Lebensdaten
1696 – 1770
Geburtsort
Venedig
Sterbeort
Madrid
Beruf/Funktion
Maler ; Zeichner ; Grafiker ; Radierer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118622625 | OGND | VIAF: 71399712
Namensvarianten
  • Tiepolo, Giambattista
  • Tiepolo, Giovanni Battista
  • Tiepolo, Giambattista
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Zitierweise

Tiepolo, Giovanni Battista, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622625.html [06.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Domenico (1617–97), Handelsherr oder Schiffsbauing. in V.;
    M Orsetta Marangon, aus Zimmermannsfam. in V.;
    Om N. N. Marangon, Maler in V.;
    B Ambrogio, Antonio Maria (* 1687), Francesco Gaetano (* 1690), Giovanni Francesco (* 1693), Schw Elena, Eugenia (* 1691);
    1719 Maria Cecilia (1702–79), T d. Domenico Guardi (1678–1716), Maler (s. DBI), u. d. Maria Claudia Pichler (* 1673), aus Neumarkt (Südtirol);
    9 K (2 früh †), u. a. 3 S Giovanni Domenico (Giandomenico) (1727–1804), Maler (s. ThB; Dict. of Art; W), Giuseppe (* um 1730), Priester, Lorenzo (1736–76), Maler (s. ThB; Dict. of Art; W), 4 T Anna Maria, Elena (* 1726), Angela, Orsola; Schwager Giovanni Antonio (Gianantonio) Guardi (1699–1760), Maler, 1750 Mitgründer d. venezian. Ak., Francesco Guardi (1712–93), Vedutenmaler (beide s. DBI), Nicolò Guardi (1715–96), Vedutenmaler.

  • Biographie

    T. soll bei dem Bruder der Mutter, einem heute nicht mehr faßbaren Maler in Venedig, eine erste handwerkliche Schulung erfahren haben. 1710 wechselte er in die Werkstatt Gregorio Lazzarinis, der als einer der führenden Maler Venedigs in seinem akademisch gemessenen Stil neben Staatsaufträgen Bestellungen in- und ausländischer Fürsten (Schönborn) ausführte. Nachdem T. 21jährig Meister geworden war, ging er stilistisch andere Wege. Zeitweise interessierten ihn Helldunkelmaler in der Tradition des 17. Jh. wie der dramatisierende Federico Bencovich (1677–1753), v. a. beeindruckten ihn aber die figurale Plastizität von Giambattista Piazzetta (1683–1754) und die leuchtende, dekorative Farbigkeit Paolo Veroneses (1528–88), die Sebastiano Ricci (1659–1734) für das 18. Jh. wiederbelebte.

    Um 1720 erweiterte T. sein Repertoire um mythologische Historien. In Abgrenzung zu religiösen Darstellungen fand die Figur der Ironie als Element der aristokratisch-höfischen Sphäre zusammen mit anderen Anregungen aus der Rhetorik, etwa nach Ciceros „De oratore“, Eingang in seine Kunst. Der erste größere Auftrag für ein Deckengemälde 1722 für die venezian. Scalzi-Kirche zeigt T. bereits auf der Höhe seiner Freskokunst, die gleichermaßen illusionistische Effekte wie hoheitsvolle Gestik verbindet. Seine Bilderfindungen, die mit größter Virtuosität in festlicher Farbigkeit, greifbarer Plastizität und mit theatralischem Gestus ausgeführt sind, ließen ihn zum gesuchten Ausstatter der Palazzi und Villen in Venedig und auf der Terra ferma werden. Exemplarisch sind in Oberitalien etwa die Villen Cordellina (1743, Montecchio Maggiore) und Valmarana mit Gästehaus (1757, Vicenza) oder der Palazzo Labia (um 1746/47, Venedig).

    Seit den späteren 1730er Jahren erhielt T. erste Aufträge aus Dtld., wie etwa von Kf. Clemens August v. Köln (1700–61), dem Bruder des bayer. Kf. Carl Albrecht (1697–1745), der T. von mehreren Venedigaufenthalten kannte. 1737 bestellte er für die (im 2. Weltkrieg zerstörte) Chorfrauenkirche im Nordtrakt von Schloß Nymphenburg in seiner Heimatstadt München das Hauptaltarbild mit der „Verehrung der Dreifaltigkeit durch den Hl. Papst Clemens“, seinen Namenspatron (München, Alte Pinakothek). Sicherlich davon angeregt, gab Herkulan Karg, Propst des Augustinerchorherrenstifts in Dießen (Oberbayern), um 1739 den Auftrag für ein Seitenaltarbild mit|der „Marter des Hl. Sebastian“ (in situ). 1743 erhielt T. vom sächs. Hof den Auftrag für ein größeres Historienbild „Cäsar wird das Haupt des Pompeius überbracht“ (davon erhalten nur e. Entwurfsskizze, New York, Privatslg.), vermittelt durch den mit ihm befreundeten venezian. Gelehrten Francesco Gf. v. Algarotti (1712–64), von dem er auch kunsttheoretische Anregungen übernahm.

    T.s Hauptwerk bilden die Fresken in der Würzburger Residenz. Von Fürstbf. Carl Philipp v. Greiffenclau (1690–1754) berufen, traf T. mit seinen Söhnen Giandomenico und Lorenzo im Dez. 1750 in Franken ein. Zunächst hatte er lediglich den Kaisersaal auszumalen, wofür ihm ein v. a. legitimatorischen Gesichtspunkten dienendes ikonographisches Konzept vorgelegt worden war. Auf der schmaleren südlichen Wand ist die Heirat des Kaisers mit Beatrice von Burgund, die 1156 in Würzburg geschlossen wurde, gegenüber die Belehnung Bf. Herolds (reg. 1165–71) durch Ks. Friedrich Barbarossa 1165 gezeigt. Die allegorische Überhöhung dieser Historien lieferte das Deckengemälde mit Apollo, der Beatrice in seinem Sonnenwagen dem „Genius Imperii“, der Personifikation des Hl. Röm. Reiches dt. Nation, zuführt.

    Nach erfolgreicher Fertigstellung 1752 wurde T. beauftragt, auch das riesige Treppenhaus (19 x 30,5 m) auszumalen. Ein schriftliches Programm ist zwar nicht überliefert, jedoch kann angenommen werden, daß es der gelehrte Fürstbischof selbst entworfen hat: Apollo verläßt mit dem Sonnenwagen seinen Himmelspalast zu einer neuen Fahrt über das Firmament, während Repräsentanten der drei nichteurop. Erdteile nach Würzburg aufbrechen, um Greiffenclau zu huldigen. Ein Vergleich mit dem Entwurf (New York, Metropolitan Mus.) läßt die intensive Arbeit an der Komposition erahnen. In der verblüffend kurzen Zeit von April 1752 bis Nov. 1753 schuf T. unter Mitarbeit seiner beiden Söhne die Ausmalung von Kaisersaal und Treppenhaus (mit dem weltgrößten Deckengemälde).

    Welche Anerkennung T.s Leistung erfuhr, zeigt sich auch in einer größeren Zahl von Ölgemälden, die als Winterarbeiten oder in Anschluss an die Freskierungen entstanden. Zu ihnen gehören u. a. eine „Himmelfahrt Mariae“ und ein „Engelsturz“ für die Würzburger Hofkirche (beide 1752), ein Altargemälde mit der „Anbetung der Könige“ für die Abtei Münsterschwarzach (1773, heute München, Alte Pinakothek) und ein Bildpaar (1752/53, Rinaldo u. Armida, Würzburg, Residenz) für den Würzburger Finanzpräsidenten Adam Friedrich v. Seinsheim (1708–79), den nachfolgenden Fürstbischof. Der umfangreiche Würzburger Werkkomplex wird zahlenmäßig nur durch T.s venezian. Arbeiten übertroffen. Unmittelbar nach der Rückkehr nach Venedig 1753 malte er für Gf. Wilhelm v. Schaumburg-Lippe (1724–77) den „Tod des Hyazinth“ (Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza).

    Auch die Druckgraphik (v. a. Radierung) nahm bei T. einen hohen Stellenwert ein. Dabei erreichte er mit den an sich beschränkten Ausdrucksmöglichkeiten des radierten Strichs bislang ungesehene sensuelle Effekte von Licht und Stofflichkeit.

    1761 wurde T. vom span. Kg. Carlos III. nach Madrid gerufen, wo er bis 1766 neben Anton Raphael Mengs (1728–79) drei Deckengemälde im neuen Palacio Real schuf. Hier näherte sich T. klassizistischen Tendenzen, gelangte aber nicht zu einem wirklich neuen Stil. Im Bereich der Tafelmalerei entstanden aber einige seiner poetischsten Werke, etwa die beiden Darstellungen der „Flucht nach Ägypten“ (um 1765, Stuttgart, Staatsgal. u. New York, Privatslg.). Ohne seine Heimatstadt wiedergesehen zu haben, starb er 74jährig in Madrid. Aus dem Testament geht hervor, daß er seine sehr hohen Einkünfte v. a. in zahlreichen Immobilien anlegte.

    Mit den in 55 Schaffensjahren entstandenen rund 30, teilweise sehr umfangreichen Zyklen al fresco war T. der führende Freskant seiner Zeit. Als malerischer Kulminationspunkt des gesamten 18. Jh. vollenden seine Würzburger Arbeiten die Reihe der großen Freskenzyklen von Giottos Arenakapelle über Michelangelos Sixtina bis zu Carraccis Galleria Farnese. Sein Stil verband, ausgehend von rhetorischen Prinzipien, hohe Eleganz mit Ernst und Witz zu kultivierter Konversation. Mit diesem Konzept schuf T. im Bereich der Malerei eine modellhafte Variante der „Galante conduite“, die ihn zu einem international gefeierten Künstler werden ließ. Seine unmittelbaren Schüler in Deutschland waren der Würzburger Georg Anton Urlaub (1713–59) und der Schwabe Franz Martin Kuen (1719–71).

  • Auszeichnungen

    A Vors. d. Galleria dell’Accademia/Accademia di Belli Arti in Venedig (1756);
    – Sonderpostwertzeichen d. Dt. Post (1996).

  • Werke

    Weitere W u. a. Ölgem.: Coriolan vor d. Mauern Roms (nicht: Fam. d. Darius vor Alexander) u. Mucius Scaevola vor Porsenna 1752/53 (Bildpaar, Würzburg, Martin v. Wagner Mus.), aus d. Bes. v. Balthasar Neumann;
    Bildpaar mit Esther vor Ahasveros (Zürich, Slg. Bührle) u. David und Abigail|(Fürth, Städt. Slg.), wohl unter Beteiligung v. Giandomenico T., 1752/53;
    zahlr. Skizzen u. Studien, z. T. v. Giandomenico u. Lorenzo (Alben im Martin v. Wagner Mus., Würzburg);
    zu Giandomenico: Flucht nach Ägypten, 27 Radierungen, 1753 (ein Exemplar im Bes. d. Bayer. Schlösserverw., München);
    Nachlaß: größere Zeichnungskonvolute, die zunächst wohl sein Sohn Giandomenico geerbt hatte, heute in Stuttgart, Staatsgal., Venedig, Museo Correr, u. Würzburg, Martin v. Wagner Mus.

  • Literatur

    L u. a. Eine abschließende Interpretation d. mythol., reichspol. u. theol. Bezüge in d. Ikonogr. d. Würzburger Freskenfolge liegt bisher noch nicht vor;
    T. Hetzer, Die Fresken T.s in d. Würzburger Residenz, 1943;
    M. Levey, Giambattista T., His Life and Art, 1986;
    M. Gemin u. F. Pedrocco, Giambattista T., Dipinti, Opera completa, 1993;
    S. Alpers u. M. Baxandall, T. and the Pictorial Intelligence, 1994, dt. 1996;
    L. Puppi, Giambattista T. nel terzo centenario della nascita, Atti del Convegno Internazionale di Studi, Quaderni di Venezia 4, 2 Bde., 1998;
    P. O. Krückmann, T., Der Triumph d. Malerei im 18. Jh., 2004 (Bibliogr.);
    G. Bergamini, A. Craievich u. F. Pedrocco, Giambattista T. „il miglior pittore di Venezia“, Ausst.kat. Passariano-Codroipo 2012;
    ThB;
    Dict. of Art; – zur Fam.: F. Montecuccoli degli Erri, Giambattista T. e la sua famiglia, in: Ateneo veneto N. S. 32, 1994, S. 7–42.

  • Porträts

    P Selbstporträt am linken Bildrand d. „Triumph des Marius“, 1729 (New York, Metropolitan Mus.), Abb. in: K. Christiansen (Hg.), Giambattista T. 1696–1770, Ausst.kat. Venedig, New York 1996, S. 2; Selbstporträt auf d. Europaseite d. Treppenhausfreskos, 1753 (Würzburg, Residenz), Abb. in: Der Himmel auf Erden, T. in Würzburg, Bd. 1, 1996, hg. v. P. O. Krückmann, S. 64.

  • Autor/in

    Peter O. Krückmann
  • Zitierweise

    Krückmann, Peter O., "Tiepolo, Giovanni Battista" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 268-270 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118622625.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA