Lebensdaten
erwähnt 1128, gestorben 1164
Sterbeort
bei Demmin (Pommern)
Beruf/Funktion
Graf von Holstein und Stormarn ; Gründer von Lübeck
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 129153028 | OGND | VIAF: 15840750
Namensvarianten
  • Adolf II. von Schauenburg
  • Adolf von Schauenburg
  • Adolf II.
  • mehr

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Zitierweise

Adolf II., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129153028.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf I.;
    Mechthilde von Schwarzburg;
    S Adolf III.

  • Biographie

    Als zweiter Sohn ursprünglich zum Geistlichen bestimmt und gelehrt erzogen, wurde A. an Stelle seines gefallenen Bruders zur Herrschaft berufen. Er war ein treuer Anhänger der Welfen und holte sogleich deutsche Kolonisten aus seiner Grafschaft, aus Westfalen, Friesland und Holland in die neueroberten, verwüsteten Slavengebiete Ostholsteins und wurde so der erste norddeutsche Fürst, der im Verein mit Adel und Geistlichkeit die dann von Heinrich dem Löwen in größerem Maßstab aufgenommene Ostkolonisation betrieb. Er baute die zerstörte Siegeburg (Segeberg) wieder auf und errichtete das darniederliegende Bistum Oldenburg wieder, das mit den Slavenaposteln Becelin (bis 1154) und Gerold (1154–64) besetzt wurde. Er begründete Lübeck als erste deutsche städtische Siedlung an der Ostsee, mußte allerdings die Stadt an Heinrich den Löwen abtreten. Adolf fiel in dessen Dienst bei der Niederwerfung des mecklenburgischen Slaventums. Über die Tätigkeit Adolfs auf dem Gebiete der Kolonisierung und Christianisierung Ostholsteins besitzen wir, was in der Geschichte der ostdeutschen Kolonisation ein sehr seltener Fall ist, nähere chronikalische Nachrichten in der Slavenchronik des Pfarrers Helmhold (herausgegeben von B. Schmeidler, ³1937), deren Zuverlässigkeit zu Unrecht angezweifelt worden ist.

  • Literatur

    ADB I;
    Westf. Lb. V/1, 1935;
    V. Pauls u. O. Scheel (Hrsg.), Gesch. Schleswig-Holsteins III, 1. u. 2. Lieferung, 1934 ff.;
    R. Kötzschke u. W. Ebert, Gesch. d. ostdt. Kolonisation, 1937;
    O. Brandt, Gesch. Schleswig-Holsteins, ⁴1949.

  • Autor/in

    Heinz Maybaum
  • Zitierweise

    Maybaum, Heinz, "Adolf II." in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 78 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129153028.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Adolf II.: von Schauenburg, Graf von Holstein, 1128—64, des Vorigen zweiter Sohn, ursprünglich dem geistlichen Stande bestimmt und daher der gelehrten Bildung der Zeit theilhaftig, so daß er Lateinisch und Slavisch verstand, trat an seines gefallenen Bruders Stelle in das väterliche Erbe ein. Einige Jahre unter mütterlicher Vormundschaft, hatte er bei seinem ersten Auftreten wenig Glück. Der dänische Prinz Magnus, der Mörder seines Vetters, des schleswigschen Herzogs Kanut Laward, hatte den zur Rache seines Vasallen herangezogenen Kaiser von Deutschland zu gewinnen gewußt und bedrängte nun den in Schleswig eingeschlossenen Bruder des Ermordeten, Erich. Dem bedrohten Schleswig eilte der Holsteiner gegen die Dänen zu Hülfe, wich aber mit seinen wenig geschulten Schaaren vor der überlegenen Kriegserfahrung des feindlichen Heeres eilig über die Eider zurück. Auch die nächste Zukunft brachte ihm einen schweren Wechsel des Geschicks. Kaiser Konrad III. hatte dem mächtigen Welfen Heinrich dem Stolzen das eine seiner beiden Herzogthümer, Sachsen, abgesprochen und es dem Markgrafen von der Nordmark Albrecht dem Bären übertragen. Treu seinem Eide wich mit seinem Lehnsherrn der Vasall. Die Grafschaft Holstein kam an Heinrich von Badewide Indeß erweckte die über den widerstrebenden Herzog verhängte Achtserklärung und die Einziehung auch des zweiten Herzogthums dem von der Kaisermacht so schwer betroffenen Reichsfürsten und als er 1142 starb, seinem Sohne, Heinrich dem Löwen, so wirksamen Beistand der in ihren Interessen bedrohten Mitfürsten und Vasallen, daß der Kaiser einen Vergleich mit der Wiederherstellung des jungen Welfen in sein Herzogthum Sachsen erkaufte. Nunmehr erlangte auch A. II. nicht nur die von Heinrichs Mutter bestrittene Wiedereinsetzung in seine Grafschaft, sondern auch die Belehnung mit dem während seiner Vertreibung eroberten Wagrien, sammt der Insel Fehmarn, während der Eroberer Heinrich von Badewide mit dem Polaben-Lande abgefunden wurde. Die Besiedelung dieses slavischen Gebietes, das nach Kanut Lawards Tode noch einmal eine blutige Restauration des Heidenthums gesehen, eben dadurch aber auch einen vernichtenden Rachekrieg seiner westlichen Nachbaren herausgefordert hatte, mit vorwiegend niederdeutschen auch holsteinischen Anbauern, die rasche Germanisirung desselben und die dauernde Befestigung der christlichen Religion, eine nicht unbedeutende Mehrung der Kunst, ist vorzugsweise Adolfs II. Werk. Seine Mitarbeiter waren Adel und Geistlichkeit, denen auch hier mit einem großen Theile von Grund und Boden die Aufgabe der Christianisirung und Germanisirung als eigenes Interesse zufiel. Die Wiedererbauung der zerstörten Siegeburg auf dem schon von Lothar befestigten Alberg, die Neugründung der Stadt Lübeck in ihrer alten festen und günstigen Lage zwischen Trave und Wackenitz, die von Hartwig von Bremen ohne Adolfs Wissen verfügte Wiedererrichtung des Bisthums Oldenburg, von ähnlichen Gründungen in Schwerin und Ratzeburg gestützt, Kirchenbauten in Oldenburg und Plön, kurz die ganze folgenreiche missionarische Thätigkeit des Slavenapostels Becelin bis 1154 und seines Nachfolgers Gerold, der Eutin zur Stadt erhob, bis 1164 gehört der Regierung dieses Grafen an. Nicht blos Wagrien, auch Holstein und Stormarn mit ihren eben so räuberischen wie gastfreien Bewohnern, welche der Chronist Helmold mit wilden Waldeseln vergleicht, empfanden die sittigenden Einwirkungen christlichen Geistes. In gleichem, religiösen wie nationalen Sinne war A. auch unter der Fahne seines Lehnsherrn außerhalb seines Landes thätig. 1147 zur Zeit des zweiten Feldzuges, als Heinrich der Löwe das christliche Schwert gegen die näheren Ungläubigen an seinen Grenzen wandte, sah sich A. seinerseits zuerst von dem bisherigen Bundesgenossen und Freunde, dem Obotriten-Fürsten Niklot, durch einen räuberischen Ueberfall der niederdeutschen Ansiedlungen in Wagrien angegriffen und begnügte sich, durch rasches Aufgebot eines Heeres den Feind zum Abzuge zu nöthigen. 1149 war er an Heinrichs Zuge gegen die Dithmarschen betheiligt, welche 1145 ihren Grafen erschlagen hatten und nun dem mächtigen Herzog sich beugen mußten. Eine Folge davon war, daß ein dithmarsischer Flüchtling, Etheler, Aufnahme und Unterstützung bei dem Dänenkönig Sven suchte und fand, der durch Aufwiegelung des mächtigen holsteinischen Adels den Grafen A. in die Arme seines Gegenkönigs Kanut trieb. Kanuts Unzuverlässigkeit brachte bei Schleswig den eigenen Bundesgenossen in große Gefahr. Ein eiliger Rückzug an die Eider und ein entschlossener Widerstand daselbst führte zu einem friedlichen Abkommen. Die unbotmäßigen Ritter brachte Herzog Heinrichs Eingreifen zum Gehorsam zurück. Das Einvernehmen mit ihm glaubte A. auch mit der Abtretung des aufblühenden Lübeck (1158) nicht zu theuer zu erkaufen, das des Lehnsherrn Neid erregt hatte und von Heinrich in jeder Weise gehoben, seit 1163 auch Sitz des Eutiner Bisthums, rasch eine hervorragende Stellung unter den norddeutschen Städten gewann. 1159 zog A. im Gefolge seines Lehnsherrn mit Kaiser Friedrich Barbarossa nach Italien, nahm an der Belagerung von Crema Theil und kehrte nach Einnahme der Stadt mit seinem Lehnsherrn zurück. Bald danach (1162) erneuten sich die Kämpfe mit den unruhigen Slaven, in denen Niklot seinen Tod fand. Wieder griffen (1163) seine Söhne Pribislav und Wratislav zu den Waffen und als Wratislav sich hatte gefangen geben müssen (1164), setzte Pribislav allein den Kampf fort. Gegen ihn bot Heinrich unter andern Vasallen auch A. von Holstein und Reinald von Dithmarschen auf. In einem jener unvermutheten Ueberfälle, in denen sächsische Tapferkeit von slavischem Ungestüm überrascht zu werden pflegte, fielen beide Grafen bei Demmin mit heldenmüthiger Enschlossenheit, wurden aber von den Ihrigen durch ein siegreiches Blutbad gerächt, das auch im Mecklenburgischen die Lebenskraft des Slaventhums gebrochen hat.

  • Autor/in

    Jansen.
  • Zitierweise

    Jansen, K., "Adolf II." in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 106-107 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129153028.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA