Lebensdaten
1491 – 1551
Geburtsort
Schlettstadt (Elsass)
Sterbeort
Cambridge
Beruf/Funktion
reformierter Theologe ; Reformator ; Dominikanermönch
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118516507 | OGND | VIAF: 2478527
Namensvarianten
  • Bucerus, Martin
  • Butzer, Martin
  • Felinus, Aretius (Pseudonym)
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Zitierweise

Bucer, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118516507.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Claus, Kübler in Schlettstadt, seit etwa 1500 in Straßburg, S des Claus;
    M Eva, Hebamme;
    1) 1522 Elisabeth Pallas ( November 1541 an der Pest), 2) 4.10.1542 Wibrandis ( 1) Magister Ludwig Keller, 2) Johannes Oecolampadius, 1531, 3) Wolfgang Fabricius genannt Capito, 1541), T des Hans Rosenblatt, Schultheiß in Säckingen, und der Magd. Strub aus Basel.

  • Biographie

    B., neben Luther und Melanchthon der bedeutendste der deutschen Reformatoren, war in ärmlichen Verhältnissen in Schlettstadt aufgewachsen. Als seine Eltern Anfang des 16. Jahrhunderts nach Straßburg zogen, ließen sie den lernbegierigen Jungen, der die berühmte Humanistenschule seiner Heimatstadt besuchte, beim Großvater zurück. Dieser überredete seinen 15jährigen Enkel, in den Dominikanerorden einzutreten, um gelehrten Studien leben zu können. Als begeisterter Anhänger des Erasmus von Rotterdam kam B. zum Studium nach Heidelberg. Für sein Leben bestimmend wurde dort die Begegnung mit Luther im April 1518. Einflußreiche Freunde erreichten für ihn in Rom die Erlaubnis, aus dem Orden auszutreten. Der gewandte und gebildete Weltpriester kam an den kurpfälzischen Hof und ging dann zu Sickingen, in dessen Auftrag er Luther zurückhalten sollte, nach Worms zu gehen. Im Winter 1522/23 wirkte er als verheirateter Prädikant in Weißenburg, mußte aber von dort fliehen und gelangte nach Straßburg, das für 25 Jahre seine Wirkungsstätte werden sollte. Als Prediger und Disputator legte er gemeinsam mit M. Zell und Wolfgang Capito den Grund für die Reformation in Straßburg. In Privathäusern hat er seit seiner Ankunft für die Bürger in deutscher wie in lateinischer Sprache die Bibel ausgelegt. Auf dieser Grundlage konnte die Akademie Johannes Sturms aufbauen. Auf vielen Gebieten war B. Initiator. Als geschickter Unterhändler wurde er häufig mit auswärtigen Aufträgen betraut. In Straßburg sorgte er als Präsident des Kirchenkonvents seit 1533 für Organisation des Gemeindelebens, für Einführung der Kirchenzucht und der evangelischen Konfirmation. Die Täuferbewegung wußte er friedlich beizulegen. Seitdem er Beziehungen zu Zwingli und anderen oberdeutschen Theologen aufgenommen hatte, wirkte er für ihre Verständigung in der Lehre. Die Wittenberger Konkordie von 1536 ist sein Werk.

    Die Verbindungen, die B. zum Landgrafen Philipp von Hessen gewonnen hatte, eröffneten ihm ein neues großes Wirkungsfeld. Seit dem Marburger Religionsgespräch 1529 fehlte er bis 1546 bei keinem weiteren. An der Regensburger Einigung hatte er einen nicht unbeträchtlichen Anteil. Mit politischem Blick begabt, erfüllt vom aufrichtigen Wunsch nach Verständigung, erstrebte er den Vergleich der Glaubensparteien.

    Über die Grenzen seiner Heimat hinaus weit bekannt, wirkte er bei dem Aufbau des Kirchenwesens in Augsburg und Ulm, in Hessen (1538) und in Kurköln (1543) mit. Sein Einfluß reichte auch bis nach Frankreich und Italien. Das Interim (1548), dem sich Straßburg beugte, nahm ihm Heimat und Wirkungsfeld. B. folgte 1549 einem Ruf nach England und widmete sich in seinen letzten Lebensjahren der Reform der englischen Kirche. Als Professor in Cambridge nahm er Einfluß auf die Gestaltung des Common Prayer Book. Noch im Tode wurde er ein Opfer des englischen Kirchenkampfes. In seiner Heimat aber wurde er allzu schnell vergessen.

    B.s Schriftstellerei betrifft sowohl die Publizistik als auch theologische Auslegung. Hatte er auch eine leichte Feder und konnte in größter Geschwindigkeit Berichte und Traktate aktueller Art abfassen, so hat er doch auch als Schriftausleger und Theologe seine Bedeutung. Hier wirkt er zwar nicht so auflockernd und frisch wie Luther, nicht so gründlich wie Melanchthon, aber seine Hermeneutik und seine theologischen Zusammenfassungen ließen auch Männer wie Calvin ihn in Straßburg hören und manches von ihm annehmen. Auf die Auslegung verwandte er viel Fleiß und hat trotz vieler Abhaltungen gewichtige Arbeit zu leisten vermocht. Als wesentlich sah er die fortlaufende Auslegung der biblischen Bücher an. Soviel er dabei vom Humanismus entlehnte, im Grunde wußte er sich Luther verpflichtet. In ihrer Intention berührt sich seine Theologie durchaus mit der Luthers. Er bleibt diesem Ansatz immer treu, wie beweglich und verständigungsbereit er sich auch zeigt. In seinen Kirchenordnungen und seiner Pastoraltheologie hat er denselben Zug bewahrt, wenn er auch in mancher Hinsicht als „Pietist“ empfunden wird.

    Eine Gesamtausgabe der Werke B.s ist im 16. Jahrhundert nicht zustande gekommen. Seit 1952 wird eine kritische Ausgabe vorbereitet.

  • Werke

    Das ym selbs nymant, sondern andern leben soll, Straßburg 1523 (Neudr. Paris 1951);
    An d. christl. Rat zu Weißenburg, Summary seiner predigt daselbs gethon, ebenda 1523;
    Grund u. Ursach … oder Newerungen … zu Straßburg fürgenommen, ebenda 1524;
    In quattuor Evangelia enarrationes perpetuae, ebenda 1527, 1530, 1536;
    Psalmorum libri quinque, ebenda 1529;
    Dialogi oder gesprech, Augsburg 1535;
    Metaphrasis et enarratio in epist. ad Rom, Straßburg 1536;
    Von d. waren Seelsorge, 1538, nachweisbare Ausg. Heidelberg 1574;
    De regno Christi, Basel 1550;
    W-Verz.: F. Mentz, Straßburg 1891 (127 Nummern);
    Bibliogr. Bucerana, hrsg. v. R. Stupperich, 1952 (151 Nummern).

  • Literatur

    ADB III;
    J. W. Baum, Capito u. B., Straßburgs Reformatoren, 1860;
    A. Lang, Der Evangelienkommentar M. B.s u. d. Grundzüge seiner Theol., 1900;
    W. Diehls, B.s Bedeutung f. d. kirchl. Leben in Hessen, 1904;
    G. Anrich, M. B., 1914 (P);
    W. Pauck, Das Reich Gottes auf Erden, Eine Unters. zu B.s De regno Christi u. z. engl. Staatskirche, 1928;
    H. Eells, M. B., New Haven 1931;
    R. Stupperich, Der Humanismus u. d. Wiedervereinigung d. Konfessionen, 1936;
    H. Strohl, B., humaniste chrétien, Paris 1939;
    E. Bizer, Stud. z. Gesch. d. Abendmahlsstreites, 1940;
    K. Hopf, M. B. and the English Ref., Oxford 1946 (P);
    H. Strohl-W. Maurer-C. Hope, M. B., 1951;
    T. Grünberg, in: PRE III;
    RGG;
    LThK;
    Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques X, Sp. 1015-19 (L);
    Enc. Catt. III.

  • Porträts

    in: J. Ficker, Bildnisse d. Straßburger Reformatoren, 1914;
    ders., M. B., Bilder z. seinem Leben u. Wirken, 1917;
    ders., Das erste Holzschnittbildnis M. B.s, in: Elsaß-Lothring. Jb., 1923, S. 49-55.

  • Autor/in

    Robert Stupperich
  • Zitierweise

    Stupperich, Robert, "Bucer, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 695-697 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118516507.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Butzer: Martin B., latinisirt Bucerus, geb. 1491, 28. Februar 1551. Geboren zu Schlettstadt von ehrbaren Eltern (der Vater war Küblermeister) blieb er, als diese zu Anfang des 16. Jahrhunderts nach Straßburg zogen, wo der Vater Bürger ward, bei dem in Schlettstadt wohnenden Großvater; dieser sorgte für des Knaben Unterricht. Als die sogenannten reformirten Dominicaner sich in der Stadt niederließen, trieb er den Enkel an, in das Kloster zu treten, indem er ihm im Falle der Weigerung alle fernere Unterstützung zu entziehen drohte. So wurde B. im J. 1516, im fünfzehnten Lebensjahre, aus Verzweiflung, wie er sagte, Mönch — voll von Lernbegierde, die aber im Kloster keine befriedigende Nahrung fand. Der Prior, ein verständiger, wohlwollender Mann, der die Geistesgaben des jungen Mönches besser zu schätzen wußte als die meisten der übrigen Conventualen, versetzte ihn in das Kloster zu Heidelberg, wo er Baccalaureus der Theologie und Lehrer der Novizen wurde und Anlaß fand zur eigenen Fortbildung; in Mainz wurde er zum Priester geweiht. In Heidelberg sah es zwar in der theologischen Facultät noch sehr finster aus; aber mehrere Humanisten waren in der philosophischen Facultät und hielten Vorlesungen. Wenn B. schon von dieser Seite wohlthätige Anregung erhielt, so noch mehr durch die persönliche Berührung mit Luther, der im J. 1518 in Heidelberg eine Disputation hielt, den B. außerdem noch sprach, dessen Schriften er las; besonders sagte ihm die Auslegung des Briefes an die Galater zu, daher er mit dem Heimgekehrten Briefe wechselte. Es kam bald dahin, daß er das Kloster verließ, — welcher Schritt, wie es scheint, durch die Oberen nicht zu sehr erchwert wurde. Bei Franz von Sickingen, auf der Ebernburg, fand er Zuflucht nebst mehreren anderen Freunden der Reformation. Hier erhielt er die frohe|Nachricht, daß das päpstliche Dispensationsbreve betreffend seinen Austritt aus dem Kloster und Eintritt in den Weltpriesterstand bereits unterzeichnet sei. Im April 1521 wurde durch den Weihbischof von Speier, nach Inhalt des päpstlichen Breve, B. von den Obliegenheiten seines Mönchsstandes entbunden. Um wenigsten paßte der vor anderen verhaßte Dominicanerhabit zu Butzer's Gesinnung. Nachdem er nur für kurze Zeit Hofcaplan des Pfalzgrafen Friedrich gewesen, nahm er eine Pfarrstelle in Landstuhl an und trat in die Ehe mit einer ehemaligen Nonne 1522. Darauf wurde er Prediger in Weißenburg. Hier begann er eigentlich seine reformatorische Laufbahn. Er eröffnete sein Predigtamt damit, daß er seinen Pfarrkindern das Lesen des N. Test. von Luther empfahl. Als der Kriegszug der gegen Franz v. Sickingen Verbündeten Fürsten für die Stadt gefährlich zu werden drohte, verließ er auf Bitten des Rathes mit einem gleichgesinnten Pfarrer Weißenburg und wendete sich nach Straßburg 1523. Hier verweilte er nun bis zum Jahre 1548, mannigfaltig thätig für die Reformation innerhalb der Stadt und außerhalb derselben. Der Boden in Straßburg war von früherer Zeit her vorbereitet durch Geiler von Kaisersberg, der im Sinne einer inner-katholischen Reformation gewirkt hatte. Der Pfarrer Matthäus Zell machte in seinen Predigten den Anfang der eigentlichen Reformation und fand in der großentheils gutgesinnten Bürgerschaft Anklang. B., dem anfangs sein Ehestand im Wege stand, war mündlich thätig. Seine Erklärung des Römerbriefes und der anderen Bücher des N. T. fanden die beste Aufnahme; er wurde im J. 1524 zum Leser der heiligen Schrift bestellt und legte so den Anfang zur Universität von Straßburg. An Capito (s. d. Art.) hatte er einen erfahrenen Gehülfen, der mit Weisheit und Liebe die Bewegung zu leiten verstand; neben ihm und B. arbeitete eine Zeit lang Lambert v. Avignon. Doch nichts wurde überstürzt: im J. 1524 wurde die erste deutsche Messe gehalten, zur großen Freude auch der benachbarten Landbewohner, die gerne in die Stadt kamen, um die deutsche Messe zu hören. Doch vergingen noch einige Jahre, bis die Reformation eigentlich durchdrang; die Wiedertäufer nisteten sich in Straßburg ein; B. überwand sie in einer öffentlichen Disputation. Der Bauernaufruhr erstreckte sich auf das Elsaß und trug auch dazu bei, daß energische Maßregeln zur Durchführung der Reformation verschoben werden mußten. Der Bischof und das Domcapitel widersetzten sich natürlich aus allen Kräften. Doch die Bürgerschaft, die schon seit einiger Zeit erklärt hatte, sie wolle bei dem Worte Gottes Leib und Gut lassen, drang mehr und mehr auf Abschaffung der Messe. B. verfaßte (1528) eine eigene Schrift zur Widerlegung derselben. Im Januar 1529 wurde die Messe abgethan. Der gegen die Reformation feindlich gewordene Erasmus konnte nicht umhin zu bekennen, daß nirgends die Bewegung mit mehr Mäßigung und mit weniger Tumult und Aufruhr vor sich gegangen sei. Ein Hauptverdienst Butzer's war seine Fürsorge für die Stiftung guter Schulen, wodurch die begonnene Reformation fester begründet werden sollte. B. erstreckte sein Wirken außerhalb Straßburgs. Er nahm mit Oekolampad Theil an der Reformation in Schwaben, er half dem Kurfürsten von Köln bei der Reformation seiner Lande, die bald wieder ein Ende nehmen sollte. — Er nahm sich der Waldenser an und gab dem Georg Morel, dem Abgesandten derselben, auf dessen Frage eine weitläufige Antwort, deren Original erst vor einigen Jahren auf der Straßburger Bibliothek wieder entdeckt worden ist. Er verfaßte mit Capito die sogenannte „Confessio tetrapolitana“ und übergab sie in Augsburg 1530 dem Kaiser.

