Lebensdaten
1895 – 1982
Geburtsort
Spandau (seit 1920 Berlin-Spandau)
Sterbeort
Frankfurt am Main
Beruf/Funktion
Fechtsportler ; Fechtfunktionär ; Sportler ; Versicherungsvertreter
Konfession
Eschersheimer Friedhof
Normdaten
GND: 1097300811 | OGND | VIAF: 74146153105505251676
Namensvarianten
  • Casmir, Bernhard Artur Erwin
  • Casmir, Erwin
  • Casmir, Bernhard Artur Erwin
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Zitierweise

Casmir, Erwin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1097300811.html [29.04.2024].

CC0

  • Erwin Casmir zählt zu den bedeutendsten deutschen Fechtsportlern des 20. Jahrhunderts. Im Einzel und im Team errang er 52 deutsche Meistertitel in allen drei Waffengattungen und nahm an drei Olympischen Spielen teil. Als Sportfunktionär leitete er von 1934 bis 1936 das Fachamt 8 (Fechten) im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen und wurde 1949 in der Bundesrepublik erster Präsident des Deutschen Fechter-Bunds sowie als Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees.

    Lebensdaten

    Geboren am 2. Dezember 1895 in Spandau (seit 1920 Berlin-Spandau)
    Gestorben am 19. April 1982 in Frankfurt am Main
    Grabstätte Eschersheimer Friedhof in Frankfurt am Main
    Erwin Casmir (InC)
    Erwin Casmir (InC)
  • Lebenslauf

    2. Dezember 1895 - Spandau (seit 1920 Berlin-Spandau)

    - Berlin; Dresden

    Schulbesuch

    1914 - 1918

    freiwilliger Kriegsteilnehmer

    Deutsches Heer

    1923 - Frankfurt am Main

    Übersiedlung; Mitglied

    Fecht-Club Hermannia

    1934 - 1945

    Mitglied

    Deutscher Olympischer Ausschuß

    1934 - 1936

    Leiter

    Fachamt 8 (Fechten) des Deutschen Reichsbunds für Leibesübungen

    - Frankfurt am Main

    Versicherungskaufmann

    1949 - 1982

    Mitglied

    Nationales Olympisches Komitees

    1949 - 1957

    (erster) Präsident

    Deutscher Fechter-Bund

    19. April 1982 - Frankfurt am Main
  • Genealogie

    Heirat 22.11.1924 in Nürnberg
    Ehefrau Sidonie Martha Mathilde Casmir, geb. Löhe gest. vor 1982
    Sohn Norman Casmir 16.10.1930–15.2.1998 Fechtsportler in Frankfurt am Main; verh. mit Traudel Casmir, geb. Buhl
    Onkel väterlicherseits Gustav Casmir 5.11.1872–2.11.1910 Fechtsportler in Dresden

  • Biografie

    Casmir begann mit dem Fechtsport in Berlin zwei Jahre, nachdem sein Onkel Gustav Casmir (1872–1910) zwei Gold- und zwei Silbermedaillen bei den (Olympischen) Zwischenspielen 1906 in Athen gewonnen hatte. In Berlin und 1909/10 in Dresden, wo er zeitweilig bei seinem Onkel lebte, um zu trainieren, erhielt er seine Schulausbildung. Zurück in Berlin, wurde der Fechtmeister Ettore Schiavoni (um 1869 bis nach 1940) sein Trainer. Von 1914 bis 1918 nahm Casmir als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil.

    1923 ging Casmir nach Frankfurt am Main, um dem Fecht-Club Hermannia beizutreten, dem er später zeitweise als Präsident vorstand. Mit seiner Berliner und Dresdner sowie v. a. der Frankfurter Mannschaft gewann Casmir im Einzel und im Team 52 deutsche Meistertitel in allen drei Fechtdisziplinen: Von 1921 bis 1928 war er deutscher Einzel-Meister im Florettfechten, von 1923 bis 1928 zudem deutscher Einzel-Meister mit dem Säbel (auch 1920) und dem Degen (auch 1921). Seinen ersten großen internationalen Erfolg feierte er bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam. Hier errang er nach einer Finalniederlage gegen den Franzosen Lucien Gaudin (1886–1934) die Silbermedaille im Florettfechten, schied aber mit der Mannschaft in der Vorrunde aus. Mit dem Säbel belegte er Platz 6 im Einzel und Platz 4 mit dem Team. Bei den nächsten Olympischen Spielen in Los Angeles 1932 wurde er Fünfter mit dem Florett und Vierter im Säbelfechten. Seinen letzten großen internationalen Auftritt hatte der 1,80 Meter große Casmir 1936 bei den Olympischen Spielen in Berlin. An der Seite von August Heim (1904–1976) und Julius Eisenecker (1903–1981) gewann er Bronzemedaillen im Team in der Florett- und Säbeldisziplin; im Florett-Einzel belegte er den vierten Platz. Erfolglos verlief seine Teilnahme an den Europameisterschaften 1931, 1934 und 1935.

    Neben seiner aktiven Laufbahn war Casmir, der nach der Lockerung der Mitglieder-Aufnahmesperre 1937 der NSDAP beitrat, als Funktionär für den Fechtsport tätig: Von 1934 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte er dem Deutschen Olympischen Ausschuß an; von der Gründung des Deutschen Reichsbunds für Leibesübungen 1934 fungierte er bis zu seiner Entlassung 1936 – die vermutlich auf das schlechte Abschneiden des deutschen Teams bei den Olympischen Spielen und die generelle Vereinnahmung des Fechtsports durch die SS zurückzuführen ist – als Leiter des Fachamts 8 (Fechten).

    Diese Laufbahn führte Casmir nach der Aufhebung des Fechtsportverbots 1949 in der Bundesrepublik fort: bis zu seinem Tod 1982 als Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees und bis 1957 als (erster) Präsident des Deutschen Fechter-Bunds. Bei den Olympischen Spielen in Helsinki 1952 fungierte er als Punkterichter. Seinen Unterhalt bestritt Casmir, der bis heute zu den erfolgreichsten Vertretern des deutschen Fechtsports zählt und bei deren Gründung 2008 als erster Fechtsportler in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen wurde, als Versicherungskaufmann.


    Sportliche Erfolge

    1920 Einzel-Meister im Säbelfechten Deutsche Fechtmeisterschaften Frankfurt am Main
    1921 Einzel-Meister im Degenfechten Deutsche Fechtmeisterschaften Hannover
    1921-1928 Einzel-Meister im Florettfechten Deutsche Fechtmeisterschaften Hannover; Bad Nauheim; Dresden; Mannheim; Köln; Erfurt; München; Bad Eilsen (Schaumburg-Lippe)
    1923-1928 Einzel-Meister im Säbelfechten Deutsche Fechtmeisterschaften Dresden; Mannheim; Köln; Erfurt; München; Bad Eilsen (Schaumburg-Lippe)
    1923-1928 Einzel-Meister in Degenfechten Deutsche Fechtmeisterschaften Dresden; Mannheim; Köln; Erfurt; München; Bad Eilsen (Schaumburg-Lippe)
    1928 Gewinner der Silbermedaille im Florettfechten; 6. Platz im Säbelfechten (Einzel); 4. Platz Säbelfechten (Mannschaft) Olympische Spiele Amsterdam
    1931 Teilnehmer Fecht-Europameisterschaft Wien
    1932 4. Platz im Säbelfechten (Einzel); 5. Platz im Florettfechten (Einzel) Olympische Spiele Los Angeles
    1934 Teilnehmer Fecht-Europameisterschaft Warschau
    1935 Teilnehmer Fecht-Europameisterschaft Lausanne (Kanton Waadt)
    1936 Gewinner der Bronzemedaille im Florett- und im Säbelfechten (Mannschaft); 4. Platz im Florettfechten (Einzel) Olympische Spiele Berlin
  • Auszeichnungen

    7.12.1951 Silbernes Lorbeerblatt der Bundesrepublik Deutschland
    1981 Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
    2008 Hall of Fame des deutschen Sports
    Ehrenpräsident des Fecht-Club Hermannia (seit 1971 Universitätsfechtclub Frankfurt e. V.), Frankfurt am Main
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

  • Literatur

    Klaus Dieter Güse/Andreas Schirmer, Faszination Fechten. Vom wundersamen Aufstieg eines Sports in Deutschland, 1986.

    Erich Kamper/Bill Mallon, Who’s Who der Olympischen Spiele 1896–1992, 1992.

    Sabine Hock, Art. „Casmir, Erwin“, in: Frankfurter Biographie, Bd. 1, 1994, S. 128. (Onlineressource)

    Volker Kluge, Olympische Sommerspiele. Die Chronik I. Athen 1896 – Berlin 1936, 1997.

    Deutscher Fechter-Bund (Hg.)/Anders Schirmer (Red.), En Garde! Allez! Touché! 100 Jahre Fechten in Deutschland. Eine Erfolgsgeschichte, 2012, v. a. S. 37–39 u. 59. (P)

    Berno Bahro, Transformation und Metamorphose. Vom Turnfechten zum SS-Fechtsport, in: ders., Der SS-Sport. Organisation - Funktion – Bedeutung, 2013, S. 192–221.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Kohlezeichnung v. Lino Salini (1889–1944), vor 1944, Historisches Museum, Frankfurt am Main, Abbildung in: Sabine Hock, Art. „Casmir, Erwin“, in: Frankfurter Biographie, Bd. 1, 1994, S. 128. (Onlineresssource)

  • Autor/in

    Stefan Jordan (München)

  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, „Casmir, Erwin“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/1097300811.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA