Lebensdaten
1870 – 1936
Geburtsort
Lohr/Main
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Wirtschaftspolitiker ; Offizier
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116301821 | OGND | VIAF: 69678291
Namensvarianten
  • Koeth, Joseph
  • Koeth, Josef

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Koeth, Joseph, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116301821.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1829–1913), JR, Rechtsanwalt, S d. Stadtschreibers Jakob in Ochsenfurt u. d. Anna Philipps;
    M Susanne (1845–1903), T d. Landwirts Franz Anton Müller in Pflochsbach u. d. Margarethe Roth;
    Ov Karl (1836–76), Hofschauspieler in Dessau ( Rosa Schäfer, 1842–1912, Schauspielerin, beide s. Kosch, Theater-Lex.);
    Schw Anna ( Ludwig Frhr. Fuchs v. Bimbach, 1833–1900, Reg.präs. v. Niederbayern, s. Schärl);
    - ⚭ Helene (1874–1958, ev.), T d. Lehrers Albert Fenkohl in Ostpreußen u. d. Auguste Haack; Schwager Gustav Fenkohl (* 1872), Marine- u. Landschaftsmaler (s. Rhdb., P; Vollmer);
    1 S (⚔).

  • Biographie

    K. trat als Premier-Lieutenant nach knapp elfeinhalbjähriger Dienstzeit in Bayern im Januar 1900 in preußische Dienste, da ihm nach der dreijährigen Ausbildung an der Münchener Kriegsakademie (1895–98) die erhoffte Qualifikation zum Dienst im Generalstab erst in zweiter Linie zugesprochen wurde. Es folgten 9 Jahre als Batteriechef im 4. Badischen Feldartillerie-Regiment Nummer 66 und im Lehr-Regiment der Feldartillerie-Schießschule Jüterbog (seit November 1904). Seit August 1909 (März 1912 Major) gehörte K. dem preußischen Kriegsministerium an (Feldartillerie-Abteilung, A 4). Nach kurzer Frontverwendung als Abteilungskommandeur bei Kriegsausbruch (Teilnahme an der Marne-Schlacht und an Stellungskämpfen in der Champagne) kehrte er Anfang Oktober 1914 in das Ministerium (A 4) zurück. Ende Februar|1915, zunächst mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines Abteilungschefs beauftragt (März 1917 Oberstleutnant und Abteilungschef), wurde er – ohne zuvor mit diesem Problemkreis befaßt gewesen zu sein – Nachfolger Walther Rathenaus, der seit August 1914 im Kriegsministerium die Kriegsrohstoff-Abteilung (KRA) aufgebaut hatte. Mit Rathenau verband ihn tiefe geistige Übereinstimmung. K.s ausgeprägte philosophische Neigungen, seine intensive Beschäftigung mit Kant, Nietzsche, Simmel, brachten ihm im Kameradenkreise mehr Respekt als Zuneigung ein. Seine militärischen Gedankengänge wurzelten bei Friedrich dem Großen und Clausewitz. – K.s Aufgabe bestand darin, der Kriegsproduktion die benötigten Rohstoffe zur Verfügung zu stellen. Er hat dies durch planwirtschaftliche Methoden, die Erschließung neuer Rohstoffe und systematische Altstoffverwertung mit dem vielgestaltigen Organismus seiner in etwa 25 Sektionen gegliederten Behörde (die bei Kriegsende gegen 2 500 Personen beschäftigte) und den nachgeordneten „Kriegsgesellschaften“ in einer Weise bewältigt, die ihm die Anerkennung der militärischen Führung ebenso eintrug, wie die der Industrie und der Gewerkschaften, auch wenn 1916/17 im Zusammenhang mit dem „Hindenburg-Programm“ und dem Hilfsdienstgesetz scharfe Konflikte mit General Groener, dem Chef des im Kriegsministerium über K.s Abteilung errichteten „Kriegsamtes“, nicht ausblieben. Mit General Scheüch, Groeners Nachfolger, arbeitete K. dafür um so besser zusammen. – Am 11.11.1918 schied er mit dem Charakter als Oberst aus dem aktiven Heeresdienst aus und übernahm – nicht zuletzt auf Druck von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen schon auf die Regierung des Prinzen Max von Baden – in der Regierung der Volksbeauftragten das ganz auf seine Person zugeschnittene Amt des Staatssekretärs des Demobilmachungsamtes (im Kabinett Scheidemann bis zur Auflösung seines Ressorts am 30.4.1919 „Reichsministerium für wirtschaftliche Demobilmachung“). Ihm oblag die schwierige Aufgabe, unter den Bedingungen einer Revolution mit erst langsam sich festigenden Machtverhältnissen eine ganz auf die umfassenden Forderungen des Materialkrieges eingestellte Industrie auf die Friedenswirtschaft umzustellen. Die wirtschaftliche Depression mit zunehmender Arbeitslosigkeit und fortschreitendem Währungsverfall waren die entscheidenden Hemmnisse auf dem Weg zu einer industriellen Normalisierung, die wiederum nur mit zum Teil einschneidenden staatlichen Eingriffen zu bewältigen war, ohne daß K. gleichzeitig den Weg zu einer durch die Revolution immerhin denkbar gewordenen umfassenden Sozialisierung ebnen wollte. Außer K.s Behörde fühlten sich auf dem Felde der wirtschaftlichen Demobilmachung auch das Reichsarbeitsamt und die klassischen Ressorts Finanzen und Wirtschaft zuständig, so daß Reibungen bei der Lösung seines zeitlich strikt befristeten Auftrages nicht ausgeblieben sind. – Der Demobilmachungsdiktator für weniger als ein halbes Jahr sah stets seine Verantwortung für das Gemeinwohl, wenn er etwa auf der „Reichskonferenz“ am 25.11.1918 öffentlich zur Zusammenarbeit „in dem Geiste wirklich brüderlicher Nächstenliebe“ aufforderte. – K. übernahm im März 1920 ehrenamtlich den Vorsitz der „Geschäftsstelle für industrielle Abrüstung“ (Gefia) im Reichsverband der deutschen Industrie/Sonderausschuß für industrielle Abrüstung und gehörte dem zweiten Kabinett Stresemann (Oktober/November 1923) als Wirtschaftsminister an, ohne natürlich in diesen wenigen Wochen wieder bedeutenden gestaltenden Einfluß zu erlangen. Zeitweilig in Aufsichtsräten einiger größerer und mittlerer Unternehmen, war er zehn Jahre lang, bis Februar 1930, Vorsitzender der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft und hat wohl auch dem Reichsheer seinen Rat nicht versagt. Seine letzten Jahre verbrachte er in völliger Zurückgezogenheit.

  • Werke

    Rohstoffbewirtschaftung, in: Hdb. d. Pol. II, 1920, S. 224-35;
    Die wirtsch. Demobilmachung, Ihre Aufgaben u. ihre Organe, ebd. IV, 1921, S. 163-68.

  • Literatur

    H. Spiero, Schicksal u. Anteil, Ein Lebensweg in dt. Wendezeit, 1929;
    O. Goebel, Dt. Rohstoffwirtsch. im Weltkrieg einschließlich d. Hindenburg-Progr., 1930;
    ders., K., der Meister d. dt. Kriegswirtsch. im Weltkriege, in: Jb. f. Wehrpol. u. Wehrwiss. 1937/38, 1938, S. 111-24;
    W. Elben, Das Problem d. Kontinuität in d. dt. Rev., Die Pol. d. Staatssekretäre u. d. mil. Führung v. Nov. 1918-Febr. 1919, 1965;
    G. D. Feldman, Army, Industry and Labor in Germany, 1914–18, 1966;
    ders. u. H. Homburg, Industrie u. Inflation, Stud. u. Dokumente z. Pol. d. dt. Unternehmer 1916–23, 1977;
    E. W. Hansen, Reichswehr u. Industrie: Rüstungswirtsch. Zusammenarb. u. wirtsch. Mobilmachungsvorbereitungen 1923–32, 1978.

  • Autor/in

    Georg Meyer
  • Zitierweise

    Meyer, Georg, "Koeth, Joseph" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 409-410 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116301821.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA