Dates of Life
1860 – 1936
Place of birth
Fünfkirchen (Ungarn)
Place of death
Salzburg
Occupation
österreichisch-ungarischer General ; Diplomat
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 101847173 | OGND | VIAF: 27442057
Alternate Names
  • Giesl von Gieslingen, Wladimir Rudolf Karl Freiherr
  • Giesl, Wladimir Freiherr von
  • Giesl, Wladimir Rudolf Karl Freiherr von
  • more

Relations

Outbound Links from this Person

Life description (NDB)

The links to other persons were taken from the printed Index of NDB and ADB and additionally extracted by computational analysis and identification. The articles are linked in full-text version where possible. Otherwise the digital image is linked instead.

Places

Map Icons
Marker Geburtsort Place of birth
Marker Wirkungsort Place of activity
Marker Sterbeort Place of death
Marker Begräbnisort Place of interment

Localized places could be overlay each other depending on the zoo m level. In this case the shadow of the symbol is darker and the individual place symbols will fold up by clicking upon. A click on an individual place symbol opens a popup providing a link to search for other references to this place in the database.

Citation

Giesl von Gieslingen, Wladimir Freiherr, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101847173.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    Fam. kam in d. 2. Hälfte d. 17. Jh. aus d. Rheinland nach Österreich u. wurde 1773 geadelt; V Heinrich (1821–1905), k. u. k. FZM u. Gen.insp. d. Gendarmerie, S d. Johann, k. k. Hauptm., u. d. Anna Fritz v. Adlersfeld;
    M Emilie (1822–85), T d. gfl. Mitrowskyschen Güterdir. Anton Christoph u. d. Scholastika Spulak;
    B Arthur (1857–1935), letzter Flügeladjutant d. Kronprinzen Rudolf, dann Gen. d. Kav. u. Kommand. Gen. in Prag;
    Sarajewo 1889 Julie (* 1867), T d. Emil David Frhr. v. Rhonfeld (1837–1918), k. k. FZM, Statthalter im Kgr. Dalmatien, u. d. Maria Edle v. Maširevič;
    1 S, 1 T (früh †).

  • Biographical Presentation

    G. war gleich seinem Vater eine „armeebekannte Persönlichkeit“ und sah sich schon früh auf selbständige Posten gestellt. Der Reiteroffizier wurde 1888 Generalstabshauptmann beim Korpskommando Sarajewo. Ab Ende 1893 Militärattaché bei der Botschaft in Konstantinopel, lernte er die große hamidische Türkei in Krieg und Frieden, als Despotie und in der Revolution kennen und erhielt zudem denselben Rang in Athen und Sofia, wo man auf den Zerfall der Türkei Hoffnungen richtete. G. wurde Augenzeuge der Unruhen auf Kreta und des Türkisch-Griechischen Krieges, er war bei der Befriedung Mazedoniens tätig, erlebte die Phasen der jungtürkischen Bewegung und die Rückwirkungen der bosnischen Annexion, auch das wechselnde Verhältnis der Großmächte und besonders das offene Interesse des wilhelminischen Deutschlands für den Nahen Orient. Dazwischen arbeitete G. als militärischer Fachmann bei der II. Haager Friedenskonferenz (1907). Ausnahmsweise in den diplomatischen Dienst übernommen, wurde er Gesandter beim Fürsten (König) Nikita von Montenegro (Dezember 1909), wo er nach Ausbruch des Balkankriegs sich an den Irrgängen der Albanischen Frage (Skutari und London!) zu beteiligen hatte. Seine seltene Kenntnis der Völker und Machthaber auf der Balkanhalbinsel und im Nahen Orient erregte die Aufmerksamkeit des Thronfolgers Franz Ferdinand, der an ihn sogar als möglichen Außenminister dachte. G.s letzte Legation in Belgrad (1913/14) aber ist nicht von der unmittelbaren Vorgeschichte des Weltkrieges zu lösen: Am 10.7.1914 kehrte G. von einem Urlaub nach Belgrad zurück und erhielt sofort den Besuch des todkranken russischen Gesandten Hartwig, der dabei vom Schlag ereilt wurde. Die darüber in der serbischen Hauptstadt entstandene Aufregung dämpfte Ministerpräsident Pasic, der eine Note der Wiener Regierung in der Frage der Schuld am Thronfolgermord vom 28.6. erwartete. Diese erhielt G. selbst am 21.7. mit der Anweisung, sie erst am 23.7. den Serben auszufolgen, und zwar mit der Forderung ihrer vorbehaltlosen Annahme binnen 48 Stunden. Am 25.7. nachmittags aber entschloß sich Serbien auf russischen Wink hin|zur Mobilmachung, und um 6 Uhr abends erkannte G. aus der ihm von Pasic überreichten Antwortnote, daß diese, der Form nach entgegenkommend, entgegen der Wiener Forderung mit zahlreichen Vorbehalten versehen sei. So hatte G., was auch seiner persönlichen Auffassung entsprach, mit seiner sofortigen Abreise aus Belgrad den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu markieren. Einen Tag vor der Kriegserklärung am 28.7. erhielt G., der noch an die Lokalisierung des Konflikts glaubte, am Ischler Hoflager die Billigung Kaiser Franz Josephs. Wilhelm II. und Grey allerdings fanden, G. und seine Auftraggeber hätten es mit der Demütigung Serbiens bewenden lassen sollen. Nach Ausbruch des Kriegs teilte man den zum General der Kavallerie ernannten G. als Vertreter des Außenministeriums dem Armeeoberkommando zu, das jedoch eine solche Verbindungsstelle als überflüssig ansah. Seit Sommer 1915 im Ruhestande, wurde G. seiner wirtschaftlichen Kenntnisse wegen im Herbst 1917 mit einer kurzen Sondermission in die verbündete Türkei betraut.

  • Works

    Zwei Jahrzehnte im Nahen Orient, hrsg. v. E. v. Steinitz, 1927.

  • Literature

    Österreich-Ungarns Außenpol. …, Dipl. Aktenstücke …, 1930, Bd. 9 (Register);
    G. v. Hubka, in: Berliner Mhh., Mai 1938;
    ders., in: Große Österr. X, 1957, S. 130-37 (L, P);
    A. v. Wegerer, Der Ausbruch d. Weltkriegs I, 1939;
    H. Übersberger, Österreich zw. Rußland u. Serbien, 1958;
    ÖBL.

  • Author

    Reinhold Lorenz
  • Citation

    Lorenz, Reinhold, "Giesl von Gieslingen, Wladimir Freiherr" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 389-390 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101847173.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA