Lebensdaten
1576 – 1635
Geburtsort
Heidenheim/Brenz
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Kirchenlieddichter ; Musiktheoretiker ; evangelischer Geistlicher ; Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121739651 | OGND | VIAF: 20545627
Namensvarianten
  • Hizler, Daniel
  • Hitzler, Daniel
  • Hizler, Daniel
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Zitierweise

Hitzler, Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121739651.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus alter württ. Fam.;
    V Johann (1521–82), Verwalter zu Blaubeuren, seit 1554 Kastner u. Vogt zu H., S d. Wolfgang, Bürger u. Einspänniger d. Stadt Ulm;
    M Concordia (1553–1609), T d. Pfarrers Johs. Mörlin in Altheim b. Ulm;
    B Joh. Wolfgang (1569–1618), württ. Hofsänger u. Pfarrer;
    - 1) Stuttgart 1598 Kunigunde ( 1620), T d. Ratsherrn Mag. Sebastian Schöck in Waiblingen, 2) Kirchheim u. Teck um 1624 Anna Hoen;
    12 K aus 1).

  • Biographie

    Nach Besuch der evangelischen Klosterschulen in Blaubeuren und Bebenhausen studierte H. seit 1595 in Tübingen Theologie, Hebräisch, Astronomie sowie Musik. Nach der Magisterpromotion 1597 war er 1598-99 als stellvertretender Hofprediger in Stuttgart und seit 1600 als Repetent am herzoglichen „Stipendium“ zu Tübingen tätig. 1603 wurde er Nachfolger von J. Reichardt als Diakon zu Waiblingen, führte noch im gleichen Jahr die Reformation im Benediktinerstift Kloster-Reichenbach an der Murg ein und wirkte dort|als erster Pfarrer, bis er im Mai 1608 Pfarrer in Freudenstadt und 1609 Pfarrer und Spezialsuperintendent zu Güglingen wurde. Im Juni 1611 folgte er C. Anomaeus als Superintendent, Prediger der Landhauskirche sowie Inspektor und Religionslehrer der ständischen (evangelischen Landschafts-)Schule zu Linz/Donau und hatte dort bereits 1612 jenen theologischen Konflikt mit J. Kepler, der 1619 zu dessen Ausschluß aus der evangelischen Glaubensgemeinschaft durch das württembergische Konsistorium führte. 1613-15 war H. auch als Almoseninspektor, seit 1616 als Visitator der ständischen Bibliothek tätig und bereitete die Drucklegung der von ihm nach württembergischen Vorbildern erarbeiteten, anonym erschienenen Linzer Kirchenordnung (Christliche Kirchen Agenda, 1617) vor. Während der bayerischen Pfandherrschaft wegen (nicht bewiesener) Unterstützung der „Böhmischen Konföderation“ 1621-22 im Linzer Schloß gefangen gehalten, mußte er nach seiner Entlassung alle geistlichen Ämter resignieren und im Oktober 1624 Linz als Exulant verlassen. Nach kurzem Wirken als Kantor an der evangelischen Kirche der Hohenfelderschen Herrschaft Peuerbach und vorübergehenden Aufenthalten in Regensburg und Eßlingen wurde er 1625 Pfarrer und Spezialsuperintendent zu Kirchheim unter Teck, dann Generalsuperintendent und (bis 1630) Abt des Klosters Bebenhausen sowie Mitglied des württembergischen Prälatenstandes und trat 1632 als Generalsuperintendent von Stuttgart und herzoglicher Rat an die Spitze der württembergischen Geistlichkeit. Im September 1634 floh er vor der kaiserlichen Armee über Kehl nach Straßburg, wo er ohne öffentliches Amt starb. – H. hat lateinische Gelegenheitsgedichte, theologische Schriften und Leichenpredigten verfaßt sowie deutsche evangelische Kirchenlieder sprachlich „gebessert“, jedoch hat er weiterreichende Bedeutung nur als Musiktheoretiker und Gesangbuch-Editor erlangt. Die in seiner um 1615 für die Hohenfeldersche „junge Herrschaft“ entstandenen Musiklehre nach flämischen (H. Waelrant) und deutschen (S. Calvisius) Vorbildern entwickelte 13silbige Bebisation als gesangspädagogische Methode hat bei Nicolaus Gengenbach und Otto Gibel sichtbar nachgewirkt und noch 1717 Johann Matthesons grundsätzliche Billigung erfahren. Sein (von Lorenz Erhardi noch 1659 ausgewerteter) Liederbuchdruck überliefert das Kantionallieder-Repertoire der Linzer evangelischen Landschaftskirche.

  • Werke

    Oratio de praestantia theologiae, um 1595;
    Sprüche Hl. Schr., … Zur… vorbereitung auff d. Compendium Locorum Theologicorum … Leonh. Hütters, 1615 (anonym);
    Extract Auß d. Neuen Musica Oder Singkunst, 1623;
    Newe Musica Oder Singkunst, 1628;
    Christl. Kirchen Gesäng, Psalmen u. Geistl. Lieder, 1634;
    Musical. Figurierte Melodien aller u. jeder gebräuchigen Kirchen-Gesang, 1634 (145 Liedsätze v. J. Brassicanus, H. L. Haßler, J. Jeep, M. Praetorius, U. Steigleder, M. Vulpius u. Anonymen).

  • Literatur

    ADB XII (unter Hizler);
    T. Wagner, Memoria rediviva… D. H., 1661 (P);
    O. Wessely, in: Jb. d. Stadt Linz 1951, 1952;
    ders., Neue Btrr. z. Pflege d. Musik an d. ev. Landschaftsschule u. Landhauskirche zu Linz, in: Mitt. d. oberösterr. Landesarchivs 3, 1954;
    ders., in: MGG VI (W, L);
    K. F. v. Frank, in: Senftenegger Mbl. f. Geneal. u. Heraldik 1, 1951-53.

  • Autor/in

    Othmar Wessely
  • Zitierweise

    Wessely, Othmar, "Hitzler, Daniel" in: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 276-277 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121739651.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Hizler (Hitzler): Daniel H., lutherischer Theolog des 17. Jahrhunderts, geboren zu Heidenheim im Herzogthum Würtemberg den 27. September 1576, am 6. September 1635 zu Straßburg. Er durchlief die Würtembergischen Klosterschulen Blaubeuren und Bebenhausen, studierte in Tübingen 1594 u. folg., wurde Magister, Repetent, 1600 Diakonus in Waiblingen, führte im Auftrag des Herzogs Friedrich v. W. die Reformation in dem Priorat Reichenbach ein und wurde erster evangelischer Pfarrer daselbst, 1608 Stadtpfarrer in Freudenstadt, 1609 Stadtpfarrer und Special-Superintendent in Güglingen. 1610 verließ er nach langem Widerstreben den würtembergischen Kirchendienst, um einem Ruf der oberösterreichischen Stände zu folgen, als Oberpfarrer und Vorsteher einer evangelischen Erziehungsanstalt in Linz. Hier erwarteten ihn schwierige Verhältnisse und schwere Schicksale: nicht nur hatte er mit den Jesuiten zu kämpfen, die ihm auflauerten und ihn lebensgefährlich bedrohten, sondern auch die Ausbreitung einer calvinischen Richtung im Schoß der evangelischen Gemeinden Oesterreichs und die damit zusammenhängende Opposition gegen die lutherische Orthodoxie, an der auch der damals zu Linz lebende Astronom Joh. Keppler sich betheiligte, machte ihm viel Kummer und veranlaßte ihn zu Schritten, die ihm den unverdienten Ruf eines engherzigen lutherischen Fanatikers eingetragen haben. Er weist Keppler vom heil. Abendmahl zurück wegen seines Widerspruchs gegen den Lehrbegriff der F. C.; daß H. damit im formalen Rechte war, ja ratione officii et conscientiae nicht anders habe handeln können, wird vom Stuttgarter Consistorium ausdrücklich anerkannt (25. Sept. 1612); daß keine persönliche Feindschaft zwischen|Beiden bestand, zeigen die gegenseitigen Grüße und Zusendungen Beider (Opp. Kepleri. VI, 20. 634. 635). Endlich mußte H. der immer rücksichtsloser auftretenden Gegenreformation weichen; nachdem er wegen angeblicher Mitschuld an dem Aufstand gegen Ferdinand II. 30 Wochen harten Gefängnisses erduldet, muß er mit den übrigen evangelischen Predigern Oesterreich verlassen und kehrt in seine würtembergische Heimath zurück. Hier ward er 1625 zum Stadtpfarrer und Special-Superintendenten in Kirchheim u. T. ernannt, 1626 herzogl. Rath, General-Superintendent und Abt in Bebenhausen, 1630 durch das Restitutionsedict vertrieben, 1632 Stiftsprediger und Propst in Stuttgart. Aber auch hier sollte er noch nicht zur Ruhe kommen: nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 begleitete er seinen fliehenden Herzog Eberhard III. nach Straßburg. Hier war es, wo er am 6. September 1635 am Schlag starb. 23 Jahre nach seinem Tode hielt ihm Canzler Wagner in Tübingen eine Gedächtnißrede, die 1659 gedruckt wurde unter den Titel: „Memoria Hizleri resuscitata“.H. befaß nicht bloß eine gründliche theologische Gelehrsamkeit, sondern auch Kenntnisse in der Mathematik und Musik, dichtete, componirte, verfertigte mathematische Instrumente, empfahl eine neue Bezeichnung der Tonleiter in seiner Musica nova und schrieb „de praestantia Theologiae“.

    • Literatur

      Vgl. Witte, Diar.; Fischlin, Mem. theol. Wirt.; Seybold's Historienbüchlein; Frisch, Opp. Kepleri, Band IV. VI. VIII.; Paul Stark in der Zeitschr. f. histor. Theol. 1868; Baur bei Ersch und Gruber, Sect. II. Bd. 9, S. 75.

  • Autor/in

    Wagenmann.
  • Zitierweise

    Wagenmann, Julius August, "Hitzler, Daniel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 12 (1880), S. 512-513 unter Hizler [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121739651.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA