Levy, Alphonse
Levy, Alphonse
Pseudonyme: Alphonse Müller; Ernst Maurer
1838 – 1917
Publizist, Journalist, Verbandsfunktionär
- Lebensdaten
- 1838 – 1917
- Geburtsort
- Dresden
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Publizist ; Journalist ; Verbandsfunktionär ; Schriftsteller
- Konfession
- jüdisch
- Normdaten
- GND: 101422253 | OGND | VIAF: 27836122
- Namensvarianten
-
- Alphonse Müller
- Ernst Maurer
- Levy, Alphonse
- Alphonse Müller
- Ernst Maurer
- Levy, Alphonse Ernst
- Maurer, Ernst
- mehr
Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- Personen in der Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt/Main
- Sächsische Bibliographie
Objekt/Werk(nachweise)
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Alphonse Levy war von 1894 bis 1912 der erste Generalsekretär des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und Herausgeber der seit 1895 erscheinenden Vereinszeitschrift „Im deutschen Reich“. Zuvor war der gelernte Kaufmann als Redakteur verschiedener sächsischer Zeitungen tätig und als Publizist hervorgetreten. Er verfasste u. a. die Studie „Geschichte der Juden in Sachsen“ (1900).
Lebensdaten
Geboren am 19. November 1838 in Dresden Gestorben am 25. Januar 1917 in Berlin Grabstätte Jüdischer Friedhof Weißensee in Berlin Konfession jüdisch -
Lebenslauf
19. November 1838 - Dresden -
Genealogie
Vater Wolf Salomon Levy 1812–1875 Zigarrenfabrikant; Kaufmann Großvater väterlicherseits Wolf Wilhelm Levy Großmutter väterlicherseits Maria Salomon Levy, geb. Eiffeler 1792–1888 aus Sinzenich bei Euskirchen Mutter Amalie (Maria) Levy, geb. Feilchenfeld 1819–1894 aus Lissa (Posen, heute Leszno, Polen); Enkelin des ersten Oberrabbiners der jüdischen Gemeinde zu Dresden David Wolf Landau (1742–1818) Großvater mütterlicherseits Hirsch Wolf Feilchenfeldt 1786–1865 Kantor Großmutter mütterlicherseits Bertha Breindel Feilchenfeld 1797–1874 Onkel mütterlicherseits Wolf David Landau 1811–1886 aus Dresden; Oberrabbiner der Jüdischen Gemeinde Dresden Onkel mütterlicherseits Fabian Feilchenfeld 1827–1910 aus Schlichtingsheim (Preußen, heute Szlichtyngowa, Polen); Dr. phil.; Rabbiner in Kulm und Schwerin; Lehrer in Berlin und Dresden; 1877–1910 Oberlandesrabbiner von Mecklenburg-Schwerin Schwester Rosalie Levy, verh. Hahn 1840–1910 Bruder N. N. früh verstorben Bruder N. N. früh verstorben Heirat 6.8.1872 in Berlin Ehefrau Klara Johanna Emilie Hermine Levy, geb. Müller 1843–1915 evangelisch Kinder keine Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Levy, Alphonse (1838 – 1917)
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Vater
Wolf Levy
1812–1875
Zigarrenfabrikant; Kaufmann
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Großvater väterlicherseits
Wolf Levy
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Großmutter väterlicherseits
Maria Levy
1792–1888
aus Sinzenich bei Euskirchen
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Mutter
Amalie Levy
1819–1894
aus Lissa (Posen, heute Leszno, Polen); Enkelin des ersten Oberrabbiners der jüdischen Gemeinde zu Dresden David Wolf Landau (1742–1818)
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Großvater mütterlicherseits
Hirsch Wolf Feilchenfeldt
1786–1865
Kantor
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Großmutter mütterlicherseits
Bertha Breindel Feilchenfeld
1797–1874
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Schwester
Rosalie Levy
1840–1910
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Bruder
früh verstorben
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Bruder
früh verstorben
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Heirat
in
Berlin
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Ehefrau
Klara Levy
1843–1915
evangelisch
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Biografie
Als Sohn eines Zigarrenfabrikanten in Dresden geboren, besuchte Levy hier die von Marcus David Landau (1789–1851) geleitete Jüdische Schule sowie das Realgymnasium „Dreikönigsschule“. Zugleich absolvierte er ein Talmudstudium bei dem konservativ-reformorientierten Rabbiner und späteren Gründungsdirektor des Jüdisch-Theologischen Seminars Fraenckel’sche Stiftung in Breslau, Zacharias Frankel (1801–1875), das zu seiner liberalen Einstellung gegenüber innerjüdischen Fragen beigetragen haben dürfte. Trotz seines ausgeprägten Interesses an Literatur und jüdischen Studien nahm Levy kein Studium auf, sondern war zunächst als Kaufmann tätig.
Seit 1872 mit einer Protestantin verheiratet, übernahm Levy 1875 die Schriftleitung der konservativen „Dresdner Nachrichten“, wechselte im folgenden Jahr in derselben Funktion zur „Dresdner Zeitung“ und ging 1881 als Feuilletonleiter zu dem Amtsblatt „Sächsische Dorfzeitung“. 1884 übersiedelte er nach Freiberg, wo er sich der Freimaurerloge „Zu den drei Bergen“ anschloss und einziges jüdisches Mitglied des dortigen Altertumsvereins wurde. Neben seiner journalistischen Tätigkeit zu hauptsächlich tagesaktuellen und regionalgeschichtlichen Themen veröffentlichte er seit Ende der 1870er Jahre – z. T. unter Pseudonym – Gedichte, Lustspiele und Erzählungen. Aus seinen Veröffentlichungen spricht eine Verehrung für den Philosophen und Aufklärer Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) sowie für den französischen Dichter und Politiker Alphonse de Lamartine (1790–1869), dessen Werke er teilweise übersetzte. Zugleich verlieh Levy öffentlich wiederholt seiner Bewunderung und Loyalität gegenüber dem deutschen Kaiserreich und Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) Ausdruck.
Gesellschaftlicher Ausgrenzung und antisemitischer Agitation ausgesetzt, verließ Levy 1893 Freiberg und zog nach Berlin, wo er für kurze Zeit beim „Berliner Tageblatt“ arbeitete. Am 17. Oktober 1894 wurde er zum Generalsekretär des 1893 gegründeten Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) gewählt – ein Amt, das er 1912 aus Altersgründen niederlegte. Levy galt noch vor dem langjährigen Vorsitzenden Maximilian Horwitz (1855–1917) als treibende Kraft innerhalb des CV, dessen Ziel die politische und gesellschaftliche Gleichstellung deutscher Jüdinnen und Juden war. Der Verein wuchs von seiner Gründung bis 1913 von rund 1500 auf über 35 000 Mitglieder an, die, ebenso wie Levy, vornehmlich dem assimilierten bürgerlich-liberalen Judentum angehörten.
1895 übernahm Levy die redaktionelle Leitung und Herausgeberschaft der neu gegründeten Vereinszeitschrift „Im deutschen Reich“ (IdR), die mit einer Auflage von 37 000 Exemplaren (1913) zur auflagenstärksten jüdischen Zeitschrift in Deutschland avancierte und für die er die Rubriken „Umschau“ und „Vereinsnachrichten“ redigierte. Als zugleich wichtigster Beiträger der Zeitschrift verfasste Levy bis 1916 zahlreiche politische, religiöse und historische Beiträge sowie Rezensionen. Ein Schwerpunkt der Zeitschrift lag auf der Abwehr von und Aufklärung über den Antisemitismus – eine Aktivität, die mit einem Bekenntnis zu „Deutschtum und Judentum“ einherging. Während des Ersten Weltrkiegs bekundete IdR die Loyalität des deutschen Judentums zum Kaiserreich und forderte die Leserschaft auf, in jeglicher Kapazität die deutschen Kriegsziele zu unterstützen.
Levys Führungsfunktion im CV prägte in der Folgezeit sein journalistisches und schriftstellerisches Schaffen. Er wandte sich vermehrt jüdischen Themen zu und legte einen Schwerpunkt auf Schriften, die zu einer Aufklärung und Verständigung zwischen deutschen Juden und Nichtjuden beitragen und antisemitische Stereotype widerlegen sollten. Besonders hervorzuheben sind hier „Die Erziehung der jüdischen Jugend zum Handwerk und zur Bodenkultur“ (1895) und „Geschichte der Juden in Sachsen“ (1900).
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Auszeichnungen
1884–1893 Mitglied des Freiberger Altertumsvereins vmtl. 1884–1893 Mitglied der Freimaurerloge „Zu den drei Bergen“ (Freiberg) 1893–1917 Mitglied des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens -
Quellen
Nachlass:
nicht bekannt.
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Werke
Apfelblüthen. Maurerische Dichtungen (1869–1876), 1877.
Alph. Müller (Pseudonym), Fünf neue Lust-Spiele für das Policinell-Theater, 1878.
Jean Jacques Rousseau. Vortrag gehalten am 21. Februar 1879 im Mendelssohn Verein zu Dresden, 1879.
Huldigung zum Geburtstage des Deutschen Kaisers Wilhelm II., 1889.
Ernst Maurer (Pseudonym), „Im Burgkeller“ und andere Erzählungen, 1891.
Die Erziehung der jüdischen Jugend zum Handwerk und zur Bodenkultur, 1895. (Onlineressource)
Geschichte der Juden in Sachsen, 1900. (Onlineressource)
Rousseau und das Judentum, in: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 6 (1912), S. 641–663.
Erlebt. Erzählungen aus dem jüdischen Familienleben, 1914.
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Literatur
Paul Rieger, Alphonse Levy, in: Im deutschen Reich 23 (1917), H. 3, S. 112–116. (Onlineressource)
Jehuda Reinharz, Deutschtum und Judentum in the Ideology of the Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, in: Jewish Social Studies 36 (1974), S. 19–39.
Avraham Barkai, „Wehr dich!“ Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV) 1893–1938, 2002, S. 154.
N. N., Art. „Levy, Alphonse“, in: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Bd. 15, hg. v. d. Archiv Bibliographia Judaica, 2007, S. 351–355.
Michael Düsing, „Mein Weg, Herr Oberbürgermeister, ist schon bestimmt“. Judenverfolgung in Freiberg 1933–1945, 2011, S. 21 u. 100–102.
Dominic Bitzer, Im deutschen Reich. Das publizistische Organ des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, 2013, S. 14–25.
Michael Düsing, Art. „Alphonse Levy“, in: Sächsische Biografie, hg. v. Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., 2013. (Onlineressource)
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Onlineressourcen
Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek der Goethe-Universität Frankfurt am Main (umfasst zahlreiche Digitalisierungen von Schriften, Aufsätzen und Rezensionen Levys).
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Autor/in
→Anna Ullrich (München)
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Zitierweise
Ullrich, Anna, „Levy, Alphonse“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/101422253.html#dbocontent