Lebensdaten
1774 – 1840
Geburtsort
Greifswald
Sterbeort
Dresden
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118535889 | OGND | VIAF: 12145857793223021180
Namensvarianten
  • Friedrich, Caspar David
  • Friderich, C. D.
  • Fridrich, Kaspar David
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Zitierweise

Friedrich, Caspar David, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535889.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolph Gottlieb (1730–1809), Lichtgießer u. Seifensieder in G., S d. Gottfr. Friderich in Neubrandenburg;
    M Sophie Dor. (1747–81), T d. Jungschmieds Konr. Frdr. Bechly in Neubrandenburg;
    B Chrstn. (1779–1843), Kunsttischler, mit dem F. oft zusammen arbeitete, schuf Holzschnitte nach F.s Vorlagen;
    Dresden 1818 Christiane Carol. (1793–1847), T d. Faktors Bommer in Dresden;
    1 S, 2 T, u. a. Adolf (1824–89), Tiermaler in Dresden;
    E Harald (1858–1933), Prof. f. Malerei an d. TH Hannover (s. Wi. 1928).

  • Biographie

    F. genoß seinen ersten Kunstunterricht bei dem Architekten und Universitätszeichenmeister Johann Gottfried Quistorp in Greifswald, dem Freunde des Dichters Kosegarten, des Freundes und Gönners von Runge. 1794-98 besuchte er die Kunstakademie in Kopenhagen, wo er die übliche Ausbildung im Freihandzeichnen, Zeichnen nach Gips und nach Modell erhielt und in die Landschaftstradition des 18. Jahrhunderts durch die Berührung mit der Kunst Ch. August Lorentzens (dessen Unterricht er genoß), Jens Juels' und Erik Pauelsens hineinwuchs. 1798 siedelte er nach Dresden über, das um jene Zeit durch die Anwesenheit der Gebrüder Schlegel, des Novalis, Jean Pauls, Schellings und Steffens' zu einem Mittelpunkt der deutschen romantischen Bewegung wurde. Dort schloß sich F. der Schule Adriaen Zinggs (des Dresdener Hauptes der Prospektenzeichner), Ch. Klengels und Jacob Seidelmanns an, ohne aber zu einem dieser Künstler in ein Schülerverhältnis zu treten, und verdiente sich durch die damals beliebte Prospektmalerei (Federzeichnungen, Sepiablätter) seinen Lebensunterhalt. Den ersten Erfolg brachte dem Künstler die Beteiligung an der Ausstellung der Weimarer Kunstfreunde 1805. Goethe erkannte ihm für 2 Sepiablätter den halben Preis zu und würdigte seine Arbeiten in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung. Seit dieser Zeit stand F. mit Goethe in Beziehung, ohne daß sich freilich ein näheres Band knüpfte. In den Jahren der französischen Fremdherrschaft schloß sich F. in Dresden einem Kreise Gleichgesinnter an, zu dem der Maler Ferdinand Hartmann, der Philosoph Gotthard Heinrich von Schubert, der Dichter Heinrich von Kleist und der Philosoph Adam Müller gehörten. In F.s ärmlichem Atelier in der Pirnaischen Vorstadt wurde vermutlich zuerst Kleists „Hermannschlacht“ vorgetragen. – Seit 1807 begann F. sich der Ölmalerei zu widmen. Bald war sein Name in aller Munde. In den Weihnachtstagen 1808 gab er in seinem Atelier ein Gemälde zur Besichtigung frei, das für den Altar in der Hauskapelle der Gräfin Thun und Höllenstein auf Schloß Tetschen in Böhmen bestimmt war, das Kreuz im Gebirge (Dresden, Staatliche Gemäldegalerie). Die Kühnheit des Werkes in Thema und Formensprache rief die Kritik auf den Plan (Basilius von Ramdohr, in: Zeitung für die Elegante Welt, 1809). F.s Gesinnungsgenossen nahmen für den Angegriffenen Partei. Der Tetschener Altar wurde zu einem Programmwerk der neuen romantischen Kunst. – Die folgenden Jahre festigten F.s Ruf. 1816 wurde er Mitglied der Dresdener Akademie, 1824 außerordentlicher Professor. Seine Hoffnung, nach Klengels Tod ordentlicher Professor zu werden, schlug freilich fehl. Hier zeigt sich bereits der Umschlag des Kunstideals zugunsten der Düsseldorfer Schule, der F. mehr und mehr vereinsamen ließ. Kränklichkeit und wirtschaftliche Not haben sein Alter überschattet. 1835 lahmte ein Schlaganfall seine Kräfte. Seit 1837 hat er nicht mehr arbeiten können. – Zu den Freunden seiner späteren Jahre gehörten der norweg. Landschaftsmaler Ch. Clausen Dahl, der seit 1820 sein Hausgenosse war, und der Arzt, Naturforscher und Philosoph C. G. Carus, dessen 1815-24 geschriebene „Neun Briefe über Landschaftsmalerei“ dem Umgang mit F. ihre Entstehung und ihr Gepräge verdanken.

    In dem Nachruf, den Carus seinem toten Freunde widmete, heißt es, daß F. „mit einem durchaus tiefsinnigen und energischen Geiste und auf absolut originale Weise in den Wust des Alltäglichen, Prosaischen, Abgestandenen hineingriff und, indem er ihn mit einer herben Melancholie niederschlug, aus dessen Mitte eine eigentümlich neue leuchtende poetische Richtung hervorhob“. Über die Zugehörigkeit F.s zur romantischen Bewegung und über seine kunstgeschichtliche Stellung in der Geschichte der Landschaftsmalerei kann nichts Treffenderes gesagt werden.

    Schon in der Thematik seiner Bilder wird der Gegensatz zur barocken Landschaftsmalerei deutlich. F. liebt es, seine Landschaften mit symbolischen Zeichen, Kreuzen, gotischen Ruinen, vaterländischen Gedächtnismalen, Schiffen und Schiffstrümmern auszustatten. Er gibt die Natur gern als einsame, oft verlassene Natur, die nicht mehr Wohnstätte des Menschen, sondern Urlandschaft ist. Er liebt das Elementare, mag es ihm nun als Meer oder als Gebirge entgegentreten, und das nordisch Dunkle, das die Zeitgenossen mit dem Worte „ossianisch“ umschrieben haben. – Gern steigert F. das einzelne Motiv über das gegenständlich Zulässige hinaus, monumentalisiert und verabsolutiert es und läßt Natur- und Menschenlaut in eins zusammenklingen. Das Bild des|Morgens wird zum Gleichnis des Weltenwerdens und des Lebensmorgens, das Bild einer winterlichen Landschaft zum Gleichnis des Winterlichen schlechthin wie dem der Verlassenheit und des Todes. Mensch, Baum, Bauwerk, Stein wachsen über ihr begrenzt gegenständliches Sein zu unbegrenzt allgemeiner Bedeutung. Alle Gegensätze werden von einer großen Gesamtstimmung umfangen, die zugleich das Erlebnis des Künstlers widerspiegelt. – Der neuen Thematik entspricht eine neue Bildform: Rahmenlosigkeit, unvermitteltes Gegeneinandersetzen übernah gesehener Vordergründe gegen weite und ferne Hintergründe, ornamentale, fast flächenhafte Linienführung, die aus dem Gegensatz des Begrenzten und Unbegrenzten ihre stille, manchmal unheimliche Kraft zieht, dünn und spitz aufgetragene Farbe, die, ohne sinnlichen Reiz, die symbolische Aussage der Zeichnung verstärkt, besonders bezeichnend das Grauviolett in verschiedenen Abstufungen, das die Formen entkörperlicht und unfaßbar macht.

  • Werke

    W Krit. Verz. fehlt, doch ist in d. neueren L d. Werk, soweit bisher übersehbar, vollst. verz. – C. D. F., Bekenntnisse, ausgew. u. hrsg. v. K. K. Eberlein, 1924;
    Skizzenbuch a. d. J. 1806 u. 1818, 1942.

  • Literatur

    ADB VIII;
    A. Aubert, C. D. F., Gott, Freiheit, Vaterland, 1915;
    F. Wiegand, Aus d. Leben C. D. F.s, Geschwisterbriefe, 1924;
    W. Wolfradt, C. D. F., 1924;
    K. K. Eberlein, C. D. F. in s. Meisterwerken, 1925;
    ders., C. D. F., der Landschaftsmaler, 1939;
    F. Nemitz, C. D. F., 1938;
    H. v. Einem, C. D. F., 1938, ³1950 (ausführt. Bibliogr.): K. Wilhelm-Kästner, L. Rohling u. K. F. Degener, C. D. F. u. s. Heimat, 1940;
    E. Sigismund, C. D. F., 1943;
    ThB (auch f. B Chrstn., S Adolf u. E Harald)

  • Porträts

    Selbstbildnis, Zeichnung, 1800 (Kopenhagen, Kupf.kab.), Abb. b. Rave;
    Selbstbildnis, Kreide, um 1810 (Berlin, Nat.gal.), Abb. ebd.;
    Büste v. G. Ch. Kühn, 1806 (Dresdner Gal.).

  • Autor/in

    Herbert von Einem
  • Zitierweise

    Einem, Herbert von, "Friedrich, Caspar David" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 602-603 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535889.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Friedrich: Caspar David F., geboren am 5. September 1774 zu Greifswald, gestorben, als Professor an der Kunstakademie zu Dresden, am 7. Mai 1840, zeichnete sich in der Landschaftsmalerei durch eine eigenthümliche, poetisch gefärbte Richtung aus, welche dieser am Schluß des 18. Jahrhunderts|meist geistlos und vedutenartig betriebenen Kunst neue Bahnen eröffnete. Die Anlage seines Gemüthes, seine künstlerische und litterarische Bildung, sowie die Wahl seiner Stoffe, welche er malerisch ausführte, wurde durch seine heimatliche Umgebung bestimmt. Abstammend nämlich aus einer alten, von Schlesien wegen ihres evangelischen Bekenntnisses nach Greifswald übersiedelten Familie, welche hier im Betrieb ihres Gewerbes Fleiß und einfache Sitte, Wohlhabenheit und selbständigen Sinn dauernd vereinigte, ging er ebenso in seinem künstlerischen Leben einen einfachen und eigenartigen Weg. Kaum läßt sich auch der Art des Unterrichtes, welchen er bei dem Greifswalder Universitätszeichenlehrer Dr. Johann Gottfried Quistorp (s. d.) erhielt, ein wesentlicher Einfluß auf seine schöpferische Thätigkeit zuschreiben, vielmehr scheinen diese akademischen Lehrjahre, in welchen vorzugsweise architektonische und plastische Zeichnungen geübt und alte Gemälde copirt wurden, nur die Wirkung gehabt zu haben, daß er einerseits in der Folge technisch die Zeichnung über das Colorit stellte, andererseits in der Composition, neben der durch Quistorp's äußere Lebensstellung bedingten eklektischen Kunstthätigkeit, eine vorwiegend selbständige Richtung annahm. Dagegen war die landschaftliche Umgebung der Vaterstadt, der Anblick des baltischen Meeres, sowie die in Gemeinschaft mit seinem Lehrer Quistorp, einem Jugendfreunde des Dichters Kosegarten, unternommenen Wanderungen durch die Insel Rügen und an den Peeneusern von entscheidender Bedeutung für seine künstlerische Entwicklung. Aus diesen Anschauungen ist eine Reihe von meisterhaften Sepiazeichnungen der rügischen Kreidevorgebirge und anderer Küstengegenden hervorgegangen, unter denen namentlich zu erwähnen sind (im Besitz des Geh. Justizrath Quistorp in Oreifswald, eines Neffen des Zeichenlehrers): „Arcona, mit sturmbewegter See", „Arcona, mit ruhiger See bei Sonnenuntergang", „Arcona bei Mondschein", „Stubbenkammer“, „Küste von Mönchgut“, „Ruine von Eldena in doppelter Beleuchtung des Mondes und eines Holzstoßfeuers“. Auch seine künstlerische Weiterbildung in Kopenhagen, sowie seine Reisen in dm böhmischen und schlesischen Gebirgen förderten ihn in der poetischen Auffassung der nordischen Landschaft, während seine Studien in Dresden, obgleich dasselbe in der Folge sein beständiger Wohnsitz wurde, wol ohne hervorragenden Ginfluß geblieben sind. Mit der bleibenden Wirkung, welche der Ernst der baltischen Meeresufer, das kältere Klima, sowie der entsprechende Charakter der Bewohner auf seine Jugend ausübte, vereinigte sich jedoch später eine andere Geistesrichtung, welche damals ganz Deutschland und die Nachbarländer zu beherrschen anfing. Die romantische Schule, aus welcher so viele Dichter hervorgingen, gewann nämlich in F. und seinem Landsmanne Otto Runge aus Wolgast (geb. 1776, 1810, s. u.) auch zwei namhafte Vertreter für die bildende Kunst. Während Runge ihre Ziele auf verschiedenen Bahnen verfolgte, beschränkte sich F., sei es durch natürliche Anlage und eine trübe Jugenderfahrung, sei es durch die Begeisterung für Ossian und verwandte Schriftsteller, sei es durch einsames Leben und einfache Vermögensverhältnisse bedingt, auf das Gebiet der Landschaft, in welcher er die eigene Stimmung in so eigenthümlich tiefen und ergreifenden Bildern widerzuspiegeln wußte, daß jeder, der seine Schöpfungen betrachtet, von einem gleichartigen Gefühle erfaßt werden muß. In ähnlicher Weise, wie wir dies an den Meisterwerken Ruisdael's bewundern, tritt auch bei der Mehrzahl von Friedrich's Landschaften, welche einsame Gegenden der Ebene und des Meeres, oder des Gebirges und Waldes, bald in Mondscheinbeleuchtung oder in trübem Tageslichte, bald im Schnee des Winters oder Morgennebel des Herbstes darstellen, in der Regel eine ernste Resignation oder sanfte Wehmuth hervor, eine Stimmung und Auffassung, mit welcher sein persönliches Leben —|wie es uns in Kügelgens Jugenderinnenmgen geschildert ist — in seiner Zurückgezogenheit, in seiner einsamen, schmucklosen Werkstatt, in seinem ernsten schweigsamen Wesen, das nur dem vertrauten Freunde oder der harmlosen Kinderseele sich erschließt, im vollsten Einklange steht. Als besonders hervorragend und eigenthümlich sind unter seinen Werken, außer den schon genannten Sepiazeichnungen, vielen in Sammlungen zerstreuten Aquarellen, einigen Radirungen und Gemälden im Besitz der Familie in Greifswald, zu nennen: „Drei Eichbäume neben einem schneebedeckten Hünengrabe“ (früher im Besitz des Professor Schildener in Greifswald), „Kiefernbaum im Schnee" (von Kügelgen erwähnt), „Felsen mit einem Kreuz im Morgennebel". „Der Mönch am Meeresstrande", „Capelle im Winter“, „Die Abtei im Eichenwalde in Abendbeleuchtung“ (in Berlin), „Schiff zwischen Eisschollen“, „Der Morgen“ (in Dresden); eine Reihe anderer Werke ist in Parthey's Deutschem Bildersaal I. S. 759 Nr. 1—24, II. S. 847 Nr. 1—6 angeführt. — Als in späteren Lebensjahren seine Kräfte unter dem Einflusse des Alters abnahmen und das schon früher weniger gepflegte Colorit immer grauer und nebelhafter wurde, trat der Zeitgeschmack, welcher sich von der Romantik abwendete und sich für blendende Farben begeisterte, mit Friedrich's Richtung in Widerspruch, und den früher gespendeten überschwänglichen Lobsprüchen folgte unverdienter, herber Tadel. Die Kritik hat sich jedoch zu erinnern, daß F. nicht als Colorist zu beurtheilen ist. Was er als Landschastszeichner, namentlich in seinen rügischen Sepiabildern schuf, hat in Composition und Ausführung einen bleibenden Werth, umsomehr, als es einer überwiegend realistischen Richtung der Gegenwart als wohlthätiges Gegengewicht zu dienen vermag. Sein in Dresden lebender Sohn Adolph F. hat sich, gleich seinem Vater, der Landschaft und daneben der Thierstaffage gewidmet; auch sein Enkel Harald F. besucht die Malerakademie in Dresden.

    • Literatur

      Schildener, Akademische Zeitschrift, II. 1, 1826, S. 67; II. 2, 1828, S. 40—44. Kügelgen, Jugenderinnerungen eines alten Mannes, 4. Aufl., 1871, S. 113 ff., 136 ff., 247. Kugler, Kl. Schriften, III. 293. Parthey, Deutscher Bildersaal. Jahresbericht der Ges. f. Pomm. Gesch., XXXIV. S. 49. Balt. Stud. XXII. 2. Porträt C. D. Friedrichs. gemalt von Bahr, lith. von A. Friedrich. Die Künstlerlexika enthalten meist unrichtige Angaben; namentlich berichten sie (in Folge einer Verwechselung von Arcona auf Rügen mit Ancona in Italien) irrthümlich, daß er in Italien ausgebildet sei.

  • Autor/in

    Pyl.
  • Zitierweise

    Pyl, Theodor, "Friedrich, Caspar David" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 64-66 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118535889.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA