Lebensdaten
1796 – 1852
Geburtsort
Chemnitz
Sterbeort
Reudnitz bei Leipzig
Beruf/Funktion
Burschenschafter ; Anwalt ; Arzt ; Jurist
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 117748234 | OGND | VIAF: 54933648
Namensvarianten
  • Wesselhöft, Robert Ferdinand
  • Wesselhöft, Robert
  • Wesselhöft, Robert Ferdinand
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Zitierweise

Wesselhöft, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117748234.html [25.04.2024].

CC0

  • Robert Wesselhöft zählte seit 1815 zu den führenden deutschen Burschenschaftern. Er war 1817 an der Organisation des Wartburgfests und 1818 an der Gründung der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft beteiligt. Wegen seiner Mitgliedschaft im geheimen Jünglingsbund wurde er von 1824 bis 1831 inhaftiert. Nach der Emigration in die USA 1840 avancierte er zum renommierten Arzt und Pionier der Wasserheilkunde in den USA.

    Lebensdaten

    Geboren am 13. Februar 1796 in Chemnitz
    Gestorben am 18. November 1852 in Reudnitz bei Leipzig
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Robert Wesselhöft (InC)
    Robert Wesselhöft (InC)
  • Lebenslauf

    13. Februar 1796 - Chemnitz

    - Roßleben

    Schulbesuch

    Klosterschule

    1815 - 1821 - Jena

    Studium der Rechtswissenschaften (Abschluss: juristisches Examen)

    Universität

    1817 - Eisenach

    Teilnahme

    Wartburgfest

    1818 - Jena

    Mitgründer

    Allgemeine Deutsche Burschenschaft

    1821 - 1823

    Mitglied; seit 1823 Vorsitzender

    Jünglingsbund

    24.1.1822 - 15.8.1822 - Weida bei Greiz

    Gerichtsakzessist

    13.1.1824 - Juni 1831 - Köpenick; Magdeburg

    Verhaftung; Einzelhaft bis 1826

    Staatsgefängnis Schloss Köpenick (bis 1826); Festung Magdeburg

    18.1.1828 - Breslau

    Verurteilung zu 15 Jahren Festungshaft

    Oberlandesgericht

    Juni 1831

    Haftentlassung

    1831 - 1839 - Weida; Weimar

    Anstellung als Aktuar

    1840 - Pennsylvania (USA)

    Emigration

    1840 - 1841 - Allentown (Pennsylvania, USA); Philadelphia (Pennsylvania, USA)

    Studium der Medizin; Promotion (Dr. med.)

    Akademie; Universität

    1841 - Boston (Massachusetts, USA)

    praktischer Arzt

    1843 - Basel

    Promotion in absentia (Dr. med.)

    Universität

    1843 (?) - Vermont, USA)

    Übersiedlung

    1845 - Brattleboro (Vermont, USA)

    Gründung einer Kaltwasserheilanstalt

    1851 - Deutschland

    Erkrankung; Rückkehr

    18. November 1852 - Reudnitz bei Leipzig
  • Genealogie

    Vater Johann Karl Wesselhöft 1767–1847 Buchdrucker in Chemnitz, seit 1799 in Jena
    Großvater väterlicherseits Johann Georg Wesselhöft 1732–1798 Konrektor am Johanneum in Hamburg
    Großmutter väterlicherseits Sophia Charlotte Wesselhöft, geb. Bohn 1741–1809/10
    Mutter Caroline Dorothea Friederike Wesselhöft, geb. Heitmann gest. 1844
    Großvater mütterlicherseits Karl Wilhelm Heitmann Sekretär der Kurprinzessin von Sachsen
    Bruder Wilhelm Wesselhöft 1794–1858 Arzt
    Bruder Eduard Wesselhöft 1792–1873 Pfarrer, Lehrer
    Schwester Wilhelmina Wesselhöft gest. 1842
    Heirat 1832
    Ehefrau Ferdinanda Emilia Wesselhöft, geb. Hecker 1801–1891
    Schwiegervater Heinrich Cornelius Hecker 1764–1828 Pastor in Eythra bei Leipzig
    Schwiegermutter Johanna Caroline Friederike Hecker gest. 1809
    Sohn Conrad Wesselhoeft 1834–1904 Arzt, Erzieher; verh. mit Elizabeth (Lily) (Pope) Foster (1840–1919), Kinderbuchautorin
    Tochter Minna Otto, geb. Wesselhöft 1835–1913 Übersetzerin; verh. Moritz Otto (gest. 1861)
    Sohn Reinhold Wesselhöft 1837–1861 Offizier im 20. Massachusetts Regiment; gefallen im Gefecht bei Ball’s Bluff (Virginia)
    Sohn Walter Wesselhöft 1838–1920 Arzt, Professor für Anatomie an der Boston School of Medicine; verh. mit Mary Fraser (gest. 1886) aus Halifax (Neuschottland, Kanada); seit 1894 verh. mit Mary Alford Leavitt (1868–1937)
    Tochter Bertha Swift, geb. Wesselhöft 1841–1911 verh. mit Humphrey H. Swift
    Tochter Emma Searle, geb. Wesselhöft 1843–1914 verh. mit Arthur Searle (1837–1920), Professor für Astronomie an der Harvard University
    Tochter Selma Wesselhöft 1846-1930 Lehrerin; Schulleiterin in Boston
    Weitere wichtige Verwandte Carl Friedrich Ernst Frommann 1765–1837 Verleger
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Wesselhöft, Robert (1796 – 1852)

    • Vater

      Johann Karl Wesselhöft

      1767–1847

      Buchdrucker in Chemnitz, seit 1799 in Jena

      • Großvater väterlicherseits

        Johann Georg Wesselhöft

        1732–1798

        Konrektor am Johanneum in Hamburg

      • Großmutter väterlicherseits

        Sophia Charlotte Wesselhöft

        1741–1809/10

    • Mutter

      Caroline Dorothea Friederike Wesselhöft

      gest. 1844

      • Großvater mütterlicherseits

        Karl Wilhelm Heitmann

        Sekretär der Kurprinzessin von Sachsen

    • Bruder

      Wilhelm Wesselhöft

      1794–1858

      Arzt

    • Bruder

      Eduard Wesselhöft

      1792–1873

      Pfarrer, Lehrer

    • Schwester

      Wilhelmina Wesselhöft

      gest. 1842

    • Heirat

      • Ehefrau

        Ferdinanda Emilia Wesselhöft

        1801–1891

  • Biografie

    Wesselhöft wuchs in Chemnitz, seit 1799 in Jena auf, wo er Unterricht bei Wilhelm Martin Leberecht de Wette (1780–1849) erhielt, bevor er die Klosterschule in Roßleben besuchte. 1815 nahm er das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Jena auf, schloss sich der Turnbewegung von Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852) an und war an der Gründung der Jenaer Urburschenschaft beteiligt. In den folgenden Jahren wurde Wesselhöft ein führender Vertreter der deutschen Burschenschaftsbewegung. Als Sprecher der Jenaer Burschenschaft lud er 1817 die deutschen Studenten zum Wartburgfest ein, bei dessen Organisation er als Mitglied des Festausschusses mitwirkte. 1818 war Wesselhöft an der Gründung der Leipziger Burschenschaft beteiligt und leitete den zweiten Jenaer Burschentag, auf dem die „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ gegründet wurde.

    Nach dem Verbot der Burschenschaften infolge der Karlsbader Beschlüsse 1819 setzte Wesselhöft sein Engagement für liberale studentische Vereinigungen fort und nahm an verbotenen Zusammenkünften wie dem Dresdener Burschentag vom Oktober 1820 teil. Wegen dieser Aktivitäten wurde 1821 ein Promotionsverbot gegen ihn ausgesprochen, was ihm die akademische Laufbahn verwehrte. Zwar erlangte Wesselhöft nach dem bestandenen juristischen Examen im Januar 1822 eine Anstellung als Gerichtsakzessist im Justizdienst des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, doch wurde er noch im selben Jahr auf Druck der preußischen Regierung wieder entlassen.

    Seit 1821 war Wesselhöft aktives Mitglied des geheimen, im selben Jahr auf Anregung von Karl Follen (1796–1840) und anderen vor der „Demagogenverfolgung“ in die Schweiz emigrierten Oppositionellen gegründeten „Jünglingsbunds“, zu dessen Vorsitzendem er im November 1822 in Nürnberg gewählt wurde. Als der Jünglingsbund im August 1823 an die Behörden verraten wurde, tauchte Wesselhöft in Erfurt unter, wurde am 13. Januar 1824 verhaftet und in das Gefängnis nach Köpenick gebracht. Nach vierjähriger Untersuchungshaft wurde er 1828 vom Oberlandesgericht Breslau wegen der Beteiligung an einer verbotenen, den Hochverrat vorbereitenden geheimen Verbindung zu fünfzehn Jahren Festungshaft verurteilt. Drei Jahre später erfolgte die vorzeitige Haftentlassung.

    Wesselhöft kehrte nach Jena zurück und wurde im nahegelegenen Weida als Gerichtsaktuar angestellt, von wo aus er 1833 nach Weimar wechselte. Er stand weiterhin unter fortwährender Beobachtung der Behörden. 1839 wegen angeblicher Insubordination aus dem weimarischen Justizdienst entlassen, emigrierte Wesselhöft 1840 in die USA, wohin sein Bruder Wilhelm bereits 1824 ausgewandert war. An der 1835 von diesem mitgegründeten homöopathischen „Academy“ in Allentown (Pennsylvania, USA) und an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia studierte Wesselhöft Medizin und wurde 1841 zum Dr. med. promoviert. Eine zweite Promotion erfolgte 1843 in absentia an der Universität Basel mit einer Dissertation über die Scharlachepidemie von 1842 in Nordamerika.

    Seit 1841 arbeitete Wesselhöft in der homöopathischen Praxis seines Bruders Wilhelm in West Roxbury bei Boston (Massachusetts, USA). Diese Position musste er aber schon im folgenden Jahr aufgeben, nachdem der renommierte Arzt und Harvard-Professor Oliver Wendell Holmes Sr. (1809–1894) einen öffentlichen Skandal ausgelöst hatte, indem er Wesselhöft vorwarf, er sei ein unwissender Quacksalber und die Homöopathie eine Pseudowissenschaft, die auf fantastischen Theorien beruhe. Wesselhöft übersiedelte daraufhin nach Brattleboro (Vermont, USA), wo er im Mai 1845 unter dem Namen „Brattleboro Hydropathic Institution“ eine eigene Wasserheilanstalt gründete. Im „Boston Medical and Surgical Journal“ wurde die dort praktizierte Heilmethode im Dezember 1845 als „medizinische Farce“ diskreditiert, gleichwohl erhielt das Institut rasch großen Zulauf: Schon nach wenigen Monaten wurden in Brattleboro fast 400 Patienten behandelt, darunter zahlreiche Mitglieder prominenter und wohlhabender amerikanischer Familien. Die Anstalt expandierte kontinuierlich, und Wesselhöft wurde zu einem renommierten Vertreter der medizinischen Badekuren. Er setzte auf die heilende Kraft des reinen Quellwassers in Vermont, das in Kombination mit dem gemäßigten Klima v. a. Patienten aus den heißen Südstaaten der USA anzog. Wesselhöft musste seine erfolgreiche Anstalt nach wenigen Jahren aufgeben, nachdem er 1851 einen Schlaganfall erlitten hatte, und kehrte nach Deutschland zurück.

  • Auszeichnungen

    Mitglied der Massachusetts Medical Society
    1841 Homeopathic Fraternity (seit 1851 Massachusetts Homeopathic Medical Society)
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weiteres Quellenmaterial:

    Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Die Verhaftung und Untersuchung gegen den Studiosus Wilhelm Wesselhöft in Berlin und dessen Bruder Robert Wesselhöft in Chemnitz wegen demagogischen Umtrieben und revolutionären Verbindungen, Rep. 77, Tit. XXI, Lit. W, Nr. 2, Bd. 1, Bl. 1–148.

    Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, Hauptbericht der Central-Untersuchungs-Commission, d. d. Mainz den 14. December 1827, DB 7/10.

  • Werke

    Geschichte der Jenaischen Burschenschaft, hg. u. eingel. v. Peter Kaupp/Klaus Malettke, in: Klaus Malettke (Hg.), 175 Jahre Wartburgfest 18. Oktober 1817 – 18. Oktober 1992. Studien zur politischen Bedeutung und zum Zeithintergrund der Wartburgfeier, 1992, S. 233–362.

    Carl Ludwig Sand, dargestellt durch seine Tagebücher und Briefe von einigen seiner Freunde, 1821.

    Teutsche Jugend in Weiland Burschenschaften und Turngemeinden. Materialien zu dem verheißenen ersten Theile der Fragmente aus dem Leben des Abentheurers Ferd. Johannes Wit, gen. von Dörring, 1828.

    Kahldorf über den Adel in Briefen an den Grafen M. von Moltke, hg. v. Heinrich Heine, 1831.

    Some Remarks on Dr. O. W. Holmes’s Lectures on Homoeopathy and Its Kindred Delusions, 1842.

    Wahrnehmungen bei der Scharlach-Epidemie in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika im Sommer und Herbst 1842. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der medicinischen Doktorwürde, 1843. (Diss. med. Basel)

    Description of the Brattleboro Hydropathic Establishment with a Report on 563 Cases Treated there during the Years 1845, 1846 and 1847, and the Rules and Regulations of the Establishment, 1848.

  • Literatur

    Neuer Nekrolog der Deutschen, Bd. 25 (1847), 1849, T. 1, S. 128 f.

    William Harvey King, History of Homeopathy and Its Institutions in America, 1905.

    Annals of Brattleboro 1681–1895, zusammengestellt u. hg. v. Mary R. Cabot, Bd. 2, 1922, S. 563–575.

    Helge Dvorak, Art. „Wesselhöft, Robert“, in: ders., Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Bd. 1, T. 6, 2005, S. 276–280. (P)

    John S. Haller Jr., The History of American Homeopathy. The Academic Years, 1820–1935, 2005.

    Jonathan R. T. Davidson, The Wesselhoefts: A Medical Dynasty from the Age of Goethe to the Era of Nuclear Medicine, in: Journal of Medical Biography 2015, S. 1–9, DOI: 10.1177/0967772015619304. (Onlineressource)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografie Robert Wesselhöft mit Ehefrau und Tochter, 1843, in: Special Collections of the Brooks Memorial Library, Brattleboro (Vermont, USA). (Onlineressource)

  • Autor/in

    Jürgen Müller (Frankfurt am Main)

  • Zitierweise

    Müller, Jürgen, „Wesselhöft, Robert“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.01.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117748234.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA