Martin von Troppau

Dates of Life
erwähnt 1268 oder 1278
Place of death
Bologna
Occupation
Dominikaner ; Erzbischof von Gnesen ; Chronist
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 118782223 | OGND | VIAF: 2614028
Alternate Names

  • Martinus Polonus
  • Martin
  • Martin Polonus
  • Martin von Troppau
  • Martinus Polonus
  • Martin
  • Martin Polonus
  • Martin, von Troppau, Gnesen, Erzbischof
  • Martinus, Oppaviensis
  • Martinus, Polonus
  • Martinus, von Troppau
  • Martinus, Archiepiscopus
  • Martinus, Gnesnensis
  • Martinus, Strepus
  • Martin, Strebski
  • Martino, di Troppau
  • Martino, il Polono
  • Martino, Oppaviense
  • Martin, von Gnesen
  • Martin, le Polonais
  • Martin, von Troppau
  • Martinus, Frater
  • Martinus, Capellanus
  • Martinus, Bohemus
  • Martinus, Cartulanus
  • Martinus, Frater Ordinis Praedicatorum
  • Martin, von Oppau
  • Martinus, Consentinus
  • Strepus, Martinus
  • Martin, de Silesie
  • Martinus, Strebski
  • Martinus, de Troppau
  • Martinus, aus Troppau
  • Martin, aus Troppau
  • Strzebski, Martin
  • Martin, of Opava
  • Martin, z Opavy
  • Strebski, Marcin
  • Troppau, Martin von
  • Martin, von Troppau, Gnesen, Erzbischoph
  • Martinus, Frather
  • Martinus, Kapellanus
  • Martinus, Kartulanus
  • Martinus, Frather Ordinis Praedicatorum
  • Martinus, Konsentinus

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Citation

Martin von Troppau, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118782223.html [11.12.2025].

CC0

  • Martin von Troppau (Martinus Polonus)

    Dominikaner, Chronist, Erzbischof von Gnesen (seit 1278), nach 22.6.1278 Bologna, Bologna, Dominikanerkloster.

  • Genealogy

    Von M.s Herkunft aus Troppau (Schlesien) weiß man nur aus d. Vorreden seiner Werke, in denen erst Hss. aus d. 14. Jh. zu seiner Namensnennung hinzufügen, daß er „de regno Boemie“ stamme, u. zwar „patria Oppaviensis“; Troppau gehörte bis 1318 zu Mähren u. daher z. Kgr. Böhmen. M.s Beiname „Polonus“ geht auf Tholomeus v. Lucca zurück, d. Anfang d. 14. Jh. entweder M.s letzte Würde als Erzbischof v. Gnesen betonen wollte od. aber ihn aus d. Zugehörigkeit seines Prager Heimatklosters z. poln. Ordensprov. abgeleitet hat. Verwandtschaftliche Beziehungen od. besondere Bindungen M.s. zu Polen sind Konstruktionen d. poln. Historiographie d. späten 15. Jh. (Joh. Dlugosz).

  • Biography

    Ein Brief des Prager Dominikaners Hyacinth an M. zeugt von M.s Erziehung im Dominikanerkonvent St. Clemens in der Prager Altstadt, wo er die Priesterweihe erhielt, ehe er sich an der Kurie erfolgreich für die päpstliche Bestätigung der Privilegien seines Klosters einsetzte. Nach M.s eigenem Zeugnis war er in Rom domni pape penitentiarius et capellanus. Gesichert ist nur sein Wirken als Poenitentiarius minor unter Papst Alexander IV. 1261-78 in zwei Urkunden, die M. in dieser Funktion ausgestellt hat. Am 22.6.1278 wurde er von Papst Nikolaus III. zum Erzbischof von Gnesen ernannt. Sein neues Amt konnte er jedoch nicht mehr antreten, da er auf der Reise in seine Kirchenprovinz in Bologna verstarb.

    M.s schriftstellerische Tätigkeit ist aus den praktischen Anforderungen erwachsen, die an ihn als Predigermönch und kurialen Beamten gestellt wurden. Die „Sermones de Tempore et de Sanctis“ sind eine typisch scholastisch geprägte Sammlung von homiletischen Musterstücken (Predigten und Exempla). Im praktischen Umgang mit dem Kirchenrecht schuf M. (zunächst nur für den eigenen Gebrauch) die „Margarita Decreti“ oder „Tabula Martiniana Decreti“ als knappe Realkenkerdanz zum „Dacretum Gratiani“. Die erstmalig nach mechanistischem Prinzip alphabetisch angeordneten 787 Lemmata von Eigennamen und Begriffen machten das Werk zu einem hervorragenden Hilfsmittel für den Kanonisten, was ihm seinen literarischen Erfolg sicherte.

    M.s berühmtestes und erfolgreichstes Werk ist jedoch das „Chronicon pontificurn et imperatorum“, das wiederum als Hilfsmittel für die Praxis konzipiert ist. Für die Theologen schuf er mit seiner Chronik eine Fortsetzung der die biblische Geschichte behandelnden „Historia scholastica“ des Petrus|Comestor für die nachapostolische Zeit. Den Kanonisten sollte dieses Werk helfen, die Rechtssätze chronologisch einzuordnen; daher sollte es dem Dekret oder den Dekretalen als Zeittafel beigebunden werden. M. folgte mit seiner Chronik dem seit dem 12. Jh. bekannten Muster der Papst-Kaiserchronik, die als Gliederungsprinzip des Geschichtsstoffes parallele Papst- und Kaiserreihen zugrunde legte. M.s Anliegen war jedoch die exakte chronologische Fixierung der Ereignisse in den jeweiligen Herrschaftsaeren sowie eine systematische und knappere Gestaltung des geschichtlichen Stoffes. Dieser übersichtlichen tabellenartigen Anlage verdankt die Chronik ihre weite Verbreitung sogar über Europa hinaus. Sie fehlte in kaum einer spätmittelalterlichen Bibliothek und fand vom Ende des 13. Jh. bis ins 15. Jh. zahlreiche Übersetzungen in die Volkssprachen. Um die Wende zum 14. Jh. bezeichnete sich sogar eine ganze Gattung von Papst-Kaiserchroniken nach M.s Vorbild als Martinianen.

  • Works

    Zu d. Handschriften und Frühdrucken vgl. Th. Kaepelli;
    Scriptores Ordinis Praedicatorum Medii Aevi III, 1980. Nr. 2972-74;
    Chronicon pontificum et imperatorum, hrsg. v. L. Weiland, in: MGH SS 22, 1872, 377-475.

  • Literature

    ADB 20;
    Archiv f. ältere dt. Gesch.kde. 4, 1822, S. 38-92;
    12, 1858, S. 1-79;
    L. Weiland, Zur Ausg. d. Chronik M. v. T.s, ebd. 12, 1872/74;
    E. Göller, Die päpstl. Pönitentiarie v. ihrem Ursprung b. z. ihrer Umgestaltung unter Pius V., Bd. I, 1, 1907, S. 130-32 mit Nr. 9 u. 10;
    P. Joachimsen, Gesch.auffassung u. Gesch.schreibung unter d. Einfluß d. Humanismus, 1910, S. 4-7;
    H. Grundmann, Gesch.-schreibung im MA, ³1978, S. 23 u. 69;
    A.-D. v. d. Brincken, Zu Herkunft u. Gestalt d. Martins-Chroniken, in: DA 37, 1981, S. 694-735;
    dies., Stud. z. Überlieferung d. Chronik d. M. v. T., ebd. 41.1985, S. 460-531;
    dies., M. v. T., in: Gesch.schreibung u. Gesch.bewußtsein im späten MA, hrsg. v. H. Patze, 1987, S. 155-93;
    Vf.-Lex. d. MA.

  • Author

    Birgit Studt
  • Citation

    Studt, Birgit, "Martin von Troppau (Martinus Polonus)" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 279-280 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118782223.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA