Lebensdaten
1831 – 1865
Geburtsort
Hohenheim (Württemberg)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Paläontologe
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117135712 | OGND | VIAF: 191796072
Namensvarianten
  • Oppel, Albert
  • Oppel, Carl Albert
  • Oppel, Karl Albert

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Oppel, Albert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117135712.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius Albert (1799–1882), Dir. d. Zentralstelle f. Gewerbe u. Handel in Stuttgart, Prof., Reg.-Rat;
    M Luise Emilie Friederike Göriz;
    Stuttgart Anna Herbort;
    2 K.

  • Biographie

    O. absolvierte das Obergymnasium und die Polytechnische Schule in Stuttgart. Bereits als Student besaß er eine der besten paläontologischen Sammlungen des Landes. 1851 nahm er in Tübingen das Studium der Mineralogie, Zoologie, Paläontologie und Geologie auf. 1852 löste er eine Preisaufgabe der phil. Fakultät Tübingen: „Ueber den mittleren Lias Schwabens“, mit derer 1853 zum Dr. phil. promoviert wurde. Diese Arbeit brachte ihm die Anerkennung der führenden Geologen seiner Zeit und die Verleihung der Großen Goldmedaille für Kunst und Wissenschaft. Es folgten mehrmonatige Studienaufenthalte in Frankreich bei A. d'Orbigny, 1855 in England bei J. Sowerby. O.s Hauptwerk „Die Juraformation Englands, Frankreichs und des Südwestlichen Deutschlands“ (1856-58) wurde von den Fachleuten begeistert aufgenommen. Nach Aufenthalten in Stuttgart und Tübingen holte ihn 1858 Andreas Wagner (1797–1861), der damalige Konservator der Paläontologischen Sammlung, als Assistent nach München. Nach seiner kumulativen Habilitation 1858 und Ernennung zum Privatdozenten für Paläontologie und Geognosie 1859 erfolgte ein Ruf als ao. Professor nach Göttingen, den O. ablehnte. Statt dessen wurde er ao. Professor der Paläontologie an der Univ. München und Adjunkt der Paläontologischen Sammlung. Nach dem Tode Wagners wurde er 1861 zum o. Professor der Paläontologie und zum Konservator der Paläontologischen Sammlung ernannt. Neben kleineren Arbeiten vielfältigen Inhalts war O. seit 1862 Herausgeber und Mitautor in den von ihm begründeten „Palaeontologischen Mittheilungen“. O. behandelte darin jurassische Ammoniten, Krebse und die von den Brüdern Schlagintweit im Himalaya gesammelten Fossilien. Später folgten Arbeiten in den Alpen, angeregt durch seine Bekanntschaft mit Wilhelm v. Gümbel (1823–98).

    O. gilt als Begründer der Zonenstratigraphie des Juras, die er für den Jura anhand von Ammoniten definierte und überregional nachweisen konnte. Seine außergewöhnliche Formenkenntnis von Jura- und Tertiärfossilien verdankte er seiner Sammel- und Tauschtätigkeit. Unter seiner Leitung wurden bedeutende Sammlungen neu geordnet (Slg. Münster) und erworben (Slg. Hohenegger, Oberndorfer). Als Systematiker, Juraspezialist und später Anhänger Darwins legte er als akademischer Lehrer besonderen Wert auf praktische Übungen an Fossilien. Aus seiner Schule gingen bekannte Paläontologen hervor (z. B. Th. Schrüfer, W. Waagen, G. Laube, G. Maack, G. Schlönbach, C. Schwager, M. Neumayr). O.s bedeutende Bibliothek und seine Privatsammlung wurden nach seinem Tod vom Bayer. Staat erworben.|

  • Auszeichnungen

    o. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1861).

  • Werke

    Weitere W u. a. Unters. d. weißen u. roten Kalke v. Vils in Tyrol, in: Württ. naturwiss. Jb. 18, 1861, S. 129-70;
    Unters. jurassischer Crustaceen, in: Palaeontolog. Mittheilungen d. kgl. bayer. Staates 1, 1862, S. 1-120;
    Unters. jurassischer Cephalopoden, ebd. S. 127-266;
    Geognost. Stud. in d. Ardèche Dept., ebd. S. 305-22;
    Unters. d. Vorkommens v. jurassischen Posidonomyen-Gestein in d. Alpen, in: Zs. d. dt. geolog. Ges. 15, 1863, S. 188-217.

  • Literatur

    ADB 24;
    E. Deslongchamps, in: Bull. Soc. Linnéenne Normandie, 1, 1866, S. 78-82;
    F. v. Hochstetter, in: Jb. d. k. k. geol. Reichs-Anst., 16, 1866, S. 59-67;
    V. v. Kurr, in: J.hh. d. Ver. f. vaterländ. Naturkde. 23, 1866, S. 26-30;
    F. v. Martius, in: SB d. Bayer. Ak. d. Wiss., 1866, S. 380-86;
    W. Waagen, in: Geognost.-Paläontolog. Btrr. 1, 1866, S. 210-12 (W);
    E. Dacqué, in: Zs. d. dt. geolog. Ges. 92, 1940, S. 600-02 (P);
    G. P. R. Martin, Die Briefe A. O.s an Friedrich Rolle aus d. J. 1852-1861, ebd. 116, 1961, S. 124-77 (P);
    ders., A. O., Zum 100. Todestag d. Begründers d. zonalen Stratigraphie, ebd. 120, 1965, S. 185-93;
    ders., Die abgelehnte Berufung A. O.s. nach Göttingen, in: Mitt. d. Bayer. Staatsslg. f. Paläontol. u. hist. Geol. 5, 1965, S. 3-21.

  • Autor/in

    Helmut Mayr
  • Zitierweise

    Mayr, Helmut, "Oppel, Albert" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 556-557 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117135712.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Oppel: Dr. Albert O., Professor der Paläontologie an der Universität München, wurde am 19. December 1831 zu Hohenheim, wo sein Vater, der spätere Director der landwirthschaftlichen Centralstelle in Stuttgart, damals Cassirer an der land- und forstwissenschaftlichen Anstalt war, geboren und erhielt seine erste Schulbildung in der berühmten Erziehungsanstalt zu Stetten. Später besuchte O. das Obergymnasium und die polytechnische Schule in Stuttgart, wo ihn der als Mineraloge und Geologe bekannte Oberstudienrath v. Kurr besonders zu naturwissenschaftlichen Studien anregte. Mit dem Entschlusse, sich ganz dem Fache der Naturwissenschaft zu widmen, bezog O. 1851 die Universität Tübingen und wurde hier bald v. Quenstedt's eifrigster und kenntnißreichster Schüler. Schon damals legte O. durch unermüdliches Sammeln den Grund zu einer der vorzüglichsten Sammlungen von Juraversteinerungen, welche er später durch ausgedehnte Reisen in England, Frankreich und Deutschland wesentlich vervollständigte. 1852 löste O. die Preisfrage: „Ueber den mittleren Lias Schwabens“ und erhielt auf Grund dieser Lösung 1853 die Doctorwürde. Diese Abhandlung erschien neben einer gemeinschaftlich mit v. Groningen verfaßten kleinen mineralogischen Arbeit über Aluminit, als Oppel's erste Publication in Jahrgang X der würt. naturw. Jahreshefte 1854 und verhalf dem Verfasser zu einem ebenso raschen Bekanntwerden seines Namens, wie zu einer wohlwollenden Ausnahme in allen geologischen Kreisen. Damit war auch seine Lebensaufgabe vorgezeichnet, welche zunächst auf eine möglichst genaue Erforschung der jurassischen Ablagerungen und auf eine vergleichende Darstellung der Jurabildungen in den verschiedenen Ländern gerichtet war. Nach dreijährigem Aufenthalte in Tübingen begab sich O. nun zum Zwecke der oben bezeichneten Aufgabe auf Reisen (1854 und 1855) nach Frankreich, England, der Schweiz und Deutschland, um alle classischen Juralocalitäten aus eigener Anschauung kennen zu lernen, die verschiedenen Sammlungen zu studiren und Vergleichsmaterial zu sammeln. Die Frucht dieser ausgedehnten Untersuchungen war das classische Werk: „Die Juraformation Frankreichs, Englands und des südwestlichen Deutschlands“ (1856 bis 1858), welches als geradezu bahnbrechend bezeichnet werden darf und sich des fast ungetheilten Beifalls der Fachgenossen zu erfreuen hatte. O. versuchte hier auf Grund des Vorkommens hauptsächlich von Ammonitenarten und der Vergleichung in den großen Sammlungen d'Orbigny's, Phillip's und Quenstedt's im Sinne d'Orbigny's 36 sogenannte Zonen in den jurassischen Ablagerungen festzustellen und paläontologisch wie stratographisch genau abzugrenzen. Diese Eintheilung bildet auch jetzt noch die Grundlage der Gliederung des Jura. Zur Anerkennung dieser|vortrefflichen Leistung wurde O. vom Könige von Würtemberg mit der goldenen Medaille für Wissenschaft geehrt. Eine Reihe kleinerer Abhandlungen dienten nur dazu, weitere Beweise von dem Fleiße und der Gründlichkeit des strebsamen Forschers zu liefern. Es gehören zu diesen meist in den würt. naturw. Jahresheften erschienenen Publicationen, unter anderm: „Ueber Ammonites planorbis mit seinem Aptychus"; „Ueber Acanthoteuthis antiquus von Gammelshausen"; „Ueber Pterodactylus im Lias Würtembergs“ u. A. Von besonderer Wichtigkeit war die gemeinschaftlich mit G. Sueß gemachte Entdeckung der Identität der Fauna in der sog. Cloakenschicht Schwabens und in den sogenannten Kössener Schichten der Alpen, wodurch höchst wichtige Anhaltspunkte für die Gleichstellung alpiner und außeralpiner Schichten gewonnen wurden. Hierher gehören die Publicationen: Oppel und Sueß: „Aequivalente der Kössener Schichten in Schwaben“ (Sitzungsb. der Wiener Akad. d. W.); „Kössener Schichten in Schwaben und Luxemburg"; „Zone der Avicula contorta in Schwaben und nach Martin in Burgund“. Inzwischen war O. 1858 auf Veranlassung von Professor Andr. Wagner an die paläontologische Sammlung als Adjunct und Privatdocent nach München übergesiedelt und arbeitete hier mit unermüdlichem Eifer an der Bestimmung und Ordnung der jurassischen Versteinerungen der großen Münsterschen Sammlung. Als 1859 nach Hausmann's Tode O. einen Ruf nach Göttingen an dessen Stelle erhielt, wurde er durch die Ernennung zum außerordentlichen Professor (1860) in München gehalten und erlangte hier nach Wagner's bald nachher erfolgtem Tode die Stelle eines Conservators und eines ordentlichen Professors der Paläontologie an der Universität (1861). Schon im Winter 1860 hatte O. die berühmte Versteinerung eines Vogels im lithographischen Schiefer von Solenhofen richtig erkannt, aber in seiner liebenswürdigen Bescheidenheit die Beschreibung dieses wichtigen Ueberrestes Wagner überlassen, der ihn aber grundsätzlich zu einer Eidechse (Griphosaurus) stempelte. Nach Wagner's Tode entfaltete O. eine großartige Wirksamkeit als Gelehrter und Lehrer. Zunächst begann er mit der Herausgabe gleichsam eines Archivs für Paläontologie unter dem Titel: „Paläontologische Mittheilungen aus dem Museum des baierischen Staates“ mit einer vortrefflichen Abhandlung Ueber die Krebsreste von Solenhofen"; „Ueber neue Ammoniten aus Juraschichten"; „Ueber Ammonitae aus dem Himalaya“. Nebenbei gingen andere kleinere Abhandlungen wie „Ueber weiße und rothe Kalke von Vils"; „Entdeckungen von Kreidegestein bei Vils"; „Ueber das Alter der Hierlatzschichten"; „Ueber Glyphaea und Pseudoglyphaea"; „Ueber die jurassischen Arten der Sippen Eryma, Pseudacastus, Magila und Etallonia"; „Ueber jurassisches Posidonomien-Gestein"; „Seesterne im Lias und Keuper"; „Neue Erfunde aus dem schwarzen Kalke vom Sintwag in Tirol“. In diesen letzteren Arbeiten hatte sich O. bereits mit großer Energie auf das Studium alpiner Verhältnisse geworfen und bald klar erkannt, daß innerhalb der Alpen, namentlich in Bezug auf oberjurassische Ablagerungen, an der Grenze gegen die Neocomschichten so völlig abweichende Bildungen im Vergleiche zu den außeralpinen sich verbreitet zeigen, daß man für dieselben eine besondere Entwickelungsart annehmen müsse. O. nannte diese alpine oberjurassische Ausbildungsweise die tithonige und die dazu gehörigen Ablagerungen faßte er unter der Bezeichnung tithonische Stufe zusammen. Es war diese wichtige Arbeit (Zeitschr. der g. geol. Gefellsch. 1865) leider die letzte des jungen Gelehrten, welche er als ein fruchtbringendes Vermächtniß der geologischen Wissenschaft hinterließ. Doch nicht bloß als gelehrter Forscher auf dem Gebiete der Geologie und Paläontologie erwarb sich O. unvergängliche Verdienste, auch als Konservator der paläontologischen Sammlung in München, bei welcher die große v. Münster’sche, vom baierischen Staate angekaufte Sammlung den|Grundstock bildete, entfaltete er eine solche erfolgreiche Thätigkeit durch geordnete Ausstellung und den Erwerb neuer Sammlungen, namentlich der großen Hohenegger’schen aus den Karpathen, daß das paläontologische Museum in München als eines der bedeutendsten, reichhaltigsten und bestgeordneten des Continentes gelten durfte. O. war ebenso vortrefflich als Lehrer. Zahlreiche ausgezeichnete jüngere Gelehrten waren seine Schüler, wie U. Schlönbach, Benecke, Waagen u. A. Er verband mit einem anspruchslosen, milden, liebenswürdigen und offenen Charakter ein festes, entschiedenes Wesen, welches ihm ebenso rasch die Zuneigung, wie hohe Achtung seiner näheren Bekannten eroberte. Es fehlte ihm daher auch nicht an allseitiger Anerkennung. O. wurde zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften in München gewählt und durch die Ernennung zum Mitgliede vieler gelehrten Gesellschaften geehrt. Es mag wenige Gelehrte wie O. geben, denen es vergönnt ist. in so jungen Jahren und nach so kurzer Zeit der Thätigkeit solche Erfolge in der Wissenschaft zu erzielen und eine so fruchtbare Schule zu begründen, welche die Anschauungen und die Methode des Lehrers auf dauernde Zeiten fortzupflanzen eifrigst bestrebt ist. Kaum 34 Jahre alt, erlag O. am 22. December 1865 einem typhösen Fieber.

    • Literatur

      v. Hochstetter, Z. Erinnerung an Dr. A. Oppel (Jahrb. d. geol. Reichsanst. Wien 1866.). — v. Kurr, Nekrolog (Würtemb. naturwiss. Jahresh. 1867. 26.).

  • Autor/in

    v. Gümbel.
  • Zitierweise

    Gümbel, Wilhelm von, "Oppel, Albert" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 388-390 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117135712.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA