Kolborn, Joseph Hieronymus Karl Freiherr von
- Lebensdaten
- 1744 – 1816
- Geburtsort
- Niederwalluf (Rheingau)
- Sterbeort
- Aschaffenburg
- Beruf/Funktion
- mainzischer Staatsmann ; katholischer Theologe ; Weihbischof ; Politiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 116311894 | OGND | VIAF: 22890083
- Namensvarianten
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- Kolborn, Joseph Hieronymus Karl (bis 1813)
- Kolborn, Karl Joseph Hieronymus Freiherr von
- Kolborn, Joseph Hieronymus Karl Freiherr von
- Kolborn, Joseph Hieronymus Karl (bis 1813)
- kolborn, joseph hieronymus karl
- Kolborn, Karl Joseph Hieronymus Freiherr von
- Kolborn, Carl J.
- Kolborn, Carl Joseph Hieronymus
- Kilborn, Carl Joseph Hieronymus
- Kilborn, Karl Joseph Hieronymus
- Kolborn, Joseph Hiernonymus Karl
- Kolborn, Hieronymus
- Kolborn, Karl J.
- Kilborn, Karl J.
- Colborn, Joseph Hieronymus Carl Freiherr von
- Colborn, Joseph Hieronymus Carl (bis 1813)
- Colborn, Carl Joseph Hieronymus Freiherr von
- Kolborn, Karl Joseph Hieronymus
- Cilborn, Carl Joseph Hieronymus
- Colborn, Joseph Hiernonymus Carl
- Colborn, Hieronymus
- Colborn, Carl J.
- Cilborn, Carl J.
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Kolborn, Joseph Hieronymus Karl Freiherr von (großherzoglich frankfurter Freiherr 1813)
mainzischer Staatsmann, * 8.3.1744 Niederwalluf (Rheingau), † 20.5.1816 Aschaffenburg. (katholisch)
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Genealogie
V Sebastian, Oberschultheiß;
M N. N.;
2 B Geistliche;
1 Schw Nonne; Schw Caroline Ernestine (⚭ Joh. Stephan Windischmann);
N →Karl Jos. Windischmann (1799–1839), Prof. d. Philos. in Bonn, Anhänger d. romant. Med. (s. ADB 43). -
Biographie
Nach theologischen Studien am Mainzer Priesterseminar, wo vor allem der damalige Subregens Johann Adam Gärtier, der spätere Bruchsaler Stiftsprediger und Gegner Wessenbergs, Einfluß auf ihn ausübte, und an der Universität Mainz wurde K. zum Erzieher der Grafen Friedrich Lothar und Johann Philipp von Stadion berufen. Im Dienste der angesehenen und einflußreichen Familie knüpfte der kluge, gesellschaftlich gewandte K., dem Empfehlungen und ein gewinnendes Aussehen die Türen öffneten, ein Netz von Beziehungen zu den stiftsfähigen Familien Süddeutschlands und legte den Grund für seine spätere Karriere. Am „Musenhof von Warthausen“ und während der Studien und Kavaliersreisen seiner Zöglinge durch die Schweiz, Frankreich, Holland kam K. mit dem Geistesleben seiner Zeit stärker in Berührung als es sonst bei Geistlichen seiner Herkunft der Fall war. Durch Vermittlung der Familie Stadion erhielt er ein Kanonikat an Sankt Stephan in Mainz; 1792 wurde er Dekan dieses Stiftes. Seit 1785 war er außerdem Kanoniker des Kollegiatstifts Sankt Leonhard in Frankfurt am Main¶. Wahrscheinlich auf Fürsprache von Karl Theodor von Dalberg erfolgte 1788 seine Ernennung zum Geistlichen Rat. Das Vertrauensverhältnis des Koadjutors Dalberg zu K. zeigte sich nicht zuletzt darin, daß er ihm die Administration des größten Teils seiner Privatgeschäfte übertrug. Seit 1794 Mitglied des Mainzer Generalvikariats, wurde K. zum Nachfolger des Weihbischofs →Valentin Heimes ernannt und von Dalberg 1807 zum Bischof geweiht. Weniger als Minister des fürstprimatischen Staates denn als Weihbischof der Dalberg unterstehenden Diözesen, als episcopus vicinior verwaister oder Restbistümer hat K. in der konkordatslosen, bischofsarmen Zeit nach der Säkularisation eine hervorragende Rolle gespielt. Den Zusammenbruch der Dalbergschen Politik, die K. von Jahr zu Jahr kritischer beurteilte, hat er nicht lange überlebt.
K., ein geistreicher und wissenschaftlich gebildeter Mann von umfassenden Kenntnissen, war ein Vertreter der gemäßigten katholischen Aufklärung und der reichskirchlich episkopalistischen „Mainzer Grundsätze“. Als väterlicher Freund der Brüder Stadion war er reichspatriotisch eingestellt. Nach der Säkularisation begann er, in →Napoleons Kirchenpolitik mehr und mehr die Rettung der macht- und besitzlosen, in ihrer Organisation erschütterten deutschen Kirche zu sehen, doch hat er trotz tief eingewurzelten antirömischen Affekts die kaiserliche Politik gegenüber Rom und die Kirchenpolitik des Fürstprimas nur mit ständig größer werdenden Einschränkungen gebilligt. In seinen letzten|Lebensjahren hat er sich fast ganz auf das seelsorglich-innerkirchliche Anliegen zurückgezogen. Auch zu Wessenberg, den er zunächst zu seinen Freunden zählte, vergrößerte sich die Distanz. Zu den Gegnern Wessenbergs ist K. jedoch, trotz aller Meinungsverschiedenheiten, nicht zu rechnen. In seiner vorübergehenden Zugehörigkeit zum Illuminatenorden konnten selbst streng kirchlich gesinnte Kreise nichts Schlechtes sehen. Gegen das mit der Säkularisation verstärkt auflebende Staatskirchentum hat er in mühsamen und langwierigen Auseinandersetzungen mit großem Geschick, wenn auch nicht immer mit Erfolg, die Rechte und Interessen der Kirche verteidigt.
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Literatur
ADB 16;
H. Raab, Aus d. Briefwechsel d. Aschaffenburger Weihbischofs J. H. K. v. K. mit d. Konstanzer Gen.vikar I. H. v. Wessenberg, in: Aschaffenburger Jb. f. Gesch., Landeskde. u. Kunst d. Untermaingebietes 2, 1955, S. 98-133;
ders., Das Mainzer Interregnum v. 1774, Mit e. Anhang unveröff. Briefe v. J. H. K. K. an F. C. v. Stadion-Warthausen, in: Archiv f. mittelrhein. KG 14, 1962, S. 168-93. -
Porträts
Gem. v. J. H. Tischbein (Aschaffenburg, Mus.), Abb. in: E. Schneider u. W. Fischer, Aus 1 000 J. Stift u. Stadt Aschaffenburg, Kat., 1957.
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Autor/in
Heribert Raab -
Zitierweise
Raab, Heribert, "Kolborn, Joseph Hieronymus Karl Freiherr von (großherzoglich frankfurter Freiherr 1813)" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 456 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116311894.html#ndbcontent