Lebensdaten
1767 – 1825
Geburtsort
Hirschberg (Schlesien)
Sterbeort
Kloster Liebenthal bei Greiffenberg (Schlesien)
Beruf/Funktion
Dichter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116763167 | OGND | VIAF: 15528289
Namensvarianten
  • Salice-Contessa, Christian
  • Contessa, Christian Jakob
  • Contessa, Christian Jacob Salice
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Zitierweise

Contessa, Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116763167.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian (1736–93), Kaufm. in Hirschberg, S des Ant. Lor. (1694–1748) aus Sala, Kaufherr in Hirschberg, u. der Joh. Rosalie Kretschmer;
    M Joh. Elis. ( 1801), T des Hofrichter-Amts-Schöppen Mockwitz u. einer geb. Voeteri (Ungarin);
    B Wilh. s. (2);
    1790 Hedwig ( 1826), T des Kaufm. Galli aus Gleiwitz.

  • Biographie

    Nach Besuch der Breslauer Jesuitenanstalt (1782–84) kam C. zur kaufmännischen Ausbildung nach Hamburg. Dort entstanden unter der Einwirkung Ossians, Klopstocks und des Göttinger Hains seine ersten Gedichte. Eine Reise nach London, Paris, Südfrankreich und Spanien trug entscheidend zur Entwicklung radikaler politischer Anschauungen bei. 1793 übernahm C. in Hirschberg das väterliche Leinwandgeschäft. Durch seinen Freund Joseph Zerboni kam er mit freimaurerischen Kreisen in Verbindung. Revolutionäre Zielsetzungen, die er einer geplanten Vereinigung gab, veranlaßten 1797 im Zusammenhang mit einem kühnen Brief Zerbonis an den schlesischen Oberpräsidenten von Hoym seine Festnahme und Verurteilung. Friedrich Wilhelm III. begnadigte ihn jedoch 1798. In der Folgezeit wandte sich C. von republikanischen Ideen ab. Bei der Einführung der neuen Städteordnung wurde er zum Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung von Hirschberg gewählt. An den Vorbereitungen des Befreiungskrieges nahm er aktiven Anteil. Noch in seinem letzten Lebensjahr war er bereit, die Vertretung Hirschbergs auf dem Landtag der schlesischen Provinzialstände zu übernehmen. Als Erzähler begann er in der Nachfolge Richardsons, formal zugleich durch Goethes „Werther“ beeinflußt. Über Empfindsamkeit und Idylle hinaus drängte er zur Darstellung der Leidenschaft. So entstanden in Anlehnung an den Sturm und Drang zwei Ritterdramen. Der Plan eines großen historischen Romans aus der Spätzeit der Maurenherrschaft kam in der Erzählung „Almanzor“ (1804) nur in Ansätzen zur Ausführung. Während der napoleonischen Herrschaft schrieb er, voll Vertrauen auf die künftige Erneuerung Preußens, das Schauspiel „Alfred“ (1809), in dem Schillers Vorbild unverkennbar ist. Mit einigen Beiträgen zur Unterhaltungsliteratur ging er auf den Wegen der jüngeren Romantik. In seinen späteren Prosadichtungen entwickelte sich die heimatliche Landschaftsschilderung. Er verband damit eine wachsende Neigung zur Reflexion, die sich vornehmlich auf staatspolitische Fragen bezog. Sein letztes Werk „Der Freiherr|und sein Neffe“ (1824) darf als frühester Zeitroman des 19. Jahrhunderts angesehen werden.

  • Werke

    Weitere W Das Grabmal d. Freundschaft u. Liebe, Breslau-Hirschberg 1792;
    Herm. v. Hartenstein, Szenen aus d. MA, Breslau-Leipzig 1793;
    Dramat. Szenen u. hist. romant. Gem., Breslau 1794;
    Saint Amand, Erz. aus d. Rev.zeit in St. Domingo, 1801;
    3 Erzz. (Der Lustgarten im Riesengeb., Jugendliebe, Andronicus Komnenus), 1823;
    Gedichte, hrsg. v. C. W. L. Schmidt, 1826.

  • Literatur

    ADB IV;
    Goedeke VI, 1898, S. 384, XIII, 1938, S. 219 f. (W, L);
    C. NND, Jg. 3, 1825, S. 937-54.

  • Autor/in

    Adalbert Elschenbroich
  • Zitierweise

    Elschenbroich, Adalbert, "Contessa, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 344-345 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116763167.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Contessa: Christian Jacob Salice C., Dramatiker und Romanschriftsteller, geb. 21. Febr. 1767 zu Hirschberg in Schlesien, 11. Septbr. 1825. C. stammte aus einer reichen Kaufmannsfamilie italienischer Abkunft; gebildet auf dem Lyceum zu Hirschberg und dem katholischen Gymnasium zu Breslau, widmete er sich dem Kaufmannsstande in Hamburg, machte von dort 1788 Reisen nach England, Frankreich und Spanien, übernahm 1793 das Geschäft seines Vaters, wurde aber durch seine Freundschaft mit Zerboni geheimer politischer Verbindungen verdächtig und brachte als Staatsgefangener das J. 1797 auf den Festungen Spandau und Stettin zu. Später erwarb er sich bei der Einführung der Städteordnung und bei der Errichtung der Landwehr so namhafte Verdienste, daß er 1814 zum königl. Commerzienrath ernannt wurde. Nach den Freiheitskriegen gab er sein Handelsgeschäft auf und lebte bis an sein Ende litterarischer Thätigkeit hingegeben auf seinem Landgute Liebenthal. Seit 1792 verfaßte er eine Anzahl dramatischer und erzählender Werke, die theils einzeln, theils mit Werken seines Bruders gemeinschaftlich erschienen (2 Bde., Hirschberg 1812—14). Ein Bändchen Gedichte, Romanzen, Erzählungen, Elegien etc. wurde nach seinem Tode von W. L. Schmidt herausgegeben. Obschon C. kein bestimmtes dichterisches Vorbild hatte, machten sich doch in den poetischen Erzählungen Anklänge an Wieland, in den lyrischen Gedichten an Klopstock geltend. Eins der letzteren ist das zum Volksliede gewordene: „Das waren mir selige Tage“.

    L. Schmidt in den schles. Provinzialblättern, 1826, Januar.

    Wilhelm Salice C., sein Bruder, Lustspieldichter und Romanschriftsteller, ist geb. 19. Aug. 1777 zu Hirschberg. Nach seines Vaters Tode besuchte er 4 Jahre das Pädagogium zu Halle, wo er zu seiner bis ans Lebensende dauernden Freundschaft mit v. Houwald den Grund legte, studirte seit 1797 in Erlangen und Halle, war 1800 in Paris und ließ sich dann in Weimar nieder. Seit 1805 privatisirte er in Berlin und lebte von 1816 ab zu Neuhaus bei Lübben im Hause v. Houwald's. Zur Herstellung seiner Gesundheit in Berlin anwesend, starb er am 2. Juni 1825. Wilhelm C. war noch mehr als sein Bruder in erzählenden und dramatischen Dichtungen, und zwar vorzugsweise im Lustspiele thätig; mehrere gab er im Verein mit jenem, andere einzeln, eine Sammlung von Märchen dagegen mit Hoffmann und Fouqué heraus; eine|Ausgabe seiner sämmtlichen Schriften veranstaltete nach seinem Tode E. v. Houwald (Leipzig 1826, 9 Bde.). Als Dramatiker zeigte er durch geistreichen Humor und glückliche Erfindung besondern Beruf zum feineren Lustspiel. Tieck (Kritische Schriften 3, S. 216) bedauert jedoch, daß Contessa's Talent sich nicht ganz mit Begeisterung und fleißigem Studium der Ausarbeitung wahrer Komödien hingegeben habe; er habe alles, was dazu gehört, besessen, sichs jedoch zu leicht gemacht. Hoffmann schildert ihn in den Serapionsbrüdern als Sylvester. Einen kurzen Lebensabriß gibt v. Houwald im I. Bd. der sämmtlichen Schriften.

  • Autor/in

    Palm.
  • Zitierweise

    Palm, Hermann, "Contessa, Christian" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 453-454 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116763167.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA