Lebensdaten
1819 – 1849
Geburtsort
Talheim bei Tuttlingen
Sterbeort
Burgdorf (Kanton Bern)
Beruf/Funktion
Dichter ; Industrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116819073 | OGND | VIAF: 42598813
Namensvarianten
  • Schneckenburger, Maximilian
  • Heimthal, Max (Pseudonym)
  • Schneckenburger, Max
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Zitierweise

Schneckenburger, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116819073.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Tobias ( 1846), Landwirt, Kaufm.;
    M Regina Margareta, T d. Matthias Haug, Seidenfabr. aus Talheim;
    4 B u. a. Mat(t)hias (1804–48), ev. Theol., seit 1834 Prof. f. KGesch., Dogmatik u. NT in Bern,|Dr. h. c. (Basel 1835) (s. ADB 32; RGG3+4; BBKL);
    Talheim 1842 Luise, T d. N. N. Weikersreuther, ev. Pfarrer in Talheim;
    4 S u. a. Max, Kaufm. in Talheim, E Marie ( Heinrich Rominger, Kaufm. aus Schwenningen).

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Lateinschulen in Tuttlingen (1830–32) und Herrenberg (bis 1833) übersiedelte S. nach Bern, wo er seit 1834 eine kaufmännische Lehre in der Drogerie „Reuther & Blau“ absolvierte. Seit 1836 war er bei der Eisengießerei „Johann Jacob Schnell“ in Bern beschäftigt, wo er zum Geschäftsführer aufstieg und als solcher 1838 Geschäftsreisen durch Frankreich und England unternahm. 1841 übersiedelte S. nach Burgdorf und gründete im folgenden Jahr mit Jakob Rudolf Schnell (1778–1856) die Eisengießerei „Schnell und Comp.“

    Seit Mitte der 1830er Jahre war S. publizistisch tätig, u. a. für den Schwäb. Merkur. Sein Debut als Dichter gab er 1837 mit dem unter Pseudonym veröffentlichten Band „Die ersten Versuche in Poesie und Prosa“, der ganz im Geist der politischen Romantik stand, aber keine Resonanz fand. In der Zeit der Rheinkrise nach 1840 beteiligte sich S. an einem Dichterstreit, der die politischen Auseinandersetzungen literarisch widerspiegelte und an dem sich auf dt. Seite u. a. Georg Herwegh (1817–75, Rheinlied, 1840), Emanuel Geibel (1815–84, Türmerlied, 1840) und Nikolaus Becker (1809–45, Der dt. Rhein, 1840), auf franz. Seite Alfred de Musset (1810–57) und Alphonse de Lamartine (1790–1869) beteiligten. Von Beckers erfolgreichem Lied „Der dt. Rhein“ angeregt, verfaßte S. im Nov. 1840 für die Samstagsgesellschaft in Burgdorf das Gedicht „Rheinwache“ bzw. „Rheinwacht“, das bei seiner Vertonung durch den Musikdirektor und Organisten am Berner Münster, Johann Jakob Mendel (1809–81), einen Monat später in „Die Wacht am Rhein“ umbenannt und durch einen Refrain ergänzt wurde (gedr. 1841). Popularität erlangte das Lied 1854 in der Vertonung als Marsch durch Karl Wilhelm (1815–73) anläßlich der Silberhochzeit des späteren Ks. Wilhelm I. in Düsseldorf. Seit den 1860er Jahren war es fester Bestandteil der Liederbücher dt. Gesang-, Schützen-, Turner- und Studentenvereinigungen. Bei Ausbruch des Dt.-Franz. Kriegs 1870 wurde die „Wacht am Rhein“ zur dt. Kriegshymne (lat., griech., engl., niederländ., poln., litau. Überss., 1870). In dieser Funktion blieb das Lied auch im 1. und 2. Weltkrieg äußerst populär; 1915 ordnete der preuß. Kultusminister die Aufnahme des Textes in schulische Lese- und Liederbücher an; nach seinem Titel wurde die am 16.12.1944 begonnene letzte dt. Offensive der dt. Wehrmacht an der Westfront benannt. Im Ausland wurde es zum Zeichen eines aggressiven, kriegstreiberischen dt. Nationalismus, so etwa in den Filmen „Casablanca“ (1942) von Michael Curtiz' und „Watch on the Rhine“ (1943) von Herman Shumlin. Nach 1945 brach die Rezeption des politisch desavouierten Lieds ab; lediglich Johannes Mario Simmel griff 1965 mit seinem verfilmten Roman „Lieb' Vaterland magst ruhig sein“ den ersten Vers des Refrains auf. Auch S., dessen zweiter Gedichtband postum erschien (Dt. Lieder, hg. u. eingel. v. K. Gerok, 1870) und seinen Verfasser als Revolutionsgegner und Befürworter einer kleindt. Lösung der nationalen Frage mit deutlich anti-kath. Impetus ausweist, geriet in Vergessenheit.

  • Auszeichnungen

    M.-S.-Geb.haus, Talheim (seit 1982);
    M.-S.-Zimmer im Fruchtkasten, Tuttlingen.

  • Literatur

    ADB 32;
    Die Wacht am Rhein, Das dt. Volks- u. Soldatenlied d. J. 1870, hg. v. G. Scherer u. F. Lipperheide, 1871 (Qu, P);
    W. Lang, in: ders., Von u. aus Schwaben, H. 6, 1890, S. 1-38;
    H. Weigle, Rede gehalten b. d. Beisetzung d. Gebeine M. S.s am 18. Juli 1886, hg. v. N. Weigle, 1907;
    M. Friedländer, Die Wacht am Rhein, in: Dt. Kdsch. 195, 1923, S. 205-10;
    Feier d. Enthüllung e. Gedenktafel f. M. S. an seinem Geb.haus in Thalheim am 29.5.1927, hg. v. Denkmal- u. Heimatpflegeausschuß f. d. Bez. Tuttlingen, 1927 (P);
    G. M. Rogati, Carl Wilhelm, Der Komp. d. „Wacht am Rhein“, 1932;
    K. Hofmann-Heidelberg, M. S. u. seine „Wacht am Rhein“, Gesch. e. dt. Volks- u. Vaterlandsliedes, 1940 (P);
    H. J. Hansen, Heil Dir im Siegerkranz, Die Hymnen d. Deutschen, 1978;
    W. Moßmann u. P. Schleuning, Alte u. neue Lieder, Entstehung u. Gebrauch, Texte u. Noten, 1978, S. 17-48 (P);
    M.-L. v. Plessen (Hg.), Marianne u. Germania 1789-1889, Ausst.kat. Berlin 1996;
    Brümmer;
    HBLS;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³; |

  • Nachlass

    Nachlaß: Tuttlingen, Fruchtkasten; HStA Stuttgart (P); – P. Sauer, Nachlaß M. S. (1819-1849), 1984.

  • Porträts

    Denkmal, 1886 (Friedhof Talheim);
    Denkmal v. A. Jahn, 1892 (Tuttlingen, 1918 zerstört);
    Denkmal v. F. v. Grävenitz, um 1940 (ebd.);
    Relieftafel am Niederwalddenkmal nach Entwurf v. J. Schilling, 1883 (1918 zerstört);
    Gedenktafel am Geb.haus in Talheim v. K. Schaal nach Entwurf v. N. N. Reinert, 1927.

  • Autor/in

    Stefan Jordan
  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, "Schneckenburger, Max" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 279-280 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116819073.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schneckenburger: Max S., der Sänger der „Wacht am Rhein“, der Kriegshymne der Deutschen im Kampfe gegen die Franzosen 1870—71, wurde als der Sohn eines geachteten Kaufmanns zu Thalheim bei Tuttlingen in Württemberg am 17. Februar 1819 geboren. Er besuchte die lateinischen Schulen zuerst in Tuttlingen und dann in Herrenberg, wo sein ältester Bruder, der nachmalige, durch Gelehrsamkeit und Scharfsinn ausgezeichnete Professor der Theologie in Bern, damals Diakonus war, und trat nach seiner Confirmation als Lehrling in ein kaufmännisches Geschäft zu Bern ein. Von hier aus lernte er 1838 auf einer Geschäftsreise auch Frankreich und England kennen. Im J. 1841 siedelte er sich in Burgdorf im Kanton Bern an, wo er eine noch bestehende Eisengießerei gründete und die Tochter eines württembergischen Pfarrers als Gattin heimführte. Sein Herz hing unverrückt an der deutschen Heimath, und er gedachte auch dorthin bleibend zurückzukehren; doch raffte ihn der Tod schon am 3. Mai 1849 in der Blüthe der Manneskraft hinweg. Sein oft ausgesprochener und durch viele seiner Dichtungen hindurchklingender Wunsch, einst in heimatlicher Erde zu ruhen, ist am 16. Juli 1886 erfüllt worden, wo seine Gebeine von Burgdorf nach Thalheim übergeführt wurden. — Dies ist in kurzen Zügen das Leben eines Mannes, der durch ein einziges Gedicht zu einer deutschen Berühmtheit geworden ist. Es war im Sommer des Jahres 1840, als „neuer Uebermuth von der Seine her zu klingen begann“ und sich der französische Minister Thiers befliß, die alten napoleonischen Erinnerungen wieder aufzufrischen und daran zu mahnen, daß der Rhein französisch gewesen sei und wieder französisch werden müsse; ja die gallische Presse begann ihre Hetzartikel gegen Deutschland und verkündete laut, daß die Bewohner des Rheinlandes sammt und sonders gut französisch gesinnt seien und sich gern an Frankreich anschließen würden. Die deutsche Presse blieb die Antwort nicht schuldig, und auch die deutsche Poesie fand den geeigneten Ausdruck für die Abwehr der französischen Eroberungsgelüste. Unter den patriotischen Dichtungen jener Zeit heben sich besonders zwei ab, die sich, weil sie die deutsche Gesinnung am mannhaftesten aussprachen, bis auf die Jetztzeit im Volke lebendig erhalten haben, das Lied von Nicol. Becker „Der deutsche Rhein“, das im September 1840 veröffentlicht wurde, und das Lied von Max S. „Die Wacht am Rhein“, das der Dichter im November 1840 niederschrieb. Während indeß das erstere wie im Fluge durch die deutschen Gauen und in die deutschen Herzen drang, und mehr als 150 Melodien es singbar machen wollten, blieb Schneckenburger's „Wacht am Rhein“ durch 30 Jahre ziemlich unbeachtet, und wenn sie auch seit 1854 hier und da in Gesangvereinen nach der von Karl Wilhelm geschaffenen Melodie gesungen wurde, so konnte von einer dem Liede und der Melodie gewidmeten besonderen Aufmerksamkeit nimmer die Rede sein, ja man kannte sogar bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges kaum den Namen des Dichters. Um so überraschender war es deshalb auch, daß, als der Heerruf erklang, Volk und Armee fast nur in diesem einen Liede ihre deutsche Gesinnung und Begeisterung ausströmen ließen: es war urplötzlich zum Kriegsliede der Deutschen gegen die Franzosen geworden. Leider war es S. nicht mehr vergönnt, den Triumphzug|zu sehen, welchen sein einfaches, aber markiges Lied durch die deutschen Gauen und hinüber über den Rhein nehmen sollte; er durfte es nicht mehr erleben, daß lange verlorene, nie verschmerzte Länder unter den Klängen seines Liedes von deutschen Heeren dem deutschen Vaterlande wiedererobert wurden: aber sein nun bekannt gewordener Name war für immer der Vergessenheit entrissen worden. Dieser Erfolg war wohl auch die Veranlassung, daß K(arl) G(erok) aus dem handschriftlichen Nachlaß des Dichters eine Auswahl von Gedichten traf und sie unter dem Titel „Deutsche Lieder von Max Schneckenburger, dem Sänger der Wacht am Rhein“ (1870) herausgab. Diese poetischen Tagebuchblätter können weder auf dichterische Originalität noch auf künstlerische Formvollendung Anspruch machen; aber durch alle geht der Pulsschlag eines deutschen Gemüths, und fast alle sind echte Lieder, volksthümlich, musikalisch, dem Herzen entsprungen.

    • Literatur

      Vorwort zu den „Deutschen Liedern“ (s. o.). — Die Gartenlaube, Jahrg. 1870, S. 627; Jahrg. 1886, S. 563.

  • Autor/in

    Franz Brümmer.
  • Zitierweise

    Brümmer, Franz, "Schneckenburger, Max" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 88-89 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116819073.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA