Kleberger, Hans
- Lebensdaten
- 1486 oder 1485 – 1546
- Geburtsort
- Nürnberg
- Sterbeort
- Lyon
- Beruf/Funktion
- Kaufmann ; Philanthrop
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 135806046 | OGND | VIAF: 21316184
- Namensvarianten
-
- Kleeberger, Hans
- Kleeberger, Johann
- Kleberger, Johann
- Cleberger, Johann
- Kleberger, Hans
- Kleeberger, Hans
- Kleeberger, Johann
- Kleberger, Johann
- Cleberger, Johann
- Cleberg, Jean
- Kleberger, Johannes
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Kleberger, Hans
Kaufmann, * 6.2.1486 Nürnberg, † 6.9.1546 Lyon. (katholisch)
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Genealogie
Aus Nürnberger Handwerkerfam.;
V Hans Scheuchenpflug gen. K., Harnischmacher, trieb dann Handelsgeschäfte, erwarb aus d. Überschüssen Hypotheken, 1512 Genannter d. Gr. Rats in N., 1500 Wappenbrief;
M Agatha Zeitler;
⚭ 1) 1528 Felicitas, Wwe d. →Hans Imhof († 1526), T d. Humanisten →Willibald Pirckheimer († 1530), 2) Pelonne de Bonzin aus Tournai, Wwe e. in Paris hingerichteten Lutheraners;
S David, Kaufm.;
Stief-S →Willibald Imhof († 1580), Kaufm., Kunstsammler (s. NDB X). -
Biographie
K. war zunächst bei der Handelsgesellschaft der Imhoff angestellt und unter anderem in Bern und Lyon tätig. In Bern betätigte er sich als Berater in Münzfragen und machte sich selbständig, hier erwarb er das Bürgerrecht, das er bis zu seinem Tod beibehielt. Sein Hauptbetätigungsfeld wurde jedoch Lyon, das damals mit seinen Messen ein wichtiger Stützpunkt für den südwesteuropäischen Handel der Oberdeutschen und der Hauptfinanzplatz in Frankreich war. Seine kaufmännische Gewandtheit und offensichtlich auch seine Kenntnisse im Französischen ermöglichten es ihm, zwischen den Oberdeutschen und den maßgeblichen französischen Kreisen als Vermittler zu wirken. So brachte er bereits 1522 eine Anleihe für König Franz I. von Frankreich zustande, deren Rückzahlung sich allerdings bis 1533 verzögerte. Wegen dieser Verzögerung wurden ihm 1526 die Treidelgebühren der Rhoneschiffer verpfändet. Im Juni 1527 erwarb er, inzwischen zu Reichtum gelangt, ein Haus in Genf. Seine Verbindungen zu Nürnberg werden aus der Tatsache ersichtlich, daß ihn 1526 Dürer porträtierte. Im Oktober 1527 wurde K. Bürger von Nürnberg und schloß mit den Brüdern Endres und Gabriel Imhoff eine Handelsgesellschaft. Gegen den anfänglichen Widerstand von Willibald Pirckheimer heiratete K. dessen Tochter Felicitas. Die Ehe kam unter der Bedingung zustande, daß das Paar weiterhin in Nürnberg leben sollte. Doch kränkelte K.s Gattin. K. verkaufte den Grundbesitz, zu dem er inzwischen in Nürnberg gelangt war, und gab trotz Gegenbemühungen Pirckheimers das Nürnberger Bürgerrecht auf. Kurz darauf starb seine Frau, worauf Pirckheimer den Schwiegersohn des Giftmords zieh, ihn als Wucherer und Atheisten verunglimpfte und die Nachricht verbreitete, er stamme von einem Wechsler Scheuenpflug, der wegen seiner Schulden aus der Stadt entwichen sei. Künftig war K. vor allem in Lyon tätig, wo er 1535 das französische Staatsbürgerrecht erwarb. 1543 wurde er Valet de Chambre des Königs. In Lyon besaß er ein stattliches Anwesen nahe der Porte de la Lanterne. Außerhalb der Stadt erwarb er 3 adlige Herrschaften. Im Dezember 1545 wurde er in Lyon zum Schöffen gewählt; damals befand er sich mit einer geschätzten Steuersumme von 1000 Livres unter den 10 reichsten Bürgern der Stadt. Für die oberdeutschen Kaufleute wirkte K. als Vermittler namentlich bei den Schwierigkeiten, die sich seit 1540 aus den zugunsten der Lyoner Seidenindustrie errichteten Zöllen ergaben, ferner bei der Erneuerung der den Oberdeutschen bewilligten Privilegien und im Zusammenhang mit den Darlehen, die der französische König teilweise unter Zwang bei den Oberdeutschen aufnahm.
Nach K.s Tod wurde sein Vermögen von den Zeitgenossen auf rund 100 000 Kronen geschätzt. Seine Witwe konnte 14 Herrschaften erwerben. Sein Sohn und Haupterbe David befand sich allerdings 1563 bereits in Geldnot. In seinem Testament bedachte K. das 1533 in Lyon begründete „Große Almosen“, wie die Hospitäler in Genf und Bern, die er schon zu Lebzeiten beschenkt hatte, und in Lyon wahrte ihm die Nachwelt den ehrvollen Beinamen des „bon Allemand“, den er sich erworben hatte, als er 1531 anläßlich einer Pestepidemie für verlassene Kinder als ungenannter deutscher Kaufmann 500 Livres gespendet hatte.
Das Porträt Dürers von 1526 zeigt K. als energischen und stolzen Repräsentanten der Renaissance. Als Geschäftsmann waren ihm alle Mittel und Wege recht. Klug verstand er sich den Umständen anzupassen; in 2. Ehe heiratete er zwar die Witwe eines Blutzeugen der Reformation, aber er selbst starb als Katholik. Ebenso fühlte er sich, wie seine Äußerungen zeigen, zwischen den Nationen. So machte er auf viele einen zwiespältigen Eindruck, wie Gabriel Tucher sich ausdrückte, „ein seltzam man, heut mochtz im gefallen, morgen nit“. Andererseits rühmte kein Geringerer als Erasmus seine „Humanität“, und seine vielfach erwiesene Wohltätigkeit sprach ebenfalls zu Gunsten des in seiner Vaterstadt Gemiedenen.
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Literatur
ADB 16;
E. Vial, in: Revue d'Hist. de Lyon, 1912/13;
A. Kleinclaucz, Hist. de Lyon I, Des origines à 1595, 1939;
G. Pfeiffer, in: Nürnberger Gestalten aus 9 Jhh., 1950, S. 87-91 (L, P);
ders., Die Bemühungen d. oberdt. Kaufleute um d. Privilegierung ihres Handels in Lyon, in: Btrr. z. Wirtsch.gesch. Nürnbergs I, 1967;
R. Gascon, Grand commerce et vie urbaine au XVIe siècle. Lyon et ses marchands, 2 Bde., 1971;
H. Kellenbenz, Nürnberger Wirtsch.leben im Za. v. Willibald Pirckheimer, in: Jb. f. Fränk. Landesforschung 31, 1971. -
Porträts
Ölgem. v. A. Dürer, 1526 (Wien, Kunsthist. Mus.), Abb. b. Pfeiffer, s. L.
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Autor/in
Hermann Kellenbenz -
Zitierweise
Kellenbenz, Hermann, "Kleberger, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 11 (1977), S. 718 f. [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd135806046.html#ndbcontent