Lebensdaten
1863 – 1935
Geburtsort
Burgsteinfurt (Westfalen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Indogermanist ; Sprachwissenschaftler ; Philologe
Konfession
-
Normdaten
GND: 11728310X | OGND | VIAF: 25375800
Namensvarianten
  • Schulze, Wilhelm Emil Heinrich
  • Schulze, Wilhelm
  • Schulze, Wilhelm Emil Heinrich
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Zitierweise

Schulze, Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11728310X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Rudolf, Postbeamter;
    M Dina Denhardt.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Burgsteinfurt studierte S. seit 1881 in Berlin, seit 1883 in Greifswald Vergleichende Sprachwissenschaft, v. a. bei Johannes Schmidt (1843–1901), dem Begründer der „Berliner Schule“, und Heinrich Zimmer, Klassische Philologie, v. a. bei Adolf|Kießling und Georg Kaibel, sowie Germanistik. 1887 wurde S. aufgrund eines Specimens seiner 1892 erschienenen „Quaestiones epicae“ promoviert. 1890 habilitiert, wurde S. 1892 auf ein Extraordinariat für Klassische Philologie nach Marburg/Lahn und 1895 auf den Lehrstuhl für Indogermanische Sprachwissenschaft nach Göttingen berufen. 1902 folgte er seinem Lehrer J. Schmidt in Berlin nach, wo er bis zur Emeritierung 1932 lehrte.

    S. war einer der Hauptvertreter einer philologisch orientierten Sprachwissenschaft. Seine sprachlichen Untersuchungen fußen immer auf gründlichen philologischen Kenntnissen der Quellen in sehr vielen Sprachen. Sie galten hauptsächlich dem Griechischen und dem Lateinischen, behandeln aber auch allgemein-indogermanistische Themen; S. wandte sich später dem in Chinesisch-Turkestan neu zutagegetretenen Tocharischen zu, bei dessen grammatischer Erschließung er mit Emil Sieg (1866–1951) und Wilhelm Siegling (1880–1946) zusammenarbeitete (Tochar. Grammatik, 1931).

    Seinen Ruhm begründeten die beiden epochemachenden Werke über die Sprache und Metrik des frühgriech. Epos (v. a. Homers) bzw. die lat. Personennamen. In den „Quaestiones epicae“ untersuchte S. umfassend und weit ausgreifend die sog. „metrische Dehnung“ von Kurzvokalen in Wortformen, die sich von ihrer Silbenstruktur her dem epischen Versmaß widersetzen. In „Zur Geschichte lat. Eigennamen“ (1904, Nachdr. 1933, 1991) legte S. durch die Herausarbeitung verschiedener Schichten im lat. Personennamensystem und der engen Beziehungen zwischen dem Etruskischen und den anderen Sprachen Mittelitaliens eine feste Grundlage für alle namenkundlichen Forschungen auf dem Boden Alt-Italiens. Dabei baute S. methodologisch nicht auf die etymologische Deutung einzelner Namen, sondern arbeitete durch die Zusammenstellung gleichartiger Bildungstypen die morphologischen Verhältnisse bei den Namen und damit im gesamten System der Namenbildung heraus.

    Obwohl S. nicht als Autor von Handbüchern oder Lexika hervortrat, beeinflußte er als einer der wichtigsten Sprachwissenschaftler seiner Zeit das Fach zutiefst durch seine scharfsichtigen, ebenso gründlichen wie sorgsam abwägenden, Wort- und Kulturgeschichte verbindenden Detailuntersuchungen.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Göttinger Ges. d. Wiss. (o. 1898, ausw. 1902), d. Preuß. Ak. d. Wiss. (o. 1903) u. d. Wiener Ak. d. Wiss. (korr. 1922);
    Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste (1931).

  • Werke

    Weitere W Orthographica, 1894;
    Graeca Latina, 1901, Nachdr. beider Werke, 1958;
    Kl. Schrr., 1934, ²1966 mit Nachtrr. hg. v. W. Wissmann (W-Verz., P);
    – Mithg.: Zs. f. vgl. Sprachforsch., 1905-35.

  • Literatur

    E. Fraenkel, in: The Classical Review 49, 1935, S. 217-19;
    E. Hermann, in: Nachrr. v. d. Ges. d. Wiss. zu Göttingen. J.ber. 1934/35, 1935, S. 75-84;
    P. Kretschmer, in: Alm. d. Ak. d. Wiss. in Wien 85, 1935, S. 338-41;
    F. Specht, in: Gnomon 11, 1935, S. 569-76;
    M. Vasmer, in: SB d. Preuß. Ak. d. Wiss. 1935, S. CXVI-CXXI;
    J. Lohmann, in: Bursian-BJ 254, 1936, S. 105-22 (W-Verz.);
    W. Wissmann, in: Indogerman. Jb. 20, 1936, S. 344-53;
    Göttinger Gel. (P);
    Lex. Grammaticorum.

  • Porträts

    Foto in: Orden Pour le mérite f. Wiss. u. Künste, Die Mitgll. d. Ordens, II, 1978, S. 357.

  • Autor/in

    Rüdiger Schmitt
  • Zitierweise

    Schmitt, Rüdiger, "Schulze, Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 728-729 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11728310X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA