Lebensdaten
1862 – 1932
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Philosoph ; evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116004568 | OGND | VIAF: 54243472
Namensvarianten
  • Lasson, Georg
  • Eremita
  • Lasson, G.

Objekt/Werk(nachweise)

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Lasson, Georg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116004568.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (s. 1);
    1892 Anna, T d. Pfarrers Alfred Jäckel in B.

  • Biographie

    L. studierte in Berlin und Tübingen Theologie und Philosophie. 1885 wurde er Hilfsprediger in Potsdam, drei Jahre später Pfarrer in Friedersdorf b. Storkow, 1902 schließlich 2. Pfarrer an der Bartholomäuskirche in Berlin (bis 1927).

    L. beschäftigte sich anfangs nur mit theologischen Bragen. Es ging ihm insbesondere um eine spekulative Durchdringung der Gottessohnschaft Christi, der „Theorie des christlichen Dogmas“ (1897) und der „Grundfragen der Glaubenslehre“ (1913). Erst nach seinem 40. Lebensjahr zogen ihn die Philosophie allgemein und speziell Hegel in ihren Bann. Das Interesse hierfür wurde schon früh von seinem Vater geweckt. Einen nachhaltigen Eindruck empfing L. jedoch durch die griech. Philosophie der Antike, vor allem durch Platon und Aristoteles. Aus der Beschäftigung mit ihnen erwuchs ihm die Einsicht in die Wahrheit des „philosophischen Idealismus“, den er versteht als „die Anschauung, die als das Wirkliche, das Wahre, des Geltende, das Wertbetonte dasjenige erkennt, was der sinnlichen Wahrnehmung, der Erfahrung einer Außenwelt unzugänglich öst“. Die Philosophie der Antike habe „den objektiven Idealismus geschaffen, dessen Hauptproblem die Frage bildet: was ist das Wahre?“ Sie zeige auch den Weg zu dem Wahren auf. Es ist dieses Programm von Wahrheit und Methode, welches L. als Problembreite für alles philosophische Forschen formuliert, wobei der Wahrheit vor der Methode, dem Erkenntnisinhalt vor dem Erkenntnisweg der Vorrang eingeräumt wird. Die eigentliche Perspektive seines Denkens sieht L. in der Synthese zwischen Theologie und Philosophie, in dem „Bund zwischen Evangelium und philosophischem Humanismus' (Kuhn). Die Methode hierfür fand er in der spekulativen Dialektik Hegels, deren Wesen „das Fassen des Entgegengesetzten in seiner Einheit oder des Positiven im Negativen“ ist (Hegel), oder – nach L.s Worten – „Identität der Identität und der Nichtidentität“. Dieses Prinzip hielt er für alle Probleme des Denkens anwendbar und daher für allgemeingültig. Es allein führe zur „Versöhnung des Denkens mit dem Leben der Wirklichkeit“, zur „Versöhnung zwischen Ideenwelt und Sinnenwelt“. In seiner zentralen Abhandlung „Was heißt Hegelianismus?“ (1916) bestimmt L. diesen als „Durchführung“ und „Vollendung des Kantianisnus“: Während Kant von der Synthese ausgehe, so gehe Hegel „auf den Grund zurück, der die Gegensätze (der Synthese) möglich macht, nämlich auf den seine eigenen Bestimmungen setzenden und entfaltenden Geist“. Hegel habe den „subjektivistischen Gesichtspunkt“ Kants ersetzt durch die Konzeption der „konkreten Totalität des shöpferischen Geistes“, in der alles, was ist – Sein und Denken, Objekt und Subjekt -, als „Moment“ aufgehoben ist. In der Formel „von Kant zu Hegel“ als dem Weg vom „kritischen“ zum „spekulativen Idealismus“ ist das philosophische Programm L.s enthalten. In Anlehnung an Hegel kommt es ihm darauf an, seine Philosophie als „systematische Erkenntnis“ zu entfalten und sie nicht in Erkenntnistheorie oder Methodenlehre aufgehen zu lassen. Da also Philosophie wesentlich systematisch sei, vollziehe sich auch ihre Geschichte nicht im Element der Zeit, sondern im Element des Denkens: Die Geschichte der Philosophie ist selbst eine „philosophische Disziplin“. Dieser Konzeption, wonach die äußere, historisch-empirische Abfolge der Systeme ein „durch Denknotwendigkeiten vorgeschriebener Entwicklungsgang“ ist, liegt die These Hegels zugrunde, „daß die Aufeinanderfolge der Systeme der Philosophie in der Geschichte dieselbe ist, als die Aufeinanderfolge in der logischen Ableitung der Begriffsbestimmungen der Idee“ (Hegel). Im Bemühen um eine Erneuerung des Hegelianismus wandte sich L. gegen den Formalismus seiner Zeit und trat zugleich für eine Erneuerung der Metaphysik ein, für eine Rückbesinnung auf eine „überempirische Wirklichkeit“. Dieses Bemühen gipfelt in der ersten kritischen Ausgabe der Werke Hegels (18 Bde., 1905-30 sämtliche Werke mit Ausnahme der Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie, einiger Teile der Ästhetik und der Briefe). Von hohem Wert ist der Kommentar L.s, der zur Erschließung des Hegelschen Werkes Entscheidendes beigetragen hat und noch beiträgt. Wenn Überweg bemängelt, daß sich der Kommentar zu eng an die Diktion Hegels anschließe, kann dies – gerade angesichts der heutigen Existential-Hermeneutik – auch als Vorzug angesehen werden.|

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Kiel 1921).

  • Werke

    Weitere W u. a. Gottes Sohn Im Fleisch, 1892, ²1899;
    Über d. Bekehrung d. Paulus, 1898;
    Evangelisation, 1898;
    Die Gründung d. Kirche, 1899;
    Das kirchl. Begräbnis u. d. Leichenverbrennung, 1899;
    100 J. preuß. KG, 1900;
    Zinzendorf, 1900;
    Die moderne Richtung u. d. Kunst, Von Eremita, 1901;
    Der Mensch u. d. Jenseits, 1902;
    Die theol. Wiss. u. d. Kirche, 1903;
    Ausgrabungen u. Offenbarung, 1903;
    Die Schöpfung, 1907;
    J. G. Fichte u. s. Schr. üb. d. Bestimmung d. Menschen, 1908;
    Des Menschen Schuld u. Schicksal nach 1. Mos. 2-3, 1908;
    Das ewige Wort, 1909;
    Btrr. z. Hegelforschung, 2 Bde., 1909 f.;
    Hegel als Gesch.philosoph, 1920, ²1922;
    Krit. u. spekulativer Idealismus, in: Kantstud. 27, 1922, S. 1-58;
    Hegel u. d. Gegenwart, ebd. 36, 1932, S. 226-76;
    Einführung in Hegels Rel.philos., 1930. -
    Hrsg.: Hegel, Seine Gedankenwelt in Auszügen aus s. Werken, 1906.

  • Literatur

    H. Kuhn, in: Kantstud. 37, 1932, S. 314;
    Ziegenfuß;
    Überweg;
    Wi. 1928.

  • Autor/in

    Friedbert Holz
  • Zitierweise

    Holz, Friedbert, "Lasson, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 679-681 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116004568.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA