Lebensdaten
1480 – 1535
Geburtsort
Sasbach bei Achern (Baden)
Sterbeort
Überlingen
Beruf/Funktion
Humanist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116271280 | OGND | VIAF: 40125681
Namensvarianten
  • Abstemius, Johannes
  • Bevilaqua (Beiname)
  • Botzheim, Johannes von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Botzheim, Johannes von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116271280.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael ( 1519), baccalaureus artium, bischöflich straßburgischer Amtmann zu Sasbach, österreichischer Amtmann zu Ortenberg, S des Hans, bischöflich straßburgischer Rat und Amtmann zu Sasbach, Vogt zu Ortenberg;
    M Anna Eycher von Bieringen aus Rottenburg/Neckar;
    N Bernhard von Botzheim ( 1591 oder 1598), Pfalz-Simmernscher Kanzler, Advokat der Stadt Straßburg.

  • Biographie

    B. studierte seit 1496 in Heidelberg unter Wimpfeling, seit 1500 in Bologna. 1504 als Dr. iur. und mit reichen Bücherschätzen zurückgekehrt, erlangte er ein Vikariat am Straßburger Münster, dann 1510 eine Domherrenpfründe zu Konstanz. Ohne selbst produktive Leistungen aufzuweisen, machte er durch Gelehrsamkeit, Kunstsinn und Urbanität sowie durch vertraute Freundschaft mit zahlreichen Gelehrten sein Heim zu einem Brennpunkt humanistischer Geselligkeit. Das Auftreten Luthers anfangs mit Wohlwollen begleitend, knüpfte er Beziehungen zu mehreren Verfechtern der neuen Lehre an, was ihm eine Vorladung nach Rom eintrug, die nur durch die Vermittelung seines Freundes Erasmus unschädlich gemacht wurde. Später wandte er sich, abgestoßen durch die Gewaltsamkeit der Neuerungen, von der Sache der Reformation ab und zog 1526 mit dem Domkapitel ins Exil nach Überlingen.

  • Werke

    Rodericus Sanctius episcopus Zamorensis, Speculum vitae humanae, per Joh. Botzhemum et Jac. Wymphelingium recognitum et emendatum, Straßburg 1507.

  • Literatur

    ADB III;
    J. G. Schelhorn, Nachr. v. J. B. Abstemius.. ., Memmingen 1769;
    K. Walchner, J. v. B., Domherr zu Constanz, u. seine Freunde, 1836;
    Th. v. Liebenau, B.s Lied auf Constanz (1528), in: Anz. f. Schweiz. Gesch., NF 4, Zürich 1882–85, S. 77-79;
    K. Hartfelder, Der humanist. Freundeskreis d. Desiderius Erasmus in Konstanz, 1. J. v. B., in: ZGORh 47, 1893, S. 5-11;
    A. Cartellieri, Zu J. v. B., ebenda, 49, 1895, S. 471 f.;
    G. Knod, Dt. Studenten in Bologna, 1899, S. 58, Nr. 393;
    W. Schirmer, in: Revue internat. de théol. 9, Bern 1901, S. 765-72;
    K. Stenzel, Beatus Rhenanus u. J. v. B., in: ZGORh 68. |1914, S. 120-29;
    A. Semler, Zum Tode d. Humanisten J. v. B., ebenda, 71, 1917, S. 632 f.;
    M. Krebs, Notizen z. Biogr. d. Humanisten J. v. B., ebenda, 100, 1952, S. 749-52;
    Dict. de Biogr. Franç. VI, 1954, Sp. 1170 (L).

  • Autor/in

    Manfred Krebs
  • Zitierweise

    Krebs, Manfred, "Botzheim, Johannes von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 490-491 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116271280.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Botzheim: Johannes v. B., nannte sich auch mit dem Beinamen des gleichzeitigen ital. Humanisten Bevilaqua, dessen Schriften B. über die Alpen brachte, Abstemius, der Nüchterne, humanistisch gebildeter Domherr, Freund des Erasmus, geb. um 1480, zu Freiburg im Br. 1535. Einer elsäßischen Adelsfamilie entstammt (der Vater war bischöfl. straßburgischer Vogt zu Sasbach und kaiserlicher Amtmann in der Ortenau), Schüler Wimpheling's in Heidelberg, vollendete B. seine Studien in Italien, wo er Doctor des Kirchenrechts wurde, und erhielt 1512 eine der 24 Domherrenstellen in Constanz. Hier war seine glänzend ausgestattete Wohnung — sie steht noch, mit zwei hübschen Erkern an der Predigergasse (Marmor, Topogr. von Constanz 359) — Jahre lang die gastliche Herberge der einheimischen und zureisenden Humanisten, 1523 auch des nach Sickingen's Fall flüchtigen Hartmuth v. Cronberg. Erasmus, welcher Botzheim's Bildung und geselligem Talent hohes Lob spendet, hat seinen dreiwöchentlichen Aufenthalt unter dessen Dach (1522) anziehend geschildert und widmete zum Dank dem Gastfreund später seinen Catalogus lucubrationum (1524). Luther's Auftreten begrüßte der gebildete Domherr anfangs mit Begeisterung, war von Zwingli geschätzt (vgl. dessen Brief Aug. 1522. Suppl. d. Briefs. S. 32) und stand mit den Blarer, Wanner etc. in näherem Verkehr, wodurch er sich sogar eine nur durch Erasmus' Fürsprache unschädlich gemachte Vorladung nach Rom zuzog. Sobald aber die Stadt Constanz ernstlich reformirend vorging, die Nachtmahls- und die Taufstreitigkeiten und der Bauernaufruhr die Ruhe der Aristokraten des Geistes gar zu ungestüm störten, wandte sich B. wie so viele von der „Pseudotheologie“ ab. Grollend verließ er, als das Domcapitel 1527 nach Ueberlingen verlegt werden mußte, seinen schönen Sitz, mit einem bittern deutschen Abschiedsgedicht an Constanz, aus welcher Stadt Ambr. Blarer mit einem nicht freundlicheren Carmen antwortete. Fast nur Klagen und Sorgen werden uns aus den Jahren des Exils von B. berichtet. Doch bald entnahm ihn denselben der Tod. Im Frühjahr 1535 reiste er nach Freiburg i. Br. zu Erasmus, welchen er schon in Basel öfters besucht und an den er viel geschrieben hatte, den er aber|nun schon längere Zeit wie gegen alle Welt so auch gegen sich verstimmt glaubte. Dort erlag er einer Epidemie. Die Zimmerische Chronik (herausg. v. Barack) nennt ihn (3, 205) „ein holdseligs höflichs Männle, ein guter Musicus“, dem man junge Adeliche ins Haus gab; 4, 181 f. wird er lockeren Lebenswandels bezichtigt, freilich im Zusammenhang mit der „Lutterei“.

    • Literatur

      Schelhorn, Beitr. z. Erläut. etc. 1, 9 ff. 181 ff. K. Walchner, Joh. v. Botzheim, Domherr zu Constanz und seine Freunde. Schaffh. 1836. Vierordt, Gesch. der evang. Kirche in Baden 1, 114 ff. 182. 261. 268.

  • Autor/in

    Hartmann.
  • Zitierweise

    Hartmann, "Botzheim, Johannes von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 208-209 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116271280.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA