Lebensdaten
1749 – 1819
Geburtsort
Neudorf (heute Martinsthal) bei Eltville
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
Archivar ; Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116174978 | OGND | VIAF: 10590759
Namensvarianten
  • Venantius, Nikolaus
  • Kindlinger, Nikolaus
  • Venantius, Nikolaus
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Kindlinger, Nikolaus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116174978.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes ( 1758), Müller u. Landwirt;
    M Maria Katharina Werner ( 1767).

  • Biographie

    Nach 5jährigem Besuch der Mainzer Jesuitenschule trat K. 1766 ohne innere Berufung um seiner wirtschaftlichen Versorgung willen in Köln in den Minoritenorden ein. In Münster, wohin er 1768 versetzt wurde, weckten Mitkonventualen sein Interesse an der Geschichte. Im Anschluß an Möser, mit dem er auch in brieflichem Kontakt stand, wandte er sich bald Themen der Rechts- und Verfassungsgeschichte Deutschlands, insbesondere Westfalens (Adel und Bauerntum, Gerichts- und Lehnswesen), zu. Um sich bisher unzugängliches Quellenmaterial zu beschaffen, wußte er Zutritt zu zahlreichen Archiven Westfalens, vor allem des Münsterlandes (darunter das Landsbergsche Archiv in Velen und das Domkapitelarchiv in Münster), sowie des Rheinlandes zu erlangen, die er zum Teil ordnete und aus denen er in den folgenden Jahrzehnten den Großteil seiner schließlich über 200 Bände umfassenden Quellensammlung durch Anfertigung von Abschriften und Entwendung von Archivalien zusammenbrachte. 1787 – im Jahr seiner Versetzung nach Höxter – vollzog er den zuvor immer wieder erwogenen Ordensaustritt in der Absicht, seinen Lebensunterhalt durch archivarische und historiographische Tätigkeit zu sichern. 1802 kehrte er – infolge einer Erbschaft ohne materielle Sorgen – nach Mainz zurück, das er 1806 nochmals verließ, um Archivar in Fulda zu werden. 1816 kehrte er zurück in der Erwartung, von der preußischen Verwaltung, die durch Stein auf ihn aufmerksam geworden war, an der Neuorganisation des Archivwesens in Westdeutschland beteiligt zu werden. Er starb an den Folgen eines Unfalls. Seine Sammlung befindet sich heute im wesentlichen in den Staatsarchiven Münster und Marburg. – Durch seine Sammeltätigkeit hat K., der den sich im 19. Jahrhundert durchsetzenden Typ des nicht mehr primär für die Verwaltung, sondern für die Forschung arbeitenden Archivars verkörpert, wichtiges Quellenmaterial erstmals erschlossen und zum Teil vor der Vernichtung durch den Untergang des Alten Reiches gerettet. Seine historiographische Tätigkeit dagegen ist heute nur noch von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse.

  • Werke

    u. a. Ungedr. Autobiogr. (Stadt- u. Landesbibl. Dortmund, Msc. 126);
    Münster. Btrr. z. Gesch. Dtld.s. hauptsächl. Westfalens, 3 Bde., 1787-93;
    Gesch. d. Fam. v. Volmestein, in: Mgz. f. Westfalen 1797, 1798, T.abdr. 2 Bde., 1801;
    Slg. merkwürd. Nachrr. u. Urkk. f. d. Gesch. Dtld.s, 1. H., 1806;
    Gesch. d. dt. Hörigkeit, insbes. d. sog. Leibeigenschaft, 1819.

  • Literatur

    ADB 15;
    G. Pfeiffer, in: Westfäl. Lb. V, 1937, S. 66-81 (W, L, P);
    W. Gockeln, J. N. K., Sammler, Archivar u. Historiograph in d. Nachfolge Justus Mösers, in: Westfäl. Zs. 120, 1970, S. 11-201, 121, 1971, S. 37-70 (W, L).

  • Porträts

    Ölgem. (Münster, Westfäl. Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch.);
    Gem. (v. ders. Hand) (Höllinghofen. Slg. Frhr. v. Boeselager).

  • Autor/in

    Klaus Scholz
  • Zitierweise

    Scholz, Klaus, "Kindlinger, Nikolaus" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 620-621 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116174978.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Kindlinger: Nikolaus K., mit seinem Ordensnamen Venantius, ist zu Neudorf im Rheingau am 17. Febr. 1749 geboren. Nachdem er zu Mainz bei den Jesuiten studirt hatte, trat er zu Münster in den Franziskanerorden, in dessen Kloster er ca. 20 Jahre blieb und dann (gegen 1790) mit Bewilligung des Papstes austrat. Durch Möser's Geschichte von Osnabrück angeregt, widmete er sich früh historischen Studien und ordnete die Hausarchive mehrerer westfälischer Geschlechter und die der Domkapitel von Münster und Paderborn, auch begann er die Bearbeitung des kurkölnischen Archivs. Als Weltgeistlicher ordnete er die Archive der Stifter Essen und Corvey und erhielt dann die Pfarrei zu Neudorf. 1804 wurde er Archivar des Fürsten zu Fulda, Wilhelm von Oranien, und lebte, als dieser bereits 1806 diese Besitzung wieder einbüßte, von einer Pension in Mainz, wo er am 15. Septbr. 1819 starb. — Kindlinger's Arbeiten für die Geschichte Westfalens und Deutschlands sind von großer Bedeutung, er ist der Vater der münsterländischen Geschichtsforschung. Von seinen vielen Werken seien hier genannt: „Münsterische Beiträge“, 3 Bde., mit vielen Urkunden, 1787—1793; „Geschichte der Familie und Herrschaft Volmestein“, 2 Bde., Osnabrück 1801; „Geschichte der deutschen Hörigkeit“, 1819. K. hinterließ eine berühmte Handschriftensammlung von weit über 200 gebundenen Folio- und Quartbänden, welche jetzt zum bei weitem größten Theile im königl. Staatsarchive zu Münster aufbewahrt wird. Ein gedruckter Katalog über dieselbe, vom Domkapitular Meyer, ist 1828 zu Paderborn erschienen.

    • Literatur

      Raßmann, Nachrichten von dem Leben Münsterländischer Schriftsteller, 1866 und neue Folge 1881.

  • Autor/in

    Ernst Friedlaender.
  • Zitierweise

    Friedlaender, Ernst, "Kindlinger, Nikolaus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 15 (1882), S. 769 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116174978.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA