Lebensdaten
erwähnt 18. – 21. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Spirituosenhersteller ; Unternehmer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1143985524 | OGND | VIAF: 18151050066033412455
Namensvarianten
  • Underberg

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Zitierweise

Underberg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143985524.html [30.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Familie U. stammt aus der Gegend um Schermbeck (b. Wesel). Gerhard (1783–1826) zog auf die linke Rheinseite nach Rheinberg/Niederrhein, wo er eine Blaufärberei und eine Klompenhandlung führte. Sein Sohn Hubert (1817–91) absolvierte in den Niederlanden eine kaufmännische Ausbildung. Hier lernte er ein Getränk kennen, das die Wirte in den Gaststätten selbst herstellten: eine Mixtur aus Kräutern und Genever. Zurück in Rheinberg, heiratete er 1846 Catharina Albrecht (1819–80), die aus einer wohlhabenden Rheinberger Apothekerfamilie stammte, und gründete am Tag seiner Hochzeit das Unternehmen „H. Underberg-Albrecht“, um den von ihm kreierten „Boonekamp of Maagbitter“ zu produzieren, der bis heute unter dem Produktnamen „Underberg“ im „Semper-idemGeheimverfahren“ hergestellt wird. 1851 deponierte Hubert beim Handelsgericht Krefeld seine eigens für ihn hergestellte Formflasche mit einer von ihm entwickelten Strohpapier-Umhüllung, mit der er seine Urheberschaft dokumentieren und Nachahmungen ahnden konnte. Er war mit seinem Produkt schnell erfolgreich und nahm noch im selben Jahr an der ersten Weltausstellung in London teil. 1857 verlieh Ks. Alexander von Rußland dem Unternehmen den Hoflieferantentitel, 1860 gingen die ersten Exporte in die USA. 1877 übertrug Hubert die geheime Rezeptur zur Bereitung des „Boonekamp of Maagbitter“ an seinen Sohn Hubert (1861–1935), der seit 1886 Mitinhaber war. Einen weiteren Titel als „Hoflieferant“ erhielt die Firma 1892 von Ks. Wilhelm II., 1912 die Bezeichnung k. u. k. „Kammerlieferant“ der Österr.-Ungar. Monarchie; Hubert war 1907–18 auch Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses und setzte sich dort u. a. in der Liga gegen unlauteren Wettbewerb ein.

    Das ksl. Patentamt stufte den Begriff „Boonekamp“ 1896 als Gattung ein, daher nannte Hubert sein Produkt fortan „Underberg“. Um die Qualität nicht zu mindern, stoppte das Unternehmen wie schon im 1. Weltkrieg auch im 2. Weltkrieg seit ca. 1940 die Produktion, da es nicht möglich war, die Kräuter aus 43 Ländern zu beschaffen; die Familie erwirtschaftete ihren Lebensunterhalt in dieser Zeit durch ihre landwirtschaftlichen Güter. Seit 1949 produzierte das Unternehmen wieder: Emil (1904–58), der die Firma gemeinsam mit seinen Brüdern Josef (1893–1946) und Carl (1896–1972) leitete, führte Ende 1949 die 20-ml-Portionsflasche als alleinige Größe ein. Nach Emils Tod übernahmen seine Witwe Margarete (1912–86) und Carl die Führung des Unternehmens. 1964 traten Carl-Hubertus (1941–2002), Sohn von Carl, und Emil (* 1941), Sohn von Emil, als persönlich haftende Gesellschafter ein. Ein 1972 abgeschlossener Gestattungsvertrag, der erste seiner Art, ermöglichte dem Unternehmen seit 1973, im „VEB Bärensiegel“ in Ostberlin den im Westen hergestellten Underberg abzufüllen, zu verpacken und in die COMECON-Länder zu liefern.

    1981 erwarb Emil die Geschäftsanteile seines Vetters Carl-Hubertus und wurde alleiniger Inhaber des Unternehmens, seine Frau Christiane geb. Schattauer-Klönne (* 1939) Geschäftsführerin; die Firmierung änderte sich von einer GmbH in eine KG. Das seit 1860 bestehende Verkaufsbüro in Berlin-Mitte wandelte sich vom Lager ebenfalls zum Produktionsstandort. Heute findet die Produktion in Rheinberg, die Reifung in Eichenfässern und die Abfüllung in Berlin statt. Insgesamt durchläuft das Produkt ein ca. neunmonatiges Herstellungsverfahren.

    Unter Emils Führung entwickelte sich das Familienunternehmen von einem Ein-Produkt-Unternehmen zu einem Hersteller von Kräuterspezialitäten (Underberg, seit 2005 Brasilberg da casa Underberg do Brasil, Rossbacher, Gurktaler, Leibwächter, Hubertus-Tropfen, Greenberg, Kräuterberg). 1991 wurde Hubertine U.-Ruder (* 1962), Tochter von Emil, in das Geheimnis der Bereitung des „Underberg“ eingeweiht und leitet seitdem als Präsidentin des Verwaltungsrats die Underberg-Unternehmensgruppe. Besondere Regularien|bestimmen die Weitergabe der geheimen Rezeptur; zurzeit sind Emil, seine Frau Christiane und Tochter Hubertine sowie zwei kath. Geistliche die Geheimnisträger.

    Das Familienunternehmen ist heute Bestandteil der 2010 gegründeten „Semper idem Underberg GmbH“, zu welcher auch die in den letzten Jahrzehnten erworbenen Unternehmen gehören: die „Asbach GmbH“, Rüdesheim (gekauft 2002) und die „Anton Riemerschmid Weinbrennerei und Likörfabrik GmbH & Co. KG“, Erding (gekauft 1996). 2009 ging das Unternehmen ein Vertriebs-Joint-Venture mit der „Rémy Cointreau Group“ ein, welches das Markenportfolio ergänzt und weitestgehend alle Spirituosen-Bereiche beinhaltet. Aktuell wird das Produkt „Underberg“ in mehr als 100 Ländern vertrieben, die Unternehmensgruppe beschäftigt weltweit ca. 400 Mitarbeiter und erwirtschaftet jährlich rund 300 Mio. € Umsatz.

  • Literatur

    L Lb. aus d. rhein.-westfäl. Ind.gebiet, bearb. v. F. Pudor, Jg. 1958/59, 1962;
    C. Vielhaber, Aus Rheinberg weltweit im Dienste d. Wohlbefindens, in: Neues Rheinland 27, 1984, S. 50 ff.;
    Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus;
    B. Schminnes, Pionier d. modernen Markenartikels, in: Niederrhein-Kammer 48, 1992, S. 178 f.;
    Handelsbl. v. 5. 12. 2010;
    H. Stapelkamp, „Auf d. Flügeln d. Erfolgs“, in: Kr. Wesel, Jb. 2010, 2011, S. 106–13; – Qu Untern.- u. Fam.archiv d. Fa. H. Underberg-Albrecht, Rheinberg.

  • Porträts

    P zu Hubert sen.: Gem. v. H. Degkwitz, 1973; – zu Catharina: Gem. v. dems., 1974; – zu Hubert jun.: Gem. v. dems., 1972; – zu Emil sen.: Gem. v. dems., 1972 (alle Privatbes.)

  • Autor/in

    Emil Underberg
  • Zitierweise

    Underberg, Emil, "Underberg" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 625-626 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143985524.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA