Lebensdaten
1882 – 1954
Geburtsort
Wendelsheim (Rheinhessen)
Sterbeort
Wuppertal
Beruf/Funktion
Chemiker ; Forschungsdirektor der I.G. Farben
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116932228 | OGND | VIAF: 17986345
Namensvarianten
  • Hörlein, Heinrich
  • Hörlein, Heinrich
  • Hörlein, H.
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Zitierweise

Hörlein, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116932228.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1852–1929), Landwirt, S d. Häfners Joh. in Flonheim/Rheinhessen u. d. Margarethe Mauer;
    M Philippine (1849–1905), T d. Phil. Dürk in Wendelsheim u. d. Barbara Fendner;
    Jena 1907 Maria (1884–1962), T d. Buchbindereibes. Emil Berlinghoff (1853–1931) u. d. Anna Beyer;
    2 S, 2 T.

  • Biographie

    H. begann sein Chemiestudium 1900 an der TH Darmstadt. 1902 siedelte er zu L. Knorr nach Jena über und bestand 1903 in den Fächern Chemie, Physik und Nationalökonomie sein Doktorexamen. Während seines Studiums hatte er zeitweise in der Zuckerfabrik Groß-Gerau gearbeitet. Knorr und H., seit 1904 dessen Privatassistent, lieferten wertvolle Beiträge zur Konstitutionsermittlung des Morphins und stellten eine mehr als 15 Jahre lang gültige Formel auf, die, wie J. M. Gulland und R. Robinson erkannten, nur geringfügiger Änderungen bedurfte. In die Jenaer Zeit fiel – von P. Rabe experimentell bestätigt – auch H.s intuitive Vorausschau der letzten strukturellen Einzelheiten des Chinins und seiner Derivate. Aus Anlaß der Morphinarbeiten war H. 1906-08 auswärtiger Mitarbeiter der Firma Boehringer und Söhne, Mannheim, geworden, folgte aber 1909 einem Angebot C. Duisbergs an die Farbenfabriken vormals Fr. Bayer und Co. nach Elberfeld.

    H.s erste Elberfelder Erfolge lagen auf dem Farbstoffgebiet. Unter seinen mannigfachen pharmazeutisch-chemischen Arbeiten ragte die Erfindung des weltbekannten Schlafmittels und Antiepileptikums Luminal hervor. Der bedeutendste Teil seines Lebenswerkes begann jedoch, als er schrittweise immer größere organisatorische Aufgaben innerhalb der Farbenfabriken vormals Fr. Bayer und Co. und später innerhalb der 1925 gegründeten I. G. Farbenindustrie AG übernahm. Das Werk Elberfeld baute er zielbewußt zu einer umfassenden chemisch-medizinischen Forschungsstätte aus und schuf dadurch die Voraussetzung für eine weitgehend selbständige Forschungsarbeit der Chemiker und Mediziner des Werkes, eine Arbeit, die insbesondere auf dem Gebiet der Chemotherapie zu überragenden Erfolgen führte: Ergebnisse dieser Jahre waren unter vielen anderen neben Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Schlafmittel und Narkotika Evipan (W. Kropp, L. Taub, H. Weese) und Phanodorm (W. Schulemann, K. Meisenburg), das Blutersatzmittel Periston (Weese), insbesondere Entdeckung und Entwicklung der berühmten Malariamittel Plasmochin (W. Schulemann, F. Schönhöfer, A. Wingler, W. Röhl, W. Kikuth), Atebrin (F. Mietzsch, H. Mauss, W. Kikuth) und Resochin (H. Andersag, St. Breitner, H. Jung, W. Kikuth), das Piroplasmosemittel Acaprin (H. Henecka, F. Schönhöfer, W. Kikuth), die Antimonpräparate Neostibosan und Solustibosan (F. Schmidt) gegen Kala Azar, die Entdeckung der antibakteriell wirksamen Sulfonamide (F. Mietzsch, J. Klarer und G. Domagk), die Synthese des Vitamin B1 (H. Andersag und K. Westphal) und das Tuberkulostatikum Conteben (R. Behnisch, F. Mietzsch, G. Domagk), an das sich später das hochwirksame Neoteben (H. A. Offe, W. Siefken, G. Domagk) anschloß.

    1931 wurde H. Vorstandsmitglied und 1933 Vertreter der Pharmasparte im Zentralausschuß der I. G. Farbenindustrie AG. In der Folgezeit hatte er erhebliche Widerstände zu überwinden, um die für die pharmazeutische Forschung entscheidend wichtigen Tierversuche zu gewährleisten. – Das Ende des 2. Weltkrieges brachte 1945 die Auflösung der I. G. Farbenindustrie AG mit sich. Gegen H. und 23 seiner Kollegen wurden im I. G. Farben-Prozeß in Nürnberg Anklagen erhoben, die zwar den objektiven Kennern der Dinge abwegig erschienen, damals aber doch als lebensbedrohlich betrachtet werden mußten. Der Prozeß endete nach über einjähriger Dauer 1948 mit H.s Freispruch. 1952 wurde H. zum Aufsichtsratsvorsitzenden der neu gegründeten Farbenfabriken Bayer berufen.|

  • Auszeichnungen

    Dr. med. h. c. (München 1926), Honorarprof. (1931) u. Ehrenbürger (1952) d. Med. Ak. Düsseldorf, Dr. rer. nat. h. c. (Darmstadt 1952), Ehrenmitgl. d. Ges. Dt. Chemiker (1953).

  • Werke

    Über d. Solarson. in: Archiv f. Dermatol. u. Syphilis 130, 1921;
    Über d. chem. Grundlagen u. d. Entwicklungsgesch. d. Plasmochins, in: Naturwiss. 14, 1926;
    Med. u. Chemie, ebd. 21, 1933;
    Über d. wiss. Grundlagen d. Arzneimittelsynthese, in: Münchener Med. Wschr., 1927;
    Arzneimittelfabriken u. persönl. Behandlung, in: Gesundheitslehrer, 1929;
    The Chemotherapy of Infectious Diseases caused by Protozoa and Bacteria, in: Proceedings of the Royal Society of Medicine 29, 1936;
    A New Class of Chemothorapeutic Agents against Streptococci, in: Medical Record, 1937;
    The Development of Chemotherapy for Bacterial Diseases, in: Practitioner 139, 1937;
    Neue Btrr. z. speziellen Therapie in d. Tropenmed., in: Festschr. Nocht, 1937;
    30 J. chemotherapeut. Forschung auf tropenmed. Gebiet, in: Die Pharmazeut. Industrie 8, 1941;
    Zur Gesch. d. Voluntals u. Avertins, in: Die Pharmazie 5, 1950;
    Die persönl. Beziehungen C. Duisbergs zu R. Willstätter nach dessen freiwilligem Rücktritt v. d. Münchener Professur, in: Angew. Chemie 62, 1950;
    Forschung u. Produktion auf pharmazeut. Gebiet, in: Chem. Industrie 4, 1952.

  • Literatur

    C. Duisberg, in: Med. u. Chemie 2, 1934 (P);
    K. Hahn, in: Physikal. Bll. 10, 1954;
    Naturwiss. Rdsch. 7, 1954 (P);
    Pharmazeut. Ztg. 90, 1954;
    Pogg. V, VI, VIIa.

  • Autor/in

    Hans Henecka
  • Zitierweise

    Henecka, Hans, "Hörlein, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 353-354 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116932228.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA