Dates of Life
1784 – 1831
Occupation
preußischer Major
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 138367450 | OGND | VIAF: 89918389
Alternate Names
  • Quistorp, Ernst von

Relations

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Citation

Quistorp, Ernst von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138367450.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Quistorp: Ernst und August v. Q., zwei Brüder, deren Theilnahme an dem Zuge Schill's im J. 1809 ihre Namen in weitere Kreise getragen hat, waren Söhne des Gutsbesitzers Johann v. Q. auf Vorwerk bei Lassan im damaligen Schwedisch-Pommern. Der ältere

    Ernst Gottfried Karl v. Q., geboren am 27. Nov. 1784 zu Vorwerk, trat im April 1799 als Junker in das zu jener Zeit in Berlin tonangebende Cürassierregiment Gensdarmes (Nr. 10), verlebte in demselben eine stürmische Jugend, nahm an dem Feldzuge des Jahres 1806 als Secondlieutenant theil und gerieth durch das unglückliche Gefecht von Wichmannsdorf bei Templin in der Uckermark am 27. October in französische Gefangenschaft. Auf Ehrenwort entlassen, mußte er den späteren Feindseligkeiten fern bleiben. Erst im Januar 1808 ward er beim pommerschen Cavalleriedepot wieder angestellt, im Februar 1809 aber zur Dienstleistung beim 2. Brandenburgischen Husarenregiment des Major von Schill commandirt. Es war dies eine ganz besondere Gunst und Auszeichnung; Q. verdankte sie seiner Bekanntschaft in den höchsten Kreisen, in denen er sich vor dem Jahre 1806 bewegt hatte, der auffallend schöne junge Mann war damals einer der Tänzer der Königin Louise gewesen. Als Schill am Nachmittage des 28. April jenes Jahres von Berlin auszog, war Q. in der Gegend von Rathenow auf Urlaub; als die Nachricht dort eintraf, ritt er sofort dem Regiment nach, welches er am 2. oder 3. Mai in Dessau traf, nahm an dem Gefechte bei Dodendorf theil, wurde aber am 17. jenes Monats von Dömitz aus mit dem Lieutenant v. Strantz und mit 40 Husaren und Jägern in das Hannoversche|entsandt, um die Gegner von den Spuren Schill's, welcher sich nach Stralfund wandte, abzulenken. Auf allen Seiten von Feinden umgeben und jedes Ausweges beraubt, dabei von Meuterei unter seinen eigenen Leuten bedroht, von denen er einen Husaren, unter Zustimmung der Mannschaft, in Gifhorn erschießen ließ, sah er sich jedoch genöthigt nach Preußen zurückzukehren, wo er am 13. September kriegsrechtlich zu dreijährigem Festungsarrest verurtheilt wurde; am 10. November erfolgte seine Streichung in den Heereslisten. Zwei Jahre mußte er in Colberg in Haft zubringen, dann wurde er begnadigt und am 6. Februar 1812 als Premierlieutenant von der Cavallerie wieder angestellt. Damit war aber unter den damaligen politischen Verhältnissen für seine militärische Laufbahn nicht viel gewonnen; er bemühte sich daher um die Aufnahme in den schwedischen Dienst, erbat in Preußen seinen Abschied und ward Rittmeister im schwedischen Leibhusarenregiment. Der Kronprinz Karl Johann machte ihn zu einem seiner Ordonnanzofficiere und im Winter 1812/13 spielte er in den Salons von Stockholm dieselbe glänzende Rolle, die ihm früher in Berlin zugestanden worden war. Das nächste Frühjahr aber sah ihn auf dem Kriegsschauplatze in Deutschland; er wurde zum Chef einer schwedisch-deutschen reitenden Legion ernannt, aus welcher indessen nicht viel wurde, und mit der er nur einen losen Zusammenhang unterhielt, und blieb daneben in seiner Stellung bei Bernadotte, welcher ihn vielfach zu Sendungen in andere Hauptquartiere verwandte. Die Dienste welche er leistete, wurden durch mannigfache äußere Auszeichnungen anerkannt; für sein Verhalten in der Schlacht bei Leipzig ward er zum Major befördert. Nachdem er, stets im Gefolge Bernadotte's, an den Feldzügen in Deutschland. Dänemark und den Niederlanden theil genommen hatte, machte er in schwedischen Diensten noch den Feldzug vom Jahre 1814 in Norwegen mit und nahm dann seinen Abschied, um in das preußische Heer zurückzutreten. Am 10. Juni 1815 dem 8. Husarenregiment aggregirt, traf er bei diesem in Frankreich erst ein, als der Krieg beendet war, überhaupt war seine militärische Laufbahn ziemlich abgeschlossen. Er wurde freilich im October zum Major ernannt und als aggregirt zum 12. Husarenregiment versetzt, ward aber in dieser Stellung nicht dienstlich verwendet, und im Jahre 1823 mit einer großen Zahl anderer überzähliger Officiere pensionirt. Am 14. November 1831 ist er zu Berlin gestorben. Der jüngere Bruder

    August Ulrich Wilhelm, am 17. Februar 1786 zu Vorwerk geboren, trat im September 1800 als Junker bei dem mit seinem Stabe und den Musketierbataillon zu Frankfurt a. d. O. garnisonirenden Infanterieregiment von Zenge Nr. 30 in den preußischen Heeresdienst, ward am 2. November 1802 Officier und besuchte im Winter 1804/5 die in Berlin durch Scharnhorst ins Leben gerufene Militärakademie, im nächsten Jahre verhinderte die Mobilmachung aus Anlaß des Krieges der 3. Coalition die Wiedereröffnung der Anstalt. Während des Feldzuges vom Jahre 1806 in Thüringen war Q. mit seinem Regiment nicht auf dem Kriegsschauplatze gegenwärtig; nach der schnellen Beendigung desselben gehörte er zur Besatzung der Festung Küstrin, deren Commandant, der Oberst v. Ingersleben, dieselbe am 1. November den Franzosen überlieferte. Q., welcher seinen Degen dem Commandanten zerbrochen vor die Füße geworfen hatte, hielt sich durch die Bedingungen der Capitulation, welche ihn den Feindseligkeiten fern gehalten haben würden, nicht für gebunden, weil jene Bedingungen ihm nicht vorher bekannt gemacht worden waren, und weil die Franzosen die Satzungen derselben selbst mißachteten, sondern suchte sich am weiteren Kampfe zu betheiligen. Es gelang ihm, indem er nach Colberg ging und sich Schill anschloß, welcher ihn am 21. Februar 1807 zum Commandeur der 1. Compagnie|seines leichten Infanteriebataillons ernannte. Als solcher hat er Colberg bis zum Ende der Belagerung vertheidigen helfen; die Anerkennung der Dienste, welche er dabei leistete, sprach sich in der am 21. August 1807 erfolgten Verleihung des Ordens pour le mérite aus, welchen die Wahl des Officiercorps ihm zuerkannte, als dasselbe die beiden der Verleihung würdigsten seiner Mitglieder namhaft zu machen hatte, und in seiner am 20. August 1808 erfolgenden Einrangierung mit vordatirtem Patent in das Bataillon Schill, welches dem 1. Pommerschen (später Leib-) Infanterieregiment zugetheilt wurde und nach Berlin in Garnison kam. Als Schill im folgenden Jahre mit seinen Husaren ausmarschirte, war es Q., welcher ihm einen Theil der Infanterie, im ganzen 4 Officiere und 152 Mann nachführte, den Kern derselben bildete die Compagnie, welche Q. in Colberg befehligt hatte, und bei welcher er jetzt als Lieutenant stand. Am Abend des 2. Mai brach er auf; wie er dem Versuche des Hauptmann v. Petersdorff, seine Leute zur Umkehr zu bewegen, thatkräftig und erfolgreich entgegen trat, ist bei der Lebensbeschreibung dieses Officiers (s. A. D. B. XXV, 494) erzählt worden. Am 12. erreichte er in Arneburg Schill, welcher ihn zum Befehlshaber seiner Infanterie ernannte. Am 17. leistete er diesem durch die Ueberrumpelung der kleinen Feste Dömitz einen wichtigen Dienst, half ihm am 24. bei Dammgarten sich den Weg nach Stralsund bahnen und entkam aus dem in letzterer Stadt am 31. stattfindenden Vernichtungskampfe unversehrt nach der Insel Rügen. Von hier wandte er sich nach dem Kriegsschauplatze, auf welchem Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels gegen die Franzosen und ihre Bundesgenossen kämpfte. Der Herzog, welchen er in der Gegend von Leipzig traf, nahm ihn als Adjutant in seine Umgebung auf, aber nur wenige Tage konnte er demselben dienen, schon am 27. Juni ward er bei Nossen in einem unbedeutenden Gefechte schwer verwundet, und so von der ferneren Theilnahme am Kampfe und von dem Zuge an die Meeresküste ausgeschlossen. Nach Böhmen zurückgeschafft, trat er nach seiner Genesung, seines Unterhalts und seiner Sicherheit wegen, als Oberlieutenant bei der Legion der fränkischen Jäger in österreichische Dienste, nahm aber ein Jahr darauf, um wieder im Kampfe gegen Napoleon thätig zu werden, den Abschied. Inzwischen ward er daheim als Deserteur verurtheilt.

    Ueber Schweden ging er nun nach England, wo er Anfang März 1810 eintraf. Aber die Stelle eines Compagniechefs, welche der Herzog von Braunschweig ein Jahr lang für ihn offen gehalten hatte, war vergeben, und auf gut Glück setzte er die Reise nach der pyrenäischen Halbinsel fort, wo allein damals noch gegen den übermächtigen Corsen ein Volk mit Albion's Hülfe unter den Waffen stand. Hier fand er in spanischen Diensten als Capitän bei der Legion von Estremadura (Legion Estremeña) Anstellung, und mit dieser hat er, vom April 1811 an bis zur Beendigung der Feindseligkeiten im Mai 1814, unter dem Oberbefehl von Morillo an den Feldzügen Wellington's auf der Peninsula und im südlichen Frankreich rühmlichen und durch mancherlei Auszeichnungen gewürdigten Antheil genommen. Daß er daneben seit August 1811 der englischdeutschen Legion als Lieutenant angehörte, hatte auf sein Verhältniß zum spanischen Heere keinen Einfluß. Sobald der Krieg zu Ende war, nahm er aus dem spanischen Dienste, und im Februar 1815 auch aus der englisch-deutschen Legion seinen Abschied, und kehrte in die Heimath zurück. Hier galt er noch immer als Deserteur und wurde, nachdem er sich den Behörden gestellt hatte, im October 1814 als Arrestant nach Küstrin gebracht. Ohne weiteren Urtheilsspruch erfolgte seine Freilassung und gleichzeitig seine Wiederanstellung im Februar 1815. Aber nach so viel Thaten und Opfern war der spanische Oberstlieutenant wieder Secondlieutenant und zwar in dem aus bergischen Truppen gebildeten, bald|das 29. genannten Infanterieregiment. Als er dasselbe in Luxemburg erreichte, war er jedoch schon zum Capitän ernannt. Als solcher machte er den Krieg des Jahres 1815 mit, erwarb bei Ligny das Eiserne Kreuz und blieb nach Friedensschluß bis zum 18. April 1836 in der Armee, deren Reihen er als Major und Commandeur des 2. Bataillons Paderborn des 15. Landwehrregiments mit dem Charakter als Oberstlieutenant verließ. Er übernahm dann zwei Familiengüter in Pommern und starb auf einem derselben, Crenzow bei Anclam, am 6. December 1849.

    • Literature

      Nach einer ungedruckten Handschrift des Königlich preußischen Generallieutenant z. D. von Quistorp, eines Neffen der vorstehend Geschilderten.

  • Author

    B. Poten.
  • Citation

    Poten, Bernhard von, "Quistorp, Ernst von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 48-49 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138367450.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA