Lebensdaten
1866 – 1954
Geburtsort
Klein Tromnau (Trumiejki, Westpreußen)
Sterbeort
Reinfeld (Holstein)
Beruf/Funktion
Generalmajor ; Pazifist ; Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116859830 | OGND | VIAF: 98504224
Namensvarianten
  • Schoenaich, Paul Eugen Freiherr von
  • Hoverbeck genannt von Schoenaich, Paul Eugen Freiherr von
  • Hover, Eugen (Pseudonym)
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Hoverbeck, Paul Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116859830.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. flandr. Fam. Hoverbeck (s. NDB IX);
    V Eduard (1827–80), auf K. T., S d. Eduard (1799–1856), auf K. T., u. d. Doris v. Rosenberg-Gruszczynski (1803–67);
    M Kamilla (1827–85), T d. Alfred Frhr. v. Buddenbrock (1796–1863), preuß. Oberstlt., u. d. Julie Edle v. Limburger Freiin v. Ehrenfels (1895–1872, s. Dt.GB 70);
    Ur-Gvv Samuel (1762–1809, s. Fam.art.);
    3 B Alfred (1860–1951), Gutsbes., Pol., Hans (früh †), Andreas (1863–1918, Frieda v. Ohlendorff, 1871–1937), preuß. Oberst, 2 Schw;
    1) Othmarschen (heute zu Hamburg) 1891 Stefani (1868–1939), T d. Carl Alphons Brödermann (1840–92, s. Dt.GB 63), Kaufm. in Hamburg, u. d. Stephani Sloman (1848–1945), 2) Reinfeld 1941 Elisabeth (1876–1966, 1] 1900 Carl Brödermann-Sloman, 1869–1933, Kaufm., B d. Stefani, s. o.), T d. Wilhelm Amsinck (1821–1909, s. NDB III*; Hamburg. Biogr. II), u. d. Laetitia Willink (1845–1923, s. Dt.GB 210);
    3 S aus 1) Alphons (1892–1918 ⚔), Stephan (1895–1991, Marianne Petersen, * 1910, s. Dt.GB 171, 1] Gerhard Gebbers, 1902–72, Kaufm. in Hamburg, Dipl.-Ing. in Hamburg), Dietrich (1900–14); Ur-Gvm d. 1. Ehefrau Robert Miles Sloman (1783–1867), Reeder in Hamburg (s. ADB 34; Dt.GB 128), Ur-Gvv d. 2. Ehefrau Wilhelm Amsinck (1752–1832), Bgm. v. Hamburg (s. NDB I; Dt.GB 205); Halb-Schw d. 2. Ehefrau Emily (1858–1931, Heinrich Burchard, 1852–1912, Bgm. v. Hamburg, s. NDB III).

  • Biographie

    S. besuchte seit 1879 die Kadettenschule in Kulm und ging dann zur Marine. 1887 ließ er sich – als Zwischenstation vor einer beabsichtigten Diplomatonlaufbahn – zum 2. Gardedragoner-Rgt. in Berlin versetzen, wo er sich für das Reiten begeisterte und 20 Jahre blieb. In seiner Freizeit hörte er Vorlesungen an der Universität u. a. in Volkswirtschaft hei Adolph Wagner (1835–1917) und Karl Oldenberg (1864–1936); so kam er auch mit Silvio Gesells (1862–1930) Idee der Freiwirtschaft in Berührung, deren Anhänger er später wurde. Seit 1907 im Rang eines Majors Kavalleriereferent im Kriegsministerium und seit 1913 als Oberstleutnant Kommandeur des 15. Husaren-Rgt. Wandsbek, meldete er sich bei Kriegsbeginn zur Front und kommandierte das 14. Dragoner-Rgt. Colmar, das in Frankreich und Polen zum Einsatz kam. Im Sommer 1915 wurde er Abteilungsleiter im Kriegsministerium, 1919 Kommandeur der Kavallerie Berlins. Nachdem es am 24.6.1919 zu einem Konflikt mit General Walther v. Lüttwitz (1859–1942) gekommen war, der einen Putsch plante, wurde er auf dessen Betreiben mit Beförderung zum Generalmajor aus der Reichswehr entfernt. Er erwarb im Herbst 1919 ein kleines Landgut in Reinfeld (b. Bad Oldesloe), das er seither bewirtschaftete.

    S. gehörte 1918-28 der DDP an, für die er am 4.5.1924 im Wahlkreis Mecklenburg erfolglos für den Reichstag kandidierte. Er hielt politische Vorträge und schrieb für verschiedene Zeitungen. Im Herbst 1922 lernte er Friedrich Küster (1889–1966) kennen und trat der Dt. Friedensgesellschaft bei. S. war auch Mitglied des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“, des „Bundes der Freunde der Sowjetunion“ sowie der „Dt. Gesellschaft für Menschenrechte“ und in dieser Eigenschaft 1925 Mitherausgeber der Denkschrift „Deutschlands geheime Rüstungen?“. Im selben Jahre gehörte er mit Bertrand Russell und Albert Einstein zu den Unterzeichnern des „Manifests gegen die Wehrpflicht“. 1929 wurde S. als Nachfolger von Ludwig Quidde (1858–1941) zum Präsidenten und Küster zum Geschäftsführer der Dt. Friedensgesellschaft gewählt, die damit einen konsequent pazifistischen Kurs einschlug. Im März 1933 wurde die Dt. Friedensgesellschaft verboten und S. für zwei Monate inhaftiert. 1945 kurzzeitig Mitglied der CDU, wurde er 1946 wieder Präsident der Dt. Friedensgesellschaft. S. gehörte dem 1951 gebildeten Hauptausschuß für eine „Volksbefragung gegen die Remilitarisierung und für einen Friedensvertrag“ an, die jedoch wegen angeblicher Steuerung durch die SED verboten wurde. Hierdurch kam es zu einer Spaltung der Friedensbewegung in Befürworter und Gegner der Volksbefragung und zu einer Abwahl S.s als Präsident der Dt. Friedensgesellschaft (1952 Ehrenmitgl.).

  • Auszeichnungen

    zahlr. dt. u. ausländ. Orden u. Auszeichnungen, u. a. EK I;
    Dr. med. vet. h. c. (Berliner Tierärztl. Hochschule, 1918);
    Khrenurk. d. Bundes dt. Bodenreformer (1921).

  • Werke

    Gesch. d. 2. Garde-Üragoner-Rgt., 1902;
    Der poln. Aufstand d. J. 1863, 1904 (unter Ps.);
    Abrüstung d. Köpfe, 1923;
    Vom vorigen z. nächsten Krieg, 1925;
    Lebende Bilder aus Sowjet-Rußland, 1925 (P);
    Mein Damaskus, 1926 (P);
    Palästina, 1926;
    Die Peitsche d. August Schmidt, 1928 (Roman);
    Zehn J. Kampf f. Frieden u. Recht, 1929;
    Krise auf d. Insel Felix, 2 fantast. Geschichten vom Gelde, 1933;
    Mein Finale, 1947 (mit e. Einl. v. F. Hähnsen);
    Kollektivschuld, in: Weltbühne, 1947, S. 329 f.;
    Dt. Einheit, ebd. 1948, S. 354 f.

  • Literatur

    J. Stöcker, Männer d. dt. Schicksals, 1949;
    H. Herbers, Der Gentleman in d. Pol., in: Das andere Dtld. 4, 1953 (P);
    Obituary, in: The Times v. 8.1.1954, S. 8;
    K. Rohe, Das Reichsbanner Schwarz Rot Gold, 1966;
    H. Donat, Die radikalpazifist. Richtung in d. Dt. Friedensges., in: Pazifismus in d. Weimarer Rep., hg. v. K. Holl u. W. Wette, 1981, S. 27-45;
    H.-W. Niemann, Das Bild d. industriellen Unternehmers in dt. Romanen d. Jahre 1890-1945, 1982;
    K. Holl, in: Die Friedensbewegung, hg. v. H. Donat u. K. Holl, 1983;
    H. Habedank, in: Alternativen, hg. v. O. Groehler, 1987, S. 132-61 (P);
    St. Appelius, Pazifismus in Westdtld., 1991;
    ders., Der Friedensgeneral S., in: Dem. Gesch. 7, 1992, S. 165-80 (P);
    F. Gräper, Die dt. Friedensges. u. ihr Gen., in: Pazifist. Offiziere in Dtld. 1871-1933, hg. v. W. Wette, 1999, S. 200-17 (P);
    Th. Lory, Symbol. Gesten, ebd., S. 218-29 (P);
    Rhdb. (P);
    Wi. 1928 u. 1951;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Munzinger;
    GHdA 16 u. 68, Frhrl. Häuser B II u. VII, 1957 u. 1978 (Hoverbeck).

  • Autor/in

    Martin Jung
  • Zitierweise

    Jung, Martin, "Hoverbeck, Paul Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 381-382 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116859830.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA