Lebensdaten
erwähnt 18. – 20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Industrielle ; Bankiers
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 1143725565 | OGND | VIAF: 8949151051801133530009
Namensvarianten
  • Todesco

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Zitierweise

Todesco, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143725565.html [29.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Der Seiden- und Kurzwarenhändler Aaron Hirschl (1742–1817) aus Preßburg war der Vater von Hermann (1791–1844), der sich aufgrund seiner geschäftlichen Tätigkeit in Italien „Todesco“ nannte und 1824 das „Großhandelshaus Hermann Todesco“ begründete. Er erwirtschaftete durch den Handel mit Baumwollgarnen und Seiden sowie mit Bankgeschäften rasch ein bedeutendes Vermögen und erwarb 1832 eine Textilfabrik in Marienthal bei Gramatneusiedl (Niederösterr.).|Dort ließ er eine Baumwollspinnerei und die erste Baumwollweberei in Österreich errichten, deren Webstühle mit Wasserkraft betrieben wurden. 1835 kaufte Hermann das Staatsgut Legnaro bei Padua (Venetien) und schuf dort einen Musterbetrieb für Seidenraupenzucht. Als Direktor der Wien-Raaber Eisenbahngesellschaft (1842 Wien-Gloggnitzer Eisenbahngesellschaft) war er an der Erschließung neuer Verkehrswege führend beteiligt. Er stiftete u. a. in Preßburg Schulgebäude für jüd. Kinder, deren Wiedererrichtung 1857 nach der Zerstörung von 1848 von seinen drei Söhnen finanziert wurde. 1825 war er Mitbegründer des Wiener Stadttempels.

    Sein ältester Sohn Max(imilian) (1813–90, österr. Rr. 1861) übernahm 1845 die Textilfabrik in Marienthal und baute sie zu einem erfolgreichen Großbetrieb aus. Nach finanziellen Schwierigkeiten mußte er die Fabriksbefugnis mit dem Unternehmen 1858 an seine Brüder Eduard (1814–87, österr. Rr. 1861, Frhr. 1869) und Moritz (1816–73, österr. Rr. 1861) abgeben. Max war Amateurmaler und -graphiker und legte eine umfangreiche Kunstsammlung an, die u. a. je ein Werk von Albrecht Dürer und Rembrandt van Rijn enthielt; diese wurde nach seinem Tod versteigert. Er war ghzgl. meckl. Geheimer Kommerzienrat und 1846–69 meckl. Konsul in Wien.

    Hermanns zweitem Sohn Eduard gelang der Aufstieg in die Wiener Finanzaristokratie. Seit 1848 war er Direktor des Großhandelshauses und der Privatbank „Hermann Todesco’s Söhne“ in Wien und machte sich besonders mit der Zeichnung von Staatsanleihen verdient. 1864 wurde die Marienthaler Textilfabrik mit einem nahegelegenen Unternehmen zu der erfolgreichen „Marienthaler und Trumauer Actien-Spinn-Fabriks-Ges.“ fusioniert. Eduard war Zensor der österr. Nationalbank, Verwaltungsrat der „Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe“, außerdem Direktor der Ks.-Ferdinands-Nordbahn (seit 1857) und der Mähr.-Schles. Nordbahn. Er hatte besondere Verdienste beim Bau der militärisch wichtigen Carl-Ludwig-Bahn in Galizien, deren Vizepräsident er wurde, sowie der böhm. Westbahn, die die dortigen Kohlevorkommen erschloß. 1874 erwarb er die Herrschaft Nagy Vàzsoný (Ungarn), wo er ein Gestüt unterhielt. 1861–64 ließ er von den Architekten Ludwig Ch. F. Förster (1797–1893) und Theophil Hansen (1813–91) das prunkvolle „Palais Todesco“ mit rund 500 Zimmern im Stil der Neorenaissance gegenüber der Wiener Hofoper erbauen und reihte sich auch so in die Wiener „Ringstraßengesellschaft“ ein. In diesem Palais führte seine kunstsinnige Frau Sophie (1825–95), Schwester der Großunternehmer Max v. Gomperz (1822–1913) und Julius v. Gomperz (1823–1909), einen Salon und Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Eduards und Sophies einziger Sohn Hermann (1849–76) starb an den Folgen eines Reitunfalls. Die drei Töchter gingen Ehen ein mit Männern der nobilitierten Finanzaristokratie: Anna (1847–1900) heiratete Leopold v. Lieben (1835–1915), Franziska (Fanny) (1846–1922) Henry de Worms (1840–1903) und Gabriele (Jella) (1854–1943) Ludwig Frhr. v. Oppenheimer (1843–1909).

    Moritz war Miteigentümer des Bankhauses Hermann Todesco’s Söhne und seit 1858 auch der Textilfabrik Marienthal. Seit 1844 hatte er eine Lebensgemeinschaft mit der Soubrette Henriette (Jetty) Treffz-Chalupetzky (1818–78), die er aus konfessionellen Gründen nicht heiratete. Ihre beiden Kinder, die Töchter Franziska (1846–1921) und Aloisia (* 1850) adoptierte er. 1862 trennte sich Henriette von Moritz und heiratete im selben Jahr den Komponisten Johann Strauss (Sohn) (1825–99), dem sie auch als Managerin zur Seite stand. Moritz errichtete neben dem Palais seines Bruders in Wien ein eigenes Palais. Er machte größere Stiftungen als Mitglied des Österr. Patriotischen Hilfsvereins, der sich der Kriegsversehrten der Kriege von 1859, 1864 und 1866 annahm. Die männliche Linie dieser Familie starb 1907 aus.

  • Quellen

    Qu Österr. StA, Allg. Verw.archiv; Wiener Stadt- u. Landesarchiv; Isr. Kultusgde. Wien, Archiv.

  • Literatur

    L Neue Freie Presse v. 5. 5. 1864, 9. 7. u. 19. 7. 1873, 19. 7. 1876, 11. 7. 1885, 9. 7. 1895;
    Neues Fremdenbl. v. 18. 7. 1873;
    Wiener Ztg. v. 9. 7. u. 10. 7. 1885, Die Presse v. 17. 1. 1887;
    Hof- u. Staats-Hdb. d. österr.-ungar. Monarchie f. 1886, S. 205, 210;
    Weimarer hist.-geneal. Tb. d. gesamten Adels jehudäischen Ursprunges (Semi-Gotha), 1912, S. 230, 1913, S. 436;
    Sigmund Mayer, Die Wiener Juden, Kommerz, Kultur, Pol., 1700–1900, ²1918, S. 141, 152, 190, 216, 284 f. u. 363;
    H. Jäger-Sunstenau, Die geadelten Judenfam. im vormärzl. Wien, Diss. Wien 1950, S. 174 f.;
    H. Granichstaedten-Cerva, J. Mentschl u. G. Otruba, Altösterr. Untern., 1969, S. 122 f.;
    J. Mentschl, Das österr. Untern.tum, in: Die Habsburgermonarchie 1848–1918, hg. v. A. Wandruszka u. P. Urbanitsch, Bd. 1, 1973, S. 251, 265 u. 269;
    K. Roschitz, Wiener Weltausst. 1873, 1989, S. 35, 51 ff. u. 143;
    E. Fuks u. G. Kohlbauer, Die Liebens, 150 J. Gesch. e. Wiener Fam., 2004, S. 43 f., 56, 143, 164 f. u. 231;
    E. Brugger u. a., Gesch. d. Juden in Österr., 2006, S. 426, 432 u. 483;
    H. Tietze, Die Juden Wiens, 2007, S.153 f., 204 u. 222;
    B. Dmytrasz, Die Ringstr., 2008, S. 178 u. 181;
    Reinhard Müller, Marienthal, Das Dorf, Die Arbeitslosen, Die Studie, 2008; ÖBL.

  • Autor/in

    Josef Mentschl
  • Zitierweise

    Mentschl, Josef, "Todesco" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 316-317 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143725565.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA