreibung u. Lehrsätze d. alten Weltweisen, 1748 (mit Anm.);
    Die Religion, entw. v. d. Hrn. Racine, 1744 (mit Anm.);
    Die Gnade, entw. v. Racine, 1747 (mit Anm.).

  • Literatur

    ADB 19;
    E. Heyden, J. M. v. L., Goethes Großoheim, in: Archiv f. Frankfurts Gesch. u. Kunst NF 3, 1865, S. 534-62;
    S. Sieber, J. M. v. L., sein Leben, sein Wirken u. e. Ausw. aus seinen Schrr., 1922 (W);
    M. Wieser, Der sentimentale Mensch, 1924, S. 186-218;
    H. Friedrich, Abbé Prévost in Dtld., 1929, S. 86 ff.;
    F. Götting, Goethes Großoheim J. M. v. L., in: Goethe-Kal. auf d. J. 1939, S. 175-217;
    E. Beutler, Goethes Ahne in Mörfelden, in: ders., Essays um Goethe, 1941, ⁷1980, S. 7-20;
    H. Haeckel, J. M. v. L. u. d. dt. Aufklärung, in: Zs. f. Rel.- u. Geistesgesch. 6, 1954, S. 36-48;
    W. Biesterfeld, Die Christianopolis-Episode in J. M. v. L.s Roman „Der redliche Mann am Hofe“, ebd. 25, 1973, S. 65 ff.;
    K. Reichert, Utopie u. Satire in J. M. v. L.s Roman „Der redliche Mann am Hofe“, in: German.-roman. Mschr. NF 15, 1965, S. 176-94;
    J. Jacobs, Prosa d. Aufklärung, 1976, S. 145 ff.;
    D. Kimpel,|Der Roman d. Aufklärung, ²1977, S. 122 ff.;
    D. Naumann, Pol. u. Moral, 1977, S. 136-61;
    H. Emmel, Polit. Konzept als strukturbildendes Element d. Romanfiktion: v. L. u. d. Roman d. 18. Jh., in: Der dt. Roman u. seine hist. u. pol. Bedingungen, hrsg. v. W. Paulsen, 1977, S. 147 ff.;
    C. Freudenreich, Zwischen L. u. Gellert, Der dt. Roman 1740–47, 1979;
    H. Kiesel, „Bei Hof, bei Höll“, 1979, S. 199 ff.;
    Goedeke III;
    PRE XI;
    RGG³;
    Kindlers Lit.-Lex. IX, S. 8063;
    Kosch, Lit.-Lex.

  • Porträts

    Kupf. v. J. M. Bernigeroth, 1752, n. e. Gem. v. F. J. Eichhorn (1745) (Düsseldorf, Goethemus.), Abb. in: J. M. v. L., Der Adel, Nachdr. 1982;
    Zeichnung u. Kupf. v. A. Reinhardt, 1749, n. F. J. Eichhorn, Abb. in: J. M. v. L., Kl. Schrr., 1. T., ³1751;
    Kupf. v. J. J. Haid, Abb. in: Goethe-Kal. 1939, S. 127.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Loën, Johann Michael von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 47-49 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117154202.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Loen: Johann Michael v. L. war geboren in Frankfurt a./M. am 11. December 1694 und starb am 24. Juli 1776. Er stammte aus einer angesehenen reformirten niederländischen Familie, welche seit 1623 nach Frankfurt übergesiedelt war; seine Mutter gehörte der noch hier blühenden, gleichfalls reformirten, aus Frankreich eingewanderten Familie Passavant an. Gut vorgebildet bezog er schon 1711 die Universität Marburg, 1712—15 studirte er in Halle. Auf beiden Hochschulen widmete er sich außer dem Rechtsstudium auch den schönen Wissenschaften und Künsten. Nach kurzem Aufenthalt in der Vaterstadt ging er im Herbst 1715 nach Wetzlar, um sich mit dem Reichskammergerichtsproceß bekannt zu machen, oder, wie er selbst sagt, „den Kammerschlender“ kennen zu lernen. Im Frühling des Jahres 1716 trat er eine mehrjährige Rundreise durch Deutschland und die Niederlande an; den Winter 1717/18 brachte er in Berlin zu, den nächsten Frühling und Sommer in Dresden. Von beiden so|sehr contrastirenden Höfen hat er in seinen Schriften interessante Schilderungen hinterlassen. — J. M. v. Loen's Mutter war schon 1697 gestorben; durch den am 7. December 1718 erfolgten Tod seines Großvaters Passavant wurde er in ganz unabhängige Vermögensverhältnisse versetzt und machte abermals ausgedehnte Reisen, die nur durch kurzen Aufenthalt in der Heimath unterbrochen waren. Sie erstreckten sich auf die Schweiz, Frankreich, die Niederlande, Deutschland und Oberitalien und dauerten bis 1724. Nun, erst 30 Jahre alt, zog er sich in seine Vaterstadt zurück, sammelte Bücher und Kunstwerke und wurde bald der Mittelpunkt einer gebildeten Geselligkeit. Im J. 1729 verheirathete sich L. mit Katharina Sibylla Lindheimer, der Schwester von Goethe's Großmutter Textor, wodurch er also Goethe's Großoheim wurde. 1729 wurde Loen's Vermögen noch vermehrt durch den Tod seines einzigen Bruders und 1733 kaufte er das Gut Mörfelden, um noch ungestörter seinen Studien nachhängen zu können, als dies in der Stadt möglich war. Wer hätte erwarten sollen, daß dieser Mann in vorgerückten Jahren eine Stellung von solcher Unabhängigkeit aufgeben würde, zumal da er in seinen Schriften es immer für Thorheit erklärt, ohne Noth seine Freiheit zu opfern, um Aemter anzunehmen? Dennoch folgte er 1752 dem Ruf des Königs Friedrich II. von Preußen und übernahm die Stelle als Regierungspräsident der Grafschaften Lingen und Teklenburg mit dem Wohnsitz in Lingen. — Verdrießlichkeiten, welche die irenische Tendenz seiner auf Versöhnung zwischen Lutheranern und Calvinisten gerichteten Schriften ihm in Frankfurt zugezogen, erklären vielleicht diesen Entschluß. Die ersten Jahre in Lingen verliefen angenehm, aber der siebenjährige Krieg brachte große Leiden. L. wurde von den französischen Truppen als Geisel nach Wesel gebracht und dort in dem „allerelendesten und unanständigsten Zimmer“ vier Jahre lang (von 1757—1761) in Verwahrung gehalten. Zwar gab man ihn endlich frei, doch mußte er einen seiner Söhne bis zum Friedensschluß an seine Stelle treten lassen. Nach seiner Freilassung blieb er nur noch vier Jahre in seinem Amt und trat dann in den Ruhestand. Er erblindete fast vollständig; Jung-Stilling operirte ihn ohne Erfolg. L. starb im 82. Lebensjahr, am 24. Juli 1776. — Einer von Loen's Söhnen. Johann Jost, geb. 1737 in Frankfurt, vermählte sich 1779 mit der Prinzessin Agnes von Anhalt-Dessau. Ueber einen Ende 1796 in Dessau bei dieser Familie abgestatteten Besuch berichtet Goethe in den „Annalen“ 1797. Mit Joh. Mich. v. Loen's gleichnamigem Enkel erlosch die Familie in Frankfurt 1797; in Pommern blüht sie noch, fortgepflanzt von dem Dessauer Zweig. — Loen's von 1724—1768 verfaßte Schriften belaufen sich auf 37. Sie sind meist in deutscher, einige in französischer und lateinischer Sprache verfaßt und erstrecken sich auf die verschiedensten Gegenstände. Sie berühren Religion, Staatskunst, die Verhältnisse des Adels und der Höfe. Militärverfassung, Geschichte. Biographie, Reisen, Philosophie etc.; es sind Uebersetzungen, Sammelwerke, Gedichte, Romane und Satyren dabei mit manchen culturhistorisch interessanten Mittheilungen. Es durchweht diese Schriften ein wohlthuender Geist der Toleranz und Freisinnigkeit; natürlich ist alles in dem zahmen Ton verfaßt, welchen allein die Zeitverhältnisse gestatteten. Besonders zu erwähnen sind: „Der redliche Mann am Hofe oder die Begebenheiten des Grafen von Rivera, nebst beygefügten freyen Gedanken von der Verbesserung eines Staats", 1740. Diese Schrift erlebte verschiedene Auflagen und wurde auch ins Holländische übersetzt. „Die einzige wahre Religion, allgemein in ihren Grundfätzen, verwirret durch die Zänkereyen der Schriftgelehrten, zertheilet in allerhand Secten, vereiniget in Christo“, 2 Thle., 1750 und 1752. Neue veränderte Auflage 1756. Dieses ins Lateinische und Holländische übersetzte Buch machte großes Aufsehen und erweckte dem Verfasser viele Gegner. Loen's „Gesammelte Schriften“ erschienen in vier|Theilen zu Frankfurt 1749—1752. Darin ist besonders interessant eine auch im „Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst, N. F. III“ abgedruckte Schilderung von Frankfurt um 1741; sie ist wichtig für die Kenntniß der Frankfurter Verhältnisse zur Zeit vor Goethe's Geburt.

    • Literatur

      Goethe, Aus meinem Leben, Buch I und II. Ed. Heyden im Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Neue Folge III. 534 (1865).

  • Autor/in

    W. Stricker.
  • Zitierweise

    Stricker, W., "Loën, Johann Michael von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 19 (1884), S. 86-88 unter Loen [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117154202.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA