Lebensdaten
erwähnt 1201, gestorben 1238
Geburtsort
Glogau
Sterbeort
Krossen
Beruf/Funktion
Herzog von Schlesien-Breslau
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118709801 | OGND | VIAF: 102304964
Namensvarianten
  • Heinrich der Bärtige
  • Heinrich I. der Bärtige
  • Heinrich I. von Schlesien-Breslau
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Zitierweise

Heinrich I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709801.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Piasten;
    V Hzg. Boleslaw I. v. Sch. ( 1201, s. NDB II);
    M Adelheid, T d.Gf. Berengar III. v. Sulzbach;
    Ov Mesko ( 1211), Stamm-V d. Linie d. Herzöge v. Oppeln u. Ratibor;
    B Jaroslaw ( 1201), Herr v. Oppeln, Bischof v. Breslau seit 1198;
    Schw Adelheid ( Mgf. Diepold III. v. Mähren, 1223);
    Vt Hzg. Kasimir v. Oppeln u. Ratibor ( 1229/30);
    - ⚭ Hedwig d.Hl. ( 1243, s. NDB VIII);
    4 S, 3 T, u. a. Hzg. Heinrich II. v. Sch. ( 1241, s. NDB VIII), Konrad ( 1235/37), Gertrud ( frühestens 6.12.1268, verlobt mit Pfalzgf. Otto v. Wittelsbach, 1208), Äbtissin v. Trebnitz;
    N Mesko II. ( 1246), Wladislaw ( 1281), beide Herzöge v. Oppeln u. Ratibor.

  • Biographie

    H., der bedeutendste und mächtigste der niederschlesischen Piasten, war der Alleinerbe seines Vaters; nach dem Zurücktreten des Einflusses des Reiches und nach dem Erlöschen der polnischen Senioratsverfassung nahm er eine unabhängige Stellung ein. Zwar verlor er zunächst das Gebiet von Oppeln an seinen Oheim Mesko, doch gelang es ihm später in wechselvollen Kämpfen, Krakau mit Kleinpolen und Sandomir sowie Großpolen bis zur Warthe zu gewinnen. Burg und Land Lebus an der mittleren Oder vermochte er zu behaupten, in Oberschlesien führte er seit 1229/30 die Vormundschaft über die Söhne Kasimirs von Oppeln. So konnte er sich in den 30er Jahren Herzog von Schlesien und Krakau, gelegentlich auch von (Groß-)Polen nennen. Ob er wirklich, wie eine spätere polnische Chronik berichtet, die polnische Krone für seinen Sohn Heinrich II. erstrebte, bleibt allerdings ungewiß. Gemeinsam mit Herzog Konrad von Masowien bekämpfte er 1222/23 die heidnischen Preußen; zum Deutschen Ritterorden unterhielt er gute Beziehungen, und es scheint, daß die Übereignung des Kulmerlandes an den Orden durch den Herzog von Masowien unter seinem Einfluß zustande kam.

    Die deutsche Einwanderung, die unter seinem Vater Boleslaw auf den Gütern des Zisterzienserklosters Leubus und auf Herzogsland eingesetzt hatte, trat unter H. in ihre entscheidende Phase. Auf großzügige Waldrodungen und die Gründung der ersten deutschen Städte (Goldberg, Neumarkt, Löwenberg) folgten bald die Umsetzung altbesiedelter Gebiete zu deutschem Recht und ein allgemeiner Aufschwung von Handel und Gewerbe. Ein Aufstand seines Sohnes Konrad scheint sich gegen die Begünstigung der deutschen Einwanderer gerichtet zu haben. Persönlich tief religiös, gründete H. unter dem Einfluß seiner Gemahlin, der heiligen Hedwig, das Zisterzienserinnenkloster Trebnitz. Er förderte die kolonisatorische Tätigkeit der Leubuser Mönche und berief Zisterzienser nach Heinrichau, einer Stiftung seines Notars Nikolaus. Andererseits fand er sich nicht bereit, die kirchlichen Immunitätsforderungen grundsätzlich anzuerkennen, und geriet wegen der Zehentleistungen der deutschen Neusiedler in schweren Gegensatz zum Bistum Breslau. Obwohl er lange Zeit hindurch gute Beziehungen zur Kurie unterhalten hatte, wurde er 1237 exkommuniziert, weil er in der Frage der Immunität nicht nachgab, und starb vor der endgültigen Bereinigung seines Konfliktes mit der Kirche.

  • Literatur

    St. Smolka, Henryk Brodaty, Lemberg 1873;
    E. Randt, in: Schles. Heimat 3, 1938, S. 91-96;
    F. Schilling, Ursprung u. Frühzeit d. Deutschtums in Schlesien u. im Land Lebus, 1938;
    J. Gottschalk, St. Hedwig, Hzgn. v. Schlesien, 1964, S. 105 ff.; s. a. L zu
    Heinrich I. v. Schlesien ( 1346).

  • Autor/in

    Heinrich Appelt
  • Zitierweise

    Appelt, Heinrich, "Heinrich I." in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 393 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709801.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heinrich I., genannt der Bärtige, Herzog von Schlesien, stirbt den 19. März 1238, der erste schlesische Fürst, der thatsächlich ganz unabhängig von Polen regierte, insofern die Testamentsbestimmung Herzog Boleslaws III., welche|eine gewisse Superiorität an den Besitz von Krakau knüpfte, vom Anfange des 13. Jahrhunderts an ganz außer Geltung kam. Obwohl der jüngere Sohn Boleslaw des Langen ward er doch schon bei Lebzeiten des Letzteren zum Nachfolger bestimmt, während der ältere Sohn Jaroslaw für den geistlichen Stand bestimmt und zum Bischofe von Breslau gemacht ward. Beim Tode seines Vaters Boleslaw (Decbr. 7 1201) wußte ihm sein Oheim Mesko von Ratibor ein Stück Land, nämlich das Herzogthum Oppeln, zu entreißen, welches seitdem auch der oberschlesischen Linie der Piasten geblieben ist. H. mußte das damals sich gefallen lassen, wir sehen ihn aber bald eine achtunggebietende Stellung unter den polnischen Fürsten einnehmen, deren er z. B. 1208 am Weihnachtstage bei Gelegenheit der Taufe eines seiner Söhne eine Anzahl in Glogau mit sehr glänzendem Gefolge von geistlichen und weltlichen Würdenträgern vereinigte, und er wird die Seele der 1222 und 1223 auf Antrieb des Papstes von den polnischen Fürsten gegen die heidnischen Preußen unternommenen Kreuzzüge, durch welche in der Kulmer Burg dem Bekehrungswerke ein fester Stützpunkt gewonnen ward. In der Urkunde, welche dieses Gebiet dem Bischof Christian verlieh, wird für Herzog H. eine dauernde Mitwirkung an der Behauptung des Landes vorausgesetzt und wenn wir in Erwägung ziehen, daß er der erste unter den piastischen Herzögen ist, der und zwar zu eben jener Zeit 1222 dem deutschen Orden eine Schenkung macht, so liegt die Vermuthung sehr nahe, daß die von so welthistorischer Bedeutung gewordene Berufung des Ordens nach dem Preußenlande auf Herzog Heinrichs Antrieb erfolgt sei. In dem Zusammenhange der vielfachen Fehden, welche H. mit den großpolnischen Herzögen durchzufechten hatte, gehört auch der heimtückische Ueberfall, welchen im Novbr. 1227 Wladislaw Odonicz und Swantopolk von Pommern ihm unweit Gonsawa, wo er eine Zusammenkunft mit jenen Fürsten gehabt hatte, bereiteten. Den Herzog H. rettete nur die Aufopferung seines treuen Ritters Peregrin von Wiesenburg vor meuchlerischer Ermordung, wie sie seinen Verbündeten Herzog Lesko von Krakau traf. Schwer verwundet entkam er. Die Wittwe Leskos, Grymislawa, suchte nun bei ihm Hülse für ihren Sohn, den er auch mit Tapferkeit und Energie vertheidigte, freilich nicht ohne selbst einen Theil des kleinpolnischen Landes für sich zu behalten, wie er denn von 1229 an sich in seinen Urkunden als Herzog von Schlesien, Krakau und Polen bezeichnet. Allerdings wußte sich in demselben Jahre Konrad von Masovien durch einen verrätherischen Ueberfall seiner Person zu bemächtigen, und in dem von seiner Gemahlin Hedwig vermittelten Vertrage mußte er seine Freiheit mit dem Verzichte auf Krakau erkaufen, doch erklärte der Papst den erzwungenen Eid für ungültig und H. behauptete sich bis an seinen Tod im Besitze Krakaus. Auch nach anderer Seite hin war er siegreich, Burg und Land Lebus entriß er (1230) wiederum dem Magdeburger Erzbischofe, erwarb auch einen ansehnlichen Theil von Großpolen bis zur Warthe, und herrschte von 1229/30 an auch über Oberschlesien bei der Minderjährigkeit der Söhne Kasimirs, so daß er bis zu seinem Tode 1238 seinem Sohne gleiches Namens ein großes Landgebiet hinterließ, das von Frankfurt a. O. im Norden bis über Sendomir und von der Warthe bis an die Grenzen Böhmens und Mährens sich erstreckte. Die schon von Heinrichs Vater begonnene Germanisation Schlesiens ward erst unter seiner Regierung in größerem Umfange durchgeführt, gefördert auch durch seine Vermählung mit der deutschen Prinzessin Hedwig, der Tochter des auch in Franken reich begüterten Herzogs Bertold von Meran (in Dalmatien). Eine große Anzahl von Dörfern in Nieder- und Oberschlesien wurden jetzt zu deutschem Rechte ausgesetzt und an deutsche Colonisten ausgethan, auch zahlreiche Städte als deutsche Gemeinwesen gegründet. Mit dem Herzoge wetteiferten nach dieser Seite hin ebenso die jetzt vielfach eingewanderten deutschen Edelleute wie der|Bischof und die im Lande begüterten geistlichen Stifter und Ritterorden. Diesen wandte der Herzog zum Theile unter dem Einflusse seiner frommen Gemahlin große Gunst zu, vor Allem dem Orden der Cisterzienser, die ja aller Orten um die Urbarmachung des Landes sich große Verdienste eworben haben. Eine Schöpfung Heinrichs ward das reich dotirte Nonnenkloster Trebnitz, der Lieblingsaufenthalt der Herzogin Hedwig, in dessen Kirche auch H. seine letzte Ruhestätte fand (gegründet vor 1203), auch das nach ihm genannte Cisterzienserkloster Heinrichau (1227). Ebenso verdanken die Augustinerpropstei zu Naumburg am Bober, das Heiligegeisthospital zu Breslau und das große Aussätzigenspital zu Neumarkt wesentlich dem Herzoge ihren Ursprung. Allerdings rief die Begünstigung der Deutschen auch manche Opposition unter dem slavischen Adel hervor; einer der Söhne Heinrichs, Konrad, trat an die Spitze der Unzufriedenen, fand aber gegen seinen Bruder Heinrich, der die deutsche Ritterschaft gegen ihn in den Kampf führte, nach einer Niederlage bei Rothkirch unweit Liegnitz den Tod. Auf der anderen Seite verwickelten die Ansprüche des Breslauer Bischofs Lorenz auf die Zehnten der neuen deutschen Gründungen den Herzog in Streitigkeiten mit der Geistlichkeit, welche zur Folge hatten, daß er thatsächlich im Banne der Kirche gestorben ist. Dadurch, daß H. in einer Zeit, wo die Wehrkraft des Reiches bei der überhandnehmenden Zerbröckelung im Innern und dem fortdauernden Kampfe mit den geistlichen Gewalten, geringer anzuschlagen war, hier in Schlesien ein deutsches Grenzland von imponirender Machtstellung schuf und nicht minder durch seinen Antheil an der Gründung jenes zweiten Bollwerks im Osten, des Ordenslandes Preußen, hat er sich obwohl nicht Reichsfürst doch um die Sicherung der Reichsgrenzen gegen die Slaven ein Verdienst erworben, das bisher schwerlich in seinem ganzem Umfange gewürdigt worden ist.

    • Literatur

      Zusammenstellung des Quellenmaterials in Grünhagens Regesten zur schlesischen Geschichte, 2. Aufl. Cod. dipl. Siles. VII. Luchs, schles. Fürstenbilder, Bogen 7. Smolka, Herzog Heinrich des Bärtigen auswärtige Beziehungen; schles Zeitschrift. Bd. XII. S. 98 ff.

  • Autor/in

    Grünhagen.
  • Zitierweise

    Grünhagen, Colmar, "Heinrich I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 602-604 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118709801.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA