Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Dynasten
Konfession
-
Normdaten
GND: 118764438 | OGND | VIAF: 52485308
Namensvarianten
  • Schauenburg
  • Schaumburg
  • Schauenburg

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schaumburg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764438.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Den Herren von der S. gelang es im Hochmittelalter, im Gebiet der mittleren Weser ihren Besitz zur Grafschaft auszubauen. Hzg. Lothar von Sachsen (der spätere Ks. Lothar III., 1075–1137) berief 1110 Adolf (I.) ( 1130, s. NDB I), den edlen Mann von der S. an der Weser (heute zu Rinteln), zum Grafen von Holstein und Stormarn. Adolf dehnte seinen Machtbereich auf Wagrien aus. Sein Sohn Adolf II ( 1164, s. NDB I) besiedelte Ostholstein mit Kolonisten aus Westfalen, Friesland und Holland und gründete die dt.rechtliche Stadt Lübeck. In der nächsten Generation mußte Adolf III. ( 1225, s. NDB I) 1201 vor den Dänen aus Holstein weichen. Es gelang ihm aber, die Grafen v. Roden-Wunstorf aus dem Wesertal zu verdrängen und so seinen dortigen Machtbereich zu erweitern. Sein Sohn Adolf IV. ( 1261, s. NDB I) konnte 1224 nach Holstein zurückkehren. Er festigte zugleich seine Stellung im Weserraum durch die Gründung der Stadt Rinteln und die Rodung des Dülwaldes in der Stadthäger Ebene, wo er Hagensiedlungen anlegen ließ. Sein Bruder Bruno ( 1281, s. NDB II; Gatz IV) war Bischof v. Olmütz. Er betätigte sich in Böhmen und Mähren in großem Umfang als Kolonisator.

    1273 kam es zur ersten Landesteilung. Gerhard I. ( 1290, s. NDB VI) begründete die Linie Itzehoe, seine Neffen Adolf V. ( 1308) und Johann II. ( um 1321) wurden mit Kiel abgefunden. Gerhard verschwägerte sich durch Ehebündnisse mit führenden Familien in Skandinavien und Norddeutschland. Nach seinem Tod kam es 1294/97 unter seinen Söhnen zur nächsten Teilung: Gerhard II. ( 1312) erhielt Plön, Adolf VI. ( 1315) Schaumburg und Heinrich I. ( 1304) Rendsburg. Die Linie Kiel fiel 1314/21 an Rendsburg und Plön. Dieses kam nach dem Aussterben der dortigen Linie 1390 ebenfalls an Rendsburg. Heinrichs Sohn, Gerhard III., d. Gr., ( 1340, s. NDB VI) empfing von Kg. Waldemar III. v. Dänemark 1326 das Hzgt. Schleswig als erbliches Lehen. Der Besitz wurde 1386 für Gerhard V. ( 1404) bestätigt. Damit waren Schleswig und Holstein – mit Ausnahme Dithmarschens – endgültig in der Hand der S. Nachdem Gerhards V. Enkel Heinrich ( 1433) unter nicht geklärten Umständen sein Leben verloren hatte, fand die Rendsburger Linie mit Adolf XI. (VIII.) 1459 ihr Ende. Otto II. ( 1464) aus der Linie Schaumburg konnte seine Erbansprüche gegenüber Kg. Christian I. von Dänemark nicht durchsetzen. Neben einer Geldabfindung behielt er das Gebiet nordwestlich von Hamburg mit dem Amtssitz Pinneberg, die Herrschaft, später Grafschaft Holstein.

    Das jüngere Haus

    Wegen des holstein. Grafentitels nannten sich die S. im Wesergebiet „Grafen zu Holstein und S.“ (Holstein-S.). S. war ursprünglich keine Grafschaft, wurde aber mit der Zeit dafür angesehen. Die Grafen hatten ihren Herrschaftsbereich im 14. Jh. beträchtlich erweitern können. Sie drangen bis an das Steinhuder Meer vor. 1377 kauften sie die Grafschaft Sternberg. Damit erreichte ihr Besitz die größte Ausdehnung. Doch bereits 1405 wurde ganz Sternberg an Lippe (s. NDB 14) verpfändet und nicht mehr eingelöst. Kordula v. Gemen brachte Johann IV. ( 1527) die westfäl. Herrschaft Gemen mit in die Ehe. Um die östl. Ämter der Grafschaft vor den Welfen zu schützen, trug er sie 1518 den Landgrafen von Hessen zu Lehen auf. Sein Sohn Johst I. ( 1531) heiratete Maria v. Nassau-Dillenburg, eine Tante Wilhelms v. Oranien. Mit Gemen begründete Jobst II., ein Parteigänger des Oraniers, die gleichnamige Nebenlinie. Seinem Sohn Heinrich V. ( 1597) vermachte Heinrich v. Brederode, einer der Anführer des niederländ. Aufstandes, 1568 die Herrschaften Bergen und Calantsooge in Nordholland.

    Adolf XIII. (als Ebf. Adolf III., 1556, s. NDB I; Gatz III), den ältesten (lebenden) Sohn Jobsts I. stellte Ks. Karl V. an die Spitze des Vormundschaftsrats, den er für Wilhelm v. Oranien einsetzte. Er wurde 1547 Erzbischof von Köln. 1544 übertrug er die Herrschaft über die Grafschaften S. und Holstein seinem Bruder Otto IV. ( 1576, s. NDB 19), der zum Bischof von Hildesheim postuliert war. Otto stand als Kriegsunternehmer in den Diensten Kg. Philipps von Spanien und stürzte sich damit in schwere Schulden. In zweiter Ehe heiratete er Elisabeth Ursula v. Braunschweig-Lüneburg, der er einen luth. Hofprediger zugestand. Erst nach dem Tod seines Bruders Anton ( 1558, s. Gatz III), ebenfalls Erzbischof von Köln, führte er unter braunschweig, Druck 1559 die Reformation durch. 1565 erwarb er endgültig das Amt Lauenau als welf. Lehen. Nach Ottos Tod übernahm wegen der hohen Schulden ein Ausschuß der Stände die Regierung. Es sollten aber|auch Ansprüche Jobsts II. abgewehrt werden, außerdem wollte Elisabeth Ursula die Herrschaft ihrem Sohn Ernst ( 1622) offenhalten. 1582 übernahm Adolf XIV. ( 1601), ein Sohn aus der ersten Ehe Ottos, die Regierung. Er mußte jedoch Ernst 1595 bei dessen Eheschließung abteilen. Bereits 1601 trat Ernst die Regierung über die Grafschaften S. und Holstein an. Er führte Schaumburg zu einem kulturellen Höhepunkt. Die Grafschaft war inzwischen weitgehend entschuldet, und er verstand es, die Wirtschaft zu fördern. Das brachte ihm die Mittel für weitgehende Schloßumbauten (Bückeburg, Pinneberg), die Errichtung der Stadtkirche in Bückeburg sowie für sein Mausoleum in Stadthagen. Angesehene Künstler wie der Bildhauer Adrian de Vries und die Maler Joseph Heintz und Johannes Rottenhammer wurden verpflichtet, die Musik am Hof besonders gepflegt. 1610 ließ er in Stadthagen ein Akademisches Gymnasium eröffnen, das 1621 mit ksl. Privileg als Universität nach Rinteln verlegt wurde; er schuf eine Kirchenordnung (1614), eine Polizeiordnung (1615) und eine Amts- und Hausordnung (1615). 1619 verlieh ihm Ks. Ferdinand II. den Fürstentitel, was ihn jedoch in Konflikt mit Kg. Christian IV. von Dänemark brachte, der keinen Fürsten zu Holstein duldete. Ernst nannte sich darauf Fürst des Reiches, Graf zu Holstein-S.

    Mit Ernst starb die Hauptlinie des Hauses S. aus. Ihm folgte aus der Gemener Linie Jobst Hermann ( 1635), der Sohn Heinrichs V. Während des 30jährigen Krieges hatte er keine Gestaltungsmöglichkeiten. Obwohl katholisch erzogen, machte er keinen Versuch, die Konfession des Landes zu verändern. Letzter Graf zu Holstein-S. wurde sein Vetter Otto V. ( 1640). Er weigerte sich, die luth. Religion zu bestätigen und berief einen ref. Hofprediger. Wegen seiner kurzen Regierungszeit blieb sein kalvinist. Bekenntnis für die Grafschaften ohne Bedeutung.

    Nach Ottos Tod wurde die Grafschaft Holstein an den dän. König, die Herrschaft Bergen an Anton Studier van Zurck verkauft. Calantsooge hatte man schon 1611 zu Geld gemacht. Die Grafschaft S. wurde unter Lehnsherren und Erbberechtigten geteilt (s. S. -Lippe).

  • Literatur

    F. Busch, Schaumburg. Bibliogr., 1964;
    Günther Schmidt, Die alte Gfsch. S., Grundlegung d. hist. Geogr. d. Staates S.-Lippe u. d. Kr. Gfsch. Rinteln, 1920;
    H. Bei der Wieden, Schaumburg. Geneal., Stammtafeln d. Grafen v. Holstein u. S. – auch Herzöge v. Schleswig – bis zu ihrem Aussterben 1640, 1966, ²1999;
    ders., S. u. d. Niederlande in d. Zeit d. Achtzigj. Krieges, in: S.-Lipp. Mitt. 23, 1974, S. 5-21;
    ders., Ein norddt. Renaissancefürst, Ernst zu Holstein-S. 1569-1622, 1994;
    ders., Die Gfsch. S. zw. d. Konfessionen in d. frühen Neuzeit, in: Zs. d. Ges. f. niedersächs. KGesch. 100, 2002, S. 21-42;
    ders, S., Gfsch., in: Hdb. d. niedersächs. LT- u. Ständegesch., I: 1500-1806, hg. v. B. Bei der Wieden, 2004, S. 173-77, 386-90;
    F. Engel, Btrr. z. Siedlungsgesch. u. hist. Landeskunde Meckl. – Pommern – Niedersachsen, 1970;
    W. Lammers, Das HochMA bis zur Schlacht b. Bornhöved, 1981;
    G. Schormann, Academia Ernestina, Die schaumburg. Univ. zu Rinteln an d. Weser (1610/21-1810), 1982;
    G. E. Hoffmann, K. Reumann, H. Kellenbenz, Die Herzogtümer von d. Landesteilung 1544 bis z. Wiedervereinigung Schleswigs 1721, 1986;
    E. Hoffmann, SpätMA u. Ref.zeit, 1990;
    G. Husmeier, Gf. Otto IV. v. Holstein-S., Landesherrschaft, Reichspol. u. Niederländ. Aufstand, 2002;
    H. Höing (Hg.), S. u. d. Welt, Zu S.s auswärtigen Beziehungen in d. Gesch., 2002.

  • Autor/in

    Helge Bei der Wieden
  • Zitierweise

    Bei der Wieden, Helge, "Schaumburg" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 593-594 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764438.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA