Lebensdaten
1879 – 1960
Geburtsort
Cuxhaven
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Soziologe
Konfession
lutherisch
Namensvarianten
  • Walther, Andreas
  • Walter, Andreas

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Zitierweise

Walther, Andreas, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138831.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1846–1924), aus Ritzebüttel b. C., Pastor ebd., o. Prof. f. Kirchen- u. Dogmengesch. in Rostock, Rektor, Geh. Konsistorialrat, Dr. theol. h. c. (Leipzig 1891), Dr. phil. h. c. (Rostock u. Leipzig 1917) (s. Wi. 1922; Grewolls; Die Rektoren d. Univ. Rostock, hg. v. A. Hartwig u. Th. Schmidt, 2000; Personenlex. Protestantismus), S d. Heinrich Friedrich (1797–1876), Pastor in Ritzebüttel (beide s. Schröder, Lex. hamburg. Schriftst.), u. d. Emmi|Stoppel;
    M Elsa(be) (1858–1939), T d. Jürgen Heinrich Andreas Bünsow (1829–1920), Kunstgärtner, Baumschulbes. in Kiel, u. d. Margaretha Juliane Wilhelmine Jbsen;
    9 Geschw u. a. B Wilhelm (* 1888, Liesbeth Senff, * 1892), Dipl.-Ing. in C.-R., Schw Emmy (1881–1955, 1] Justus Köberle, 1871–1908, aus Memmingen, Prof. f. alttestamentl. Theol. in Rostock, s. A. Rehm, J. K., 1909, 2] Heinrich Wessels, 1870–1950, aus Horsten, Pfarrer in Dörnfeld/Ilm), Else (1892–1963, Rudolf Fleischmann, 1879–1920, aus Meuselbach b. Rudolfstadt, Pfarrer in Braunsdorf b. Rudolfstadt);
    Berlin 1915 Ella (1883–1958), T d. Max Gustav (1856–n. 1915), aus Berlin, Fabrikdir. in Wilmersdorf b. Berlin, u. d. Hedwig Knipp (1857–n. 1915), aus Berlin;
    1 S Andreas (1918–45 ), Lt., 2 T Ilse (1919–84), Ursula (* 1921, Gustav Adolf v. Harnack, 1917–2010, Kinderarzt, Prof., 1966 Dir. d. Univ.-Kinderklinik in Düsseldorf, Ernst-Bergmann-Medaille 1987, Gr. BVK 1988, S d. Ernst v. Harnack, 1888–1945, preuß. Reg.präs. v. Merseburg, Pol., als Widerstandskämpfer hingerichtet, s. NDB VII*), Dr. med.

  • Biographie

    W. studierte nach dem Abitur 1898 in Rostock bis 1902 Ev. Theologie in Tübingen, Erlangen und Rostock (Staatsprüfungen in Hamburg 1903 / 05) sowie 1905–08 Geschichte in Göttingen, wo er 1908 bei Karl Brandi (1868–1946) zum Dr. phil. promoviert wurde (Die Burgund. Zentralbehörden unter Maximilian I. u. Karl V., 1909) und 1910 die Oberprüfung für Lehrer ablegte. 1911 folgte die Habilitation in Berlin mit „Die Anfänge Karls V.“ bei Otto Hintze (1861–1940). 1911–20 war W. dort als Privatdozent tätig und publizierte zur vergleichenden spätmittelalterlichen Verwaltungsgeschichte. 1913 machte er eine Weltreise nach Süd- und Ostasien und in die USA, 1915 leistete er Kriegsdienst in Frankreich, 1916 / 17 im Orient.

    1920 wurde W. in Göttingen ao., 1922 o. Professor für Soziologie „im Sinne vergleichender Geistesgeschichte“. 1922 wurde er auf Initiative von Ferdinand Tönnies (1855–1936) Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“ (DGS), trat aber auf den folgenden Soziologentagen nicht als Referent in Erscheinung. 1929 rückte er in den Rat der DGS auf, 1931 war er Mitgründer der Untergruppe „Soziographie“. Zahlreiche soziologische Aufsätze und seine Monographie über eine Forschungsreise 1926 in die USA, die ihn als Großstadtspezialisten auswiesen, führten 1927 zu seiner Berufung an die 1919 gegründete Univ. Hamburg auf das neuerrichtete Ordinariat am Seminar für Soziologie, die dritte ausschließlich der Soziologie gewidmete Professur an den Hochschulen des Dt. Reichs.

    Im Rahmen der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät (Dekan 1932 / 33) blieb W. ein unauffälliger Gelehrter ohne größeren Wirkungsgrad, der sich hauptsächlich der Ausarbeitung eines empirisch-induktiven, anwendungsbezogenen Programms der Soziologie als eigenständiger Sozialwissenschaft widmete. 1933 schlug sich der vorher eher liberale W. auf die Seite der Nationalsozialisten: Dem Parteieintritt folgte die Beteiligung an der Selbstauflösung der DGS und am regimeunterstützenden „Aufruf deutscher Soziologen“. Es gelang ihm, die Soziologie mit eigenem Promotionsrecht in die Philosophische Fakultät zu verlagern (1932–44 ca. 30 Promotionen u. zwei Habilitationen, Dekan 1934) und öffentliche Mittel der Notgemeinschaft der Dt. Wissenschaft für systemunterstützende Feldstudien zu mobilisieren, die letztlich auf Ausgrenzung von regimegefährdenden Personen in städtischen Sanierungsgebieten hinausliefen; Belege für ihre direkte Umsetzung lassen sich jedoch nicht finden. 1935 gründete W. ein eigenes Departement für Zeitungswissenschaften. 1944 wurde er emeritiert, 1945 von der brit. Besatzungsbehörde aller akademischen Ämter enthoben. Danach publizierte er nur noch wenig.

  • Werke

    |Das Kulturproblem d. Gegenwart, 1921;
    Soziol. u. Soz.wiss. in Amerika u. ihre Bedeutung f. d. Päd., 1927;
    Zur Verwirklichung e. vollst. Soziol., in: Sociologus 1929, H. 5, S. 131–42;
    Das Problem e. „dt.Soziol., in: Kölner Vj.hh. f. Soziol. 1931, H. 9, S. 513–30;
    Die örtl. Verteilung d. Wähler gr. Parteien im Städtekomplex Hamburg auf Grund d. RTwahl v. 14. Sept. 1930, in: Aus Hamburgs Verw. u. Wirtsch. 8, Nr. 6, 1931, S. 177 u. 6 Karten;
    Neue Wege z. Großstadtsanierung, 1936;
    Die neuen Aufgaben d. Soz.wiss., 1939;
    Nachlaß: Fam.bes.

  • Literatur

    |R. Waßner, A. W. u. d. Soziol. in Hamburg, 1985 (vollst. W-Verz.);
    ders., A. W. u. d. Seminar f. Soziol. in Hamburg, Ein wiss.biogr. Umriß, in: S. Papcke (Hg.), Ordnung u. Theorie, Btrr. z. Gesch. d. Soziol. in Dtld., 1986, S. 386–420;
    ders., A. W. u. seine Stadtsoziol. in Hamburg, in: ders. (Hg.), Wege z. Sozialen, 90 J. Soziol. in Hamburg, 1988, S. 69–84;
    C. Klingemann, Erinnerung an d. Seminar f. Soziol. zw. 1939 u. 1945, Ein Gespräch mit Peter Coulmas, ebd., S. 85–97;
    E. Pahl-Weber u. D. Schubert, Großstadtsanierung im NS, A. W.s Soz.kartographie v. Hamburg, in: Soz.wiss. Information f. Unterr. u. Studium 16, 1987, S. 108–17;
    K.-H. Roth, Der Fall A. W. u. d. „Notarb. 51“ d. „Notgemeinschaft d. Dt. Wiss.“ 1934–1935 in Hamburg, in: C. Klingemann (Hg.), Rassenmythos u. Soz.wiss. in Dtld., Ein verdrängtes Kap. soz.wiss. Wirkungsgesch., 1987, S. 370–93;
    R. Waßner, Der erste Lehrstuhlinh. A. W., Die Etablierung d. Faches Soziol. in Hamburg u. Dtld. im Spiegel e. Soziologenlaufbahn, in: ders., Gestalt u. Gestalten d. Soziol. in Hamburg, 2014, S. 24–36;
    A. Schildt, in: Hamburg. Biogr. II, 2003, S. 433–35 (P).

  • Autor/in

    Rainer Waßner
  • Zitierweise

    Waßner, Rainer, "Walther, Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 373-375 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138831.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA