Lebensdaten
1788 – 1843
Geburtsort
Wien
Sterbeort
bei Melk/Donau
Beruf/Funktion
Benediktiner ; Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 100123406 | OGND | VIAF: 61890926
Namensvarianten
  • Enk von der Burg, Michael Leopold
  • Enk von der Burg, Leopold
  • Enk von der Burg, Michael Leopold
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Enk von der Burg, Leopold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100123406.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ant. Virgil (* 1761), Bauaufseher u. Mautbeamter, S des k.k. Hofkammerrats u. Garderobeinspektor Franz;
    M Barbara Segenbauer.

  • Biographie

    Nach Absolvierung des Piaristengymnasiums in Wien (1797–1802), wo er die Welt der römischen Antike mit besonderem Eifer aufnahm, widmete sich E. an der dortigen Universität den philosophischen und theologischen Studien und trat 1809 in das Benediktinerstift Melk als Novize ein. Die Enge der häuslichen Verhältnisse drängte ihn zu diesem Beruf, für den er im Grunde seines Wesens keinerlei Berufung fühlte. 1810 legte er die ewigen Gelübde ab. E. war von einer tiefen Schwermut belastet, weich und anlehnungsbedürftig, zwiespältig in seinem geistigen Streben und einem immer beengenderen Schicksal hilflos preisgegeben. Sein Freitod in der Donau beendete ein Leben, das an der grellen Dissonanz von hochfliegendem Wollen und Mangel an Energie und innerer Zucht scheitern mußte. – E.s schriftstellerische Tätigkeit gliedert sich deutlich in drei Gruppen: Das stark aphoristisch stilisierte, auch in gebundener Form gehaltene „Lehrbuch“ (Die Blumen, 1822; Über den Umgang mit uns selbst, 1829; Über die Freundschaft, 1840, und andere), den philosophischen Roman oder Erzählung (Eudoxia oder die Quelle der Seelenruhe, 1824; Dorats Tod, 1833; Hermes und Sophrosyne, 1838, und andere) und die ästhetischen Schriften (Melpomene oder über das tragische Interesse, 1827; Über deutsche Zeitmessung, 1836; Briefe über Goethes Faust, 1834, und andere). Alle Arbeiten sind aufschlußreich für die unsichere Position E.s zwischen der Anlehnung an die römische Antike (Cicero, Seneca) und dem Griechenglauben der deutschen Klassik, zwischen einer mehr französischen als josephinischen Aufklärung und dem freilich schon rational aufgelockerten Geist benediktinischen Mönchtums. Seine Sehnsucht, diesen auch ins Leben hart eingreifenden Gegensätzlichkeiten auf der höheren|Ebene einer auch wieder unklaren „Humanitas“ einen Ausgleich zu schaffen, blieb ungestillt. Dagegen gehört E. als Anreger und Kritiker (spanische Literatur, Faust – mit ihm F. Th. Vischers scharfe Kritik herausfordernd –, Lenaus Gedichte, Grillparzers Dramen), als Freund und Berater Bauernfelds, Grillparzers, Lenaus und Ferdinand Wolfs sowie als nicht immer förderlicher Mentor Friedr. Halms zu den bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit.

  • Werke

    Weitere W Briefwechsel zw. M. E. u. E. Frhr. v. Münch-Bellinghausen (= Frdr. Halm), hrsg. v. R. Schachinger, 1890;
    vollst. W-Verz. s. Goedeke X, S. 587-92.

  • Literatur

    ADB VI;
    F. Raab, in: Neue freie Presse v. 16.12.1875;
    R. Schachinger, in: Zs. f. österr. Gymnasien 62, 1891, S. 577-87;
    A. v. Morze, M. L. E. v. d. B., Leben u. Schrr., Diss. Wien 1934;
    ders., in: ZDP 63, 1938, S. 56-70;
    J. Nadler, Lit.Gesch. Österreichs, ²1951, S. 270-72;
    Wurzbach IV;
    ÖBL;
    Kosch, Lit.-Lex.;
    Frels.

  • Autor/in

    Kurt Vancsa
  • Zitierweise

    Vancsa, Kurt, "Enk von der Burg, Leopold" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 535-536 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100123406.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Enk von der Burg: Michael Leopold E. v. d. B., geb. am 29. Jan. 1788 in Wien, 22. Juli 1843, legte die Gymnasialstudien am Josephinum und die philosophischen an der Universität seiner Vaterstadt zurück, trat dann in Folge äußerer Nöthigung (ein Gelübde seiner Mutter, sagte man, war die Ursache) in den geistlichen Stand ein und legte 1810 im Benedictinerstifte Mölk das Ordensgelübde ab. Bald darauf wurde er Professor am dortigen Stiftsgymnasium und wirkte daselbst fortan mit Eifer und mit trefflicher Lehrgabe. Wenn er schließlich in den Wellen der Donau den Tod suchte und fand, so war dies nur die gewaltsame Lösung des tiefen Zwiespaltes zwischen seinem ganzen inneren Wesen und der ihm äußerlich aufgedrungenen Standeswahl, und wir können aus der Art seines Lebensendes einen Rückschluß machen auf die psychologische Quelle der vielen düsteren Bilder, welche er in seinen Schriften zumeist mit einem jenseitig idealen Hintergrunde zu entrollen liebte. Er hatte die schriftstellerische Laufbahn mit einem sinnigen Lehrgedichte „Die Blumen“ (1822) begonnen und ließ hierauf allmählich eine ansehnliche Reihe litterarischer Erzeugnisse folgen, in welchen er seinen philosophischen Standpunkt theils in Romanform, theils in Erörterung einzelner wichtiger Fragen darlegte, nämlich: „Eudoxia oder die Quelle der Seelenruhe“ (1824), „Das Bild der Nemesis"|(1825), „Ueber den Umgang mit sich selbst" (1829), „Don Tiburzio" (1831), „Dorat's Tod" (1833), „Von der Beurtheilung Anderer" (1835), „Hermes und Sophrosyne" (1838), „Ueber die Freundschaft" (1840), „Die Poesie des Lebens" (in dem Taschenbuche „Aurora“, 1841), „Ueber Bildung und Selbstbildung“ (1842). Indem er den Zwiespalt zwischen Idee und Wirklichkeit hervorhebt, in dem Leben überhaupt ein unbegreifliches Räthsel erkennt und das Streben der Menschen, ihr Leben nach ihren Absichten einzurichten, als ein nichtiges darstellen will, dabei auch gerne die Schattenseiten der fortschreitenden Cultur in Erwägung zieht, erblickt er die einzige Möglichkeit eines harmonischen Ausgleiches zwischen dem äußeren und inneren Leben in der Hingabe an den selbständigen Werth des Idealen, welches in der von Gott gesetzten sittlichen Weltordnung begründet ist und in der Pflege des Gemüthes, der Phantasie, des religiösen Sinnes, des Verstandes und des Geselligkeitstriebes seine Verwirklichung finden soll. Die Behandlungsweise, in welcher er diese Grundsätze durchführt, ist überwiegend eine psychologische, und er zeigt hierbei, während er die Betrachtung möglichst nach allen Seiten wendet, oft eine überraschende Feinheit der Beobachtung menschlicher Charaktere; systematische Entwicklung ist nicht seine Sache, und sowie er sich nicht einmal von Kant beeinflussen läßt, so steht er auch der ganzen neueren Philosophie mit spröder Abneigung gegenüber. Aber neben solcher Beschäftigung mit philosophischen Fragen veröffentlichte er auch anerkennenswerthe Leistungen im Gebiete der litterarischen Aesthetik und Kritik; schon 1827 erschien seine Schrift „Melpomene oder über das tragische Interesse", in welcher er unter Beiziehung zahlreichster Beispiele aus der antiken und der neueren tragischen Litteratur die psychologisch-ästhetischen Motive der Tragödie in vielfacher Anknüpfung an Schlegel's Vorlesungen erörterte (auf Schiller's bekannte zwei Abhandlungen über diesen Gegenstand ließ er sich dabei nicht ein). Dann folgten „Briefe über Goethe's Faust" (1834), in welchen er zu zeigen versuchte, daß die Tragödie durch ihren zweiten Theil keineswegs einen befriedigenden Abschluß gefunden hat; hierauf „Ueber deutsche Zeitmessung" (eine Recension der Platen’schen Gedichte, 1836) und die äußerst verdienstlichen „Studien über Lope de Vega“ (1839). Außerdem veröffentlichte er einen Band „Charaden“ (1834) und eine Uebersetzung der Epistel des Horatius über die Dichtkunst (1841).

    • Literatur

      N. Nekrolog 1843, S. 611 ff. Wurzbach, Lexikon Bd. IV. S. 49 ff.

  • Autor/in

    Prantl.
  • Zitierweise

    Prantl, Carl von, "Enk von der Burg, Leopold" in: Allgemeine Deutsche Biographie 6 (1877), S. 147-148 unter Enk von der Burg, Michael Leopold [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100123406.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA