Lebensdaten
1844 – 1910
Geburtsort
Augsburg
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Religionswissenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117133116 | OGND | VIAF: 19699339
Namensvarianten
  • Schürer, Emil Johannes
  • Schürer, Emil
  • Schürer, Emil Johannes
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Zitierweise

Schürer, Emil, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117133116.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Goldschmiedefam. in A.;
    V Julius (1808–99), Unternehmer, Eisenhändler, 1858 Gründer d. S.-Nähfadenfabrik in A., seit 1887 AG;
    M Albertine Zorn (1819–65); 7 jüngere Geschw;
    Leipzig 1878 Emilie (1856–1937), T d. N. N. Becker, Pfarrer in Lübeck;
    5 S, 2 T; Vt 2. Grades Oskar (1892–1949), Dr. phil., expressionist. Dichter, Kunsthist., 1937 Doz., 1939 ao. Prof. f. Kunstgesch. in München, 1942 an d. TH Darmstadt (s. L); Verwandter Arnold (* 1929), Dr.-Ing., Architekt, Designer, Prof. an d. Hochschule f. Bildende Künste in Braunschweig (s. Qu).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am ev. humanistischen Gymnasium in Augsburg 1862 studierte S. Theologie in Erlangen, Berlin, Heidelberg und Leipzig, wo er 1868 mit der Arbeit „Schleiermacher's Religionsbegriff und die philosophischen Voraussetzungen desselben“ zum Dr. phil. und ein Jahr später mit „De controversiis paschalibus secundo p. Chr. n. saeculo exortis“ zum Lic. theol. promoviert wurde. Noch 1869 habilitierte er|sich ebenfalls in Leipzig in Neutestamentlicher Bibelwissenschaft und lehrte als Privatdozent, seit 1873 als ao. Professor. S.s Laufbahn als o. Professor führte über Gießen (seit 1878) und Kiel (seit 1890, Rektor 1894) nach Göttingen (seit 1895, Rektor 1902/03). Unter dem Einfluß der in Heidelberg lehrenden Richard Rothe (1799–1867) und Heinrich Julius Holtzmann (1832–1910) wandte sich S. der historisch-kritischen Exegese zu. Diese entwickelte er weiter, indem er das jüd. Umfeld des Neuen Testaments einbezog. Mit seinem „Lehrbuch der neutestamentlichen Zeitgeschichte“ (1874), das er zu der „Geschichte des jüd. Volkes im Zeitalter Jesu Christi“ (3 Bde., 1886–90, engl. u. niederl. Überss.) erweiterte und immer wieder überarbeitete (³1898-1901, ⁴1901-09), schuf S. ein Standardwerk für Exegese und Judaistik (engl. Neubearb. u. d. T. „The History of the Jewish People in the Age of Jesus Christ“, hg. v. G. Vermes u. a., 3 Bde., 1973–87). Allerdings bietet es eher eine quellenkundliche Materialsammlung als eine umfassende Darstellung des Judentums um die Zeitenwende. Auch ist S.s Sicht des Judentums entgegen seinem historistischen Objektivitätsanspruch nicht frei von Einseitigkeiten, etwa wenn S. die jüd. Religion auf Gesetzesgehorsam und Messianismus reduziert und das Christentum für die vollkommenste Religion hält. Seit seiner Leipziger Zeit war S. mit Adolf Harnack (1851–1930) befreundet. Mit diesem schuf er sein zweites Lebenswerk, das noch heute fortbesteht: 1876 gründete er die „Theologische Literaturzeitung“, ein Rezensionsorgan, das er – seit 1881 zusammen mit Harnack – herausgab und für das er selbst mehr als 500 Besprechungen verfaßte. Durch seinen frühen Tod blieben weitere Forschungsvorhaben, wie z. B. eine „Theologie des Neuen Testaments“, unvollendet.

    S. war ein bedeutender Vertreter der Liberalen Theologie im Gefolge Albrecht Ritschls (1822–89) und des Historismus. Seine Studien zum Frühjudentum wurden von der Religionsgeschichtlichen Schule rezipiert, der ausschließlich historische Blick auf das Neue Testament und seinen Zeithintergrund jedoch durch die Dialektische Theologie überwunden.

  • Auszeichnungen

    Dr. theol. h. c. (Tübingen 1877);
    korr. Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. zu Berlin (1893);
    Geh. Konsistorialrat(1909).

  • Werke

    Weitere W Der Begriff d. Himmelreichs aus jüd. Qu. erläutert, in: Jbb. f. Prot. Theol. 1876, S. 166-87;
    Die Predigt (esu Christi in ihrem Verhältniß z. AT u. z. Judenthum, 1882;
    Über d. gegenwärtigen Stand d. johanneischen Frage, 1889 (engl. Übers. in: Contemporary Review, 1891;
    Sonderdr. mit Nachtrr., 1905);
    Die ältesten Christengemeinden im röm. Reiche, 1894;
    Das Wesen d. christl. Offenbarung nach d. NT, in: Zs. f. Theol. u. Kirche 10, 1900, S. 1-39;
    Das messian. Selbstbewußtsein Jesu Christi, 1903.

  • Literatur

    A. Harnack, in: Theol. Lit.-Ztg. 35, 1910, Sp. 289-92 (auch in: ders., Aus Wiss. u. Leben, Bd. 2, 1911, S. 342-45);
    P. Althaus (d. Ä.), in: Chronik d. Georg-August-Univ. zu Göttingen, 1910, S. 4-7;
    C. Clemen, in: The Biblical World, 1910, S. 223-26;
    G. F. Moore, Christian Writers on Judaism, in: Harvard Theological Review 14, 1921, S. 197-254;
    E. Bammel, E. S., d. Begründer d. Wiss. v. Spätjudentum, in: Dt. Pfarrerbl. 60, 1960, S. 225-27;
    M. V. Stern, A new English S., in: Journal of Jewish Studies 25, 1974, S. 419-24;
    Early Judaism and its modern Interpreters, hg. v. R. A. Kraft u. G. W. E. Nickelsburg, 1986, passim;
    M. Hengel, Der alte u. d. neue ‚S.', in: Journal of Semitic Studies 35, 1990, Nr. 1, S. 19-72 (auch in: ders., Judaica, Hellenistica et Christiana, Kl. Schrr. II, 1999, S. 157-99);
    R. Deines, Die Pharisäer, Ihr Verständnis im Spiegel d. christl. u. jüd. Forsch. seit Wellhausen u. Graetz, 1997, S. 68-95;
    H.-G. Waubke, Die Pharisäer in d. prot. Bibelwiss. d. 19. Jh., 1998, S. 226-50;
    G. Pfleiderer, Theol. im Fachmenschenza., Eine Erinnerung an E. S., in: Theol. Lit.-Ztg. 125, 2000, Sp. 3-22;
    H. Weder, Theol. u. Rel. wiss., Eine Erinnerung an E. S. u. Adolf v. Harnack, ebd., Sp. 1233-44;
    BJ 15, S. 107-10 u. Tl.;
    PRE;
    Jüd. Lex.;
    BBKL (W, L);
    Personenlex. Rel. u. Theol.;
    Dict. of Biblical Interpretation;
    TRE;
    LThK³;
    RGG⁴;
    zu Oskar:
    Ch. Fuhrmeister, Optionen, Kompromisse, Karrieren, Überlegungen zu d. Münchener Privatdozenten Hans Gerhard Evers, Harald Keller u. O. S., in: Kunstgesch. im NS, hg. v. N. Doll u. a., 2005, S. 219-42, bes. S. 232 f.;
    Dichter, Denker, Literaten aus sechs Jhh. in Dresden, 1997;
    Motzler, Kunsthist. Lex.;
    Augsburger Stadtlex.; |

  • Quellen

    Qu Mitt. v. Arnold Schürer, Bielefeld.

  • Porträts

    Foto, in: M. Voit, Bildnisse Göttinger Professoren aus zwei Jhh., 1937, Nr. 186.

  • Autor/in

    Christof Dahm
  • Zitierweise

    Dahm, Christof, "Schürer, Emil" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 641-642 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117133116.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA