Diem, Liselott
- Lebensdaten
- 1906 – 1992
- Geburtsort
- Wiesbaden
- Sterbeort
- Köln
- Beruf/Funktion
- Sportpädagogin ; Sportwissenschaftlerin
- Konfession
- unbekannt
- Normdaten
- GND: 118525360 | OGND | VIAF
- Namensvarianten
-
- Diem, Luise-Charlotte
- Diem, Liselott
- Diem, Luise-Charlotte
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Diem, Liselott (eigentlich Luise-Charlotte Diem, geborene Bail)
1906 – 1992
Sportpädagogin, Sportwissenschaftlerin
Liselott Diem war national und international eine Vorkämpferin des Frauensports und prägte sowohl die Sportwissenschaft als auch die Sportpädagogik. Als ordentliche Professorin für Didaktik und Methodik der Leibeserziehung (1965–1974) an der Sporthochschule Köln sowie als deren Rektorin (1967–1969) und Prorektorin (1969–1971) zählte sie zu den wenigen Frauen weltweit, die in einer solchen Führungspositionen wirkten. Ihre Arbeit war grundlegend für die Entwicklung eines gleichberechtigten Sportstudiums von Frauen und Männern.
Lebensdaten
Liselott Diem, Imago Images (InC) -
Autor/in
→Maria Ratz (Bad Homburg)
-
Zitierweise
Ratz, Maria, „Diem, Liselott“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118525360.html#dbocontent

Diem besuchte 1922 das Bismarck-Lyzeum in Berlin und 1922/23 die Frauenschule in Stanowitz (Niederschlesien, heute Strzegom, Polen), bevor sie 1923/24 an der Handelsschule in Berlin-Steglitz ihre Ausbildung fortsetzte. In ihrer Jugend von den Eltern intellektuell und sportlich (u. a. Turnen, Rudern und Leichtathletik) gefördert, studierte sie seit 1924 als eine der ersten Frauen an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL) in Berlin Sportwissenschaft. Prägend für ihre Entwicklung wurde auch ihr frühes Engagement für Frauenrechte, Emanzipation und die Ausbildung von Frauen im Sport, so als Sprecherin der Studentinnen, als Lehrerin an der staatlichen Handels- und Gewerbeschule für Mädchen und als Leiterin eines Frauenheims in Berlin. Nach Abschluss ihres Studiums 1927 wurde sie eine der ersten Dozentinnen an der DHfL, wo sie das Frauensportstudium aufbaute. Anregungen hierfür erwarb sie auf Auslandsaufenthalten, u. a. in Österreich, Finnland und anderen europäischen Staaten, später auch in Asien und Südamerika. Auf dem Internationalen Frauenturnfest in Helsinki 1929 hielt Diem als Delegierte der deutschen Reichsregierung eine viel beachtete Rede über die Gleichberechtigung des Frauensports, die ihr internationale Bekanntheit verschaffte.
Nach ihrer Heirat 1930 unter dem Namen Diem tätig, wurde sie infolge der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 aufgrund ihrer vermeintlich jüdischen Abstammung väterlicherseits aus ihrer Führungsposition an der DHfL entlassen. Diem unterrichtete daraufhin an verschiedenen Lehreinrichtungen und engagierte sich in der Berliner Lehrplankommission für Sportunterricht. 1947 zog sie mit ihrer Familie nach Köln, wohin ihr Ehemann zur Gründung einer Sporthochschule berufen worden war. Diem übernahm die Verantwortung für die geschlechterspezifische Ausbildung von Studentinnen an der Hochschule, setzte sich nach dem Tod ihres Gatten 1962 für deren Entwicklung erfolgreich ein und wurde hier 1965 zur ordentlichen Professorin für Didaktik und Methodik der Leibeserziehung berufen. Als solche trug sie maßgeblich dazu bei, dass die Ausbildungsstätte 1965 den Status einer wissenschaftlichen Hochschule mit dem Namen Deutsche Sporthochschule Köln erhielt. Seit 1967 fungierte Diem als deren Rektorin und übernahm damit eine hohe Führungsposition, die zu dieser Zeit nur wenige Frauen weltweit innehatten. In Diems Zeit als Prorektorin von 1969 bis 1971 erwarb die Hochschule Promotions- und Habilitationsrecht.
Um ihr eigenes und das Wirken Carl Diems (1882–1962) in Sportwissenschaft und Sportpädagogik dauerhaft fortzuführen, gründete Diem 1964 das Carl-Diem-Institut (seit 1992 Carl und Liselott Diem-Archiv), das sich mit der Geschichte des Sports und des olympischen Gedankens befasst. Es gilt heute als eines der führenden Sportarchive weltweit. Nach ihrer Emeritierung 1974 engagierte sie sich weiterhin für die Entwicklung des Frauen- und Mädchensports, u. a. bis 1981 im Internationalen Verband für Leibeserziehung und Sport der Mädchen und Frauen, dem sie seit 1965 als Präsidentin vorstand. Außerdem war sie 1970 Mitgründerin des Bundesinstituts für Sportwissenschaften in Bonn, das sie viele Jahre leitete, und trug in über 1000 Veröffentlichungen zur Weiterentwicklung der Sportwissenschaften bei, in denen sie u. a. die Idee des Babyschwimmens und des Behinderten- und Seniorensports entwickelte. International anerkannt und geehrt, trug Diem maßgeblich zur Entwicklung von Sportwissenschaften und -pädagogik bei und ermöglichte insbesondere Frauen und Mädchen den Zugang zum Sport.
1927 | August-Bier-Plakette der Deutschen Hochschule für Leibesübungen, Berlin (für die beste Diplomprüfung) |
1955 | International Fellow der National Academy of Kinesiology (als erstes Mitglied aus dem deutschen Sprachraum) |
1964 | Carl-Diem-Institut (seit 1992 Carl und Liselott Diem-Archiv) (weiterführende Informationen) |
1967 | Ph. D. h. c., Springfield College (Massachusetts, USA) |
1967 | Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1976 Großes Verdienstkreuz) |
1986 | Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen |
1986 | Olympischer Orden des Internationalen Olympischen Komitees |
1991 | Gold-Medaille der Deutschen Sporthochschule Köln |
Goldene Ehrennadel der Deutschen Olympischen Gesellschaft | |
Höchster Sportorden Venezuelas | |
Liselott-Diem-Preis, Brasilien |
Nachlass:
Carl und Liselott Diem-Archiv, Deutsche Sporthochschule Köln. (Veröffentlichungen, Reden, Vorträge, Korrespondenz, Sachakten, Fotografien) (hierzu: Carl und Liselott Diem Archiv, Nachlass Carl Diem. Findbuch der Sachakten, Bd 1, 1994) (weiterführende Informationen)
Monografien:
Die Bedeutung der Leibesübungen für die berufstätige Frau, 1927.
Juchhei – die Kleinsten turnen! Ein Beitrag zur natürlichen Bewegungserziehung des Kleinkindes, 1943, Neuausg. u. d. T. Juchhei, die Kleinsten turnen. Ein Beitrag zur Bewegungserziehung der Drei- bis Sechsjährigen, 1967.
Mädel beim Turnen und rhythmischen Spiel, 1951.
Spielend helfen. Fußgymnastik des Kindes, 1951.
Das Spiel. Spiegel des Menschlichen, 1960.
Ausgleichsgymnastik und Schulsonderturnen, 1961.
Vernünftige Leibeserziehung, 1962.
Mädchen beim Turnen und rhythmischen Spiel. Ein Beitrag zur Leibeserziehung der Sechs- bis Zwölfjährigen. Lehrplan für das 1.–6. Schuljahr. Zwölf Lehrbeispiele – 202 eigene Aufnahmen, 1965.
Wer kann…, 1965.
Liselott Diem/Renate Scholtzmethner, Ausgleichsgymnastik, 1969.
Kindersportfibel. Turnen, Sport und Spiel für die 5–7jährigen, 1971.
Drei Vorträge (1964–1969), 1972.
Liselott Diem/Hiltrud Gerhardus, Sport im 4. bis 6. Lebensjahr, 1973.
Schulsonderturnen, 1974.
Aktiv bleiben. Lebenstechnik ab 40, 1974.
Sport im 1. bis 3. Lebensjahr, München 1974.
Kinder lernen Sport, 1975.
Lernziele und Lernprozesse im Sport der Grundschule, 1975.
Liselott Diem/August Kirsch, Lernziele und Lernprozesse im Sport der Grundschule, 1975.
Liselott Diem/Renate Scholtzmethner, Schulsonderturnen, 1977.
Bewegungsspiele mit Kindern. Körperlich und seelisch intakt durch motorische Erfahrungen, 1979.
Die Fuß-Fibel. Fußgesundheit und Fußgymnastik, 1979.
Frau und Sport. Ein Beitrag zur Frauenbewegung, 1980.
Fliehen oder bleiben? Dramatisches Kriegsende in Berlin, 1982.
Gesunde Kinder durch Körperpflege und Bewegung, 1985.
Leben als Herausforderung, hg. v. Karl Lennartz, 3 Bde., 1986. (Autobiografie, Briefe, Aufsätze und Vorträge)
Die Gymnastikbewegung. Ein Beitrag zur Entwicklung des Frauensports, 1991.
August Kirsch, Liselott Diem. 65 Jahre, in: Die Leibeserziehung 10 (1971), S. 314–316.
Carl Diem, Ein Leben für den Sport. Erinnerungen aus dem Nachlaß, hg. v. Carl-Diem-Institut, 1974.
Gerhard Hecker/August Kirsch/Clemens Menze (Hg.), Der Mensch im Sport. Festschrift zum 70. Geburtstag von Liselott Diem, 1976. (P)
Renate Scholtzmethner, Liselott Diem. 70 Jahre, in: Sportunterricht 12 (1976), S. 313 f.
Jürgen Buschmann/Stephan Wassong (Hg.), Langlauf durch die Olympische Geschichte. Festschrift Karl Lennartz, Bd. 3: Bibliographie, 2005.
Jürgen Buschmann, Vom „An“- zum „In“-Institut. Die Geschichte des Diem-Archivs, in: Jürgen Buschmann/Karl Lennartz/Stephan Wassong (Hg.), Spiel – Spiele – Olympische Spiele, 2004, S. 160–179.
Carl und Liselott-Diem-Archiv (Hg.), Tempel und Ringe. Zwischen Hochschule und olympischer Bewegung, 2002.
Ansgar Molzberger/Caroline Meier/Stephan Wassong/Daniel Quanz, Abgestaubt und neu erforschbar. Die historischen Sammlungen der Deutschen Sporthochschule Köln Olympische Bewegung, 2018.
Ansgar Molzberger/Stephan Wassong/Daniel Quanz/Ralf Sühl, 100 Jahre Sporthochschule. 1920–2020. Deutsche Hochschule für Leibesübungen, Sporthochschule Köln, Deutsche Sporthochschule Köln, 2020.
Maria Ratz, Diem, Liselott, in: Gerhard Trosien (Hg.), Pioniere, Unternehmer & Manager der Sportbranche in Deutschland, 2023, S. 24 f. (P) (Onlineressource)
Fotografien, Carl und Liselott Diem-Archiv, Köln.