Lebensdaten
vor 1180 – 1208 oder 1209
Sterbeort
Oberndorf
Beruf/Funktion
Pfalzgraf von Bayern
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 121486338 | OGND | VIAF: 18080079
Namensvarianten
  • Otto VIII. von Wittelsbach
  • Otto VIII.
  • Otto
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Zitierweise

Otto von Wittelsbach, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121486338.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Fam. d. Grafen v. Scheyern;
    V Otto VI., Pfalzgf. v. Bayern ( 1189), erhielt 1180 d. Pfalzgrafenwürde v. Pfalzgf. Otto V., nachdem dieser d. Hzgt. Bayern erhalten hatte, S d. Pfalzgf. Otto IV. ( 1156) u. d. Heilika ( 1170);
    M Benedikta, T e. Gf. Burkhard (Burkhard V. v. Moosburg ?);
    Ov Otto I. v. W., Pfalzgf., seit 1180 Hzg. v. Bayern ( 1183, s. NDB 19);
    Schw Heilika ( 1] Mgf. Konrad III., 2] Hzg. Otto v. Böhmen); – ledig.

  • Biographie

    O. ist erstmals 1193 als Nachfolger seines Vaters in der bayer. Pfalzgrafschaft nachweisbar. Während der folgenden Jahre erscheint er kaum in den Quellen. Historische Bedeutung erlangte er, als er am 21.6.1208, während der in Bamberg stattfindenden Feierlichkeiten anläßlich der Hochzeit zwischen Beatrix, der Nichte Kg. Philipps von Schwaben, und Otto VII., Herzog von Meranien, den König im Bischofspalast ermordete. Grund für die Bluttat war vermutlich, daß dieser ein Versprechen, eine seiner Töchter mit O. zu verheiraten, nicht eingehalten hatte. B. U. Hucker nimmt dagegen politische Motive für die Tat an. O., dem die Flucht gelungen war, verfiel der Reichsacht; im folgenden Frühjahr wurde er bei Oberndorf durch den Reichsmarschall Heinrich von Kalentin gestellt und sogleich erschlagen.

    Durch den Tod des Staufers Philipp, dessen jahrelanges Ringen um den Thron im Sommer 1208 endlich erfolgreich beendet schien, war das Königtum des Welfen Otto IV. im Grunde gesichert. Da sich die Bluttat am Hof des Bischofs Ekbert von Bamberg ereignet hatte, wurden dieser und der zu diesem Zeitpunkt sich in Bamberg aufhaltende Mgf. Heinrich von Istrien, beide Andechser, der Mitwisserschaft beschuldigt und geächtet; die nachfolgenden Kämpfe zwischen den Herzögen von Bayern und den Andechsern zogen sich mit wechselndem Glück bis zum Aussterben der Andechser 1248 hin. 1211 wurde Ekbert, 1228 Heinrich von Istrien, die beide wohl tatsächlich zu Unrecht beschuldigt worden waren, rehabilitiert. Nutznießer des Verbrechens war in erster Linie Hzg. Ludwig I. von Bayern, der durch seine rasche Wendung zu Kg. Otto IV. erreichte, daß das Haus Wittelsbach bei der Sühnung des Verbrechens ungeschoren blieb. Er konnte zwar die 1208 eingezogenen Besitzungen der Andechser im Hzgt. Bayern nicht halten, erhielt dafür aber von Otto IV. nach dem Tod des Königsmörders dessen Lehensbesitz übertragen; die Burg Wittelsbach, Stammburg der Dynastie bei Aichach, wurde als Sühneleistung geschleift. Die bayer. Pfalzgrafschaft wurde 1209 den Grafen von Ortenburg übertragen.

  • Literatur

    ADB 24;
    A. Kraus, Das Hzgt. d. Wittelsbacher, Die Grundlegung d. Landes Bayern, in: Wittelsbach u. Bayern, Ausst.kat. München 1980, I/1, 180 f.;
    A. Schütz, Das Geschl. d. Andechs-Meranier im europ. HochMA. in: Herzöge u. Heilige, Ausst.kat. München 1993, S. 72 ff.;
    B. U. Hucker, Der Königsmord v. 1208, Privatrache od. Staatsstreich, in: Die Andechs-Meranier in Franken, Europ. Fürstentum im HochMA, Ausst.kat. Bamberg 1998, S. 111-28.

  • Autor/in

    Ludwig Holzfurtner
  • Zitierweise

    Holzfurtner, Ludwig, "Otto von Wittelsbach" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 673 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121486338.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Otto (VIII.) von Wittelsbach, Pfalzgraf von Baiern ( 1208), der Sohn des Pfalzgrafen Otto VII., Neffe des ersten wittelsbachischen Herzogs, hat als der einzige Königsmörder in der deutschen Geschichte seinem Namen eine traurige Berühmtheit verschafft. 1204 und 1205 focht er unter König Philipp im thüringischen und niederrheinischen Feldzuge und wahrscheinlich durch die hier geleisteten Dienste ward Philipp bewogen, ihm eine seiner Töchter zu verloben. Später aber scheint der König Nachtheiliges über den Pfalzgrafen erfahren zu haben und machte das Eheversprechen rückgängig. Besonders infolge der Tödtung oder ungerechten Hinrichtung eines angesehenen Baiern, Namens Wulf, glaubte man, sei O. in der Gunst des Königs gesunken. Von der grausamen Strenge seines richterlichen Waltens hat man sich auch sonst erzählt: wie sein Urtheil schon wegen Diebstahls von einem Heller Werth auf den Tod gelautet, wie er, morgens ausreitend, gern Stricke mitgenommen habe, um Uebelthäter, denen er etwa begegnen würde, auf der Stelle aufzuknüpfen. Die getäuschte Hoffnung aber verstimmte den Pfalzgrafen umfomehr, da er als Brautwerber großen Aufwand gemacht hatte. Indessen bemühte er sich um die Hand einer anderen Prinzessin: Gertrud, Tochter des Herzogs Heinrich von Schlesien und der heiligen Hedwig von Melanien; wieder aber glaubte er zu bemerken, daß ihm der König heimlich entgegenarbeite. In der Slavenchronik Arnolds wird die Sache so dargestellt.' Philipp habe dem Pfalzgrafen statt eines erbetenen und erwarteten Empfehlungsschreibens an den schlesischen Hof ein warnendes oder abwehrendes mitgegeben, und O. sei dessen inne geworden. Jedenfalls war es tief empfundene Ehrenkränkung, was den Wittelsbacher zu einer That wilden Jähzorns hinriß, zu einem Verbrechen, das verhängnißvoll in den Gang der deutschen Geschichte eingegriffen hat. Am 21. Juni 1208 um drei Uhr Nachmittags pflog der König nach der Hochzeitsfeier seiner Nichte mit Otto von|Meranien in dem bischöflichen Palaste zu Bamberg der Ruhe, als vor dem Thore, gefolgt von einigen Bewaffneten, der Pfalzgraf erschien und um Einlaß bat. Philipp befahl ihn eintreten, seine Begleiter aber draußen warten zu lassen. Mit bloßem Schwert erschien O. vor dem Könige. Dieser empfing ihn mit einer Arglosigkeit, die im Falle der Richtigkeit von Arnold's Erzählung doch schwer zu begreifen wäre; bei dem Anblick des blanken Schwertes glaubte er, der Pfalzgraf wolle, wie er früher zuweilen gethan, mit seiner Geschicklichkeit in Gauklerkünsten ihn unterhalten, und verbat sich für diesmal das Spiel. Doch mit dem Rufe: Spiel gilt es jetzt nicht! drang O. auf ihn ein. Ein Hieb durchschnitt dem Könige die Kehle, so daß er nach wenigen taumelnden Schritten entseelt zu Boden stürzte. Mit demselben Schwerte verwundete der Wüthende den zur Abwehr herbeispringenden Truchsessen von Waldburg, ungefährdet gelangte er dann ins Freie und jagte mit seinen Genossen davon. Vor den Reichstag Otto's IV. zu Frankfurt (11. Nov.) trat des Ermordeten zehnjährige Tochter Beatrix, geführt vom Bischofe von Speier, und klagte gegen den Mörder. Einstimmig wurde das Urtheil der Friedlosigkeit über ihn gesprochen. Seine Eigengüter und Reichslehen fielen an seinen Vetter. Herzog Ludwig von Baiern, das Reichsamt der baierischen Pfalzgrafschaft jedoch, worin O. seinem am 18. August 1189 gestorbenen Vater gefolgt war, an den Grafen Rapoto II. von Ortenburg und Kraiburg. Im Januar 1209 fällte ein Reichstag in der baierischen Nachbarschaft Augsburgs in Anwesenheit Herzog Ludwigs das gleiche Urtheil über den Mörder nach baierischem Recht. Schon vorher, im December, waren der Baiernherzog und der Reichsmarschall Heinrich von Pappenheim und Kalden in die Besitzungen des Geächteten eingebrochen und hatten diesen, der nicht lange Widerstand leisten konnte, gezwungen, in der Verborgenheit Rettung zu suchen. Damals soll die Burg Wittelsbach zerstört worden sein. Als dann im März 1209 der Pappenheimer mit einer Botschaft des Königs nach Regensburg ritt, brachte ihm der Sohn eines Mannes, der einst durch den Pfalzgrafen das Leben verloren, die Nachricht, der Geächtete halte sich zu Oberndorf zwischen Kelheim und Regensburg in einer Scheune versteckt. Der Marschall ließ dieselbe umzingeln und gab als Rächer seines staufischen Herrn dem Königsmörder selbst den Tod. Der abgeschnittene Kopf der Leiche ward in die Donau geworfen, der Rumpf im freien Felde verscharrt, bis ihm Herzog Ludwig acht Jahre später im Kloster Indersdorf ein Begräbniß an der Seite des alten Pfalzgrafen erwirkte.

    • Literatur

      Winkelmann, Philipp v. Schwaben u. Otto IV., I. — Wittmann, die Pfalzgrafen v. Baiern. — Riezler, Gesch. Baierns. II.

  • Autor/in

    Riezler.
  • Zitierweise

    Riezler, Sigmund Ritter von, "Otto von Wittelsbach" in: Allgemeine Deutsche Biographie 24 (1887), S. 646-647 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121486338.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA