Bruder Hans
- Lebensdaten
- erwähnt 1391, gestorben um 1400
- Beruf/Funktion
- Dichter ; Ordensbruder ; Mariendichter ; Mystiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 100945236 | OGND | VIAF: 199858622
- Namensvarianten
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- Hans
- Bruder Hans
- Hans
- Hans, Bruder
- Hans, the Brother
- Bruder, Hans der
- Hans, the Broter
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Bruder Hans
Dichter, um 1400.
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Biographie
H. nach 1391 entstandene Marienlieder sind das einzige unter seinem Namen bekannte Werk und zugleich die alleinige Quelle für die Kenntnis seines Lebens. Er bezeichnet sich selbst als „nyderlender“, und sein Mischdialekt läßt auf die Gegend zwischen Köln und Kleve als seine Heimat schließen. Er war verheiratet, verließ aber seine Gattin und schloß sich einem nicht näher bestimmbaren Orden an, um sein Leben ganz der Verehrung Mariens zu widmen. Er dürfte seine Gelübde als Laienbruder in einem niederrheinischen Kloster abgelegt und dort sein von großer Bildung zeugendes, umfangreiches Werk (5280 Verse) zum Lob der Mutter Gottes vollendet haben. Es besteht aus 7 Gesängen. Die Einleitung bilden 15 12zeilige Strophen, deren Anfangsworte das Ave Maria ergeben. Die Verse sind wechselnd deutsch, französisch, englisch und lateinisch. Die folgenden 5 Gesänge bestehen aus je 100 Titurelstrophen, der letzte aus 100 16zeiligen Strophen mit nur 2 Reimen. In jedem dieser Gesänge bilden die Strophenanfänge das Ave Maria als Akrostichon. Inhalt und Überlieferung zeigen, daß zunächst die Gesänge 4-7 mit den gereimten Überschriften „Marien genaat“, „Marien Staat“, „Marien danz“, „Marien glanz“ entstanden. Davor setzte H. später den 3. Gesang über die Wunderkraft des Wortes „Ave“, dann den 2. mit der Genealogie Mariens und schließlich die besonders kunstvolle Einleitung. Quellen für H. Werk waren neben Allgemeingut aus Mariendichtung und -legende die Bibel und Nikolaus' von Lyra Kommentar dazu, Bonaventura zugeschriebene Werke sowie die Revelationes Birgittas von Schweden (1391, das Jahr ihrer Kanonisierung, ist Anhaltspunkt für die Datierung der Marienlieder). Nicht genannt, aber benützt ist Konrads von Würzburg „Goldene Schmiede“ und wahrscheinlich ein Gedicht Rumeslands. H. erwähnt noch Boppe, Frauenlob, Neidhart, Wolfram und einen sonst nicht bekannten Hans von Lothringen und bemühte sich, seine Sprache der ihren anzugleichen: Er behielt nur den Vokalismus seines heimatlichen Dialektes bei, während er den Konsonantismus weitgehend nach oberdeutschem Muster umgestaltete. Wenn auch die künstliche, großangelegte Form öfters inhaltlich unausgefüllt bleibt, stellen doch H. Marienlieder ein beachtliches Werk spätmittelalterlicher deutscher Dichtung dar. Allerdings scheint es, wie die Herkunft der bis jetzt bekannten 5 Handschriften und eines Fragments zeigt, nur in des Dichters Heimat verbreitet gewesen zu sein. Auch eine Beeinflussung anderer Werke durch H. ist nicht nachzuweisen.
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Werke
W Ausgg.: Bruder H.s Marienlieder aus d. 14. Jh., hrsg. v. R. Minzloff, 1863 (nach d. Leningrader Haupt-Hs.);
Bruder H.s Marienlieder, hrsg. v. M. S. Batts, 1963 (unter Verwendung aller bisher bekannten Hss.). -
Literatur
ADB X;
F. Gerss, Zu Bruder H.s Marienliedern, in: Zs. f. dt. Philol. 11, 1880, S. 218-27;
J. Franck, Zu Bruder H.s Marienliedern, in: Zs. f. dt. Altertum 24, 1880, S. 373-425;
M. S. Batts, Stud. zu Bruder H.s Marienliedern, 1964 (L); Rezension v. Batts' Ausg. u. Stud. durch W. Röll, in: Dt. Lit.ztg. 85, 1964, Sp. 1009-12 (mit erg. L);
Vf.-Lex. d. MA II, V. -
Autor/in
Ulrich Montag -
Zitierweise
Montag, Ulrich, " Bruder Hans" in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 625 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100945236.html#ndbcontent