    Dies führt uns zu derjenigen Seite seiner Thätigkeit, wodurch besonders er eine Stelle in der Geschichte der Reformation erhalten hat, wobei er aber am wenigsten Erfolg hatte. Es läßt sich nicht leugnen, daß B. im Interesse der|Vermittlung zwischen den streitenden Parteien in der das Abendmahl betreffenden Frage in einigen Punkten gefehlt hat, und nicht immer mit der gehörigen Offenheit verfahren ist, so daß wir begreifen, wie Luther in Marburg ihm. sagen konnte: „Ihr seid ein Schelm“, und daß auch die Schweizer mit ihm unzufrieden waren. Zu seiner Entschuldigung dient folgendes, was gewöhnlich nicht genug beachtet wird. B. gelangte bald zur Verwerfung der katholischen Lehre von der Wandlung, womit ihm folgerichtigerweise auch die Annahme der lutherischen Consubstantiation dahin fiel. Er war nun von gerechtem Schmerze erfüllt über die unselige dadurch hervorgerufene Spaltung, er konnte sich in den Gedanken nicht finden, daß um solch eines untergeordneten Punktes willen der so nöthige Friede zwischen den evangelischen Kirchen gestört werden sollte. Sein Bestreben, Frieden zu stiften, war von den reinsten Beweggründen eingegeben und geleitet. Man darf auch nicht vergessen, daß Luther, wenngleich er immer die Idee der leiblichen Gegenwart im Abendmahle, öfter sogar in der crassesten Weise verfocht, doch eben so oft das letztere nicht Wort haben wollte und den Begriff vom Leibe des Herrn dann wieder so vergeistigte, daß B. glauben mußte, er sei nicht mehr weit von der oberdeutschen Auffassung entfernt, und mittelst einiger Anbequemung an die lutherische Terminologie werde die Sache gütlich beigelegt werden; daher kommt, daß es den Straßburger Evangelischen sehr am Herzen lag, Frieden zu haben mit den deutschen Kirchen, schon aus politischen Gründen. Nachdem B. besonders die Schweizer zu bearbeiten gesucht, schlug er eine mündliche Besprechung zwischen den Führern beider Parteien vor. Dieser Gedanke wurde im Marburger Gespräch 1529 durch den Landgrafen Philipp von Hessen verwirklicht, ohne daß der Zwiespalt ausgeglichen worden wäre. Hingegen gelang es B., im J. 1530 zu Coburg Luther von seiner Rechtgläubigkeit in der Lehre vom Abendmahl einigermaßen zu überzeugen. Die Straßburger Abgeordneten wurden daher vom Convente zu Schmalkalden freundlich aufgenommen und unterschrieben zu Schweinfurt die Augustana ungeachtet ihres Festhaltens an der Tetrapolitana. Vergebens aber suchte B. die Schweizer für seine vermittelnden Formeln zu gewinnen; er gerieth bei ihnen vielmehr in den Verdacht, die lutherische Lehre angenommen zu haben; das war nicht eigentlich der Fall, sondern unter lutherischen Ausdrücken verbarg er einen andern Sinn. Einige Jahre später kam es zur Wittenberger Concordie 1536; sie war ein gemeinsames Werk von Luther, Butzer, Capito und zwei anderen Theologen, in Wittenberg versammelt. Diese Concordie stellte die eigenthümliche lutherische Lehre auf, nur ohne die crassen Ausdrücke, die Luther noch kurz zuvor in der Instruction an den nach Cassel reisenden Melanchthon gebraucht hatte. Der Unionsversuch mißlang; die Berner schienen zwar einige Zeit hindurch Nutzern geneigt zu sein; doch in Bern so wenig wie in Zürich und der übrigen protestantischen Schweiz wurde die Concordie angenommen. Als in Folge des Schmalkaldischen Kriegs Straßburg sich dem Interim unterwarf, war für B., der das durchaus mißbilligte, die Zeit gekommen, wo er aus seiner gesegneten Wirksamkeit in dieser Stadt scheiden sollte. Im J. 1548 erhielt er durch Vermittlung von Cranmer, mit dem er schon früher in Verbindung stand, einen Ruf nach Cambrigde als Lehrer der Theologie. Soweit seine leidende Gesundheit es zuließ, war er in Cambridge sehr thätig, auf dem Katheder, selbst auch auf der Kanzel, sodann in Disputationen mit den katholischen Gegnern, endlich als Schriftsteller in der Schrift „De regno Christi“. Er starb 28. Febr. 1551. Seine sehr zahlreichen Schriften (s. bei Baum unten) legen Zeugniß ab von seiner Arbeitskraft so wie von seiner dem starren Dogmatismus abgeneigten Denkweise. Seine zweite Frau, die ihn überlebte, Wilibrandis Rosenblatt, war die Wittwe von Oekolampadius und Capito.

    • Literatur

      Capito und Butzer, von J. W. Baum, Professor etc. Elberfeld 1860. — Zeitschrift für historische Theologie, 1866. 3. Heft. —
      Die romanischen Waldenser von Dr. Herzog, 4. Buch. — Der Kampf der lutherischen Kirche um Luther's Lehre vom Abendmahle von Dr. H. Schmidt. 1866

  • Autor/in

    Herzog.
  • Zitierweise

    Herzog, Johann Jakob, "Bucer, Martin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 664-667 unter Butzer [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118516507.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA