Zeiss, Carl
- Lebensdaten
- 1816 – 1888
- Geburtsort
- Weimar
- Sterbeort
- Jena
- Beruf/Funktion
- Optiker ; Feinmechaniker ; Unternehmer ; Mechaniker
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118772430 | OGND | VIAF: 8570149068596065730003
- Namensvarianten
-
- Zeiß, Karl
- Zeiss, Carl Friedrich
- Zeiss, Carl
- Zeiß, Karl
- Zeiss, Carl Friedrich
- Zeiss, Karl
- Zeiß, Carl
- Zeiss, Karl Friedrich
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- NDB 16 (1990), S. 577 (Mechau, Emil)
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Zeiss (Zeiß), Carl Friedrich
| Feinmechaniker, Unternehmer, * 11.9.1816 Weimar, † 3.12.1888 Jena, ⚰ Jena, Johannisfriedhof. (evangelisch)
-
Genealogie
Aus Handwerkerfam.;
V →August (1785–1849), Bes. e. Spielwarengeschäfts in W., Hofdrechslermeister ebd., S d. →Friedrich (1754–1840), aus Rastenberg (Thür.), Horndrehermeister, u. d. Dorothea Trothe (1761–1802);
M →Friederike (1786–1856), T d. →Johann Heinrich Schmith (1727–1811), Hofadvokat u. Stadtvogt in Buttstädt (Thür.), u. d. Sophie Hecker (1742–1809), aus Teutleben;
Ur-Gvv →Johann Christoph (1711–1772), aus Rastenberg, Drechslermeister, Ur-Gvm →Johann Heinrich Schmith (1696–1774), Seilermeister, Ger.schöppe u. Ratsassessor in Buttstädt;
11 Geschw (6 früh †) u. a. B →Eduard (1809–77), Philol., 1842 Rektor d. Bürgerschule in J., Dr. phil. h. c. (s. ADB 45), →Gustav (1811–75), Dr. phil., Gymn.lehrer in W., Schw Pauline (1818–1900, ⚭ 1855 →Carl Schatter, 1793–1856, Pfarrer in Neustadt/Orla, Kirchenrat), Hulda (1821–1888), Emilie (1828–75);
– ⚭ 1) Neunhofen 1849 →Bertha (1827–50), aus Neunhofen b. Neustadt/Orla, T d. →Carl Schatter (s. o.), u. d. Christiana Niedt (1793–1851), 2) Triptis 1853 Ottilie (1818–97), aus Blankenhain, T d. →Heinrich Trinkler (1788–1861), Pastor in Großlohe, Ottmannshausen u. Triptis, Rektor in Blankenhain, u. d. Friederike Louise Schede (1798–1876);
1 S aus 1) →Roderich (1850–1919, ⚭ →Therese Schatter, 1864–1949, T d. →Rudolph Schatter, 1823–1911, S d. →Carl Schatter, s. o.), Dr. med., Untern., 1 S aus 2) →Otto (1854–1925, ⚭ 1] Franziska Thierbach, 1862–85, 2] Ida Möhlmann, 1865–1936), Dr. med., Sanitätsrat, 2 T aus 2) Hedwig (1856–1936, ⚭ →Konrad Sagawe, 1853–1939, Dr. phil., Studienrat, Gymn.prof. in Breslau), Sidonie (1861–1920, ⚭ →Lucas Siebert, 1841–1913, Dr. med., Med.rat, S d. →August Siebert, Ps. August Kornfeger, 1805–55, Dr. med., 1831 Arzt in Bamberg, 1846 o. Prof. d. Med. in J., Dir. d. Landesheilanstalten ebd, 1853/54 Rektor, Vf. v. humorist.-satir. Schrr., 1853 HR, s. ADB 34; BLÄ; Biogr. Lex. Burschenschaft);
E →Roderich Carl (1890–1953), Dipl.-Ing., →Erich (1894–1975), Dr. med., Augenarzt, 1947–60 Leiter d. Städt. Augenklinik Dortmund, zuletzt in Wangen (Allgäu), Vf. e. Biogr. v. Z. (s. L). -
Biographie
Z. wurde nach dem Weimarer Erbprinzen →Carl Friedrich (1783–1853) benannt, dem Z.s →Vater Unterricht im Drechseln erteilte und der Z.s Patenschaft übernahm. Z. schloß 1832 das Gymnasium mit Primareife ab. 1834–38 absolvierte er eine Lehre bei dem Hofmechanikus und Privatdozenten der Univ. Jena, →Friedrich Körner (1778–1847); gleichzeitig besuchte er Vorlesungen in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern. Im Anschluß erweiterte er sein Wissen und Können auf der Walz durch Deutschland und Österreich, u. a. in Stuttgart, in Darmstadt bei Hektor Rössler (1779–1863), in Wien bei der Maschinenbauanstalt „Rollé und Schwilgué“ sowie durch den Besuch von Vorlesungen am k. k. Polytechnischen Institut und in Berlin bei C. Lüttig. Im Herbst 1845 nach Jena zurückgekehrt, hörte er erneut Vorlesungen an der Universität in Mathematik und Chemie.
Z. erwarb das Bürgerrecht Jenas und eröffnete im Nov. 1846 seine erste Werkstatt in der Neugasse. 1847 in die Wagnergasse übersiedelt, begann er mit der Herstellung einfacher Mikroskope, wozu ihm der Jenaer Biologe →Matthias Schleiden (1804–1881), ein Begründer der Zelltheorie, geraten hatte. Schnell erlangten Z.s Mikroskope einen guten Ruf und er exportierte Mikroskope in alle europ. Länder. Seit 1857 baute er zusammengesetzte Mikroskope. 1858 wurde er zum stellv. Obereichmeister Jenas ernannt und verlegte seine Werkstatt in ein neu gekauftes Haus am Johannisplatz. 1861 erhielt er bei der Thüringer Gewerbeausstellung in Weimar eine Auszeichnung für seine „vortrefflichen Mikroskope mit Nebenapparaten“ und reiste 1867 zur Weltausstellung nach Paris.
Z. verfolgte schon lange den Plan, Mikroskopobjektive auf rechnerischer Grundlage herzustellen, da bis dahin Linsen so lange miteinander kombiniert worden waren, bis sie ein brauchbares Objektiv ergaben. Jedoch zeitigten weder Z.s eigene Berechnungsversuche noch die Zusammenarbeit mit dem Mathematiker →Friedrich Wilhelm Barfuß (1809–1854) Erfolge. 1866 wurde →Ernst Abbe (1840–1905), Privatdozent für Physik an der Univ. Jena, Z.s Mitarbeiter. Sein wissenschaftliches Herangehen war für die Herstellung von Mikroskopen und anderen optischen Instrumenten wegweisend und prägt die optische Industrie bis heute. Nach mehreren Rückschlägen wurden seit 1872 alle Mikroskopobjektive nach Berechnungen Abbes gebaut, den Z. 1875 als Teilhaber in das Unternehmen aufnahm; 1876 trat Z.s Sohn →Roderich in die Firma ein und wurde 1879 ebenfalls Mitgesellschafter. 1881 zog Z. in das neuerbaute Wohnhaus im Littergäßchen (heute C.-Z.-Str.), wo auch ein neues Fabrikgebäude errichtet wurde, das den Ausgangspunkt für das spätere Hauptwerk in Jena bildete. Bis 1888 stieg die Zahl der Mitarbeiter auf fast 500, und seit Gründung waren mehr als 10 000 Mikroskope verkauft worden.
Sie wurden unentbehrliches Werkzeug in der Medizin, Hygiene und Werkstoffprüfung.
Für diese Instrumente war neben der wissenschaftlichen Fundierung der Objektivherstellung die Bereitstellung von Glassorten mit verbesserten optischen Eigenschaften wesentlich. 1879 ergab sich der Kontakt zu dem Chemiker →Otto Schott (1851–1935), der Versuche zur Herstellung neuer Glassorten anstellte. Z. und sein Sohn sowie Abbe finanzierten Schotts glastechnisches Labor, mit|dem er 1882 nach Jena übersiedelte. 1884 waren diese vier Personen Teilhaber des „Jenaer Glaswerk Schott und Genossen“. 1886 kamen die Farbfehler vermeidenden Apochromat-Objektive auf den Markt, die die neuen, optischen Glassorten nutzten. Damit war der endgültige Durchbruch der gerechneten Objektive erzielt. 1885 erlitt Z., der in seiner Freizeit Rosen züchtete, Musik liebte, gerne Romane las und wie seine Ehefrauen ein tief religiöser Mensch war, einen leichten Schlaganfall, dem weitere folgten. Nach Z.s Tod benannte 1889 Abbe die Stiftung, in die die Firma „Carl Zeiss“ sowie seine und Roderichs Anteile am Glaswerk eingebracht wurden, „Carl Zeiss-Stiftung“. Bis zum 1. Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit erlangten die optischen Instrumente des Unternehmens – neben Mikroskopen zählten Photoobjektive, astronomische und geodätische Instrumente dazu–Weltruf. In den Weltkriegen war das Unternehmen in die Kriegswirtschaft eingebunden. Während des Kalten Krieges gab es zwei Unternehmen in den beiden Hemisphären, die 1991 vereinigt wurden. Heute ist die Carl-Zeiss-Stiftung alleinige Inhaberin der auf optische, mechanische und opto-elektronische Systeme spezialisierten und weltweit agierenden „Carl Zeiss AG“ (2022: 38 770 Mitarb. u. 8,8 Mrd. € J.umsatz) und des Herstellers von Spezialglas „Schott AG“ (2022: 17 200 Mitarb. u. 2,8 Mrd. € J.umsatz).
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Auszeichnungen
|Univ.mechaniker (1860);
Hofmechaniker (1863);
Dr. h. c. (Jena 1880);
Hausorden v. Weißen Falken (1886);
– C.-Z.-Oberschule, Berlin;
C.-Z.-Gymn., Jena (1963 als C. Z. Spezialschule gegr.);
FC C. Z. Jena (1966);
Denkmal in Jena (s. P) (2017). -
Literatur
|ADB 45;
M. v. Rohr, Zur Gesch. d. Zeissischen Werkstätte bis z. Tode Ernst Abbes, 1930, ²1936;
F. Schomerus, Gesch. d. Jenaer Zeisswerkes, 1846–1946, 1952;
P. G. Esche, C. Z., Leben u. Werk, 1966;
H. Volkmann, C. Z. u. Ernst Abbe, ihr Leben u. ihr Werk, 1966;
Erich Zeiss u. F. Zeis, Hof- u. Univ.mechanikus Dr. h. c. C. Z., d. Gründer d. Opt. Werkstätte z. Jena, e. biogr. Stud. aus d. Sicht seiner Zeit u. seiner Verwandtschaft, 1966;
F. Zeis u. H. Frieß, C. Z. u. seine Sippe, e. Slg. geneal. Tatsachen, 1966;
H. A. William, C. Z., 1816–1888, 1967;
R. Stolz u. J. Wittig (Hg.), C. Z. u. Ernst Abbe, Leben, Wirken u. Bedeutung, wiss.hist. Abh., 1993;
R. Walter u. W. Mühlfriedel (Hg.), C. Z., Gesch. e. Unternehmens, 1. Bd., 1996;
S. Paetrow u. W. Wimmer, C. Z., e. Biogr., 1816–1888, 2016. -
Porträts
|Relief, um 1889 (Jena, Johannisfriedhof);
Photogrr., um 1861–85 (Archiv d. Carl Zeiss AG Jena);
25-Pfennig-Briefmarke d. DDR (1956);
Denkmal v. K.-D. Locke, 2017 (Jena, Johannisplatz). -
Autor/in
Wolfgang Wimmer -
Zitierweise
Wimmer, Wolfgang, "Zeiss (Zeiß), Carl Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 628-629 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772430.html#ndbcontent
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Zeiß, Karl
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Biographie
Zeiß: Dr. Karl Z., der dritte Bruder der beiden vorher genannten verdienten Männer; am 11. September 1816 erblickte er in Weimar das Licht der Welt. Ebenso wie die Brüder besuchte auch Karl Z. das Gymnasium seiner Vaterstadt bis zur Prima, dann trat er, da sich frühzeitig eine Anlage zu praktischer Thätigkeit gezeigt hatte, in die Lehre des Dr. Körner, der Universitätsmechanikus in Jena war. Nachdem er seine Lehrzeit rühmlich bestanden hatte, ging er auf einige Zeit zu seiner weiteren Ausbildung nach Stuttgart, aber schon im J. 1846 gründete Z. in Jena eine kleine Werkstatt für mechanische Arbeiten, in welcher er die Construction und Reparatur aller für die Universitätsinstitute erforderlichen naturwissenschaftlichen Apparate betrieb und legte damit den Grund zu der weltberühmten optischen Wertstätte, welche gegenwärtig 940 Arbeiter zählt. Der Absatz der Zeißischen Fabrikate, deren Preise sich höher stellten als die Producte aller übrigen deutschen Concurrenten, wuchs dergestalt, daß bereits im J. 1886 das zehntausendste Mikroscop fertig gestellt werden konnte. Was diese Ziffer für die Größe der Betriebsleistungen bedeutet, ermißt man erst voll und ganz, wenn man erwägt, daß zu jedem einzelnen Stativ noch eine größere Anzahl von optischen und mechanischen Nebenapparaten gehört, so daß der Werth eines vollständigen Mikroscops, je nach der optischen und mechanischen Ausstattung und je nach der Zahl der Zubehör- und Hülfsstücke, zwischen|200 und 2000 Mark sich bewegt. Am Schluß des Jahres 1896 ist die Zahk der fertig gestellten Mikroscope bereits auf 27 000 gestiegen und vergrößert sich alljährlich um ca. 1700. Die Zahl der zum Großbetrieb des optischen Instituts nöthigen Arbeiter wurde immer größer, sodaß im September des Jahres 1898 940 Menschen in der Fabrik thätig waren. Sehr wichtig war es, daß der jugendliche Mechanikus seine Wirksamkeit mit der geistigen Atmosphäre der Universität in Beziehung setzen konnte. Unter den Professoren der thüringischen Hochschule war es besonders der geistvolle Jacob Schleiden, der das Interesse des immer lernbegierigen Z. auf die Optik überhaupt lenkte, die Arbeiten desselben fort und fort mit dem wärmsten Interesse begleitete, ihnen immer neue Anregungen und wichtige Förderung zu theil werden ließ. Noch in spätern Jahren hat Z. mit Stolz erzählt, wie der berühmte Naturforscher stundenlang in seiner kleinen Werkstatt gestanden, seine oder seiner Gehülfen Arbeit verfolgte, und mit dem Gefühl des wärmsten Dankes hat Z. in jeder Zeit es ausgesprochen, daß sein Emporkommen ganz wesentlich bedingt gewesen ist durch den Rückhalt, den die Empfehlung und die Anerkennung Schleiden's ihm, dem unbekannten Anfänger damals geboten hat. Z. war bis dahin, wie Prof. Abbe, der seit dem Jahre 1875 dem Institute seine reichen Kenntnisse zur Verfügung stellte und Theilhaber der Fabrik wurde, am 50jährigen Gedenktage des Bestehens des Instituts über die Entwicklung desselben sagt, ein Neuling. Abgesehen von der persönlichen Liebenswürdigkeit des jungen Anfängers hatte der geistreiche Professor auch wissenschaftliche Interessen im Auge, wie Prof. Abbé wol mit Recht hervorhebt. Schleiden war Mitbegründer der Zellenlehre, die um die Mitte des Jahrhunderts das Studium der lebendigen Natur auf neue Ziele und in neue Wege lenkte. Um in dieser neuen Richtung erfolgreich thätig sein zu können, waren Hülfsmittel verfeinerter Beobachtung und Kunst unentbehrlich. In Schleiden und dessen Schülern hat die neue Richtung der Biologie in den folgenden Jahrzehnten dem Mikroscop eine immer wachsende Bedeutung für die wissenschaftliche Arbeit des Jahrhunderts gebracht. Wie Fraunhofer, der Münchner Glasschleifer durch seine Fernrohre die astronomische Wissenschaft wesentlich gefördert hat, so hat Z. durch die Zusammenstellung seiner Mikroscope sehr erfolgreich Naturwissenschaften und Medicin vorwärts gebracht. Und das, führt Prof. Abbé an, beleuchtet die tiefere Wechselbeziehung, die zwischen dem geistigen Leben der Jenenser Hochschule und der praktischen Arbeit von Karl Z. frühzeitig bestanden hat und die innere Abhängigkeit seiner Erfolge von den Impulsen aus diesem Kreise. Z. hat seinerseits, wie Prof. Abbé mit vollem Rechte sagt, der Wissenschaft reichlich wiedergegeben, was sie ihm dargeboten hat. So geschah es, daß die philosophische Facultät der Universität in Anerkennung seiner Verdienste ihm das Diplom eines Doctors der Philosophie überreichte. Die Stadt ehrte sein Andenken dadurch, daß sie einer Straße den Namen Karl Zeiß-Straße beilegte. Der Gründer der optischen Werkstatt hatte die große Freude, daß er den Aufschwung seines Instituts erlebte. Am 3. December 1888 starb, nachdem sich schon etwas früher die Schwächen des Alters eingestellt hatten, der hochverdiente Mann, tief betrauert von Allen, die ihn näher kannten. Für die Arbeiter seiner Fabrik sorgte er in umfassender Weise durch die Karl Zeiß-Stiftung, für die sich S. K. Hoheit der Großherzog von Sachsen Karl Alexander und die großherzogl. sächs. Regierung lebendig interessirten.
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Literatur
Man vergl.: Die Karl Zeißstiftung, ein Versuch der Fortbildung des großindustriellen Arbeitsrechts von Dr. Julius Pierstorff, o. Prof. d. Staatswissenschaften a. d. Univ. Jena (Sonderabdruck aus Schmoller's Jahrbuch f. Gesetzgebung etc. XXI. 2. Leipzig 1897). —
Besonders dankbar bin ich Hrn. Prof. Dr. Abbé, der die Güte hatte, mir das Manuscript seiner ausgezeichneten Rede, die er zur Feier des 50jähr. Bestehens des Karl Zeißischen Instituts Dec. 1896 gehalten hat, auf einige Tage zu überlassen. Hoffentlich wird auch diese Kundgebung bald durch den Druck allgemein zugänglich. -
Autor/in
Lothholz. -
Zitierweise
Lothholz, "Zeiß, Karl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 5-7 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772430.html#adbcontent