Lebensdaten
1833 – 1914
Geburtsort
Steinort Kreis Angerburg (Ostpreußen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
preußischer Oberlandstallmeister
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116873787 | OGND | VIAF: 9800026
Namensvarianten
  • Lehndorff, Georg Graf von
  • Lehndorff, Georg von
  • Lehndorf, Georg, Graf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Lehndorff, Georg Graf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116873787.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1770–1854), auf St., preuß. Gen.-Lt., Landhofmeister in Preußen (s. Priesdorff IV, S. 338-40, P; Altpr. Biogr. I), S d. Ernst Ahasverus Heinrich (1727–1811), preuß. Kammerherr, Landhofmeister in Preußen (s. L), u. d. Amalie Karoline Gfn. v. Schmettau;
    M Pauline (1805–71), T d. Carl Frdr. Wilh. Gf. v. Schlippenbach, auf Schönermark, u. d. Friederike Caroline Gfn. v. Beust;
    B Heinrich (1829–1904), preuß. Gen. d. Kav. u. Gen.adjutant (s. Priesdorff IX, S. 274-77, P; Altpr. Biogr. I);
    - Königsberg 1855 Klara (1836–1911), T d. Natango Gf. v. Kalnein, auf Kilgis u. Domnau, u. d. Klara Burggfn. v. Dohna-Schlodien;
    2 S, 3 T, u. a. Siegfried (s. 2), Meinhard (1871–1933), Leiter d. Landgestüts Zirke (Prov. Posen) 1912-18 u. d. Landgestüts Marienwerder 1919–27, preuß. Landstallmeister;
    N Manfred (1883–1962), Leiter d. Mülhensschen Vollblutgestüts Röttgen b. Köln (s. Altpr. Biogr. III).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Kneiphöfschen Gymnasiums trat L. 1850 beim 3. Kürassier-Rgt. in Königsberg ein. Er quittierte 1855 den Dienst, um sich ganz der Pferdezucht zu widmen; in Laserkeim (Ostpreußen) und 1860-66 in Haselhorst b. Spandau unterhielt er einen sehr erfolgreichen Rennstall, der ihm insgesamt 352 Siege und 178 zweite Plätze brachte. Er selbst war 28 Jahre lang im Rennsattel aktiv und errang 142 Siege und 65 zweite Plätze. Als erster deutscher Herrenreiter ritt er seine Pferde auch auf den Bahnen in Österreich-Ungarn, Rußland und Frankreich; die Summe der Renngewinne seines Stalles in Höhe von rd. 170 000 Talern war für damalige Zeiten außergewöhnlich. 1853-64 war L. sechsmal Champion der deutschen Herrenreiter. Am Feldzug 1866 gegen Österreich nahm er als Offizier des 2. Garde-Ulanen-Rgt.s teil; 1868 wurde er als Rittmeister verabschiedet.

    Bereits 1866 war L. auf Vorschlag des preuß. Oberlandstallmeisters Karl Frhr. v. Maltzahn (1866–68) kommissarisch mit der Leitung des Hauptgestüts Graditz b. Torgau, ferner mit der des sächs. Landgestüts beauftragt worden (Landstallmeister 16.11.1867). In Graditz hatte der Staat 1866 durch Vereinigung seiner Vollblutstuten aus Neustadt (20), Trakehnen (24) und Graditz (14) mit dem Aufbau eines Vollblutgestüts begonnen, das in absehbarer Zeit die für die Halbblutzucht hinsichtlich Lieferung von Heeresremonten benötigten Vollbluthengste I. Klasse, d. h. Beschäler von hoher Qualität in Exterieur und Leistung, bereitstellen sollte. Da das vorhandene Stutenmaterial dem hochgesteckten Ziel nicht entsprach, bemühte L. sich mit Erfolg, geeignete Stuten und Hengste in den Vollblutgestüten Englands, Ungarns und Frankreichs für Graditz zu erwerben; die Ankäufe der Hengste Savernake xx, The Palmer xx, Flageolet xx, Rustic xx, Chamant xx und Dandin xx erwiesen sich als große Treffer. Hierdurch wurden die Leistungen der Graditzer Vollblüter zeitweise so dominierend, daß private Rennställe gegen diese Übermacht die Hilfe der Rennvereine und des Parlaments bemühten. L.s Züchtertalent schuf den Typ des „Graditzer“ Vollblüters, jenes bedeutenden, formschönen, korrekten und leistungsstarken Pferdes, das für die Landespferdezucht überragende Bedeutung gewann.

    Am 1.10.1887 wurde L. als Nachfolger des Generalmajors Lüderitz preuß. Oberland-Stallmeister; er übernahm damit die für Preußen bedeutungsvollste Position im Bereich von Zucht und Verwendung aller hier vertretenen Pferderassen, vom Vollblut bis hin zum Kaltblut. Was Carl Gf. v. Lindenau, der geniale Schöpfer der preuß. Gestütsverwaltung, auf organisatorischem Gebiet dauerhaft verankerte (1786-1808), vervollständigte L. innerhalb von 24 Jahren durch sein aus der Praxis erarbeitetes Wissen und Können auf züchterischem Sektor. Trotz dieser angespannten Tätigkeit behielt er – mit Wohnsitz in Graditz – die Leitung des Hauptgestüts einschließlich des Rennstalls bis zu seiner Übersiedlung nach Potsdam. 1906 übergab er seinem Sohn und Nachfolger Siegfried eine Herde von rd. 40 Vollblutstuten, die in Blut, Form, Kaliber und Leistung zur Elite der deutschen Vollblutzucht gehörten; das 1815 von Sachsen übernommene Halbblutgestüt hatte 1906 einen Bestand von rd. 130 Mutterstuten. Als Oberlandstallmeister kaufte er Jahr für Jahr alle für die preuß. Gestüte – mit Ausnahme von Celle – benötigten Hengste persönlich; auch den Ankauf der bedeutenden Vollbluthengste Perfectionist xx, Red Prince II xx, Master Magpie xx und Dark Ronald xx verdankt die Zucht diesem überragenden Hippologen. Als die neue Reitweise und neue Trainingsmethoden von Amerika aus Eingang in England fanden, studierte er diese sehr eingehend und schickte den Graditzer Gestütsmeister Hinrichs mehrmals in engl. Rennställe, um die Methode zu erfassen und ihre Vorteile möglichst schnell dem deutschen Rennsport nutzbar zu machen. Erst im Alter von 78 Jahren trat L. in den Ruhestand (31.12.1911). Sein umfangreiches, detailliertes Wissen dokumentierte er im „Handbuch für Pferdezüchter“ (1881, ⁴1896), dem Standardwerk seiner Zeit.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. d. engl. Jockeyklubs, Mitgl. im Ehrenpräsidium d. Reichsverbandes d. dt. Halbbluts, Mitbegr. d. Union-Clubs u. (langjähriger) Vorsitzender d. gr. Schiedsgerichts f. Renn-Angelegenheiten.

  • Literatur

    C. M. Stoeckel, Die Kgl. Preuß. Gestütverwaltung u. d. preuß. Landespferdezucht, 1890;
    H. Groscurth, Die Preuß. Gestütverwaltung, 1927;
    Siegfried Gf. Lehndorff, Ein Leben mit Pferden, 1943, ²1956;
    J. Nissen, Pferde, Reiter, Fahrer, Züchter, 1979;
    Altpr. Biogr. III.

  • Porträts

    Denkmal v. W. Fritsch, 1926 (Hoppegarten, Rennplatz, 1367 entfernt).

  • Autor/in

    Jürgen von Henninges
  • Zitierweise

    Henninges, Jürgen von, "Lehndorff, Georg Graf von" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 105-106 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116873787.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA