Lebensdaten
1846 – 1908
Geburtsort
Langenhorn (Herzogtum Schleswig)
Sterbeort
Berlin-Steglitz
Beruf/Funktion
Pädagoge ; Philosoph
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118739603 | OGND | VIAF: 76330136
Namensvarianten
  • Paulsen, Friedrich
  • Paulsen, F.
  • Paulsen, Fr.
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Zitierweise

Paulsen, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739603.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul Frerck (1805–89), aus Schifferfam. auf d. Hallig Oland, Bauer in L.;
    M Christine Ketelsen (1818–88), aus nordfries. Bauernfam.;
    1) 1877 Emilie (1846–83), aus Kaufbeuren, T d. Joseph Ferchel (1795–1853), aus München, Geometer, zuletzt in Würzburg, u. d. Viktoria Riegg (1808–83), aus Steingaden, Pflege-T d. Unterstaatssekr. Justus v. Grüner, 2) 1892 Laura Ferchel (1851–1925), Schw d. Emilie (s. o.);
    2 S aus 1) u. a. Rudolf (s. 2), 2 T aus 1) u. a. Charlotte Christina Maria (1881–1971, Willy Kabitz, o. Prof. d. Philos. in Münster, s. NDB X).

  • Biographie

    P. besuchte seit dem 5. Lebensjahr die einklassige Dorfschule, wo er die teilweise doppelt so alten Kinder zu unterrichten hatte, wenn sich der Lehrer der „Oberstufe“ zuwandte. 1859 wechselte er an die einklassige „Küsterschule“ dessen Leiter Sönke Brodersen anstelle des üblichen mechanischen Auswendiglernens ein rationales „Zu-Ende-Denken“ und Eigentätigkeit der Schüler forderte. 1863 trat P. in die Sekunda des Christianeums in Altona ein, an dem er 1866 die Reifeprüfung ablegte. Nach drei „verlorenen“ Theologie-Semestern in Erlangen wechselte er zur philosophischen Fakutät der Univ. Berlin, wo er 1871 bei Friedrich Adolf Trendelenburg (1802–72) mit einer vergleichenden Arbeit über Form und Methode der Aristotelischen Ethik promoviert wurde. Vier Jahre später erfolgte die Habilitation mit dem „Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Kantischen Erkenntnistheorie“. 1877 erhielt P. einen Lehrauftrag für „Pädagogik“, der ein Jahr später in ein Extraordinariat für „Philosophie und Pädagogik“ umgewandelt wurde. Berufungen nach Breslau, München und Leipzig lehnte P. ebenso ab wie die Einladung 1905 als Austauschprofessor nach Harvard, Yale und Cornell. 1894 erhielt er das Ordinariat für „Philosophie und Pädagogik“ in Berlin, wo er um die Jahrhundertwende einer der einflußreichsten Professoren war. Hier hat er zahlreiche Studenten – besonders Eduard Spranger (1882–1963) und Ferdinand Tönnies (1855–1936), aber auch Berthold Otto, William Stern, Jonas Cohn, Friedrich Wilhelm Foerster, Paul Hinneberg, Edmund Husserl, Hermann Nohl, Albert Schweitzer und Theodor Litt – sowie durch seine in viele Sprachen übersetzten Hauptwerke eine Reihe bedeutender Vertreter des Auslandes bis hin zu Mao Tse-tung beeinflußt. Seine Bemühungen um die Entwicklung einer modernen Pädagogik, die Neufassung einer Philosophie, die „in das Leben hineinwirkt“, sowie seine historisch fundierten Erkenntnisse zur Reform des Höheren Schulwesens wurden national und international beachtet und diskutiert. Als Vertreter eines pädagogischen Realismus, geprägt durch eine philosophisch-anthropologische und sozialkritische Sichtweise, vollzog P. eine Neukonzeption des Bildungsbegriffs und der Bildungstheorie, die auch Berufsleben und Ökonomie in ihre Grundprinzipien einbezog. War es bei der ersten Auflage der „Geschichte des gelehrten Unterrichts“ (1885, Nachdr. 1965), die u. a. eine Gleichstellung von Realgymnasium und humanistischem Gymnasium forderte, noch zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen, so wurde dieses Grundwerk deutscher Schulentwicklung bereits in der zweiten Auflage 1895 weitgehend akzeptiert und seine Absichten in die Schulreform der Jahrhundertwende übernommen. Auch bei der „Einleitung in die Philosophie“ (1892, P, 421929; auch engl., franz., russ., japan.) zeigte sich das gleiche Phänomen: Allgemeinverständlich konzipiert, stieß es zunächst auf Ablehnung bei den Fachkollegen. P. bot kein geschlossenes System der Philosophie, sondern reale Lebenshilfe, die auch von einfachen Leuten in ihrer jeweiligen gesellschaftlichen Wirklichkeit verstanden werden konnte. Keine andere „Einleitung“ hat national und international um die Jahrhundertwende eine so hohe Auflagenzahl erreicht. Auch sein „System der Ethik“ (1889, 121921; auch engl., chines.) verfolgt diese Intentionen.

  • Werke

    Weitere W u. a. Pädagogik, hg. v. W. Kabitz, 1911, ⁷1921;
    Ges. päd. Abhh., hg. u. eingel. v. E. Spranger, 1912 (W-Verz.);
    Ausgew. päd. Abhh., 1960. – Autobiogrr.: Aus meinem Leben, hg. v. Rudolf Paulsen u. a., 1909 (P);
    An Autobiography, hg. v. Th. Lorenz, 1938 (P). – Briefwechsel F. Tönnies – F. P. 1876-1908, hg. v. O. Klose u. a., 1961 (P).

  • Literatur

    G. Laule, Die Päd. F. P.s in ihrer Bedeutung f. d. Gegenwart, 1958;
    C. Menze, Person u. Werk F. P.s, in: F. P., Ausgew. päd. Abhh., 1960, S. 110-28;
    R. Kränsel, Die Päd. F. P.s, Ein Btr. z. Gesch. d. Erziehungswiss. u. z. Neufassung d. Bildungsbegriffs in unserem Jh., 2 Bde., 1973 (Systemat. Titel- u. Personenregister d. Sehrr. u. Lehrveranstaltungen, L);
    D. Stüttgen, Päd. Humanismus u. Realismus i. d. Darst. F. P.s, 1993;
    J. Jensen, Ein Philos. u. Päd. aus Nordfriesland, in: Nordfriesland, hg. v. Nordfriisk Instituut, Nr. 115, Sept. 1996, S. 7-18 (P);
    Päd. Lex., hg. v. W. Horney u. a., II, 1971, Sp. 554-57;
    Begriffe u. Personen aus d. Gesch. d. Päd., hg. v. F-J. Eckert u. a., 1985, S. 317-20;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Reinhard Kränsel
  • Zitierweise

    Kränsel, Reinhard, "Paulsen, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 128-129 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118739603.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA