Lebensdaten
bald nach 1365 – 1438
Geburtsort
Lübeck
Sterbeort
Lübeck
Beruf/Funktion
Geschichtsschreiber ; Dominikaner ; Lübecker Chronist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 102500665 | OGND | VIAF: 401089
Namensvarianten
  • Korner, Hermann
  • Korner, Hermannus
  • Corner, Hermann
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Orte

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Zitierweise

Korner, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102500665.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Teilnahme K.s als Söldner-Unterführer an einer Fehde Lübecks 1386 wird von Koppmann und Bruns bezweifelt, von Schwalm dagegen bejaht. Fest steht, daß er um 1397 im Predigerkloster zu Halberstadt als Lehrer an der Klosterschule tätig war und später zu Beginn des neuen Jahrhunderts am Magdeburger Predigerkloster als sententiarius genannt wird. Ende 1410 war er Prior des Hamburger Dominikanerklosters Sankt Johannis. Seit spätestens 1417 bis zu seinem Tode übte er das Amt des Lesemeisters im Lübecker Dominikanerkloster zur Burg aus. Sein dortiger Aufenthalt wurde durch seine Tätigkeit als Lehrkraft an der Universität Erfurt unterbrochen (immatrikuliert 1431), wo er zugleich seine eigenen Studien zur Promotion zum Dr. theol. (10.1.1435) fortführte. Bereits in seiner Magdeburger Zeit fing er an zu schreiben. 1416 hatte er den ersten Entwurf seiner lateinischen Chronica novella (Wolfenbüttler Handschrift) fertiggestellt. Seine ungeheuere Arbeitskraft befähigte ihn, in Intervallen von nur wenigen Jahren weitere Bearbeitungen der Chronik vorzulegen: 1420 (Danziger Handschrift), 1423 (Linköpinger Handschrift), 1430 (nur erschlossen), 1435 oder 1438 (Lüneburger Handschrift). Diese Handschriften sind noch alle an den genannten Orten erhalten. Der 2. Teil der deutschen Rufus-Chronik (1395–1430) und der 1. Teil der ebenfalls deutschen 3. Fortsetzung der Detmar-Chronik (1401–38) sind auf die verlorene Korner-Rezension von 1430 zurückzuführen. In den letzten Jahren seines Lebens bemühte er sich um eine deutsche Ausgabe seines Werkes (Hannoveraner Handschrift). Seine historische Darstellung reicht vom Anbeginn der Welt bis ins 15. Jahrhundert, verwoben mit Lübecker Ereignissen, die er als Augenzeuge erlebte. Er wußte geschickt zu formulieren. Zwar legte er jeder Rezension die vorherige zugrunde, veränderte jedoch Tatsachen und chronologische Reihenfolge nach Belieben, also nicht immer auf Grund neuerer Erkenntnisse. Sein kompilatorisches Werk, das zu seiner Zeit großen Anklang und weite Verbreitung fand, beeinflußte die norddeutsche Historiographie nachhaltig.

  • Werke

    Die Chron. novella d. H. K., bearb. v. J. Schwalm, 1895.

  • Literatur

    ADB 16;
    K. Koppmann, Dritte Forts, d. Detmar-Chronik 1. T. 1401-38, in: Die Chron. d. dt. Städte vom 14. bis ins 16. Jh. 28, 1902, S. 345 ff.;
    ders., Der 2. T. d. sog. Rufus-Chronik v. 1395-1430, ebd., S. XI ff.;
    F. Bruns, Reimar Kock, Der lüb. Chronist u. s. Werk, in: Zs. d. Ver. f. lübeck. Gesch. u. Altertumskde. 35, 1955, S. 87 f.

  • Autor/in

    Antjekathrin Graßmann
  • Zitierweise

    Graßmann, Antjekathrin, "Korner, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 590 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102500665.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Korner: Hermann K., einer der in Norddeutschland beliebtesten mittelalterlichen Chronisten, unzweifelhaft ein Lübecker, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts geboren, wahrscheinlich im J. 1438 gestorben, als Mitglied des Dominicanerordens. Er bezeichnete sich selbst als ehemaligen Cursor sententiarum zu Magdeburg, erwähnt, daß er 1406 in Hamburg einer Provinzialsynode beigewohnt, 1421 aber, vielleicht im Auftrage seines Ordens, sich in Trier aufgehalten habe. Im J. 1420 war er aber nachweislich Lector oder Lesemeister im St. Marien-Magdalenen-Kloster (oder Burgkloster) zu Lübeck. In den Jahren 1426 und 1429 wird er schon den Senioren desselben zugezählt, 1432 als Baccalaureus, 1436 und 1437 als Magister, oder „Meister in der heiligen Schrift“ (ein damals dem Doctor gleichbedeutender akademischer Titel). In dem Liber Copialis Monasterii Lubecensis ad Arcem kommt seit dem Jahre 1437 sein bisher vielerwähnter Name nicht mehr vor, statt dessen über der eines anderen Lesemeisters. Er hat sich berühmt gemacht durch Abfassung einer „Chronica novella“, wie er seine Arbeit zum Unterschiede von den zahlreichen älteren, vor ihm hergestellten Geschichtsbüchern bezeichnet, denen sie sich als „die jüngste“ und geringste anschließe. Mit der Schöpfung der Welt anhebend, geht sie bis zum J. 1435. Kein eigentlicher Fortsetzer der früheren lübeckischen Chroniken, macht K. sich's zur Aufgabe, eine kurze, übersichtliche Weltgeschichte zusammenzustellen, jedoch immer wieder den Blick auf die Vaterstadt und ihre Geschicke richtend. „K. gehört in die Reihe der Universalhistoriker mit localer Tendenz“ (O. Lorenz). Er führt in der Vorrede die lange Reihe der von ihm benutzten Quellen an, aber vom Jahre 1424 an beruft er sich auf keinen Gewährsmann mehr, weil er als Augenzeuge und Zeitgenosse erzählt. Seine Darstellung ist, namentlich in der gleichfalls von ihm herrührenden deutschen, mehr populären Redaction lebhaft, anschaulich, farbenreich. „Auch in Beziehung auf die Gesinnung kam K. der allgemeinen Stimmung seiner Zeit entgegen. — Seine kirchliche Richtung zeigt an mehr als einer Stelle eine gewisse demokratische Richtung, die zwar in seinem Orden nicht ungewöhnlich, aber doch nicht immer in gleicher Ausprägung vorhanden war“ (Lorenz). Er stellt die wichtigeren Begebenheiten seiner nächsten Umgebungen so dar, wie die lübischen Bürger sie auffaßten ("alse velen Kloken luden duchte"). Was die Glaubwürdigkeit und den historischen Werth der Chronica novella betrifft, so ist ihr von Männern wie Lappenberg und Waitz (im Gegensatze gegen Grautoff, auch Lorenz) besondere Anerkennung zu Theil geworden, so daß K. weit über die zweite Fortsetzung der Detmarischen Chronik gestellt wird. Sie urtheilen, daß dem Detmar die Chronica novella vorlag, von ihm vielfach ausgeschrieben, aber mißverstanden und entstellt worden sei. „Von den drei deutschen Bearbeitungen können weder die in der Chronik des sogenannten Rufus, noch die in der Fortsetzung des Detmar, wahrscheinlich auch nicht die im hannoverschen Codex, dem K. selbst beigelegt werden; dieser ist nur die gemeinsame Quelle für alle“ (Waitz). Eine genaue Bestimmung des Verhältnisses der von einander sehr abweichenden lateinischen und deutschen Redactionen des K. und eine darnach zu bearbeitende kritische Ausgabe desselben ist der Zukunft vorbehalten.

    • Literatur

      J. H. a Seelen, Selecta literaria. Lubecae ed. 2, 1726, p. 77—133 (wo auch auf Leibnitz' betreffende Forschungen zurückgewiesen wird); G. Waitz, Ueber Herm. Korner und die Lübecker Chroniken, Göttingen 1850, 4°; Lappenberg, Ueber Hermanni Corneri Chronicon (Archiv der Gesellschaft für ältere Geschichtskunde VI, 585—624); Ottokar Lorenz. Deutsche Geschichtsquellen im Mittelalter, 2. umgearb. Aufl. 1877, II. 162—172. — In dem 6. Bande des Lübeck. Urkundenbuches, sowie dem (in Vorbereitung befindlichen) 7. Bde. begegnet man öfteren Erwähnungen des Hermannus mester in der hilghen scrift (welche zum Theil schon v. Seelen aus dem Copiale monasterii Lubec. ad arcem mitgetheilt hat). Vgl. Nachrichten von der G. A. Universität u. der Ges. d. Wiss. zu Göttingen, 1851 Nr. 3, 1857 Nr. 6 und 1859 Nr. 5. (Preisaufgabe, betr. H. Korner). In letztgenannter Nummer S. 57—63 G. Waitz, Ueber eine bisher unbekannte Handschrift des H. Korner.

  • Autor/in

    A. Michelsen.
  • Zitierweise

    Michelsen, A., "Korner, Hermann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 16 (1882), S. 707-708 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102500665.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA