Lebensdaten
1807 – 1875
Geburtsort
Hauingen bei Lörrach (Baden)
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe ; Orientalist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116917482 | OGND | VIAF: 52453869
Namensvarianten
  • Hitzig, Ferdinand
  • Hitzig, F.
  • Hitzig, Fd.
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Zitierweise

Hitzig, Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116917482.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ferdinand Sigismund, Pfarrer in Hauingen, S d. Ernst Frdr. Ferd., Pfarrer in Bischofingen, dann in Rötteln, u. d. Magdalene Wilh. Walz;
    M Johanna Brodhage;
    Ur-Gvv Joh. Leonhard Walz (1718–92), Oberhofprediger u. Sup. in Karlsruhe;
    Groß-Ov Joh. Leonhard Walz (1749–1817), Oberhofprediger in Karlsruhe, Kirchenlieddichter (s. Bad. Biogrr. II, 1875);
    Ov Friedrich Wilhelm (1767–1859), Kirchenrat u. Dekan zu Lörrach, führendes Mitgl. d. Gen.synode, Katechetiker;
    - ⚭ Emma Sievert ( 1875), Pfarrers-T aus Pforzheim;
    K.

  • Biographie

    H. studierte evangelische Theologie in Heidelberg, Halle (1827 1. Examen) und in Göttingen (1829 Dr. phil.). 1829 wurde er Privatdozent für alttestamentliche Theologie in Heidelberg, 1833 ordentlicher Professor an der neugegründeten Universität Zürich (1858 Rektor), 1861 in Heidelberg. Er wurde 1864 zum Kirchenrat, 1872 zum Geheimen Kirchenrat ernannt.

    H. war von Hause aus Rationalist und blieb es zeitlebens; so stand er während seines Studiums in Heidelberg dem Einfluß von H. E. G. Paulus offen. Bestimmend für seine Berufswahl und wissenschaftliche Eigenart aber wurde in Halle H. F. Wilhelm Gesenius, dann besonders in Göttingen H. Ewald. Beiden ist seine Exegese, deren Schwergewicht auf dem Philologischen liegt, verpflichtet.

    H., als akademischer Lehrer nicht nur von seinen Anhängern geschätzt, las außer Altem auch Neues Testament, verstärkt in der Zeit der Reaktion nach dem Versuch, D. F. Strauß nach Zürich zu berufen. Von H.s vielen und thematisch weitgespannten Publikationen waren zu ihrer Zeit besonders seine zahlreichen Kommentare von Bedeutung und Wirkung, vor allem im „Kurzgefaßten exegetischen Handbuch zum Alten Testament“ (1838 folgende), der ersten historisch-kritischen Kommentar-Reihe. Hier beschränkt sich H. weitgehend auf die Probleme des Textes und der Sprache; hier wirkte H.s Thesenfreudigkeit anregend, auch wenn sie im einzelnen weitgehend Widerspruch hervorrief. H.s historische und epigraphische Schriften waren weit weniger wirkungsvoll, gerade wegen ihres Einfallsreichtums. Zu speziell theologischen Fragen hat H. kaum Thematisches publiziert. Heranzuziehen sind immerhin seine einleitenden Abschnitte über den „Hebraismus“ und den „Prophetismus“ im Jesajakommentar von 1833. Seine „Vorlesungen über biblische Theologie und messianische Weissagungen“ wurden erst 1880 von J. J. Kneucker veröffentlicht.

  • Werke

    Weitere W Der Begriff d. Kritik, am AT praktisch erörtert, 1831;
    Der Prophet Jesaja, übers, u. ausgelegt, 1833;
    Die Psalmen, Hist. u. krit. Commentar nebst Übers., 2 Bde., 1835 f.;
    Gesch. d. Volkes Israel vom Anbeginn b. z. Eroberung Masadas im J. 72 n. Chr., 2 Bde., 1869;
    Zur Kritik paulin. Briefe, 1870;
    Das Buch Hiob übers, u. ausgelegt, 1874.

  • Literatur

    ADB XII;
    J. J. Kneucker, Zur Erinnerung an F. H., … Eine Lebens- u. Charakterskizze, in: F. H., Vorlesungen üb. bibl. Theol. …, 1880, S. 1-64 (mit Auszügen a. Briefen H.s, P);
    PRE.

  • Autor/in

    Georg Christian Macholz
  • Zitierweise

    Macholz, Georg Christian, "Hitzig, Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 276 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116917482.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hitzig: Ferdinand H., bedeutender alttestamentlicher Exeget und Orientalist, geb. am 23. Juni 1807 zu Hauingen, nicht weit von Lörrach in Baden, wo sein Vater Pfarrer war, am 22. Januar 1875. Die erste Schulbildung genoß er auf dem Pädagogium zu Lörrach unter Nachhülfe und Anleitung seines Oheims, des Kirchenraths Friedr. Wilhelm H., alsdann besuchte er vom Herbst 1822 bis ebendahin 1824 das Lyceum zu Karlsruhe, wo der Prälat Hebel an seiner Ausbildung mitwirkte. Von der Schule entlassen, wandte er sich nun zum Studium der Theologie, im Herbst 1824 nach Heidelberg, dann 1825 nach Halle und zuletzt, nachdem er schon im Herbst 1827 sein theologisches Staatsexamen glänzend bestanden hatte, Ostern 1828 nach Göttingen. In Heidelberg fühlte er sich am meisten durch Paulus angeregt, während in Halle namentlich unter Gesenius' mächtigem Einfluß sich die Vorliebe für die alttestamentliche Wissenschaft, verbunden mit dem Studium der morgenländischen Sprachen, entwickelte, und der Plan, für dieses Fach einen akademischen Wirkungskreis zu suchen, zur Reife kam. Er promovirte 1829 in Göttingen zum Doctor der Philosophie und habilitirte sich in demselben Jahre in der theologischen Facultät zu Heidelberg. Nachdem schon seine 1831 erschienenen Erstlingswerke „Begriff der Kritik am|alten Testament praktisch erörtert“ und „Des Propheten Jonas Orakel über Moab“ die Aufmerksamkeit der Fachgenossen erregt und ihn als scharfen, seiner Ziele bewußten Kritiker gezeigt hatten, wurde er 1833 als ordentlicher Professor der Theologie nach Zürich an die erst im vorhergehenden Jahre eröffnete Universität berufen, welche nicht zum Mindesten durch seine eifrige Mitwirkung rasch emporblühte. Hier schloß er noch in dem Jahre seiner Berufung ein Werk ab, welches vornehmlich seinen Ruf verbreitete und, auf Ewald's sprachlichen Forschungen begründet, für die alttestamentliche Exegese und Kritik im grammatischhistorischen Sinne bahnbrechende Bedeutung erlangte: „Der Prophet Jesaja übersetzt und ausgelegt“, 1833, und war auch in der Folge trotz angestrengter akademischer Wirksamkeit vielseitig litterarisch thätig. Freilich wurde ihm die akademische Wirksamkeit bald nicht wenig beeinträchtigt, als im J. 1835 nach dem Erscheinen von Strauß' „Leben Jesu“ die Reaction gegen die rationalistische Zeitrichtung hereinbrach und theils die deutschen Studenten von Hitzig's Vorlesungen fern hielt, theils ihm die Heimath verschloß, nach welcher er sich trotz seiner großen Erfolge bei den Schweizern doch zurücksehnte. Zwar blieben die Schweizer Studenten ihm treu, doch hatte auch in der Schweiz die Berufung Strauß' auf einen theologischen Lehrstuhl zu Zürich im J. 1839 für dir rationalistische Richtung ernste Folgen und wirkte eine Zeit lang störend auf Hitzig's Wirken, ohne daß jedoch dieser Umschwung ihn entmuthigt hätte oder gar von Einfluß auf seine Methode gewesen wäre. Eine Reihe seiner vornehmsten exegetischen Arbeiten, welche in diese Zeit fallen, zeigen den stetigen Fortschritt auf der eingeschlagenen Bahn und ein entschiedenes Festhalten an dem freien, von theologischen Axiomen nicht abhängigen und ohne Vernachlässigung des religiösen Gehalts des alten Testaments doch in erster Linie auf den streng wissenschaftlichen Grundlagen der Grammatik und Geschichte basirten Standpunkt. Hitzig's hervorragende Stellung an der Züricher Hochschule hob sich mehr und mehr und kam namentlich zum Ausdruck, als er 1857 bei dem 25jährigen Jubiläum der Universität zum Rector gewählt in ausgesuchter Weise gefeiert wurde. Allein die ehrenvolle Aufnahme, welche ihm die Schweiz bot, konnte ihn nicht hindern, die Rückkehr in die Heimath als das erstrebenswerthere Ziel anzusehen. Als daher im J. 1860 in den kirchlichen Verhältnissen Badens wieder eine Wendung eingetreten war, und die durch den Tod Umbreit's erledigte Professur H. angetragen wurde, nahm er diese bereitwilligst an. So trat er denn Ostern 1861 in die theologische Facultät zu Heidelberg ein und fand hier bis an sein Lebensende einen schönen und weiten Wirkungskreis, durch seine bedeutende geistige Kraft und einflußreiche Persönlichkeit im akademischen Lehrberuf und in der gelehrten Litteratur gleich angesehen. Auch die Regierung seines Landes ehrte ihn durch Verleihung des Charakters eines geheimen Kirchenraths. In seinen Vorlesungen behandelte H. vornehmlich die Erklärung des alten Testaments nebst den sich an diese schließenden Stoffen, daneben auch das neue Testament und die semitischen Sprachen. Auch war er ein Freund classischer Bildung und las zuweilen Collegien aus diesem Gebiet. Durch seine Schriften zur Exegese und Kritik des alten Testaments und andere, welche vorzüglich in gründlichen und geistreichen Untersuchungen aus der Sprachwissenschaft, Geschichte und Alterthumskunde der morgenländischen Völker ihren Werth haben, hat er sich als einer der gelehrtesten und scharfsinnigsten Vertreter dieses Fachs einen bedeutsamen Namen gemacht und zur Belebung dieser Studien unter den freisinnigen Exegeten der Neuzeit vielleicht am meisten beigetragen. Er war ausgezeichnet durch gründliches und umfassendes Wissen, durch Regsamkeit und Lebendigkeit des Geistes, logische Methode und Klarheit des Gedankens. Dazu kam ein scharfsichtiger kritischer Blick, feiner historischer Sinn und eine geistreiche Combinationsgabe, der auch die entlegensten|Beziehungen nicht entgingen und mannichfache neue, oft überraschende Resultate entsprangen. Seine eigenartige Durchdringung des alttestamentlichen Stoffes in historisch-kritischer, sprachlicher und sachlicher Beziehung, seine selbständige Auffassung der Zeitfolge, des Zusammenhangs und der Anordnung der Textbestandtheile, die sorgfältige Prüfung und Feststellung der Lesarten an der Hand der Tradition oder der Conjectur, endlich seine feine Beobachtung des hebräischen Sprachgebrauchs und der grammatischen Verhältnisse sind von dem bedeutendsten Einfluß auf den Ausbau der alttestamentlichen Wissenschaft gewesen, wenngleich seine vielfach gewagten und willkürlichen Hypothesen und Conjecturen nicht immer allseitigen Beifall fanden, und nicht verkannt werden kann, daß oft der Scharfsinn bei ihm auf die Spitze getrieben erscheint und an den hergebrachten Resultaten der Forschung ohne genügenden Grund gerüttelt wird. Ein besonderes Talent, den behandelten Gegenständen neue, von den Vorgängern noch nicht berücksichtigte Seiten abzugewinnen und ihnen weitergehende Schlußfolgerungen zu entnehmen, führten ihn nicht selten auf Irrwege und geben seinen Deutungen leicht den Charakter des Gesuchten. Die lange Reihe seiner Commentare, welche zum Theil dem „Kurzgefaßten exegetischen Handbuch zum alten Testament“ angehören, erstreckt sich über die großen und kleinen Propheten und den größten Theil der Hagiographa (Jesaja, Jeremia, Ezechiel, die zwölf kleinen Propheten, Psalmen, Sprüche Salomonis, Hiob, Hoheslied, Prediger Salomonis, Daniel) und erfreut sich auch bei den Vertretern anderer theologischer Richtungen ihres reichen Inhalts wegen bereitwilliger Anerkennung. Daran schließen sich noch: „Die prophetischen Bücher des alten Testaments übersetzt“, 1854. Auch auf das neue Testament wandte er die ihm eigenen hermeneutischen Grundsätze an, doch mehr in Vorlesungen als in Schriften: „Ueber Johannes Marcus und seine Schriften", 1843; „Zur Kritik Paulinischer Briefe", 1870. Auf die Sprache und Geschichte der morgenländischen Völker beziehen sich: „Die Erfindung des Alphabetes", 1840; „Urgeschichte und Mythologie der Philistäer" (auch u. d. T.: „Zur ältesten Völker- und Mythengeschichte", Bd. 1), 1845; „Geschichte des Volkes Israel", 2 Thle. 1869—70; „Sprache und Sprachen Assyriens", 1871, und die epigraphischen Werke: „Die Grabschrift des Darius zu Nakschi Rustam", 1846; „Die Grabschrift des Eschmunazar", 1855; „Die Inschrift des Mesha“, 1870. Außerdem lieferte er Beiträge für verschiedene wissenschaftliche Zeitschriften, wie für Hilgenfeld's „Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie“, die „Theologischen Studien und Kritiken", Zeller's „Theologische Jahrbücher“ und die „Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft“.

    • Literatur

      Vgl. Nekrologe in der Augsburger Allgemeinen Zeitung, 1875, Nr. 30 und in der Protestantischen Kirchenzeitung 1875, Nr. 8 (von Kneucker) und Badische Biographien I. 377 ff. (von demselben).

  • Autor/in

    Redslob.
  • Zitierweise

    Redslob, Gustav Moritz, "Hitzig, Ferdinand" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 507-509 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116917482.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA